Endspurt im Langlauf Weltcup! Zum Abschluss der Saison wird im kanadischen Québec eine Mini-Tour ausgetragen, der einige Probleme in der Anreise vorausgingen.
Mini-Tour in Québec City
Viele Orte wollten es – Québec bekam es: Das Weltcupfinale, das die Ausrichter im russischen Tjumen wegen des McLaren Reports abgeben mussten. Athleten und Teams wäre ein Ort ohne weite Reise in Europa deutlich lieber gewesen, den Zuschlag bekamen aber die Kanadier – sehr zur Freude von Alex Harvey & Co. Beim Heimweltcup des 50 Kilometer Weltmeisters steht wie geplant eine Mini-Tour mit Freistilsprint, Klassik-Massenstart und Freistil-Verfolgung auf dem Programm, bei der es noch einmal eine Menge Geld und insgesamt 350 Weltcuppunkte zu gewinnen gibt: 200 für den Gesamtsieg, plus jeweils 50 für die beste Zeit bei den Einzeletappen. Vor Ort sind mehr als 150 Athleten aus 20 Nationen.
Strecken mit Ausblick
Weiter rollt der Langlauf-Tross zur letzten Etappe der Weltcup-Saison nach Kanada. Dort im Südosten des Landes am Sankt-Lorenz-Strom nicht weit von den USA liegt Québec. Schon 2012 fand an den historischen Mauern der Altstadt der 500.000 Einwohner-Stadt ein Sprint-Weltcup statt, vor einem Jahr machte die Ski Tour Canada mit Etappe drei und vier hier Station. Aufgrund der großen historischen und architektonischen Bedeutung erklärte die UNESCO die Altstadt Québecs 1985 zum Weltkulturerbe – als einzige von Mauern umgebene Siedlung nördlich von Mexiko (auf dem amerikanischen Kontinent). Die Wettkämpfe finden vor den Plains of Abraham (dt. Abraham-Ebene) statt, eine der größten historischen Plätze des Landes. Heute ist es eine bedeutende Parkanlage mit im Winter 11 Kilometer Loipennetz, 1759 war sie Schauplatz des ‘Battle of the Plains of Abraham’, einer Schlacht zwischen französischen und britischen Truppen. Québec ist die Heimat von Weltcupstarter Alex Harvey und seinem Vater Pierre, ebenfalls Olympionike im Langlauf. Die Strecken in Québec City sind aus dem letzten Jahr von der Ski Tour Canada mehr oder weniger bekannt und nicht allzu schwer. Dennoch gab es vor allem im Sprint letztes Jahr viele Stürze bei Positionskämpfen. Die Sprintstrecke beinhaltet zwei größere Anstiege und zwei Wellen sowie eine leicht ansteigende Zielgerade. Die Distanzrunde für beide Wettkampftage hat mehrere Anstiege mit jeweils bis zu 25 Höhenmetern. Vom höchsten Punkt der Strecke am Cap Diamant hat man einen tollen Blick auf den St-Lorenz-Strom, die Stadtmauern der Altstadt, den Martello-Tower (einen kleinen runden Wehrturm des British Empire aus dem 19. Jahrhundert, heute ein Museum) sowie den Start- und Zielbereich.
Chaotische Anreise
Während die meisten Sportler schon angekommen waren, legte der Blizzard richtig los, der Angela Merkel Anfang der Woche von ihrer USA-Reise abhielt. Nachdem Dario Cologna während des Flugs nach Montréal noch guter Dinge war und Cockpit-Bilder postete, wurde der Flughafen in der kanadischen Metropole unmittelbar nach der Ankunft geschlossen. Weiter ging es mit dem Bus ins 280 Kilometer entfernte Québec, doch die Fahrt sollte länger dauern als geplant. Dario Cologna, Pål Golberg, die norwegischen Skitechniker sowie zwei Trainer verbrachten die Nacht von Dienstag auf Mittwoch im Bus. „Wir haben jetzt elf Stunden gebraucht für 40 Kilometer und haben noch 240 vor uns“, sagte Arild Monsen der norwegischen Presse um 11 Uhr (MEZ) am Mittwoch. Immerhin ist der Bus gut geheizt und es gibt genug Essen. Dennoch eine nicht gerade optimale Vorbereitung auf das letzte Weltcup-Wochenende, wie Pål Golberg erklärte. An Schlaf war auch nicht wirklich zu denken: „Hier und da mal ein wenig, aber nicht lang“, so Golberg. Seine Teamkollegen kamen bereits am Dienstag ohne Probleme mit Trainer Tor Arne Hetland an und trainierten Mittwoch planmäßig. Völlig aufgeschmissen sind die Athleten ohne ihre Wachser vorerst nicht – etwas Equipment hatte Hetland bereits mitgenommen.
