Langlauf Weltcup PyeongChang: Premierensiege im Sprint für Lampic und Retivykh

Silje Oeyre Slind (NOR) ,Anamarija Lampic (SLO), Justyna Kowalczyk (POL) (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Im schwach besetzten Starterfeld in Korea nutzten Anamarija Lampic und Gleb Retivykh die Gunst der Stunde und feierten im Klassiksprint unter Flutlicht die ersten Weltcupsiege ihres Lebens. Laura Gimmler und Andy Kühne konnten sich über die Plätze zehn und 15 für den Deutschen Skiverband freuen.

Lampic clever und ausgebufft

Anamarija Lampic (SLO), Katja Visnar (SLO) © Thibaut/NordicFocus

Vor allem bei den Damen war das Interesse an der Reise nach Korea gering gewesen, so dass nur 34 Athletinnen antraten und lediglich Damen aus Korea, Australien und Kanada das Viertelfinale verpassten. Auch in den Heats waren die Abstände durch die Leistungsunterschiede oft sehr groß. Im Finale der Damen gab es dann letztendlich doch eine Überraschung mit einer souveränen Siegerin, nachdem mit Justyna Kowalczyk und Katja Visnar auch bekannte Namen im Klassiksprint am Start des finalen Heats standen. Die Polin hatte in allen Läufen eine ganz klare Taktik: Volle Attacke am ersten Anstieg, um früh ein Loch zu reißen. Nach zwei kraftzehrenden Heats auf der herausfordernden Strecke musste sie das Finale auch etwas langsamer angehen, hatte sich aber dennoch nach Anstieg eins nach vorn gearbeitet. Ida Sargent, Justyna Kowalczyk und Silje Øyre Slind konnten sich nach diesem Anstieg leicht absetzen, in der Abfahrt schob sich die Gruppe aber wieder weiter zusammen. Nun kam die Zeit der 21-jährigen Slowenin Anamarija Lampic, die in den Jugend- und Juniorinnen-Jahren alles dominiert hatte. Die Slowenin lief das Loch zu und gab im zweiten Anstieg richtig Gas. Gemeinsam mit Justyna Kowalczyk konnte sie einen kleinen Vorsprung herauslaufen und ging vor der Abfahrt an der Polin vorbei. Dort hatte die Polin wieder einmal große Probleme und verlor im Schneepflug viel Geschwindigkeit. Dadurch konnte Anamarija Lampic ein großes Loch reißen und war nicht mehr einzuholen. Die Slowenin zeigte sich clever und ausgebufft, indem sie durch ihr Überholmanöver alle anderen Konkurrentinnen hinter der Polin ausbremste und wurde bei ihrer ersten Finalteilnahme mit den Triumph in einem Weltcuprennen belohnt. „Ich bin so glücklich, ich kann es noch kaum glauben – es ist einfach verrückt“, meinte Lampic völlig überwältigt, die noch 2015 am Herzen operiert werden musste, um weiter Leistungsport betreiben zu können. „Ich wusste, dass Justyna nicht so gut in der Abfahrt ist. Ich habe mich in der letzten Kurve noch einmal umgedreht und gesehen, wie groß der Vorsprung ist.“ Dennoch war sie im Ziel so überrascht, dass sie kaum jubelte. Erst als ihre Teamkollegin Katja Visnar mit 17 Sekunden Verspätung einlief, brach die übergroße Freude aus ihr heraus. Sofort realisiert wurde der Erfolg dagegen von Silje Øyre Slind, die als Zweite die Linie überquerte – auch das war natürlich das beste Weltcupergebnis der Norwegerin, nachdem sie vor zwei Jahren in Rybinsk schon einmal ein Finale erreichte. Justyna Kowalczyk verlor durch ihre Abfahrtstechnik so viel Geschwindigkeit, dass sie auf der Zielgeraden auch Ida Sargent nicht halten konnte, die sich über den letzten Podestplatz freute. Alisa Zhambalova aus Russland belegte den fünften Platz noch vor Katja Visnar.

