Ebba Andersson hat nach dem Einzelstart am Freitag auch den Massenstart über 20 Kilometer im klassischen Stil beim Langlauf Weltcup in Les Rousses für sich entschieden. Zweite wurde Kerttu Niskanen und Dritte Astrid Øyre Slind. Katherine Sauerbrey zeigte ein hervorragendes Rennen und wurde 13.
Vorentscheidungen fallen am steilen Anstieg
Scharfrichter der Strecke in Les Rousses ist der steile Anstieg direkt nach dem Start hinauf zum Schanzentisch der Skisprungschanze, den es sechsmal zu absolvieren galt. Mit über 20 Steigungsprozenten ist der Berg so steil, dass viele Athletinnen nur im Trainerschritt vorankamen. Eine erste Vorentscheidung fiel im Anstieg der zweiten Runde, als sich mit Teresa Stadlober, Kerttu Niskanen, Ebba Andersson, Ingvild Flugstad Østberg und Astrid Øyre Slind fünf Athletinnen absetzten. Die Österreicherin war in Runde eins die Stärkste und fast immer in der Führungsposition. Mitte der zweiten Runde musste sie aber plötzlich schon in leichten Anstiegen grätschen, so dass sie bald zurückfiel und in der dritten Runde von der zweiten Gruppe eingeholt wurde. Auch vorne tat sich wieder etwas: Beim dritten Anstieg zu Schanze lösten sich Andersson und Niskanen von den Norwegerinnen, so dass nun noch zwei Läuferinnen um den Sieg kämpften. Eine Runde später attackierte die Schwedin über die Kuppe des schweren Anstiegs und löste sich auch noch von der Finnin, aber Niskanen konnte frisch verpflegt die Lücke bald darauf wieder schließen. Es folgte die nächste Attacke, aber die Finnin kam wieder zurück. Immer wieder warf die Schwedin einen Blick über die Schulter, aber die Finnin war nicht endgültig abzuschütteln.
Entscheidende Attacke in fünfter Runde
Im Anstieg der fünften Runde gelang Ebba Andersson die Vorentscheidung, als Kerttu Niskanen ihrem Tempo nicht mehr folgen konnte. Schnell wuchs der Abstand auf zehn Sekunden an, aber in den flacheren Streckenteilen gelang es der Finnin, den Abstand konstant zu halten, während Andersson im letzten Schanzenanstieg wieder ausbaute und den Sieg ab diesem Moment quasi sicher hatte. Im Ziel jubelte Ebba Andersson über den Sieg mit 22 Sekunden Vorsprung auf Kerttu Niskanen. Die Schwedin war nach ihrer üblichen Taktik vorgegangen: Schnell starten, Tempo hochhalten und versuchen, auch in hohem Tempo durchzulaufen. Das konnte die Finnin einen Großteil des Rennens mitgehen, aber der schwierige Anstieg war der entscheidende Scharfrichter. Damit feierte Ebba Andersson in drei Tagen zwei Siege und bestritt auch den Sprint, um nach ihrer Covid-Erkrankung Rennkilometer zu sammeln, wo sie als 31. ausschied. „Das war ein gutes Rennen von mir. Ich habe mich das ganze Rennen sehr stark gefühlt und hatte auch sehr gute Ski, so dass es ein toller Tag war mit allen Zuschauern, die uns bis zum Ziel angefeuert haben. Es war ein harter Kampf mit Kerttu, aber ich habe mich gut gefühlt und einfach Gas gegeben. Ich hoffe, ich kann meine Form bis zur WM halten und vielleicht noch etwas verbessern“, sagte die Schwedin.
Slind auf dem Podium
Erwartungsgemäß holte sich Astrid Øyre Slind im Duell mit ihrer Landsfrau den letzten Podestplatz. Sie ist größer gewachsen als Østberg, als Skimarathonläuferin besser im Doppelstockschub und war heute auch cleverer, indem sie über die letzte Kuppe vor dem Stadion im Doppelstockschub attackierte und damit den entscheidenden Vorsprung herausholte. Wie auch das norwegische Duo hatte sich auch die Verfolgergruppe schließlich auf ihrer eigenes Rennen konzentriert, so dass deswegen, aber auch wegen der Stärke Anderssons, der Rückstand der Gruppe auf über zwei Minuten anwuchs. Kurz vor dem Stadion verschärften Emma Ribom und Jonna Sundling das Tempo, so dass die Gruppe im Endspurt auseinanderfiel. Nur Johanna Matintalo konnte mit den Schwedinnen mithalten und holte sich hinter Ribom und Sundling Rang sieben. Teresa Stadlober hielt trotz ihrer Probleme sehr gut mit der Gruppe mit und kam nur wenige Meter nach dem Trio als Achte ins Ziel. Jessie Diggins wurde Neunte vor Krista Pärmäkoski, die kurz nach dem Auseinanderbrechen der Spitzengruppe in Runde zwei die Verfolgergruppe angeführt hatte. Durch einen Sturz zu Beginn der Abfahrt fiel sie hinter die Gruppe zurück, zu der sie aber im Laufe der Zeit wieder aufschloss. Heidi Weng und Rosie Brennan kamen als letzter Läuferinnen dieser Gruppe als Elfte und Zwölfte ins Ziel.
