Wie erhofft hat das deutsche Team vor heimischem Publikum in Oberhof brilliert. Beim Sieg von Frida Karlsson wurde Katharina Hennig Zweite und Victoria Carl Vierte. Insgesamt kamen sechs Deutsche unter die besten 30.
Karlsson stärkste Athletin
Bei den bisherigen Massenstarts beschwerte sich Frida Karlsson immer, dass niemand ihr bei der Führungsarbeit helfe, diesmal zeigte sich aber, dass sie heute klar die stärkste Athletin war. Immer war sie aufmerksam und auf den vorderen Positionen vertreten. Jessie Diggins machte zweimal Tempo vor den Bonussprints und obwohl sie in Runde fünf vor dem Bonussprint schon einige Meter zurückgefallen war, holte sie in Runde drei und fünf jeweils 15 Punkte, so dass sie in der Bonus Trophy nun nur noch zwölf Punkte hinter Linn Svahn liegt. Auch Kerttu Niskanen gehörte zu den Athletinnen, die zwischendurch mal die Geschwindigkeit erhöhten, aber in Runde sechs war Frida Karlsson zur Stelle und verschärfte im Birxstieg das Tempo. Gemeinsam mit Katharina Hennig und Kerttu Niskanen konnte sie sich leicht absetzen, aber in der Abfahrt führte Victoria Carl die Gruppe wieder zusammen. Im Anstieg der Sägespänerunde und der Henkel-Schleife attackierte Karlsson erneut und ging vor Hennig und Niskanen auf die lange Zielgerade. Dort hatte sie noch so viele Kräfte übrig, dass es Katharina Hennig nicht gelang, im Windschatten zu bleiben. Für Frida Karlsson war es ihr erster Saisonsieg, ihr neunter Sieg insgesamt, wie es ihre Startnummer als gutes Omen prophezeit hatte. „Das ist großartig, ich habe lange auf den ersten Sieg gewartet und heute habe ich mich sehr gut gefühlt. Das Trainingslager in der Höhe mit Linn Svahn war wohl ein Schlüssel zum Erfolg. Manchmal war das Tempo im Rennen hoch und manchmal weniger, aber ich habe mich nur das Finale konzentriert“, sagte sie im Sieger-Interview. Wie sie und Linn Svahn den schwedischen Medien verraten hatten, hatten beide am Passo di Lavazé auch viel an Karlssons Sprintfähigkeiten gearbeitet, was sich in Oberhof auszuzahlen scheint.
Hennig: „Habe mich belohnt mit dem Podium“
„Wir wollen viele in die Top30 bringen und uns vorne zeigen. Wir sind froh, dass wir in Oberhof vor Freunden und Familie laufen können. Das kommt nicht so oft vor. Es ist eine schöne Strecke, gute Bedingungen und ich denke, das könnte ein guter Tag für uns werden“, sagte Katharina Hennig vor dem Massenstart und sollte Recht behalten. Immer zeigte sich Hennig zusammen mit Victoria Carl ganz vorne im Rennen und war zu Stelle, als Karlsson angriff. Gegen die Schwedin konnte die Sächsin zwar nichts ausrichten, jubelte aber dennoch über Platz zwei. „Es ist alles nach Plan verlaufen, es war ein richtig, richtig cooles Rennen“, freute sie sich nach dem Erfolg und lobte das Publikum: „Die Stimmung am Birxstieg, das war fast wie in Norwegen. Es war richtig, richtig laut, die standen da in Dreier, Viererreihen teilweise und das hat uns sehr motiviert. Wir hatten super Ski und am Ende in der letzten Runde heißt es einfach schauen, was noch drin steckt. Ich bin sehr glücklich, heute Zweite geworden zu sein. Es lief etwas holprig an und bei der Tour wurde es immer besser und jetzt habe ich mich belohnt mit dem Podium.“
Victoria Carl zu Hause Vierte
Auch für Victoria Carl hätte es kaum besser laufen können, auch wenn sie in der letzten Runde Probleme in den Anstiegen bekam und Lücken aufgehen ließ. Das hatte Teamchef Peter Schlickenrieder aber auch erwartet. „Im letzten steilen Anstieg wird es zur Sache gehen. Katha wird da gut mitgehen können, Vici muss da kämpfen, dass sie rüberkommt. Sie hat ihre Stärken auf der Zielgerade“, prophezeite er vor der Schlussphase des Rennens. „Die Zielgerade gehört Vici, der Berg Katha. Schauen wir, ob heute Berg und Zielgerade gewinnen.“ Damit behielt der Teamchef Recht, denn Carl konnte die Lücke nach vorn mit ihren kraftvollen Doppelstockschüben nicht mehr schließen, holte jedoch trotz eines Strauchlers im letzten Anstieg Linn Svahn und Krista Pärmäkoski wieder ein, die dort an ihr vorbeizogen. Svahn wurde nach Zielfoto-Entscheid Fünfte hinter Carl und vor Jessie Diggins, die sich trotz Problemen unterwegs noch beachtlich schlug. Teresa Stadlober wurde Siebte vor Heidi Weng, Krista Pärmäkoski, Rosie Brennan und Ebba Andersson.
