Sandra Ringwald und Anne Winkler haben im Freistilsprint in Lahti erstklassige Leistungen gezeigt mit Platz vier und elf, die Siege holten sich Maiken Caspersen Falla und Federico Pellegrino.
Falla gibt früh Gas, Ringwald Vierte
Im Finale der Damen konnte sich Maiken Caspersen Falla durchsetzen, nachdem sie sich direkt nach dem Start an die Spitze gesetzt hatte. Das war vorn vornherein so geplant und wie sie es sich erhofft hatte, war sie bis zum Ziel nicht mehr einzuholen: „Ich hatte eine gute Position in der letzten Abfahrt. Ich wollte direkt vom Start vorne sein, weil ich von vor zwei Jahren wusste, dass man von vorne eine Lücke reißen kann“, sagte sie. Stina Nilsson konnte nur noch den zweiten Platz vor ihrer Teamkollegin Hanna Falk und Sandra Ringwald absichern. Die Deutsche war froh, überhaupt dranbleiben zu können, kam mit Schwung ins Stadion und Schwedin machte ihr nach einem Blick über die Schulter die Tür zu. Auf der Außenbahn kämpfte sie um ihr erstes Podium, musste sich aber knapp geschlagen geben. Fünfte wurde Ida Ingemarsdotter vor Laurien van der Graaff, die heute nicht so stark wirkte wie bei den letzten Freistilsprints.
Stehversuche im Herren-Finale
Das Finale der Herren war sehr sehenswert, weil es eher ungewöhnlich verlief. Zwar lief Topfavorit Johannes Høsflot Klæbo immer ganz vorne, nahm aber sofort das Tempo raus, so dass es über weite Strecken des Finals zu Stehversuchen kam und die Laufzeit 15 Sekunden langsamer war als der schnellste Vorlauf. Nach dem zweiten Anstieg sah der Norweger auf der Kuppe über die Schulter und attackierte in die Abfahrt hinein. Für ihn ein absolut normales Vorgehen, umso erstaunlicher, dass die Konkurrenz diesen Angriff fast komplett verschlief – vor allem der vorher zweitplatzierte Lucas Chanavat, der sich an letzter Stelle wiederfand. Da Klæbos größter Rivale Federico Pellegrino aber schnell wieder an seinen Skienden war, wurde das Tempo kurzzeitig wieder etwas langsamer. Dann griff der Italiener nach einem Blick zum Norweger an, aber Sindre Bjørnestad Skar war derjenige, der Pellegrino auf den Fersen blieb und dann in der Abfahrt die Führung übernahm. Johannes Høsflot Klæbo lag hier an dritter Stelle mit Lücke zu den Verfolgern, die Gleb Retivykh mit einem exzellenten Ski aber wieder zulaufen konnte. Mit einem tollen Zielsprint sicherte sich der Russe den zweiten Platz hinter Pellegrino, der ungefährdet zum Sieg stürmte. „Heute war es wichtig, auf den letzten 100 Metern viel Gas zu geben. Ich habe in der Vergangenheit zu viele Rennen verloren, nachdem ich fast das ganze Rennen geführt hatte. Nun bin ich älter und erfahrener und das konnte ich heute ausnutzen. Ich hatte sehr gute Beine und meine Ski waren perfekt“, freute sich der Italiener und fügte hinzu: „Ich wusste, wie man hier gewinnt. Ich wollte heute unbedingt gewinnen und (Tor Arne) Hetland den Rekord mit den meisten Siegen im Freistilsprint abnehmen. Nun freue ich mich auf die letzten beiden Sprints in dieser Saison.“ Johannes Høsflot Klæbo wurde nur Dritter und ließ im Ziel enttäuscht und ratlos den Kopf hängen. „Da waren heute zwei Jungs schneller als ich, so ist es nur fair, dass ich heute Dritter bin. Im Finale wollte niemand die Führung übernehmen und das Tempo machen. Es war nicht leicht, vorne zu laufen. Der letzte Anstieg war sehr hart. Ich hatte meine Chance, habe sie aber nicht genutzt“, sagte er. Sindre Skar wurde Vierter vor dem Finnen Ristomatti Hakola und Lucas Chanavat.