Zehn Deutsche in Kanada
Doch auch für andere Mannschaften verlief die Anreise nicht problemlos – darunter auch das zehnköpfige deutsche Team, das erst sehr spät anreisen konnte. „Wir konnten aufgrund des Schneesturms in Nordamerika unseren geplanten Flug nicht antreten. Es ist möglich, dass wir erst kurz vor den Wettkämpfen in Kanada ankommen werden. Das wäre natürlich schade, da muss man dann schauen, was noch möglich ist. Andererseits sind wir Reisestrapazen gewohnt“, erklärte Steffi Böhler. Sollte die Reise sie nicht zu sehr angestrengt haben, hat sie sich noch einmal einiges vorgenommen: „Ich fühle mich körperlich derzeit richtig gut und konnte schon bei der WM und über die 30 Kilometer in Oslo meine beste Form abrufen. Das zeigt, dass der Trainingsaufbau Richtung Saisonhöhepunkt gelungen ist, und es macht natürlich so sehr viel Spaß, in die Rennen zu gehen. Von daher würde ich zum Saisonfinale in Québec gerne noch mal gute Rennen zeigen und das Gefühl mit in den Sommer nehmen.“ Insgesamt bleiben die Zielsetzungen das DSV unverändert und damit auch weiterhin recht hochgesteckt: „Nach der WM hat ein Großteil der Mannschaft eine Auszeit genommen und war dementsprechend in Drammen und Oslo nicht am Start. Wir möchten jetzt noch einmal alle Kräfte bündeln und die Saison in Québec mit guten Einzelergebnissen abschließen. Das wären bei den Herren Top-15- und bei den Damen Top-Ten-Resultate sowie der Einzug in das Sprint-Finale“, sagte Andreas Schlütter. Mit von der Partie ist auch wieder Hanna Kolb, die in Drammen erkrankt passen musste. Damit geht das deutsche Team in Bestbesetzung an den Start.
Das DSV-Team im Überblick
– Stefanie Böhler (SC Ibach)
– Viktoria Carl (SC Motor Zella-Mehlis)
– Nicole Fessel (SC Oberstdorf)
– Katharina Hennig (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal)
– Hanna Kolb (TSV Buchenberg)
– Sandra Ringwald (Skiteam Schonach-Rohrhardsberg)
– Thomas Bing (Rhöner WSV)
– Lucas Bögl (SC Gaißach)
– Jonas Dobler (SC Traunstein)
– Florian Notz (TSV/SZ Böhringen Römerstein)
Norweger ohne Sundby und Northug
Astrid Uhrenholdt Jacobsen musste ihre Teilnahme erwartungsgemäß absagen. Nachdem sie auch am Holmenkollen noch unter großen Schmerzen lief, wurde am Montag im MRT ein Haarriss in der Hüfte entdeckt. Sie wird sich nun auskurieren, um planmäßig in die Saisonvorbereitung für die Olympischen Spiele starten zu können. Die Nicht-Nominierung von Petter Northug für das Weltcup-Finale schlug hohe Wellen in Norwegen und sorgte für Unverständnis. Der Athlet selbst erhielt keine Erklärung dafür, warum er nicht mitfahren darf. Seine Form sei zuletzt ansteigend gewesen. Außerdem liege ihm das Format einer Mini-Tour ebenso wie die eher leichten Streckenprofile in Québec. Auch Northug selbst fand nach dem 50er ähnliche Worte. Er war sicher, dass er im norwegischen Team für Kanada dabei ist. Nun reisten seine Teamkollegen aber ohne ihn. Schon am Montag flog ein Großteil des Teams vor dem großen Schneesturm, als Martin Johnsrud Sundby seinen endgültigen Verzicht erklärte für das Finale, rückte Pål Golberg nach und geriet mitten hinein ins weiße Chaos.
