Die Namen auf dem obersten Podest beim Klassiksprint im Langlauf Weltcup in Lahti sind keine Unbekannten: Kristine Stavås Skistad feierte ihren fünften Saisonsieg, Johannes Høsflot Klæbo seinen 19. Saisonerfolg. Beste Deutsche wurde Laura Gimmler. Nadine Fähndrich war im Kampf um den Sprintweltcup chancenlos gegen eine schwedische Armada.
Viele Stürze in der Lahti Kurve
Im südfinnischen Lahti sind die Bedingungen mittlerweile wenig winterlich. Nach viel Regen in den letzten Tagen und leichten Plusgraden ist der verbliebene Schnee extrem nass bei -0,1 Grad Schneetemperatur, teilweise gibt es auch Pfützen wie mitten im Zielbereich. Heute im Einzelsprint wurde eine andere Strecke gelaufen als gestern im Teamsprint mit zwei kürzeren Anstiegen. Heute galt es, einen langen Anstieg zu bewältigen inklusive der gefürchteten Lahti-Kurve. Dort kam es wieder zu vielen Stürzen, vor allem bei den Herren, wo teilweise drei Läufer in einem Lauf zu Fall kamen. Grund dafür waren tückische Eisplatten, die sich unter dem weggerutschten Schnee in der Kurve bildeten. Das führte auch zur Disqualifikation von Edvin Anger, der heute eigentlich unbedingt noch sein erstes Podium holen wollte. Aber nach dem Sturz skatete er zu viel, um wieder auf Geschwindigkeit zu kommen, so dass er seine zweite gelbe Karte kassierte. Fun Fact: Im Prolog kam es zu drei Stürzen in der Kurve, darunter jeweils Startnummer eins und beide aus Tschechien: Tereza Beranova und Ondrej Cerny.
Fähndrich im Kampf um Sprintweltcup unterlegen
Nadine Fähndrich lag im Sprintweltcup vor diesem letzten Rennen mit 22 Punkten vor Maja Dahlqvist. Im Prolog machte die Schwedin als Dritte zehn Punkte gut, während die Schweizerin sich nur als 24. qualifizierte. Nach dem Prolog deutete Dahlqvist schon an, was man später beobachten konnte: „Das wird sehr hart, aber ich habe nichts zu verlieren und werde alles geben. Ich habe ein starkes Team um mich, vielleicht können meine Teamkolleginnen mir helfen.“ Das taten sie auch tatkräftig und agierten nach Teamorder, um ihrer Teamkollegin zum zweiten Mal die Kristallkugel zu sichern. Im Viertelfinale gingen sich Dahlqvist und Fähndrich aus dem Weg, aber die Schwedin wurde im Viertelfinale in ein Gedrängel involviert, durch das sie Stockbruch erlitt. Darum konnte sie auf der Zielgeraden nicht mehr Gas geben und Moa Ilar vor ihr musste warten und sogar bremsen, damit Dahlqvist als Zweite eine Runde weiter kam. Die FIS bestrafte Ilar wegen unsportlichen Verhaltens mit einer Disqualifikation, was aber auch nicht viel änderte. Im Halbfinale war Dahlqvist dann auf sich alleine gestellt, schaffte es aber im Gegensatz zu Fähndrich, sich unter die besten Sechs zu schieben. Damit fehlten der Schwedin nur noch drei Punkte – Platz sechs im Finale würde ihr nicht reichen.
Skistad auf Zielgeraden stärker
Im Finale selbst richteten sich aber aller Augen auf Jonna Sundling und Kristine Stavås Skistad. Nachdem Sundling dem Dauerduell mit Skistad zumindest im Viertelfinale noch auswich, trafen die beiden besten Sprinterinnen im Halbfinale und Finale aufeinander. Die Schwedin sortierte sich im Endlauf zunächst hinter der Norwegerin ein und attackierte dann im Anstieg. Bis zur Kuppe hatten beide einen so großen Vorsprung, dass es für die anderen nur noch um Platz drei ging. Jonna Sundling war in der Zielkurve noch vorne, aber auf der Zielgeraden holte sich wieder die Norwegerin knapp den Sieg, was ihren fünften Sprintsieg in diesem Winter bedeutete. Ihre englischen Siegerinterviews bleiben weiterhin kurz und knapp: „Es war gut. Ich habe versucht, schnell zu laufen. Aber es ist gut, dass die Saison nun zu Ende ist. Ich werde mich nun ausruhen.“ Sundling wurde erneut Zweite, Rang drei ging mit großem Abstand an Tiril Udnes Weng. Maja Dahlqvist wurde Vierte vor Ane Appelkvist Stenseth und Emma Ribom.
