Im Freistilsprint zu Beginn des Weltcup-Finals im kanadischen Québec holten sich Stina Nilsson und Johannes Høsflot Klæbo die letzten Sprintsiege der Saison. Die Schwedin sicherte sich erstmals die Kristallkugel für den Sprint-Weltcup.
Tagessieg und erste schwedische Kristallkugel
Im Freistilsprint in Québec brauchte man besonders viel Ausdauer. Zwar war die wellige Strecke auf der historischen Abrahams-Ebene im Stadtzentrum Québecs nicht besonders schwer, aber relativ lang und der Schnee war tief, weil wieder einmal nicht gesalzen wurde. Distanzläufer hatten in diesem schwierigen Sprint unter Schneeregen-Bedingungen und starkem Wind eine große Chance auf eine gute Sprintplatzierung, so dass sich auch Läuferinnen wie Johaug, Andersson, Kalla und Karlsson für die besten 30 qualifizierten und reine Sprinterinnen wie die Sloweninnen chancenlos waren. Natalia Nepryaeva litt eventuell noch unter den Nachwirkungen ihrer Magenprobleme von Falun, aber auch die tiefen Bedingungen kamen ihr als schwerer Läuferin nicht entgegen. Für sie war als Vierte ihres Viertelfinals Endstation, aber auch Ingvild Flugstad Østberg machte als Achte nicht ganz so viele Punkte wie erhofft für den Gesamtweltcup, in dem die beiden Athletinnen nun 113 Punkte trennen. Mit dem Erreichen des Halbfinals hatte Stina Nilsson den Sprint-Weltcup bereits sicher, aber sie ließ sich nicht anmerken, ob ihr das bekannt war. Im Finale arbeiteten die vier Schwedinnen perfekt zusammen, zunächst führten Nilsson und Dahlqvist vor Maiken Caspersen Falla und Sadie Bjornsen, kurz darauf waren sogar alle vier Schwedinnen nebeneinander vorne an einer Stelle, an der die Norwegerin offenbar gerne überholt hätte. Aber es war für sie kein Durchkommen und sie musste den Versuch abbrechen. Stina Nilsson, Maja Dahlqvist und Jonna Sundling konnten sich absetzen, während Falla gegen die große Nachwuchshoffnung Schwedens, Frida Karlsson, nur um den vierten Platz kämpfen konnte. Bis zum Stadion hatten die drei Schwedinnen mehr als 50 Meter Vorsprung und Stina Nilsson stürmte ihrem ersehnten Sieg entgegen. Aber Dahlqvist kämpfte bis zum letzten Meter, so dass Nilsson noch zwei Minuten zweifelte, bis ihr Sieg mit nur 0,01 Sekunden Vorsprung feststand. „Das waren heute sehr harte Bedingungen. Es war schwer, die richtige Taktik zu finden. Der Wind war sehr stark. Da war es gut, in der letzten Abfahrt Erste zu sein. Ich hatte mir vorgenommen, mich mit einem Sprintsieg aus der Saison zu verabschieden.“ Dieser Gewinn des Sprint-Weltcups bedeutet die erste Kristallkugel für die schwedischen Damen überhaupt – auch zum Beispiel Charlotte Kalla gewann nie Distanz- oder Gesamt-Weltcup. Jonna Sundling jubelte beim schwedischen Dreifach-Sieg über Rang drei vor Falla und Karlsson, die in ihrem ersten Weltcup-Sprint Fünfte wurde. Sadie Bjornsen wurde Sechste.