Kristallkugeln (fast) alle sicher
Martin Johnsrud Sundby ließ sich von der FIS nicht zur Teilnahme an der Mini-Tour in Kanada zwingen – er ist müde, bleibt zu Hause bei der Familie und wird keine finanziellen Einbußen in Kauf nehmen müssen. Die meisten Entscheidungen im Weltcup sind ohnehin bereits gefallen. Gesamt- und Distanzweltcup sind bereits sicher bei dem Norweger – die offizielle Übergabe der Kristallkugeln entgeht nun allerdings Sundby ebenso wie der FIS und Fernsehen sowie Fotografen. Die anderen Wertungen sind theoretisch noch nicht entschieden, aber relativ deutlich. So führt vor dem abschließenden Freistilsprint, für den es 50 Punkte für den Sieger gibt, Johannes Høsflot Klæbo seit Drammen mit 38 Punkten vor Federico Pellegrino, der die Führung doch noch wieder abgeben musste. Skaten können allerdings beide – ein Ausscheiden im Viertelfinale darf sich der Norweger aber nicht leisten. Noch eindeutiger ist die Lage bei den Damen: Maiken Caspersen Falla müsste schon krankheitsbedingt komplett ausfallen oder sich einen ähnlichen Fauxpas wie in Drammen mit Platz 31 leisten, damit Stina Nilsson mit einem Sieg noch den Sprintweltcup holen kann bei aktuell 42 Punkten Abstand. Im Gesamtweltcup ist die Lage ziemlich vergleichbar: Bei noch 350 ausstehenden Punkten und genau 300 Punkten Differenz zwischen Heidi Weng und Krista Pärmäkoski müsste schon eine Krankheit der Finnin zu Hilfe kommen.
Schneesturm verzieht sich
Auch wenn Norweger und andere Teams am Mittwoch bereits „planmäßig“ trainiert haben, war es nicht leicht – wie man an dem Bild von Iivo Niskanen sieht. Bei 20 m/s eisigem Wind und Schneefall sollte man nicht die Brille zu Hause vergessen wie es Ristomatti Hakola tat. Außerdem ist es sinnvoll, die Stöcke gut festzuhalten, damit sie nicht vom Wind davongetragen werden, so Niskanen. In den nächsten Tagen soll sich das Wetter allerdings beruhigen. Schon für die Nacht zum Donnerstag war ein nachlassen des Sturmes vorhergesagt, allerdings nach wie vor bei Temperaturen im klaren Minusbereich. Das soll auch das ganze Wochenende so bleiben, weitere Niederschläge bleiben aus und die Sonne lässt sich blicken.
https://www.instagram.com/p/BRojBwuBdLJ/?taken-by=iivoniskanen
Langlauf teilweise live aus Kanada
Die Wettkämpfe aus Kanada wirbeln die Planungen der TV-Anstalten, die ursprünglich auf Tjumen ausgerichtet waren, ordentlich durcheinander. Eurosport 1 plant eine Liveübertragung von der Sprintetappe, die Herrenrennen am Samstag und Sonntag werden dagegen von Eurosport 2 gezeigt – die Damen soll es nach aktuellen Planungen nur als Aufzeichnung geben beziehungsweise im Eurosport Player. Im Vorabend der ARD ist verständlicherweise kein Platz für nicht eingeplante Langlaufrennen. Lediglich das Handicaprennen der Damen wird im ARD-Programm mit einer kurzen Zusammenfassung erwähnt. Die Öffentlich-Rechtlichen haben aber teilweise die Möglichkeit, auf ONE auszuweichen. Dort soll am Samstag ab 18:25 Uhr im Laufe der 80-minütigen Sportschau Langlauf zusammengefasst werden, ebenso vermutlich am Sonntag zur selben Zeit.
Québec im Überblick (alle Zeiten MEZ)
Freitag, 17. März 2017
16:45 Uhr: Qualifikation Sprint FT
19:15 Uhr: Finalläufe Sprint FT
Samstag, 18. März 2017
15:40 Uhr: 10km KT Massenstart Damen
18:00 Uhr: 15km KT Massenstart Herren
Sonntag, 19. März 2017
16:20 Uhr: 10km FT Handicap Damen
17:45 Uhr: 15km FT Handicap Herren