Mit Heidi Weng und Martin Johnsrud Sundby übernahmen zwei Norweger die gelben Trikots aus den Händen der Schweden. Beide konnten sich bei der Mini-Tour über drei Etappen in Lillehammer durchsetzen.
Schweden weiter stark
Nicht oft kommt es vor, dass kein Norweger den Sprung auf ein Weltcuptreppchen schafft. Ein schwedischer Doppelsieg ist sogar noch viel seltener: Zuletzt war das 1994 der Fall. Fakt ist: Die schwedischen Herren zeigen sich stark verbessert im Vergleich zum Vorjahr, haben schon jetzt mehr Weltcuppunkte errungen als im gesamten letzten Winter. Besonders frappierend ist der Unterschied bei Calle Halfvarsson in finanzieller Hinsicht – sein gewonnenes Preisgeld aus 2015/16 hat er schon jetzt nach zwei Wochenenden verhundertfacht. Auch wenn ihm am Ende der Mini-Tour etwas die Luft ausging…
Norweger und Kowalczyk
Der mediale Druck in Norwegen ist beim Volkssport Langlauf bekanntermaßen groß und wenn einmal keiner ihrer Läufer auf dem Podium steht, wird schnell Kritik laut. Die norwegerlose Zeit auf dem Treppchen dauerte allerdings nur ein Rennen, so dass schnell wieder Ruhe einkehrte. laut wird es aber auch, wenn Ausländer schlecht über ihre geliebten Sportler reden – wie in den letzten Monaten beim Thema Asthma und Doping. Eine von ihnen war Aino Kaisa Saarinen, die den einfachen Weg wählte und auf Lillehammer verzichtete. Justyna Kowalczyk trat die Reise an, die für sie in zweifacher Hinsicht schwierig wurde: Einerseits standen immerhin fünf Kilometer der ungeliebten und für sie schmerzhaften freien Technik auf dem Programm, andererseits bekam sie den Ärger der norwegischen Fans zu spüren. Justyna Kowalczyk wurde während der Rennen gnadenlos ausgebuht und sogar beschimpft. Wütend ignorierte sie im Ziel die Fragen der norwegischen Journalisten. Als Trainer Roar Hjelmeset von den Vorfällen an der Strecke erfuhr, sagte er: „Das ist unschön. Jeder sollte sich in unserem Land willkommen fühlen. Beim Saisonauftakt in Finnland sind wir von allen Fans gut behandelt worden.“
Schlütter fordert Geduld
Gute Ergebnisse aus deutscher Sicht gab es auch in Lillehammer wieder nur von den Damen. Bei den Herren wünscht sich der Sportliche Leiter Andreas Schlütter mehr Geduld von Medien und Fans. „Wir haben letztes Jahr viel umgestellt und es geht nicht von heute auf morgen. Wir haben uns schon eine Zeitschiene gesetzt Richtung Olympia 2018. Jetzt sind wir im zweiten Weltcup-Wochenende und ein bisschen Geduld brauchen wir noch.“ Etwas Entlastung erhofft er sich, wenn Leistungsträger wie Tim Tscharnke zurückkehren, der sich noch im Aufbautraining befindet.
Fessel erkrankt, Ringwald verwirrt
Nach einem guten Rennen im freien Stil, das sie bereits mit kratzendem Hals und Husten bestritt, musste Nicole Fessel die Mini-Tour erkankt aufgeben. Sandra Ringwald lief als beste Deutsche bis zum Ende durch, sorgte aber auch zwischenzeitlich für Verwirrung. Beim Start zum Handicaprennen lief sie im richtigen Moment los, hielt dann auf der Startgeraden aber fast an: Die Schwarzwälderin war sich unsicher, ob sie nicht zu früh losgelaufen war. Statt auf die Zeitanzeige links von ihr zu sehen, schaute sie auf den Monitor rechts beim mittleren Startkorridor, wo der Platz der nicht startenden Nicole Fessel gewesen wäre. Nach kurzer Überlegung setzte Sandra ihr Rennen fort, war aber bis zum Ende überzeugt, 30 Sekunden Zeitstrafe zu kassieren.
Dario Cologna unzufrieden
Die Körpersprache zeigte es ganz deutlich: Dario Cologna war mit Ausnahme des positiven Ausreißers mit Platz sieben völlig unzufrieden mit seiner Leistung. Auch wenn der Februar und damit das Saisonziel „Weltmeisterschaft Lahti“ noch weit weg ist und Dario Cologna noch nie ein Schnellstarter in die Saison war. Warum es ausgerechnet in seiner eigentlich stärkeren klassischen Lauftechnik in diesem Winter überhaupt nicht läuft, ist ihm selbst ein Rätsel, das es zu lösen gilt. Beim nun anstehenden Heimweltcup wird allerdings geskatet, so dass ein Top10-Ergebnis zumindest in der Distanz wieder möglich erscheint.
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