Der Langlauf Weltcup in Toblach ist das letzte Kräftemessen vor der am 22. Februar beginnenden Nordischen Ski WM in Planica. Im Freistilsprint setzten sich Jonna Sundling und Johannes Høsflot Klæbo souverän durch. Laura Gimmler schaffte erstmals in ihrer Karriere den Sprung ins Finale.
Verwirrung nach Heat-Auswahl
Nach dem Prolog der Damen kam es bei der Heatauswahl zu technischen Problemen, als – laut Anzeige im Livestream und FIS-Liveticker – zuerst Platz eins bis drei ihre Heats wählten statt elf bis neun. Zufällig waren die Nationen auf den Plätzen eins bis drei auch noch dieselben wie auf den Positionen elf bis neun mit Schweden, Norwegen und USA. Wie üblich wählte zuerst die Elfte des Prologs den Heat aus, also Emma Ribom und nicht wie angezeigt Jonna Sundling. Vor Ort gab es keine Reklamationen. Ob auf den Monitoren der FIS, die wegen der Sonne für Athleten und Trainer aber kaum zu erkennen waren, die Namen richtig angezeigt wurden, ist nicht bekannt. Minuten später gab die FIS per WhatsApp bekannt, dass die Zusammenstellung der Heats noch korrigiert wird. Sundling entschied sich für Lauf zwei statt vier, wie zunächst angezeigt wurde wie auch Myhrvold, Diggins ging in die drei statt in die zwei.
Sundling nicht zu schlagen
Bis 14:30 Uhr zum Start der Heats hatte sich die Sonne komplett aus dem Tal verzogen. Eine Runde der ‚Albert‘-Strecke ist etwa 700 Meter lang und ein Teil der Runde wird zweimal gelaufen. Insgesamt besteht der Kurs aus fünf Anstiegen, darunter der charakteristische über das Funktionsgebäude, aber auch kleinere Wellen. Nach ihrem späten Saisoneinstieg wegen eines langwierigen Hustens und verschleppter Erkältung ist Jonna Sundling nun pünktlich zur WM in Topform und wird als Topfavoritin anreisen. Heute in Toblach dominierte sie den Prolog mit mehr als drei Sekunden Vorsprung und zog mit ihren Teamkolleginnen problemlos ins Finale ein. Zu den vier Schwedinnen, die sich als Erste und Zweite qualifizierten, ergänzten Jessie Diggins und Laura Gimmler das Finale als Zeitschnellste. Dort hatten sie und Diggins es aber schwer gegen die schwedische Übermacht. Das Tempo war während des gesamten Finals so hoch, dass es quasi keine Positionswechsel gab. Nach einen guten Start lag die Allgäuerin zunächst an vierter Stelle, wurde aber im Laufe der ersten Runde bis zum Anstieg über das Funktionsgebäude auf den sechsten Platz durchgereicht. Linn Svahn fiel im zweitgrößten Anstieg, der zweimal zu bewältigen ist, auf die fünfte Position zurück, während Diggins sich dort auf Platz vier vorarbeitete. Sonst blieben die Positionen im Lauf unverändert: Jonna Sundling dominierte vom ersten Meter vor Maja Dahlqvist, die auch die Ränge eins und zwei ins Ziel brachten. „Es harter Tag. Aber ich habe mich gut gefühlt, besser als letzte Woche. Ich bin ich guter Form und jetzt geht es ins Training und dann freue ich mich auf Planica“, meinte die Olympiasiegerin und amtierende Weltmeisterin. „Ich mag die Strecke, die ist sehr schnell. Es ist einfacher als anderswo, sich Platz zu verschaffen.“ Jessie Diggins gelang es, auf der kurzen Zielgeraden noch die schwedische Phalanx zu durchbrechen und auf das Podium zu stürmen. Damit verhinderte sie das elfte rein-schwedische Podium, das viele vor dem Finale erwartet hatten. Emma Ribom kam als Vierte ins Ziel vor Linn Svahn und Laura Gimmler.
