Ulricehamn war ein gutes Pflaster für die deutschen Langläuferinnen. Im Gegensatz zu den Herren konnten sie in Schweden gute Ergebnisse einfahren und das Wochenende mit dem erstklassigen zweiten Platz in der Staffel krönen. Tausende Zuschauer standen an der Strecke in Ulricehamn und brachten ein Holmenkollen-Feeling nach Schweden. Mit mehreren Podestplätzen ihrer schwedischen Athleten hatten sie allen Grund zum Feiern – den hatten die Kanadier und Deutschen aber auch…
Deutsche Damen Staffel-Zweite
Das Highlight der Woche aus Sicht des deutschen Langlauffans war natürlich der überraschende zweite Platz im Staffelrennen der Damen – auch wenn ihn mangels Übertragung kaum jemand gesehen haben dürfte. Das ist sehr schade, war es doch ein spannendes Rennen, in dem das deutsche Team (fast) immer im Pulk hinter Norwegen mithielt. Apropos Norwegen: Waren die Norwegerinnen diesmal nicht so stark oder wollten sie einfach keine unnötigen Kräfte verschwenden. Normalerweise kennt man führende Norwegerinnen ja so, dass sie das Rennen am Ende ruhig nach Hause laufen. Was das diesmal anders und Marit Bjørgen trotz ihres Sieges nicht in bester Form? Nimmt man Marits Aussage von der Pressekonferenz als Maßstab, könnte man das zumindest meinen: „Ich denke, ich habe ein gutes Rennen gemacht. Am Ende wurde es enger als ich dachte. Als ich die Ziellinie überquerte, sah ich, dass die anderen Mädchen nur hundert Meter hinter mir sind.“ Doch auch mit möglicher Formschwäche war das Team wieder vorn – die deutschen Mädels allerdings direkt dahinter. Das DSV-Quartett hatte schon vor Weihnachten in La Clusaz ein gutes Rennen gemacht, diesmal wuchsen Katharina Hennig, Steffi Böhler, Victoria Carl und Sandra Ringwald über sich hinaus. Sandra war so spurtstark, dass sie auf den letzten Metern Lokalmatadorin Hanna Falk und auch Jessie Diggins keine Chance ließ. Damit konnte das Team den ersten Podestplatz einer deutschen Damen-Staffel seit 2010 bejubeln (damals in der Besetzung Fessel/Zeller/Gössner/Sachenbacher Stehle). „Was für ein Tag!!! Wahnsinn!!! Mit vier starken Läufen und einem super Schlussspurt von Sandra Ringwald haben wir es heute tatsächlich beim Weltcup in Schweden auf Platz zwei geschafft! Wir sind überglücklich!“, jubelte Katharina und Steffi dachte auch an den Rest des Teams: „Heute sind 4 über sich hinausgewachsen und aufs Podium gestürmt! Ich bin unglaublich stolz auf diese Teamleistung – dazu gehören nicht nur wir 4 sondern auch diejenigen, die unser Team stark machen in jeder einzelnen Trainingseinheit! Danke an die Skitechniker, Betreuer und die vielen schwedischen Zuschauer an der Strecke, die ein Gänsehautfeeling verbreitet haben.“ Das sollte doch Motivation geben für die Weltmeisterschaften!
Kanadier schreiben Geschichte
Geschichte schrieb auch das Staffelrennen der Herren beziehungsweise das kanadische Team: Noch nie standen sie zu viert auf einem Weltcuppodium als Staffel. Das bsiher beste Teamergebnis für die Kanadier war ein fünfter Platz aus dem Jahr 2012 in Gällivare mit Valjas, Harvey, Kershaw und Ivan Babikov. Bis auf Babikov, der durch Knute Johnsgaard ersetzt wurde, und die Reihenfolge der Läufer blieb das Quartett unverändert. Ivan Babikov ist nach seinem Karriereende inzwischen der Trainer der Mannschaft und ging das Risiko ein, die beiden besten Läufer auf die Klassikstrecken zu setzen – und wurde dafür belohnt. Mit ihren Jubelarien bei der Siegerehrung stahlen sie den siegreichen Norwegern und den Schweden die Show. Wie Babikov später im Interview erklärte: „Als kleines Langlaufland bekommen wir keine zwei Teams an die Startlinie. Wir haben mit Mühe und Not ein Team auf die Beine gestellt, aber dieses Quartett hat heute ein Wunder vollbracht – was brauchen wir da Kanada II?“ Nach nicht so überragenden Leistungen in den letzten Wintern wurde der Mannschaft ein Teil der Förderung gestrichen. Nach diesem Ergebnis und dem Sieg über 15 Kilometer von Alex Harvey bleibt die Hoffnung, dass sich die finanzielle Lage vielleicht wieder bessert…
Top20-Resultate im Einzelstart
Zuvor gab es schon in den Einzelrennen einige hoffnungsvolle Ergebnisse aus deutscher Sicht. Sandra Ringwald und Steffi Böhler überzeugten mit Platz zehn und elf, Florian Notz wurde 18. Der gebürtige Baden-Württemberger von der Schwäbischen Alb ging das Rennen noch langsamer an als gewohnt, arbeitete sich dann aber sehr gut kontinuierlich nach vorn nach Platz 66 bei der ersten Zwischenzeit.
Zufrieden konnten auch die Schweizer mit ihrem Wochenende sein: Zwei vierte Plätze stehen für die Eidgenossen zu Buche durch Dario Cologna und die Herrenstaffel – beide wurden jeweils nur knapp geschlagen. Eine weitere Top-Ergebnisse unter den besten 20 gab es durch Nathalie von Siebenthal, Toni Livers, Jason Rüesch und Curdin Perl. Allerdings muss Nachwuchstalent Jason nun etwas kürzer treten, um einen Start bei der U23-WM nicht zu gefährden. Er verspürte am Abend nach seinem tollen Einzelrennen Schmerzen im rechte Fußgelenk. Es handelt sich um eine Sehnenreizung, die ihm schon seit Monaten Probleme bereitet. Darum ließ er die Staffel sicherheitshalber aus und er wurde als Schlussläufer von Curdin Perl vertreten.
Ulricehamn – alles auf einen Blick
* News der Woche:
=> 22. Sieg auf schwedischem Grund für Marit Bjørgen
=> Alex Harvey triumphiert über 15 Kilometer
=> Deutsche Damen-Staffel wird Zweite hinter Norwegen
=> Norwegische Herren im Zielsprint vorn
* Ergebnisse und Weltcupstände:
=> Ergebnis 10 Kilometer FT Damen
=> Ergebnis 15 Kilometer FT Herren
=> Ergebnis 4×5 Kilometer Staffel Damen
=> Ergebnis 4×7,5 Kilometer Staffel Herren
=> Weltcupstand Damen
=> Weltcupstand Herren
* Statements:
=> Reaktionen aus Ulricehamn: „Die Zuschauer waren Weltklasse!“
=> Stimmen der Staffel: „Ich wollte nicht wieder Vierte werden!“
* Bildergalerien:
=> Bildergalerie Einzelrennen
=> Bilder des Staffelrennes