In Abwesenheit der coronainfizierten Katharina Hennig sicherte sich Victoria Carl ihr erstes Podium im Langlauf Weltcup und auch der Rest des DSV-Teams überzeugte. Der Sieg ging an Jessie Diggins vor Heidi Weng.
Vici Carl überglücklich
Endlich das erste Mal in einem Einzelrennen auf dem Podium stehen, das war das erklärte Ziel von Victoria Carl, wie sie nach ihrem sechsten Platz beim Auftakt in Ruka sagte. Auf den zehn Kilometern von Östersund erfüllte sie sich diesen Traum, war dementsprechend glücklich und lachte: „Ich bin genauso sprachlos wie der Rest aus dem Team. Ich bin einfach nur mega glücklich, es ist aber auch mal Zeit geworden! Ich war schon ganz oft ganz nah dran. Heute hat einfach alles zusammen gepasst“, sagte Victoria Carl. „Wo man echt hat kämpfen müssen das ist am Schluss. Ich glaube, das hat man auch an den Zeiten gesehen. Es hat dann immer mehr angefangen zu schneien und hintenraus waren immer weniger Läufer auf der Strecke. Da hat man natürlich mit den Bedingungen echt zu kämpfen gehabt, aber nichtsdestotrotz habe ich mich durchgebissen und ich bin mega glücklich. Mir haben vorher schon die Strecken hier gefallen und nun habe ich es mir bestätigt, dass ich hier die Strecken mag und allgemein Östersund einfach mega toll finde.“
Diggins fliegt zum nächsten Sieg
Im Kampf um das oberste Treppchen war Jessie Diggins erneut nicht zu schlagen. Ihr spielte allerdings auch in die Karten, dass die schwedischen Damen offenbar verwachst hatten und sich sehr schwer taten. Im Ziel lag sie 23 Sekunden vor Heidi Weng, die die Ehre der zu Hause schon oft kritisierten Norwegerinnen rettete. Nach dem tollen Sprintergebnis von James Clinton Schoonmaker und Ben Ogden gestern legte die Amerikanerin mit ihrem zweiten Sieg über zehn Kilometer Freistil in dieser Saison noch einen drauf. „Die Leistung der Jungs gestern war eine große Inspiration. Ich habe so geweint, weil ich so glücklich war und ich freue mich so für die Jungs. Ich habe gesagt, ich muss heute so einen guten Ski wie JC haben. Das war einfach so cool gestern, wir haben uns so gefreut mit dem Team. Dieser Sieg ist für die Jungs!“, sagte Diggins und meinte zu ihrem eigenen Rennen: „Wir hatten tolle Ski, unsere Techniker sind „on fire“! Sie arbeiten so hart und ich bin so dankbar. Ich dachte, ich fliege da draußen, das hat so Spaß gemacht in den Abfahrten. Ich liebe diese Strecke, die Zuschauer waren auch toll und sie haben mich so sehr angefeuert.“
Bestleistung für Dolci – Schweden verwachst
Flora Dolci, bisherige Bestleistung Rang neun beim Heimweltcup in Les Rousses im letzten Winter, lief ihr bisher bestes Rennen im Weltcup und verpasste das erste Podium nur ganz knapp. Im Stuhl der Führenden wirkte die Französin über lange sehr sehr ungläubig über ihre Leistung, bei der sie das Podium am Ende um nur drei Sekunden verpasste. In ihrer Laufgemeinschaft über mehrere Kilometer profitierte sie möglicherweise von der Zusammenarbeit mit Heidi Weng, auch wenn sie selbst die meiste Führungsarbeit verrichtete. Rosie Brennan belegte den fünften Rang, hatte zum Podium aber schon einen deutlichen Abstand. Mit Delphine Claudel kam eine weitere Französin als Sechste unter die besten Zehn wie auch Anne Kjersti Kalvå als zweite Norwegerin. Hinter der dritten Amerikanerin Sophia Laukli, die zeitweise mit Heidi Weng unterwegs war, wurde Ebba Andersson als beste Schwedin enttäuschende Neunte. Im Ziel starrte sie sichtlich überrascht auf die Anzeigetafel, nachdem sie auf der Schlussrunde bei stärker werdendem Schneefall nochmal 30 Sekunden verloren hatte wie schon in den ersten beiden Runden. Emma Ribom wurde Zehnte vor Kerttu Niskanen, die ein Stück mit Diggins mitlaufen konnte, Lotta Udnes Weng und Linn Svahn. Moa Ilar und Frida Karlsson landeten nur auf den Plätzen 18 und 23. Zusätzlich zu schlechten Ski wie die Kolleginnen beklagte Karlsson auch Beschwerden, die möglicherweise noch auf ihre Corona-Infektion zurückgehen: „Es hat sich heute schrecklich angefühlt. Ich hatte keine Energie in meinen Körper, es fühlt sich an, als wenn sich alles dreht im Kopf und ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper.“
Starke DSV-Mannschaftsleistung
Neben Victoria Carl überzeugte auch der Rest des DSV-Teams auf ganzer Linie. Trotz zweier Corona-Infektionen bei Damen sowie nun zwei positiven Tests bei den Herren scheint der Rest des Teams gesund geblieben zu sein und kam mit drei Athletinnen unter die besten 17 und zwei weitere kamen unter die besten 30. Pia Fink konnte sich über einen sehr guten 15. Platz freuen, die 21-jährige amtierende U23-Weltmeisterin Helen Hoffmann kam bei ihrem vierten Weltcupstart sogar als sehr gute 17. in die Wertung. „Ich bin wirklich sehr zufrieden mit meinem Rennen heute“, freute sich Pia Fink. „Ich habe mir gestern einen guten Plan gemacht und konnte das heute ganz gut umsetzen. Ich hatte zwar darauf gehofft, dass ich in meiner ersten oder zweiten Runde irgendjemanden erwische. Das ging sich leider nicht aus, darum bin ich froh, dass ich es auch alleine hingekriegt habe. Wir hatten heute wieder super Skimaterial, das sieht man auch an Vicis Ergebnis, das uns auch alle umso mehr gefreut hat und jetzt sind wir gespannt, was uns in Trondheim erwartet.“ Sofie Krehl und Lisa Lohmann schafften mit etwas weniger als zwei Minuten Rückstand noch als 27. und 28. den Sprung unter die besten 30. Katherine Sauerbrey, die durch den Ausfall von Hennig und Gimmler ins Aufgebot gerückt war, wurde 37. und Sprinterin Coletta Rydzek 44.