Klæbo holt 36. Sprintsieg
Johannes Høsflot Klæbo war nach seiner überraschenden Niederlage in Les Rousses wieder das Maß aller Dinge, während Richard Jouve in der freien Technik nicht überzeugen konnte. Schon vor dem Rennen wurde bekannt, dass der Norweger sich ein gewaltiges Reisepensum auferlegt hat: Bis zur WM logiert der 26-Jährige in der Höhe am Passo Lavazé, so dass er heute und morgen jeweils 120 Kilometer Hin-und Rückweg in Kauf nimmt – bei optimalen Verkehrsverhältnissen bedeutet das jeweils zwei Stunden Fahrt. Sonntag in der Staffel wird er allerdings nicht mehr am Start sein. Im heutigen Finale versteckte sich der Norweger zunächst hinter Lucas Chanavat und seinem Landsmann Håvard Solås Taugbøl, bevor er vor dem Anstieg über das Funktionsgebäude neben dem Teamkollegen die Spitze übernahm gefolgt von Chanavat, Edvin Anger, Erik Valnes und Federico Pellegrino. Der junge Schwede wurde ans Ende des Feldes durchgereicht. Im nächsten Anstieg nutzte der Italiener seine Chance und ging innen durch, als Chanavat die Tür aufmachte und danach ins Stolpern kam. Nun führte Klæbo vor Taugbøl, Pellegrino, Valnes, Chanavat und Anger, aber vor Beginn der Zielgeraden lag der Topfavorit klar vorne und ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen. „Es war ein harter Sprint. Die Strecke ist ganz anders als bisher in diesem Winter. Ich hatte sonst nicht die besten Tage in Toblach, aber schön, wieder ganz oben zu stehen. Nun sind es nur zwei Wochen bis zur WM“, sagte Klæbo. „Es ist eine schöne Strecke, es waren enge Rennen und es hat Spaß gemacht, hier zu laufen.“ Taugbøl jubelte über Platz zwei, nachdem er nach dem Prolog angekündigt hatte, das Podium anzugreifen. Im Halbfinale hatte er für Sorgenfalten bei seinem Team gesorgt, nachdem er sich nach einem Sturz im Ziel mit schmerzverzerrtem Gesicht an die rechte Schulter griff – offenbar stellten die Schmerzen im Finale aber kein Problem dar, so dass er zum fünften Mal in seiner Karriere aufs Podium lief. Federico Pellegrino komplettierte das Podium und holte den 41. Podestplatz seiner Karriere. Valnes wurde Vierter vor Chanavat und Anger. Taugbøl sagte später im NRK-Interview, dass er sich die Schulter ausgekugelt habe. Da das aber schon öfter passiert sei, kenne er die richtigen Handgriffe, um die Schulter wieder in Position zu bringen. Seiner Meinung nach sei das kein Grund zur Sorge.
Gimmler macht das Beste draus
Nun hat es also geklappt mit dem ersten Finaleinzug für Laura Gimmler. Dann wurde es zwar „nur“ Platz sechs, aber bei dem hohen Tempo während des gesamten Finals war es das Bestmögliche, was die 29-Jährige erreichen konnte. Allerdings wurde es im Zielsprint noch sehr eng mit Linn Svahn, die sie um Haaresbreite nicht mehr abfangen konnte. Dennoch war die Allgäuerin mehr als zufrieden: „Was soll ich sagen – endlich Finale! Ich war jetzt dieses Jahr sechsmal im Halbfinale, glaube ich, und es war oft knapp zum Finale. Heute hat es endlich gereicht und bin sehr sehr glücklich“, freute sich Laura Gimmler und sagte weiter: „Im Finale konnte ich bis zum Schluss dabei bleiben. Es geht was und nun ein Schritt nach dem anderen. Ich hoffe, dass der Knoten jetzt ein bisschen aufgegangen ist, dass es vielleicht bald schon wieder klappt. Die Laufe haben heute gut geklappt. Taktisch habe ich viel gelernt, dadurch dass ich oft in den Heats bin und auch immer mal eine Runde weiter komme, konnte ich viel Erfahrungen sammeln im Weltcup. Ich kann jetzt selbstbewusst Richtung WM blicken. Ich glaube, meine Aufgaben sind, einfach gesund und entspannt zu bleiben und ich muss einfach so weiter machen und dann kann man in die WM starten.“ Auch Teamchef Peter Schlickenrieder war voll des Lobes: „Der erste Finaleinzug von Laura Gimmler, das ist die richtige Herangehensweise, zu riskieren und dann auf der Gewinnerseite zu sein und das Ding erfolgreich abzuschließen. Das kommt genau richtig, das Motivationszuckerl, das wir brauchen vor der Weltmeisterschaft.“
Drei Deutsche im Halbfinale
