Langlauf Weltcup: Rydzek triumphiert auch im Teamsprint von Lahti mit Gimmler

Coletta Rydzek (GER) © Modica/NordicFocus

Für Coletta Rydzek könnte die Saison sicher noch länger dauern. Nach ihrem Triumph gestern siegte sie nun auch im Teamsprint von Lahti zusammen mit Laura Gimmler. Die Schweizer Teams konnten sich über Podestplätze freuen.

Gimmler und Rydzek zu stark für die anderen

22.03.2025, Lahti, Finland (FIN): Coletta Rydzek (GER), Laura Gimmler (GER), (l-r) - FIS world cup cross-country, team sprint, Lahti (FIN). www.nordicfocus.com. © Modica/NordicFocus. Every downloaded picture is fee-liable. © Modica/NordicFocus

„Ich freue mich auf das Rennen. Teamsprint ist mein Lieblingsrennen. Ich war so glücklich über Colettas Sieg gestern. Wir haben alles zusammen gemacht und teilen das Zimmer, so dass es auch für mich wie ein Sieg war“, meinte Laura Gimmler vor dem Start. „Ich werde mein Bestes geben und versuchen, Coletta eine gute Position mitzugeben und dann hoffen, dass sie wieder die Rakete auspackt.“ So war der Plan und so passierte es. Nach einer Anfangsoffensive von Gina Del Rio, die gemeinsam mit der Österreicherin Magdalena Scherz antrat, machten meist die beiden schwedischen Duos oder Nadine Fähndrich das Tempo. Laura Gimmler und Coletta Rydzek versteckten sich auf ihren Runden wie geplant immer gut in zweiter Reihe. In der letzten Runde machten wieder Maja Dahlqvist und Nadine Fähndrich das Tempo gefolgt von Coletta Rydzek und Jasmi Joensuu. Vor der Haarnadelkurve auf Höhe der Lahti-Kurve brachte sich aber Rydzek in Position und nach dem gestrigen Triumph mit großem Selbstvertrauen ging sie als Erste in die Abfahrt vor Nadine Fähndrich, die es diesmal in der Zielkurve mit Rydzeks Außenbahn versuchte. Aber die Oberstdorferin war zu stark und gab die Führung in der Abfahrt und im Stadion nie mehr ab, so dass sie im Ziel erneut jubeln konnte – diesmal zusammen mit Laura Gimmler. „Wahnsinn! Das ist mein erster Sieg. Danke, das war sehr gutes Teamwork. Ich genieße das“, jubelte Gimmler im FIS-Interview und fügte hinzu: „Mein Plan war, Energie zu sparen auf den ersten zwei Runden und dann in der dritten hart zu arbeiten. Aber das war nicht so leicht, weil so viel los war und es ein chaotisches Rennen war. Aber ich bin sehr glücklich. Wir hatten keinen Sturz und auch kein größeres Problem. So konnten wir gewinnen.“ Den Sieg klar machte Coletta Rydzek, die ihre Leistungen in Lahti immer noch nicht ganz fassen kann: „Unglaublich! Ich wusste nicht, wie viel ich noch im Tank habe. Ich habe nicht viel geschlafen, doch nun habe ich zusammen mit Laura gewonnen. Das ist ein Traum!“, strahlte die 27-Jährige und erzählte über ihre Abendplanung: „Wir haben Pläne zum Feiern. Wir haben eine Einladung bei Jasmi zur Kristallkugel-Party heute Abend. Das ist schön, die Saison mit zwei Siegen und strahlendem Sonnenschein zu beenden.“