Sechs Deutsche in Top30
Sauerbrey meldet sich als 16. zurück, nachdem sie in den letzten zwei Jahren viele gesundheitliche Probleme hatte. So war der Teamchef auch bei ihr voll des Lobes und hob die gesamte Mannschaftsleistung hervor: „Das war ein super taktisch geprägtes Rennen. Man muss den Hut ziehen vor den Mädels, wie sie sich verhalten haben. Sie haben keine Energie vergeudet und sich zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Position aufgehalten. Was Katha und Vici heute gezeigt haben, ist absolute Weltklasse. Ich freue mich heute, dass beide gezeigt haben, dass sie Weltklasse sind. Auch eine Katherine Sauerbrey kommt zurück und macht ein Top Resultat, da können wir hier zu Hause stolz sein, was die Mädels und Jungs geleistet haben.“ Sauerbrey selbst hatte sich ein mutiges Ziel gesteckt, das sie aber fast erreichte: „Ich muss sagen, Top15 war mein Ziel. Leider dann der 16., aber leider ist auch das falsche Wort. Ich bin super happy. Dass es so geklappt hat bei uns zu Hause ist natürlich super, ich bin mehr als zufrieden. Die Strecke liegt mir, der Birxstieg hat es mega in sich und das sechsmal, dann die schnellen Abfahrten noch dazu – das war genau meine Strecke!“, sagte die Thüringerin, die nach vier Runde bis auf zehn Sekunden an die Spitzengruppe herangelaufen war. „Zwischenzeitlich habe ich gehofft und ich dachte, jetzt bin ich bald dran, aber dann wurde die Lücke doch wieder größer und umso länger man da dann im Wind alleine umherstiefeln muss, umso schwieriger wird es. Hinten war aber auch das Loch, darum wusste ich, ich bring das jetzt so nach Hause und dann bin ich zufrieden.“ Als Athletin des Stützpunktes Oberhof freute sie sich besonders über das Zuschauerinteresse am Heimweltcup: „Überall, ob es am Henkel war, am Birxstieg oder zwischendrin, es waren viele Fans da und das hat auf jeden Fall beflügelt, es hat mega Spaß gemacht. Es war eine Bombenstimmung, das Wetter hat gepasst und die Bedingungen waren geil – es hätte nicht besser sein können. Jetzt habe ich richtig Bock auf morgen – voller Angriff!“ Laura Gimmler wurde sehr gute 20. und auch Lisa Lohmann und Pia Fink kamen als 26. und 29. noch unter die besten 30. Die 21-jährige Verena Veit erreichte bei ihrem Debüt einen exzellenten 34. Platz. Sofie Krehl kam als 38. ins Ziel, Jessica Löschke musste das Rennen in der zweiten Runde aufgeben.
Heimweltcup Motivation für Kinder
Der Heimweltcup ist für das deutsche Team natürlich eine große Sache, aber den größten Druck machen sich die Athletinnen selbst, meint Schlickenrieder: „Katha und Vici machen sich wahrscheinlich den meisten Druck selbst, sie sind ehrgeizig, wollen unbedingt, man muss sie immer wieder runterbremsen, weil wir wissen, die Tour de Ski war hart, man hat sehr viel trainiert. Gerade Katha hat sehr viel trainiert, dann eine Corona Infektion gehabt, da muss man ruhig bleiben und gesund bleiben, es sind so viele Wettkämpfe, die wir noch absolvieren wollen und müssen. Von daher haben wir versucht, die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben“, erklärte er. „Dass sie so performen heute, ist echt Chapeau – und das vor unserem Heimpublikum, den ganzen Kindern und Schülern. Es ist eine Premiere, dass wir den Deutschen Schülercup angegliedert haben und unseren Kids Cup. Das ist einfach schön, weil hier hunderte von Kindern stehen, die ihre Stars live erleben, bekommen Autogrammkarten und vielleicht sogar Trikots. Das kann das entscheidende Motivationsstückchen sein, warum man dann so lange durchhält und so lange kämpft, bis man dann selbst irgendwann auf dem Podest steht.“
Stadlober erkämpft sich Platz sieben
Teresa Stadlober wurde am Ende och sehr gute Siebte, nachdem es zwischenzeitlich nicht so aussah, als sie in Runde drei in die Gruppe mit Sauerbrey, Lohmann und Gimmler zurückfiel. Gemeinsam mit Krista Pärmäkoski arbeitete sie sich aber wieder nach vorn und freute sich am Schluss über Rang sieben. „Der siebente Platz ist natürlich richtig cool. Das war heute ein sehr hektischer Massenstart, aufgrund des Streckenprofils konnte sich keine Athletin absetzen und das Feld blieb lange zusammen. In der dritten Runde habe ich leider den Anschluss an die Spitzengruppe ein wenig verloren, musste dann das Loch wieder schließen und das hat doch einiges an Kraft gekostet. Am Ende konnte ich noch ein paar Plätze gutmachen und es war alles in allem ein wirklich ein sehr gutes Rennen“, freute sie sich. „Ich habe mich nach der Tour gut erholt und konnte heute vorne mitlaufen. Schade, dass sich die Siegerehrung knapp nicht ausgegangen ist, aber ich nehme die positiven Dinge mit und nächste Woche geht es in Goms wieder weiter.“
Nadja Kälin gute 24.
In Abwesenheit von Nadine Fähndrich, die sich auf den Heimweltcup vorbereitet, wurde Nadja Kälin beste Schweizerin. Als 24. wies sie einen Rückstand von etwas mehr als zwei Minuten auf und erreichte knapp vor Lisa Lohmann in einer größeren Gruppe ab Platz 20 das Ziel. Désirée Steiner belegte Rang 31 und Giuliana Werro wurde 36. vor Marina Kälin, die in Oberhof ihren ersten Weltcup läuft.
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