Teamorder entscheidet Sprintweltcup
Es kam, wie es kommen musste. Nadine Fähndrich, die heute ohnehin nicht mehr ihren besten Tag hatte, musste die Kristallkugel an Maja Dahlqvist abgeben. Auch im Finale war wieder Teamorder wie in der Formel 1 zu beobachten: Emma Ribom hatte klar die Anweisung bekommen, sich immer hinter Dahlqvist aufzuhalten, so dass sie es ruhig angehen ließ. Als Ribom als Sechste die Linie überquerte, war der Jubel bei ihr dennoch groß. Mit 944 zu 937 Punkten gewinnt Maja Dahlqvist die kleine Kristallkugel dank ihres Teams, denn sonst wäre im Viertelfinale nach dem Stockbruch Endstation gewesen. „Wir sind ein Team, darum musste es so sein“, sagte Moa Ilar später zu NRK. „Ich wünschte, ich wäre schneller gewesen, um eine Runde weiter zu kommen. Aber dann hat es sich wie die richtige Lösung angefühlt.“ Auf die Frage, ob die Schweizerin das nicht als unsportlich empfinden könnte, sagte sie: „Keine Ahnung. Vielleicht denken sie so, aber wir geben alles für eine Teamkollegin. Das habe ich heute bewiesen. Man könnte sagte, dass ich ausrollen ließ. Aber wer weiß das schon.“ Dahlqvist selbst denkt auch, dass es im Rahmen des Fairplay war: „Man muss daraus seine Vorteile ziehen, dass man das weltbeste Team hat. So fühlt es sich so an, dass ich Nadine schon im Halbfinale geschlagen habe und nicht wegen Moas netter Geste.“ Nadine Fähndrich war nach dem Rennen in Tränen aufgelöst. Auch sie äußerte sich am NRK-Mikrofon: „Sie sind ein Team und haben zusammengearbeitet. Ich weiß nicht, was ich getan hätte. Ich wollte den Sprintweltcup so sehr gewinnen, vor allem weil das ganze Team so hart für mich gearbeitet hat.“ Kerttu Niskanen und Tiril Udnes Weng trösteten die Schweizerin und äußerten ihr Mitgefühl für die knappe Niederlage.
Auch Gesamtweltcup entschieden
Der Gesamtweltcup entschied sich ebenfalls bereits heute zu Gunsten von Tiril Udnes Weng, die mit ihrem dritten Rang genügend Punkte holte, um uneinholbar vor Jessie Diggins in Führung zu liegen, die als Vierte ihres Viertelfinals ausschied. Ein Rennen vor Schluss liegt die Norwegerin nun mit 1983 zu 1829 Punkten vorne – so viele Punkte sind morgen im Massenstart mit Bonussprints nicht mehr zu vergeben.
Gimmler in ihrem siebten Halbfinale
Erneut war Laura Gimmler in einem Sprint beste Deutsche. Nach dem ersten Podestplatz gestern mit Coletta Rydzek konnte sie sich diesmal aber nur über die Zeit noch für das Halbfinale qualifizieren, wo sie die Sprintsaison als Zwölfte beendete. Nach dem Rennen sagte sie im ZDF: „Lust habe ich schon, das morgen noch ordentlich abzuschließen und die Saison zu beenden. Aber die Kraft schwindet stark, auch vom Mentalen her. Es ist schon jetzt ein hartes Stück Arbeit, sich am Ende der Saison nochmal zusammenzureißen.“ Mit ihrer gesamten Saison mit sieben Halbfinals und zwei Finalteilnahmen und Platz acht im Sprintweltcup ist die 29-Jährige überaus zufrieden: „Das Treppchen hatte ich ja gestern, aber ich bin überglücklich mit meiner Saison. Ich habe einen großen Schritt nach vorne gemacht. Ich müsste im Sprintweltcup auch in den Top10 oder Top8 unterwegs sein und von demher… Man kann nur einen Schritt nach dem anderen machen und ich habe einen großen Schritt gemacht und bin voll motiviert, da weiterzumachen. Das Treppchen gestern war eine total große Belohnung. Die Coletta und ich hatten beide ein Top4 Ergebnis, sehr knapp am Podium, und gestern das hat sich auch für die guten anderen Sprints als Belohnung angefühlt. Es war schön, auch den Käse überreicht zu bekommen.“
Hennig stürzt und bringt fast Dahlqvist zu Fall
Fast hätte Katharina Hennig ungewollt in den Kampf um die kleine Kristallkugel eingegriffen. Bei Erreichen des Stadions lag sie aussichtsreich an vierter Stelle und lief mit höherer Geschwindigkeit auf die beiden Schwedinnen vor ihr auf. Hennig wollte vor der Kurve innen zwischen ihnen durch statt mit Tempo außen vorbei und dort war kein Platz. Dahlqvists Stock brach beim Auflaufen, im Gegensatz zu der Sächsin konnte die Schwedin aber den Sturz vermeiden und dank Moa Ilar ins Halbfinale einziehen. Hennig sagte dazu im ZDF: „Es war sehr eng in der Kurve, zu viele Ski, zu viele Stöcke. Es war kein Raum und ich hatte ziemlich viel Schwung von hinten und habe gedacht, ich komme vielleicht noch irgendwie durch. Aber habe mich dann verhakt mit irgendeiner Schwedin und dann kann man es nicht mehr retten“, sagte sie. „Ich freue mich definitiv auf morgen, 20 Kilometer Klassik Massenstart ist ein schöner Wettkampf zum Abschluss noch mal und da ist nicht so ein Stress drin. Da passiert dann sowas vielleicht nicht.“ Am Ende bedeutete das für sie nur Rang 21 statt dem Halbfinale, das auch Pia Fink als 18. knapp verpasste. Coletta Rydzek wurde 22. und Sofie Krehl 25.