Podium für Schweizerinnen

Nadine Faehndrich (SUI), Anja Weber (SUI), (l-r) © Modica/NordicFocus

Während die Deutschen jubelten, wurden die Schwedinnen Johanna Hagström und Maja Dahlqvist nur Zweite. Immerhin gelang ihnen noch die Verbesserung von drei auf zwei, nachdem Fähndrich durch ihr Ausweichen nach außen die Tür für Dahlqvist geöffnet hatte. Um den dritten Platz wurde es richtig spannend, bevor die Schweizerinnen Anja Weber und Nadine Fähndrich jubeln konnte, denn zuerst musste das Zielfoto ausgewertet werden. Schließlich mussten sich die Norwegerinnen mit dem vierten Platz begnügen. Dabei handelte es sich aber nicht um Norwegen I mit Myhrvold und Skistad, sondern um Norwegen II mit Julie Myhre und Elena Rise Johnsen. Skistad machte nach dem gestern erneut verpassten Sieg einen eher unmotivierten Eindruck und verlor schon n ihrem Einzel-Prolog viel Zeit, so dass sich die Norwegerinnen gerade noch als 15. für das Finale qualifizieren konnten. Mehr als Platz sieben hinter Italien (Ganz/Cassol) und Schweden II mit den beiden Moas (Lundgren/Ilar) war für sie nicht möglich. Die Schweizerinnen Lea Fischer und Alina Meier wurden Achte, obwohl sie beim letzten Wechsel noch Letzte waren, und landeten damit noch vor den Finninnen mit der gestrigen Finalistin Jasmin Kähärä und Sprintweltcup-Siegerin Jasmi Joensuu, weil Joensuu sich im letzten Anstieg im Getümmel mit dem Stock verhakte. Das zweite deutsche Team wurde diesmal von Sofie Krehl angelaufen und von Verena Veit ins Ziel gebracht. Nachdem das Team in ihrer letzten Runde noch einmal an die besten Fünf herangebracht hatte, lief Verena Veit als sehr gute Zehnte ins Ziel ein. Das FIS-Team bestehend aus der Andorranerin Gina Del Rio und der Österreicherin Magdalena Scherz kam als 15. ins Ziel, wies dabei aber nur einen Rückstand von elf Sekunden auf. 

Deutsches Team überglücklich

Coletta Rydzek (GER), Laura Gimmler (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Mit Platz eins und zehn zeigte sich das deutsche Team überglücklich. Im ARD-Interview sagte die Siegerinnen zu ihrem Erfolgsrezept: „Es hat voll Spaß gemacht, mit der Coletta zusammen zu laufen. Das macht immer Spaß, wir sind Trainingskolleginnen, sind beide aus Oberstdorf, trainieren das ganze Jahr zusammen, pushen uns und sind gute Freundinnen. Wir machen uns gegenseitig keinen Druck und sagen uns einfach, dass wir Spaß haben wollen und was rauskommt, ist dann okay. Vielleicht ist das unser Geheimnis“, meinte Laura Gimmler und Coletta Rydzek wirkte trotz ihres Sieges immer noch ein bisschen sprachlos: „Wow, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Dass ich hier mit Doppelsieg nach Hause gehe, das hätte ich auch heute morgen noch nicht geglaubt. Lahti ist ein sehr besonderer Ort und das bleibt er auch auf jeden Fall in Erinnerung.“ Auch das Trainerteam war selbstverständlich überaus zufrieden mit den Tagen von Lahti: „Das ist unglaublich, wie wir die Saison beenden. Es war eine sehr harte Saison mit schweren Weltmeisterschaften. Die Sprinter haben den Oslo Weltcup ausgelassen und haben sich auf das letzte Sprint-Wochenende konzentriert und sie haben abgeliefert. Ich bin so stolz auf die Mädels, dass sie das heute geschafft haben, wo alle so müde sind. Laura und Coletta waren großartig“, lobte Trainer Per Nilsson und erzählte weiter: „Laura hatte auf der ersten Runde sogar einen Stockbruch, so dass ich dachte, dass das nun schwer werden wird, aber sie sind zurück gekommen und haben es bestmöglich gelöst. Wir hatten einen klaren Plan, wie wir das angehen wollen. Aber es war viel los und sehr hektisch, aber nach der ersten Runde haben sie ihren Weg gefunden, dass es im letzten Anstieg besser ist, rechts zu laufen. Taktisch war das perfekt gemacht heute und natürlich auch Colettas starker Endspurt, als sie erneut Maja Dahlqvist geschlagen hat und Nadine Fähndrich und Skistad. Das sind starke Gegnerinnen.“ Auch Teamchef Peter Schlickenrieder fand viele lobende Worte: „Die Damen setzen die Krone auf die deutsche Mannschaftsleistung. Die taktische Leistung auf der letzten Runde von Coletta Rydzek, das war natürlich vom Feinsten. Aber man sieht auch hier, die beiden sind zusammengewachsen, das passt einfach. Die brauchen keine großen Verständigungen, da klappt der Wechsel, die wissen, wie sie es sich einteilen müssen. Sprinten ist am Ende des Tages sehr viel Erfahrung, man muss gerade auf der Strecke hier, wo es ja den letzten Teil sehr schnell runter geht, wissen, wo man sich positioniert“, sagte er. „Es freut mich total, dass Coletta ihre taktische Stärke zeigt, sie ist die komplette Sprinterin, die auch rackern kann und sprintschnell ist. Sie hat ein gutes taktisches Verständnis und kann gut skifahren wie keine andere. Dass sie das endlich mal hier richtig zu Geltung bringen konnte, freut mich riesig, vor allem weil die Strecke auch dem sehr ähnelt, was uns bei den Olympischen Spielen erwartet. Heute hat sie das Rennen von vorne gewonnen, das setzt dem Einzelsieg nochmal das i-Tüpfelchen auf.“ 