Grund zur Freude gab es aber auch bei den anderen DSV-Damen, die zu fünf ins Viertelfinale einzogen und zu dritt ins Halbfinale vorrückten. Coletta Rydzek und Victoria Carl schieden als Dritte und Vierte des zweiten Halbfinals knapp aus. Carl versuchte sich in den Anstiegen der zweiten Runde vorzuarbeiten, kam aber nicht an Johanna Hagström vorbei. Stattdessen nutzte Coletta Rydzek eine entstehende Lücke und ging an beiden vorbei was im Ziel Rang drei bedeutete. Victoria Carl sprintete noch auf Rang vier. Trotz des Ausscheidens waren alle sehr zufrieden. „Das war heute endlich mal wieder ein Sprint, wo ich mich sehr sehr gut gefühlt habe und wo ich einen meiner besseren Prologe zeigen konnte, wo ich ja sonst schon mal Probleme habe“, sagte Coletta Rydzek. „Sowohl im Viertelfinale wie auch im Halbfinale habe ich mich sehr stark gefühlt. Ich bin in der ersten Runde in der Ruhe geblieben, was auch sehr wichtig ist und habe dann am letzten Berg oder in der zweiten Runde versucht, Positionen zu machen und das ist mir sehr gut aufgegangen – auch wenn es schade ist, so knapp nicht ins Finale einzuziehen. Das wünscht man sich ja schon immer. Aber sonst bin ich sehr zufrieden, wir hatten auch sehr gutes Material, das hat uns heute geholfen, aber ich denke, wir deutschen Mädels können mit dem Tag heute sehr zufrieden sein.“ Das sah auch der Teamchef so: „Tolles Rennen, vor allem aus deutscher Sicht sehr erfolgreich. Tolles Mannschaftsergebnis mit fünf Mädels unter dem Top30 und vor allen Dingen drei unter den besten Zehn, also mit den Plätzen sechs, sieben und acht von Laura Gimmler, Coletta Rydzek und Victoria Carl. Pia Fink auf Rang 18 und 22. Sofie Krehl. Das kann sich absolut sehen lassen. Das ist eines unserer besten Sprintergebnisse, aber was mich vor allem freut, dass sie attackiert haben nach dem Motto ‚No risk – no fun‘, ‚All-in‘. Sie haben nicht den Ski zurück gezogen, gute taktische Leistung gezeigt, sich durchgesetzt haben, vom Prolog das gut eingeteilt haben, gute Technik gelaufen sind. Ich bin rundum zufrieden. Das motiviert alle Mädels.“
Fähndrich verliert rotes Trikot
Nadine Fähndrich ging als beste Sprinterin der Saison in den heutigen Sprint, musste das Trikot aber nach einem Sturz im Halbfinale, als sie nach der Startgeraden ausrutschte, an Maja Dahlqvist abgeben. Die Schweizerin belegte damit heute nur den elften Platz. Ihre Teamkollegin Alina Meier schied im Viertelfinale aus und wurde 19. Bei den Herren qualifizierte sich nur Valerio Grond für die besten 30. Er kam jedoch ins Halbfinale und verpasste den Einzug ins Finale nur ganz knapp, was Rang sieben bedeutete. Aus dem ÖSV-Team überstand Lukas Mrkonjic die Qualifikation und konnte sich über Rang 20 freuen.
Hennig scheitert als einzige DSV-Dame
Sprint und dann auch noch im freien Stil – das ist nicht der Lieblingswettkampf von Katharina Hennig, auch wenn sie sich im Skaten vor dieser Saison deutlich verbessert hat. Zudem war sie nach der Tour de Ski krank. So schied sie auch klar als 43. im Prolog aus, mehr als fünf Sekunden hinter Platz 30. „Katharina Hennig ist heute wieder eingestiegen ins Rennen, konnte dort logischerweise keinen Blumentopf gewinnen können im Sprint, aber wichtig, dass sie wieder zurück in den Race Modus kommt. Ihr Rennen ist eher morgen beziehungsweise jetzt geht es darum, die Maschine hochzufahren und von Rennen zu Rennen besser zu werden und die Weltmeisterschaft vorzubereiten“, meinte Schlickenrieder. Ebenfalls erwischte es die Schweizerinnen Desirée Steiner als 35., Lea Fischer als 37. sowie alle drei ÖSV-Starterinnen Lisa Unterweger, Barbara Walchhofer und Katharina Komatz auf den Plätzen 41, 47 und 49. Auch bei den Herren schieden drei von vier Österreichern aus mit Michael Föttinger als 33., Mika Vermeulen als 36. und Philipp Leodolter als 48. Für die Schweizer Roman Schaad, Cyril Fähndrich und Erwan Käser war als 40., 42. und 50. ebenso Endstation wie für den einzigen Deutschen, der den Sprint in Angriff genommen hatte, nämlich Friedrich Moch, der 54. wurde. „Für den Herren Sprint gab es wieder nichts zu vermelden, aber das wird uns auch noch eine Weile begleiten. Friedrich Moch hat eine guten Auftakt für morgen gemacht für die zehn Kilometer Skating. Die Herren starten mit frischen Kräften und auch Katherine Sauerbrey wird wieder eingreifen und dort schauen, wie es ausschaut mit der WM-Form. Motivation pur, wir nehmen den Schwung mit in den nächsten Renntag“, sagte Schlickenrieder.
=> Ergebnis Sprint FT Damen
=> Ergebnis Sprint FT Herren
Toblach zum Nachlesen
=> Langlauf Weltcup Toblach: Dreitägiger Formtest vor der WM in Planica