Kristine Stavås Skistad und Johannes Høsflot Klæbo konnten vor heimischem Publikum einen Sprintsieg in Trondheim feiern bei der Generalprobe vor der Nordischen Ski WM im Februar 2025. Victoria Carl zeigte viel Selbstbewusstsein während des gesamten Renntages und bestätigte ihre Form als sehr gute Fünfte.
Erster Saisonsieg für Skistad
Leichter Schneefall herrschte im Viertelfinale der Damen, der schließlich in Schneeregen überging und vor Beginn der Halbfinals vorerst aufhörte. Der große Regen, der vor allem für morgen angesagt ist, ließ während des heutigen Rennens noch auf sich warten. Dunkle Wolken nähern sich bei Rennende aber bereits dem Stadion. Dennoch war es seit dem Prolog mit -3°C definitiv wärmer geworden und der Schnee bei 0°C weicher geworden. Im Finale der Damen kämpfen zwei Norwegerinnen gegen zwei Schwedinnen sowie eine Deutsche und eine Amerikanerin. Nach dem Start überließen Jessie Diggins und Victoria Carl zunächst den Skandinavierinnen das Kommando bei geringem Tempo, aber schon zu Beginn des ersten Anstiegs zog das Duo an den anderen vorbei. Nach der Hälfte des Laufe führte aber wieder Kristine Stavås Skistad vor Linn Svahn, Emma Ribom, Jessie Diggins und Victoria Carl. Dann attackierte Svahn und setzte sich gemeinsam mit der Teamkollegin und Skistad ab. Im Zielsprint sah alles nach dem ersten Sieg für Svahn nach mehr als 1000 Tagen wegen ihrer langen Verletzung aus, dann kam aber doch noch Skistad auf und holte sich den Sieg vor Svahn und Ribom, zwischen denen das Zielfoto entscheiden musste. „Ich bin froh über meinen ersten Sieg in dieser Saison. Meine Taktik war es, schnell zu laufen. Das Wetter mag keiner, aber man kann es nicht ändern“, so Skistad. Diggins und Carl konnten die Lücke nicht mehr zulaufen und die Amerikanerin setzte sich im Endspurt durch. Sechste wurde Lotta Udnes Weng, die diese Position im Finale nie verließ, nachdem sie zuvor noch als Lucky Loser ins Finale gekommen war.
42. Sprintsieg für Klæbo
Johannes Høsflot Klæbo ist wieder ganz der Alte. Mit seinem zweiten Saisonsieg und dem 42. Sprintsieg insgesamt machte er klar, dass er nach dem vollständigen Auskurieren seiner Corona-Erkrankung wieder der ist, den es zu schlagen gilt. Auf seinen Heimstrecken bekam er es im Finale mit vier Landsmännern und Lucas Chanavat zu tun, der ihm in den letzten Wochen ein gefährlicher Gegner war. Der Franzose führte das Rennen nach dem Start an und der Norweger behielt ihn wachsam im Auge. Es folgten Håvard Solås Taugbøl, der Weltcupführende Harald Østberg Amundsen, Matz William Jenssen und Erik Valnes, der heute in allen Läufen sichtlich Probleme hatte und nicht mehr so stark wirkt wie in den letzten Wochen. Stark dagegen wirkte Chanavat, der jede Kuppe in der 1-1 Technik nahm und in die Abfahrt hinein attackierte. Im Endspurt hatte wieder Klæbo klar die Nase vorn und feierte seinen nächsten Sieg vor dem Franzosen. Im Ziel tauschten beide sofort ihre Erfahrungen aus: „Ich musste es da probieren“, meinte Chanavat und Klæbo antwortete: „Ich auch“ und meinte damit die Situation, als er in der Abfahrt angriff und unaufhaltsam an dem Franzosen vorbeizog in die letzte Kurve hinein. „Wo kamst du denn plötzlich her?“, wunderte sich Chanavat noch im Ziel. Im Sieger-Interview sagte der Norweger: „Unglaublich! Immer schön, hier in Trondheim zu laufen, besonders mit so viele Zuschauern. Das ist immer etwas Besonderes. Es war ein hartes Finale“, meinte der Lokalmatador und erklärte: „Chanavat hat ein tolles Rennen gemacht, das Tempo war sehr hoch. Ich hatte etwas Probleme, aber am Ende hatte ich extrem gute Ski. Meine Form wird langsam besser, das ist schön, besonders beim Heimweltcup“, grinste er. Amundsen stürmte als Dritter aufs Podium, Taugbøl wurde Vierter vor Matz William Jenssen, der seine Bestleistung nach dem Sprint in Ruka als Sechster mit dem heutigen fünften Platz vor Erik Valnes weiter nach oben schraubte. Qiang Wang wurde nach starker Vorstellung Achter, erhielt aber wegen einer Behinderung eine Verwarnung und wurde später von den Schweden wegen seines „gefährlichen Laufstils“ kritisiert. Auch wenn norwegische Medien noch nicht davon berichten, hat der Chinese vom Team Aker Dæhlie offenbar eine Verlängerung seines Visums erhalten, denn eigentlich hätte er Mitte der Woche ausreisen müssen und damit wäre seine internationale Saison vermutlich beendet gewesen.