Schlickenrieder adelt Königin Victoria
Auch Teamchef Peter Schlickenrieder freute sich mit seinen Mädels, vor allem mit Victoria Carl für ihren tollen Erfolg: „Durch die Bank ein tolles Mannschaftergebnis, Lob an alle Mädels. Allen voran natürlich der erste Podiumsplatz für Königin Victoria. Wir haben uns alle riesig gefreut, superschwere Strecke, nicht unbedingt ihr auf den Leib geschneidert. Das ist umso beachtenswerter, dass sie hier eine Top3 Platzierung macht. Es waren die Top Schwedinnen da, es waren die Top Norwegerinnen da. Von daher wirklich eine tolle Leistung, gut eingeteilt, technisch gut gelaufen. Es ist noch sehr viel mehr möglich wie nur die Top3, aber das ist schon ein Riesenschritt und freut mich für die Vici ungemein, ihr erstes Podest eingelaufen zu haben.“ Aber auch für die anderen Athletinnen fand er nur lobende Worte, so dass man zuversichtlich auf die nächsten Rennen schauen kann – sofern das Team gesund bleibt. „Auch die anderen Mädels haben eine Top Performance hingelegt. Pia Fink hat als 15. wacker gekämpft, eine gute Technik gezeigt, ist rhythmisch gelaufen, also auch im Skatingbereich noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. Unser Küken, die Helen Hoffmann, ist mit ihrem 17. Platz die beste U23erin im Rennen. Sie hat gezeigt, es geht vorwärts und auch von ihr eine sehr zufriedenstellende Leistung wie auch mit Sofie Krehl und Lisa Lohmann unter den Top30. Auch Katherine Sauerbrey macht mit ihrem 37. Platz einen deutlichen Schritt nach vorne. Unsere Sprinterin Coletta Rydzek hat zwischenzeitlich eine sehr schnelle Partnerin [Moa Ilar] erwischt, ist übers Limit gegangen, hat sich aber wieder gefangen und ihr Rennen gut zu Ende gebracht. Sie kann nun nochmal positiver wieder nach vorne schauen und in Trondheim wieder näher an ihre Bestleistungen kommen“, so Schlickenrieder. „Wir werden nun mit gutem Selbstbewusstsein nach Trondheim fahren, auch wenn wir natürlich wissen, dass uns da eine starke norwegische nationale Gruppe erwarten wird, gegen die es natürlich sehr schwer wird, zu bestehen. Aber ich denke, nichts ist unmöglich und deswegen schauen wir uns die Strecke gut an, lernen viel am nächsten Wochenende bei der Vor-WM, um dann gestärkt in die Tour de Ski nach Weihnachten zu gehen.
Stadlober in Top15
Teresa Stadlober gelang nach einer schwierigen Saisonvorbereitung, das Rennen als gute 14. zu beenden, nachdem sie sich Runde für Runde leicht nach vorn gearbeitet hatte. Mit dem Ergebnis zeigte sie sich angesichts der Vorgeschichte zufrieden: „Ein Top-15-Ergebnis in einem 10 km Skatingrennen ist für mich, vor allem jetzt zu Beginn der Saison, absolut in Ordnung. Die ersten beiden Runden habe ich mich sehr gut gefühlt und konnte ein gutes Tempo anschlagen. In der letzten Runde haben mich dann doch ziemlich die Kräfte verlassen und dadurch habe ich am Schluss noch ein wenig Zeit verloren. Trotzdem stimmt mich die Leistung positiv für das nächste Wochenende in Trondheim, wo dann ein 10 km Klassisch-Rennen und ein Skiathlon auf dem Programm stehen. Darauf freue ich mich jetzt schon sehr.“
Weber als einzige Schweizerin 35.
Anja Weber, die U23-Weltmeisterin von 2022, landete im heutigen Rennen als beste Schweizerin auf Position 35. Auf der Strecke hatte sie zeitweise von Sofie Krehl profitieren können, die im langen Anstieg der letzten Runde zu ihr aufgeschlossen hatte. Nadine Fähndrich hatte wegen eines Magen-Darm-Infekts auf das Östersund-Wochenende verzichten müssen.
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