Retivykh im Zielsprint vor Fossli

Gleb Retivykh (RUS), Sondre Turvoll Fossli (NOR), Len Valjas (CAN), Andrey Parfenov (RUS) (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Das Sprintrennen der Herren war deutlich besser besetzt als das der Damen und vor allem die Russen traten in relativ guter Aufstellung in Korea an. Gleich drei von ihnen schafften es ins Finale der besten Sechs zusammen mit Sondre Turvoll Fossli, Lenny Valjas und Andy Newell. Der Norweger war die einzige kleine Überraschung im Aufgebot der Skandinavier bei diesem Weltcup, aber der 23-Jährige hatte im Sommer nach einem eingeklemmten Nerv und einer Rücken-OP viel Muskelmasse an einem Bein verloren, so dass er die Hoffnungen auf einen WM-Start inzwischen aufgegeben hatte. Im Finale bestimmten zunächst die Russen Alexander Panzhinkskiy und Andrey Parfenov das Geschehen und nach dem ersten Anstieg konnten sie sich gemeinsam mit Gleb Retivykh und Sondre Turvoll Fossli absetzen. Der Norweger lag in der letzten Abfahrt zum Stadion noch an vierter Stelle, während auch Lenny Valjas inzwischen wieder herangekommen war dank guter Abfahrtstechnik und schneller Ski wie alle Kanadier heute. Der Norweger attackierte über eine letzte Welle im Stadion und nahm die Innenkurve, wo die Russen sträflicherweise die Tür weit offen gelassen hatten. Im Zielsprint erwies sich aber Gleb Retivykh als stärker und zog aus dem Windschatten an dem Norweger vorbei. Für den Russen war es bei der fünften Finalteilnahme das erste Podium und natürlich auch der erste Sieg in seinem Leben und er war selbst überrascht:“Ich bin hier gestern erst angekommen und so habe ich immer noch mit Jetlag zu kämpfen. Ich wusste, dass Sondre sehr stark ist. Ich hätte nicht gedacht, dass ich gewinnen kann. Ich habe auf ein gutes Ergebnis gehofft. Ich musste sechs Jahre auf meinen erstn Sieg warten und das ist ein tolles Gefühl.“ Sondre Turvoll Fossli belegte den zweiten Platz vor Andrey Parfenov und Lenny Valjas. Der Kanadier setzte den Zielschritt etwas zu früh und verpasste das Podium ganz knapp. Alexander Panzhinskiy hatte im Zielsprint nichts mehr zuzusetzen und wurde nur Fünfter vor Andy Newell, der schon früh abgeschlagen war.

Laura Gimmler überzeugt als Zehnte

Laura Gimmler (GER), Justyna Kowalczyk (POL), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Nachdem Elisabeth Schicho als Sechste des Prologs überraschend schon im Viertelfinale die Segel streichen musste, wusste Laura Gimmler kurz darauf mit perfekter Taktik zu überzeugen. Die 23-jährige Oberstdorferin entschied sich bei der Startgruppenauswahl goldrichtig für Lauf fünf, in dem zu diesem Zeitpunkt nur Justyna Kowalczyk gelistet war und profitierte von der Polin. Laura Gimmler heftete sich als Einzige an die Fersen von Kowalczyk, verlor zwar kurz den Kontakt, war aber in der Abfahrt schnell wieder dran und erreichte problemlos und mit großem Jubel das erste Halbfinale ihrer Laufbahn. Dort fehlten dann erwartungsgemäß nach kurzer Regeneration etwas die Kräfte. Dennoch versuchte sie wieder von der Polin zu profitieren und war bis ins Stadion noch mit guten Chancen auf das Finale ausgerüstet. In der letzten Kurve wurde sie dann jedoch eingeklemmt, das Tempo war weg und es tat sich eine Lücke zu den ersten Vier auf, die sich trotz starkem Zielsprint nicht mehr ganz einholen konnte. Dennoch steht mit Platz zehn ein erstklassiges Ergebnis zu Buche. Elisabeth Schicho wurde als 14. gewertet, nachdem sie sich ebenfalls innen einklemmen ließ. Zwar konnte sie auf der Zielgeraden noch nah herankommen, schied jedoch als Dritte des Laufes knapp aus.

Kühne und Wick im Viertelfinale

Thomas Wick (GER), Ermil Vokuev (RUS) © Thibaut/NordicFocus

Bei 55 startenden Herren schieden Valentin Mättig (37.) und vor allem Gianluca Cologna als 32. überraschend vorzeitig aus. Andy Kühne konnte sich erstmals für ein Viertelfinale qualifizieren wie auch Thomas Wick. Letzterer musste sich in einem stark besetzten Lauf bewähren und schlug sich achtbar an Position zwei am letzten Anstieg. In der Abfahrt und im Zielsprint konnte er aber nicht mehr mithalten und kam als Fünfter des Laufes ins Ziel, was Platz 24 im Endklassement bedeutete. Andy Kühne musste sich dagegen in seinem Lauf schon früh hinten einreihen. Dass er dann dennoch noch Dritter seines Laufes und damit 15. im Endklassement werden konnte, lag an zwei Stürzen vor ihm sowie einer Zurückstufung wegen Behinderung. Der Schweizer Erwan Käser hatte in seinem Viertelfinale ebenfalls nichts zu melden und wurde schließlich 25.

 

=> Ergebnis Sprint KT Damen
=> Ergebnis Sprint KT Herren

=> Reaktionen aus PyeongChang: „Zu gewinnen ist ein Traum!“

 

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