Vici Carl mit Selbstbewusstsein ins Finale
Victoria Carl hatte ihr erstes Podium in Östersund Auftrieb gegeben – das war im heutigen Sprint nicht zu übersehen. In allen ihren Heats strahlte sie Selbstbewusstsein aus und winkte im Ziel des Prolog, im Viertel- sowie im Halbfinale strahlend in die Kameras. Im Finale konnte sie dann nicht mehr um das Podium mitkämpfen, was nach den Eindrücken der Läufe zuvor durchaus möglich gewesen wäre. Dennoch war die Thüringerin überaus zufrieden und sagte: „Es war hart, aber sehr sehr schön. Die Bedingungen waren heute nicht so leicht mit dem Schneefall, aber wir hatten super Material, unsere Techniker haben richtig gute Arbeit geleistet und ich glaube, das sieht man auch an den Ergebnissen.“ Der Schlüssel zum Finale war heute das Material, wie sie weiter sagte: „Dadurch dass wir richtig gutes Material hatten, war es für mich echt einfach – in Anführungszeichen. Ich musste locker bleiben natürlich und meine Kraft ausspielen, die Kurven mit Konzentration angehen und natürlich die Übergänge mit Druck laufen, so dass möglichst man Lücken in der Abfahrt zufahren oder Löcher reißen kann.“ In den Heats zuvor ging diese Taktik auch bestens auf und die 28-Jährige schoss dank guten Ski und höherem Gewicht immer an den anderen vorbei und fuhr einige Meter Vorsprung heraus. Im Finale gelang das leider nicht mehr, aber Platz fünf ist dennoch zusammen mit Lillehammer 2022 das beste Sprintergebnis für Carl.
Fähndrich verpasst Finale knapp
Nadine Fähndrich kehrte nach Trainingspause und anschließendem Magen-Darm-Infekt in den Weltcup zurück und zeigte dabei sehr gute Leistungen als Sechste des Prologs und überzeugender Vorstellung in den Heats. Im Halbfinale arbeitete sie sich im Anstieg auf Platz drei vor, zog aber im Zielsprint den Kürzeren und schied als Vierte knapp aus, was Rang sieben bedeutete. Ihr Landsmann Valerio Grond führte in seinem Viertelfinale bei langsamerem Tempo lange das Feld an, musste sich dann aber im Zielsprint knapp geschlagen geben und kam als Dritter nicht weiter. Im Endklassement belegte er Rang 15.
Fink und Krehl scheitern im Heat
Zwei weitere DSV-Langläuferinnen schafften neben Victoria Carl den Sprung unter die besten 30, Pia Fink wurde 22. und Sofie Krehl 26. Fink zeigte sich recht zufrieden, sieht aber auch noch Lernbedarf: „Ich bin im Großen und Ganzen eigentlich schon zufrieden mit meinem Sprint. Ich merke immer noch, dass ich mich manchmal nicht so gut durchsetzen kann im Sprint und auch taktisch nicht genau weiß, wie ich mich positionieren muss, aber gerade die erste Hälfte von meinem Viertelfinale ist mir heute gut gelungen und danach… ja, daran muss ich noch ein bisschen arbeiten. Aber ich freue mich über jede Gelegenheit im Sprint, um das zu üben, das bringt mir auf jeden Fall viel und jetzt bin ich gespannt, was das Wochenende sonst noch bringt.“ Sofie Krehl ging mit besten Chancen auf das Halbfinale in ihren Lauf – nach den Ergebnissen des Prologs war sie die schnellste der sechs Damen in diesem Lauf gewesen. Zunächst hielt sie sich aber zurück und hoffte wohl auf die Abfahrten, die sich zum Heranfahren eigneten. Vorher aber geriet die Allgäuerin in Rücklage und saß hinten ab – so war die Chance auf ein Weiterkommen vertan.