Stadlober „fehlen Trainingseinheiten“
Wie die Österreicherin später sagte, waren nicht Materialprobleme der Grund für ihr Zurückfallen sondern der Trainingsrückstand nach Erkältung in einem sehr harten Rennen. „Der achte Platz ist natürlich ein starkes Ergebnis und ich habe mich heute auch gut gefühlt. Ich bin am Anfang wirklich super in das Rennen gestartet, habe aber bereits nach der ersten Runde gemerkt, dass das heute sehr hart werden wird. Mir fehlen einfach noch ein paar Trainingseinheiten und dann wird so ein 20 km Rennen wirklich sehr lange. Ich hatte heute einen extrem guten Ski, obwohl die Bedingungen für das Service-Team sehr schwierig waren, und deswegen konnte ich, besonders bei den Abfahrten, immer wieder Zeit gutmachen“, sagte die Salzburgerin. „Die nächste Weltcup-Station in Toblach werde ich allerdings auslassen und mich stattdessen gut auf die WM vorbereiten. Ich möchte dort vor allem beim Skiathlon und über die 30 km vorne mitlaufen und dafür brauche ich einfach noch ein paar gute Trainingseinheiten.“
Sauerbrey nach starkem Rennen beste Deutsche
Katherine Sauerbrey hatte es zu Beginn des heutigen Rennens sehr schwer. Weil sie erst spät in die Saison einstieg, ging sie mit der 41 aus der letzten Startreihe ins Rennen und ging als Drittletzte in den sofort beginnenden Anstieg, wo sie dann im Verkehr feststeckte. Nachdem sie sich durch das Hinterfeld gekämpft hatte, lag sie nach zwei Runden schon an 27. Stelle. In der dritten Runde überholte sie ihre Teamkolleginnen, die ihr Tempo nicht mitgehen konnten. Während Victoria Carl und Pia Fink nach 13 Kilometern um Platz 30 lagen, war Sauerbrey schon auf Platz 17 nach vorne gelaufen. Dass steile Berge der Thüringerin liegen, ist bekannt, das bekräftigte sie selbst auch noch einmal vor diesem Wochenende, auf das sie sich wegen der schweren Strecke sehr freute. In den beiden letzten Rennrunden verkürzte sie den Abstand nach vorne weiter und überquerte schließlich als erstklassige 13. die Ziellinie, nur noch 20 Sekunden hinter dem Ende der Verfolgergruppe. Ohne die unvorteilhafte Startposition wäre sicher noch mehr möglich gewesen. „Ich bin das Rennen heute ganz entspannt angegangen, man hat ja schließlich sechs Runden Zeit. Auch weil ich eine hohe Startnummer hatte und ziemlich weit hinten stand, kam ich eh erstmal nicht so schnell vom Fleck“, erzählte sie. „Ich wusste, dass es das letzte Klassisch-Quali-Rennen für die WM ist, somit hatte ich das Ziel, Top15 zu laufen. Deshalb war für mich klar, was ich zu tun hatte: Ich konnte mich nach und nach vorkämpfen und am Ende ist es mir gelungen mit Platz 13, besser als ich dachte. Heute hat mal wieder alles gepasst. Ich bin mega zufrieden und froh, dass ich jetzt zum richtigen Zeitpunkt in Form komme.“ Auch Andreas Schlütter war sehr zufrieden mit ihr: „Sehr gute Leistung von der Katherine Sauerbrey, die eine ganz klar aufsteigende Tendenz beweist seit ihrem krankheitsbedingten Ausfall bei der Tour de Ski mit Platz 13 heute. Eine erste Teil-Norm in Richtung Weltmeisterschaft in Planica. Ein sehr gutes Rennen, sie hat sich mit Startnummer 41 erstmal durchs Feld gewühlt und musste viele Positionen gutmachen. Sie ist sehr konstant durchgekommen und am Ende mit Platz 13 ins Ziel gelaufen.“
Carl und Fink mit Problemen
Im Gegensatz zu Katherine Sauerbrey taten sich die anderen beiden Deutschen mit dem schweren Anstieg schwer, auch wenn das bei Victoria Carl zunächst anders aussah. Nach dem ersten Anstieg arbeitete sich die Thüringerin von Rang zehn nach vorne auf Position vier, konnte diesen Platz aber nicht lange halten und lag nach einer Runde bereits wieder im Bereich von Pia Fink um Platz 15. Im Laufe des Rennens pendelten sich beide um Rang 30 ein und schließlich überquerte Victoria Carl als 28. mit 4:42 Minuten Rückstand die Linie, 17 Sekunden vor Pia Fink, die 32. wurde. „Auch noch in den Top30 Victoria Carl mit Platz 28. Sie hat am Anfang viel investiert und sicher auch ein paar Körner gelassen, aber trotzdem noch akzeptables Ergebnis, auch mit Pia Fink als 32.“, sagte Schlütter. Ebenso schwer taten sich auch Lea Fischer und Desirée Steiner, die in Abwesenheit von Nadine Fähndrich die Schweizer Fahnen hochhalten mussten. Fischer kam schließlich als 30. ins Ziel, Steiner wurde 37. von 40 Damen im Ziel.
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