Dreikampf um Platz zwei hinter Norwegen

Janik Riebli (SUI), Valerio Grond (SUI), Even Northug (NOR), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Richard Jouve (FRA), Jules Chappaz (FRA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Im Finale der Herren setzten sich die Topfavoriten aus Norwegen durch. Johannes Høsflot Klæbo war diesmal zusammen mit Even Northug eingesetzt, um Erik Valnes für das Duell mit Pellegrino im Kampf um das Podium im Gesamtweltcup zu schonen, wo beide nur einen Punkt trennen. Das ist auch ein Grund, warum das italienische Team I vor dem Start zurückzog: Pellegrino sollte für die 50 Kilometer geschont werden, die eine Generalprobe für die letzte Entscheidung bei den Olympischen Spielen 2026 sind, und Davide Graz war Mitte der Woche krank, so dass man sich kurzfristig gegen einen Start entschied. Hinter den überlegenen Norwegern, für die Klaebo an der letzten Haarnadel eine Lücke herauslief, gab es einen Dreikampf um die weiteren Podestplätze, über die das Zielfoto entscheiden musste. „Es war chaotisch heute. Aber trotzdem hat es Spaß gemacht. Es lagen nur sieben Sekunden zwischen den 15 besten Teams heute“, spricht Even Northug das extrem enge Ergebnis des Prologs an. „Darum wussten wir, dass es heute eng wird. Es hat Spaß gemacht, Johannes in guter Position in die letzte Runde zu schicken.“ Auch Johannes Høsflot Klæbo ging noch einmal hochmotiviert in das letzte Sprintrennen: „Ich habe mich auf das Rennen gefreut. nach einem letzten perfekten Wechsel war ich Dritter. Dann habe ich es zuerst ruhig angehen lassen und dann hatte ich für das Ende noch Kräfte übrig. Es hat richtig Spaß gemacht. Die Zuschauer sind toll, haben uns auch an der Strecke stark angefeuert“, sagte er. „Morgen habe ich noch die 50 Kilometer und danach werde ich feiern. Wir haben schon nach der WM etwas gefeiert, so dass wir wissen, wie man das macht.“ Am Ende jubelten neben den abgeklärten Norwegern die beiden Schweizer Janik Riebli und Valerio Grond, die sich damit für ihre Enttäuschungen aus dem Einzelsprint revanchierten. Rang drei ging an die Franzosen Richard Jouve und Jules Chappaz, nachdem er in der Zielkurve zwei Konkurrenten überholt hatte und damit den Weg zum Podium ebnete. USA II mit Kevin Bolger und JC Schoonmaker mussten sich mit Platz vier begnügen nach starker Vorstellung. Auch Finnland I mit Joni Mäki und Lauri Vuorinen auf Platz fünf hatten in einem engen Finale nur 2,45 Sekunden Rückstand auf die Norweger. USA I mit Ben Ogden und Gus Schumacher kamen als Sechste in die Wertung vor dem ersten deutschen Duo und Norwegen II (Vike/Jenssen), die sich nur knapp qualifizierten. Das zweite Schweizer Team mit Noe Näff und Roman Alder kam auf Rang 14 ins Ziel.