Ringwald und Winkler mit starkem Viertel- und Halbfinale
Sandra Ringwald und Anne Winkler zeigten beide eine tolle Leistung im Viertelfinale, taktisch allerdings völlig unterschiedlich. Sandra Ringwald ging den Lauf offensiv an und bestritt alles von vorn und da Heidi Weng bei Einfahrt ins Stadion fast stürzte, konnte ihr auch im Zielsprint niemand mehr den Sieg nehmen. Anne Winkler lag zunächst erwartungsgemäß ganz hinten. Die 23-Jährige bewies dann aber in der letzten Kurve viel Mut zum Risiko und stach mit einem von ihrem Bruder exzellent präparierten Ski innen in eine kleine Lücke hinein, was sie auf Platz zwei brachte, den sie bis ins Ziel behaupten konnte. Im Halbfinale lief Ringwald wieder alles von vorn und konnte sich über einen souveränen Einzug ins Finale freuen. Anne Winkler wollte wieder eingangs des Stadions ihre Aufholjagd starten, berührte aber an fünfter Stelle liegend die Skienden von Anna Dyvik, als sie nach außen zum Überholen ausscheren wollte. Die Sächsin fand sich im Schnee wieder und schüttelte enttäuscht den Kopf – das wäre heute ihre große Chance für ihr erstes Finale gewesen! Dennoch sollte sie mit Platz elf bei ihrer fünften Viertelfinal-Teilnahme und dem ersten Halbfinale hochzufrieden sein – bisher stand Platz 13 aus Dresden als bestes Resultat zu Buche.
Schmerzhafter Sturz von Vici Carl
Was bei Anne Winkler so bravourös klappte, ging zuvor bei Victoria Carl im ersten Viertelfinale völlig in die Hose. Vorher an dritter Stelle liegend wollte sie sich in eine Lücke zwischen der Führenden Stina Nilsson und Krista Pärmäkoski hineindrängen, die kaum vorhanden war. Die Thüringerin berührte die Finnin, die daraufhin stürzte und die Deutsche mit sich riss. Dabei schlug Victoria Carl hart auf den Hinterkopf auf den Schnee auf, der bei sonnigen -12°C besonders hart war. Weinend und mit einer Hand auf der schmerzenden Stelle lief sie ins Ziel und wurde noch mit einer gelben Karte plus Zurückstufung auf den 30. Platz bestraft. Schade nach der viertschnellsten Zeit im Prolog – die Kopfschmerzen werden aber schlimmer sein. Sie wurde sofort mit dem Krankenwagen wegen Verdachts auf Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht. „Sie ist gestürzt, auf den Kopf gefallen und hat sich das Genick etwas verstaucht. Sicherheitshalber wird sie für Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht, aber wir sind zuversichtlich, dass es nichts Schlimmeres ist“, sagte Herren-Trainer Janko Neuber, der sich um die Gestürzte kümmerte. Hanna Kolb war als Fünfte ihres Viertelfinals chancenlos auf ein Weiterkommen, die beiden DSV-Herren Sebastian Eisenlauer und Thomas Bing verpassten die besten 30 wie auch Laura Gimmler, Antonia Fräbel und Katharina Hennig.
Hediger mit Pech im Viertelfinallauf
Neben dem sechsten Platz von Laurien van der Graaff konnte sich auch Nadine Fähndrich noch über ein Top10-Ergebnis als Neunte freuen. Viel Pech mit seinem Lauf hatte aber ein Teamkollege: Jovian Hediger war in einem ganz schnellen Heat im Viertelfinale, den er ins Stadion hinunter noch anführte. Vor der letzten Kurve wurde er von der Gruppe übersprintet und er ließ als Fünfter des Laufes austrudeln – dennoch wäre er mit dieser Zeit noch schnellster Lucky Loser gewesen. Er wurde 22. vor Roman Schaad. Das beste Sprintergebnis für Österreich erreichte Lisa Unterweger, die den Sprung unter die besten 30 knapp verpasste.
=> Ergebnis Sprint FT Damen
=> Ergebnis Sprint FT Herren
=> Stimmen des Sprints: „Ich wollte den Rekord mit den meisten Freistilsiegen!“