Klæbo feiert 19. Saisonsieg
Das Finale der Herren bestritten fünf Norweger und ein Schwede, der sich wacker schlug. Johannes Høsflot Klæbo und Calle Halfvarsson führten das Rennen zu Beginn an, aber im Anstieg attackierte Erik Valnes, so dass dann drei Athleten nebeneinander das Rennen anführten bei nicht allzu schnellem Tempo. In der Lahti Kurve kam Harald Østberg Amundsen innen ins Straucheln, konnte aber den Sturz verhindern und blieb an vierter Stelle. Auf der Zielgeraden war Klæbo wie immer unschlagbar. Calle Halfvarsson rettete seinen zweiten Platz vor dem stark aufkommenden Erik Valnes. Even Northug zog im Endspurt noch an Amundsen vorbei, Sindre Bjørnestad Skar wurde Sechster. „Das hat wieder viel Spaß gemacht. Es war ein anderer Kurs als gestern und es ist noch sehr weit vom höchsten Punkt zum Zielsprint. Es war hart und weil es ein anderer Kurs war, war es auch sehr taktisch, aber natürlich bin ich sehr glücklich. Ich bin froh, wenn die Saison vorbei ist, um ehrlich zu sein. es ist schön, die Saison morgen abzuschließen und dann ein paar Tage Ruhe zu haben“, sagte Klæbo nach seinem 19. Saisonsieg. Gewinnt er morgen den Massenstart, würde er mit Therese Johaug gleichziehen, die bisher als Einzige 20 Mal gewann.
Grond im Halbfinale
Neben der enttäuschten Nadine Fähndrich qualifizierte sich auch Anja Weber für die besten 30 und beendete den Wettkampf als 27. Bei den Herren rückte Valerio Grond ins Halbfinale vor, erlitt dort jedoch früh einen Stockbruch und blieb am Ende der Gruppe. Durch Disqualifikation von Simone Mocellini wurde er noch Fünfter, was Gesamtrang zehn bedeutete. Der Österreicher Benjamin Moser verpasste das Halbfinale als 16. knapp, der Schweizer Janik Riebli rückte durch die Disqualifikationen im Gesamtresultat noch als 29. unter die besten 30, ohne am Viertelfinale teilgenommen zu haben. Desirée Steiner scheiterte knapp als 33. an der Qualifikation. Teresa Stadlober wurde 45. und Alina Meier 52. Bei den Herren kam Michael Föttinger als 38. in die Wertung, Lukas Mrkonjic wurde 51. und Erwan Käser 55.
DSV-Herren scheiden aus
In ihrer schwächeren Technik im Klassiksprint hatten die jungen Deutschen Anian Sossau und Jan Stölben keine Chance, erneut ins Viertelfinale einzuziehen. Sie schieden aus wie auch Albert Kuchler und Victoria Carl. Für Peter Schlickenrieder war das Ausscheiden der U23-Athleten aber kein Problem: „Dass es keiner der Männer in die K.O.-Runde geschafft hat, kann ich verkraften. Das was sie gestern gebracht haben, war Weltspitze. Die waren mit Klæbo und Chanavat auf Augenhöhe und das tut jeder Sprinterseele gut und darum sage ich, es ist verziehen, dass sie heute kaputt waren und dass heute nicht mehr viel ging. Das ist ein Zeichen, es gibt noch mehrere junge und die sehen jetzt auch, dass es geht, man kann es schaffen.“
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=> Weltcupstände Herren
Lahti zum Nachlesen
=> Weltcupfinale und 100-jähriges Jubiläum der Lahti Ski Games: Langlauf und Nordische Kombination in Finnlands Winter-Hauptstadt
=> Langlauf Weltcup Lahti: Gimmler/Rydzek auf Teamsprint-Podium, Sossau/Stölben Sechste