Sossau zufrieden und selbstkritisch
Auch Anian Sossau gelang es zum insgesamt dritten Mal, die Qualifikation zu überstehen und sich ins Viertelfinale zu schieben. Mit seinem 29. Platz zeigte sich der Bayer sehr zufrieden, aber auch selbstkritisch: „Den Prolog habe ich mir richtig gut eingeteilt, so dass ich am Ende Platzierungen machen konnte. Der Heat war dann richtig schnell, es war schwierig, Positionen zu machen. Ich hätte am Anfang noch was probieren können, aber dann wurde das Tempo immer höher und es war am Ende auch der schnellste Heat im Viertelfinale und dementsprechend noch schwieriger für mich, Platzierungen zu machen. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Top30 Ergebnis, darauf kann ich aufbauen und freue mich natürlich auf weitere Wettkämpfe und hoffe, dass noch das eine andere Viertelfinale auf mich wartet.“ Mit seiner Zeit als Sechster in seinem Lauf wäre er schneller als alle Lucky Loser gewesen. Vom Austragungsort der WM 2025 zeigte sich der 23-jährige Chiemgauer ebenfalls begeistert – wie auch vom Ski, den er heute unter den Füßen hatte: „Es ist eine ziemlich geile Anlage, weil alles so zuschauernah ist. Der Sprint ist ja ziemlich im Stadion, so dass die Zuschauer alles von der Tribüne aus sehen. Die Berge sind ziemlich 1-1 lastig, was mir sehr gut liegt. Man kann relativ gut ziehen. Heute waren Neuschneebedingungen, was ein bisschen schwierig ist für fluorfrei Bedingungen. Die Techniker haben aber ein super, super gutes Brett gezaubert und man konnte den Ski laufen lassen.“
Rydzek raus und auch zwei Schweizer als 31.
Für vier Schweizerinnen und zwei DSV-Läuferinnen war mit dem Prolog der Renntag bereits beendet, bevor der Wetterumschwung einsetzte: Alina Meier verpasste das Viertelfinale als 31. nur um Haaresbreite, auch Coletta Rydzek fehlte nur etwas mehr als eine Sekunden als 35. vor Desirée Steiner. Rang 40 ging an Anja Weber, Lea Fischer wurde 42. und Helen Hoffmann kam als 47. in die Wertung. Bei den Herren hatte der starke Schneefall, der im Laufe des Damen-Prologs einsetzte, wieder vorbei. Ebenso knapp wie bei den Damen scheiterte auch Janik Riebli als 31., Jan Stölben schied ebenfalls knapp um nur 0,26 Sekunden als 35. aus. Außerdem scheiterten mit Cyril Fähndrich, Roman Schaad und Erwan Käser drei weitere Schweizer als 45., 50. und 58. Der Österreicher Michael Föttinger wurde 51. und Friedrich Moch, der sich den Sprint im Hinblick auf einen möglichen Sprintstart bei der WM einmal ansehen wollte, belegte Rang 63 und hatte damit doppelt so viel Rückstand wie für die Top30 erlaubt.
Das Fazit des Sportlichen Leiters des DSV
In Abwesenheit des Teamchefs Peter Schlickenrieder äußerte sich der Sportliche Leiter Andreas Schlütter zum Abschneiden der deutschen Langläufer: „Aus deutscher Sicht sehr erfolgreich. Wir haben es geschafft, mit drei Damen in den Finals vertreten zu sein. Am Ende Platz 22 für die Pia und Platz 26 für die Sofie und bei den Herren hat es Anian Sossau in die Finalläufe geschafft, er hat mit Platz 29 das Rennen beendet. Ganz erfolgreich natürlich das Ergebnis von Victoria Carl, die sich qualifiziert hat, dann ein sehr starker Viertelfinallauf gezeigt hat und am Ende in einem sehr starken Finale mit Platz fünf das Rennen nach Hause gelaufen ist“, lobte er. Auch insgesamt im Hinblick auf die WM ist der Tag ein Erfolg: „Wir sind sehr zufrieden, wir haben die Strecke kennen gelernt, wir konnte Strategien beobachten, konnten auch selbst einige Strategien ausprobieren. Das Wetter war nicht ganz einfach, da muss ich sagen, Kompliment an das Technikerteam rund um Lukas Ernst, die einen super Job gemacht haben. Es hat sehr oft gewechselt, es war kalt, dann kam Schneefall dazu, dann kam feuchter Schnee, ein bisschen Wind – immer wieder wechselnde Bedingungen, wir waren immer mit dem Material bei den Leuten dabei, deswegen Kompliment von meiner Seite. Rundum guter Einstieg für das Wochenende und jetzt heißt es wieder Kraft sammeln, konzentrieren auf die Skiathlon am morgigen Samstag und die Einzelrennen am Sonntag. Wir freuen uns auf das, was jetzt kommt.“
Team Polen reist ab
Nach dem Sprint packte Team Polen zusammen und reiste aus Trondheim ab. Überraschend für den Expressen, die die Athleten noch vor dem Teamhotel erwischte. „Uns allen geht es gut, es gibt keinen Grund zur Beunruhigung“, sagte Izabela Marcisz bei Abreise. „Wir hatten das so geplant.“ Die Athleten wollen schnell nach Hause, um vor der Tour de Ski noch möglichst viel Zeit mit ihren Familien zu verbringen. Außerdem rechnen sie sich in einem Jahr bei der WM die besten Chancen in den Sprintrennen aus, so dass sie sich zumindest die Strecke ansehen wollten. Die Distanzrennen im angekündigten Dauerregen schenken sie sich lieber zu Gunsten der Familie. Als einziger polnischer Läufer hatte Maciej Starega das Viertelfinale erreicht.
=> Ergebnis Sprint FT Damen
=> Ergebnis Sprint FT Herren
Trondheim zum Nachlesen
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