Chaotisches Rennen bei den Herren

22.03.2025, Lahti, Finland (FIN): Andrew Young (GBR), Elias Keck (GER), Noe Naeff (SUI), Roman Alder (SUI), Jules Chappaz (FRA), Richard Jouve (FRA), Jan Stoelben (GER), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Joni Maki (FIN), (l-r) - FIS world cup cross-country, team sprint, Lahti (FIN). www.nordicfocus.com. © Modica/NordicFocus. Every downloaded picture is fee-liable. © Modica/NordicFocus

Insgesamt war es aber extrem chaotisches Rennen, was auch den Norwegern nicht verborgen blieb. „Ich habe den Sturz hinter mir mitbekommen, die Menschen haben laut aufgeschrien. Ich bin froh, dass ich nicht gestürzt bin“, sagte Even Northug während des Siegerinterviews und meint möglicherweise den Sturz beim ersten Wechsel, in den das zweite Schweizer Team verwickelt war. Als Noe Näff fiel, hatte er aber bereits an Roman Alder übergeben, so dass das Team kein Zeit verlor im Gegensatz zu Frankreich II, wo Lucas Chanavat erst mit deutlicher Verspätung hinterher lief. Was passiert war, konnten TV-Bilder aber nicht auflösen. Möglicherweise meinte Northug aber auch den Vorfall auf Runde fünf, als Schwedens Måns Skoglund im ersten Anstieg stürzte und auch Renaud Jay im Schnee landete. Generell war es trotz des Podiums ein schwieriges Rennen für Frankreich, denn zu Beginn von Runde vier erlitt Jules Chappaz Stockbruch beim Wechsel. Ein Teamkollege schaltete sofort und reichte seinen Stock weiter, aber auch der hatte im Gedränge die Stockspitze verloren. Letztlich reichte es aber doch noch zum Podium für Frankreich I und Renaud Jay verabschiedete sich nach seinem letzten Rennen als 15. aus dem Weltcup.

Starker siebter Platz für deutsche Sprinter

22.03.2025, Lahti, Finland (FIN): Jan Stoelben (GER) - FIS world cup cross-country, team sprint, Lahti (FIN). www.nordicfocus.com. © Modica/NordicFocus. Every downloaded picture is fee-liable. © Modica/NordicFocus

Das DSV-Duo mit Elias Keck und Jan Stölben überzeugte wie schon im Einzelsprint auf ganzer Linie. Das Team hielt bis zum Schluss mit den Besten mit und wies als Siebter im Ziel nur 4,4 Sekunden Rückstand auf. „Die Herren haben einen positiven Trend gezeigt. Jan Stölben und Elias Keck haben gestern tolle Prologzeiten gezeigt und heute einen guten Teamsprint gezeigt. Im harten Männerfeld haben sie die Top10 erreicht“, lobte Schlickenrieder. Außerdem sammelte der 22-jährige Debütant Jannis Grimmecke aus Wernigerode erste Erfahrungen im Teamsprint. Er trat zusammen mit dem Österreicher Michael Föttinger als gemischtes FIS-Team an, schied aber wie auch Föttingers Teamkollegen Lukas Mrkonjic und Benjamin Moser in der Qualifikation aus.

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Lahti zum Nachlesen

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