Belorukova disqualifiziert
Zum dritten Mal in dieser Saison gab es eine Strafe oder Verwarnung für unsportliches Verhalten – zum dritten Mal gegen das russische Team. Als Frida Karlsson Yulia Belorukova beim Nebeneinanderlaufen mit dem Stock zweimal am Oberkörper traf, schlug die Russin mit dem Stock zu, so dass der Stock zerbrach. Karlsson lief unbeeindruckt weiter, aber dennoch hatte sie den Schlag gespürt: „Sie hat mich geschlagen. Aber ich habe mich nur auf mein eigenes Rennen fokussiert. Was sie macht, das ist ihre Sache. Nein, ich denke nicht, dass ich etwas falsch gemacht habe. Ich bin technisch so gut gelaufen, wie ich konnte.“ Mit einer Strafzeit von drei Minuten dürfte Belorukova die Mini-Tour fortsetzen – ob sie das auch tun wird, ist noch nicht bekannt. Das russische Team legte Protest gegen die Disqualifikation ein. Trainer Markus Cramer sagte dazu gegenüber russischen Medien: „Ich habe gerade mit der Jury gesprochen. Wir haben uns das Video immer wieder angesehen. Julia hat versucht, Frida zu überholen, aber sie hat sie geblockt und Julia zweimal mit dem Stock ins Gesicht gestochen. Darum wurde Julia so wütend. Ihre Tat war falsch, aber ich verstehe sie. Was Frida gemacht hat, war falsch. Sie hat ihre Stöcke wie Paddel benutzt. Sie sollte mehr Kontrolle über ihre Stöcke haben. Die Bestrafung von Belorukova war unfair!“
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Klæbo baut Vorsprung leicht aus
Der Gesamt-Weltcup-Zweite Alexander Bolshunov hatte sich bewusst für eine riskante Taktik entschieden, wie Markus Cramer später bestätigte. Als Erster der Favoriten konnte er sich für ein Viertelfinale entscheiden und nahm Lauf eins – den wie in jedem Sprint auch Johannes Høsflot Klæbo und Federico Pellegrino wählten. Nun musste der Russe als Drittplatzierter auf die Zeit hoffen, um nicht noch mehr Punkte als nötig auf den Norweger zu verlieren. Als schnellster Lucky Loser rutschte er in das zweite Halbfinale und ging damit wie geplant dem Favoriten-Duo vorerst aus dem Weg. Im Finale trafen sich die drei Athleten dann wieder, ergänzt durch Sindre Bjørnestad Skar, Johan Häggström und Lucas Chanavat. Während zunächst der Schwede und der Franzose das Rennen anführten, hielt sich der Russe ganz hinten auf und arbeitete sich erst nach vorne, als auch beide Norweger (mit Pellegrino immer an Klæbos Fersen) attackierten. Häggström und Chanavat konnten in diesem schweren Sprint nicht mehr mithalten, so dass noch vier Athleten um die Podestplätze kämpften. Vor Erreichen des Stadions warf Klæbo an zweiter Stelle hinter Skar liegend einen Blick über die Schulter zu Bolshunov und auf der Gegengeraden kämpften alle vier nebeneinander um die beste Position vor der letzten Wende vor dem Ziel. Johannes Høsflot Klæbo hatte die Innenbahn vor Pellegrino, während Bolshunov sich nicht traute, sich einen besseren Platz in der Kurve zu erkämpfen. Im Halbfinale hatte er (gelb vorbelastet seit dem Holmenkollen) eine Verwarnung für eine Behinderung im Zielsprint kassiert, als er zwischen Skar und Häggström auf der Linie zwischen zwei Korridoren gelaufen war. Den nächsten Sieg von Sprint-Weltcup-Sieger Johannes Høsflot Klæbo konnte niemand verhindern. Pellegrino wurde wieder Zweiter. Für Alexander Bolshunov sah alles nach einem dritten Platz aus, aber Sindre Bjørnestad Skar gab im Zielsprint alles und flog heran, während der Russe auf den letzten Metern nicht mehr alles gab und auf den Ausfallschritt verzichtete – der Podestplatz ging an den Norweger. Klæbo und Bolshunov trennen im Gesamt-Weltcup nun 24 Punkte. Johan Häggström wurde Fünfter vor Lucas Chanavat.
Keine Chance für deutschsprachige Athleten
Auch für die deutschen Damen Sandra Ringwald und Laura Gimmler sowie die Schweizerin Nadine Fähndrich war der Sprint zu schwer – oder die Kräfte fehlten generell am Ende einer langen Saison. Alle drei schafften zwar den Sprung unter die besten 30, mussten dann im Viertelfinale ohne Chance auf ein Weiterkommen die Segel streichen. Die Schweizerin kam als 18. in die Wertung, Laura Gimmler und Sandra Ringwald belegten die Plätze 23 und 24. Pia Fink scheiterte als 35. in der Qualifikation und wurde später nach Belorukovas Disqualifikation 34., Katharina Hennig wurde 42. Nathalie von Siebenthal, Teresa Stadlober und Laurien van der Graaff wurden auf den Plätzen 50 bis 52 gewertet. Der Schweizer Sprinterin mit niederländischen Wurzeln merkte man schon in den letzten Wochen an, dass die Form nicht mehr reicht, um es in das Viertelfinale zu schaffen. Bei den Herren hatte Dario Cologna als 33. nur knapp die besten 30 verpasst. Roman Furger wurde 37. und Roman Schaad 40. Jovian Hediger wurde 52. noch vor dem besten Deutschen Janosch Brugger. Andreas Katz belegte Platz 56, der einzige Österreicher Bernhard Tritscher wurde 58. Jonas Dobler beendete den Sprint als 62., Florian Notz wurde 71.
=> Ergebnis Sprint FT Damen
=> Ergebnis Sprint FT Herren