Langlauf Weltcup Ulricehamn: Premiere vor großer Kulisse

Evgeniy Belov (RUS), Thomas Bing (GER) © Thibaut/NordicFocus

Im westschwedischen Ulricehamn in Västergotland macht erstmals der Tross des Langlauf-Weltcups Station. Auf dem Programm stehen Freistilrennen im freien Stil sowie Staffelrennen.

Heimat von Hanna Falk

Ulricehamn (ausgesprochen: Ulrißehamm) ist eine Stadt mit 10.000 Einwohnern und eine dieser Einwohnerinnen war Hanna Falk, die neben Skimararthonläufer Oskar Svärd und Fußballtrainerin Pia Sundhage das bekannteste Gesicht der Stadt ist. Ulricehamn in Västergotland liegt 100 Kilometer östlich von Göteborg und 50 Kilometer westlich von Jönköping idyllisch an der Nordspitze des Åsunden-Sees, inmitten von Wäldern und verschiedenen Gewässern. Im Winter ist der Ort das Skisportzentrum Westschwedens. Ulricehamn ist als textilreiche Gegend bekannt mit guten Shoppingmöglichkeiten in der Stadt mit außergewöhnlichen und weitbekannten Läden. Sprintspezialistin Hanna Falk lebt allerdings schon lange nicht mehr hier, in der Jugend ging sie in Torsby aufs Skigymnasium, inzwischen lebt und trainiert sie in Falun. Dennoch sorgte sie durch ihre Bekanntheit und Erfolge dafür, dass der Run auf die Tickets schon im Vorfeld sehr groß war. Zwei Wochen vorher waren bereits 30.000 Tickets verkauft, Anfang der Woche waren 45.000 erreicht. Insgesamt werden für die Einzelrennen 30.000 Zuschauer erwartet und 25.000 für die Staffeln.

Neues Stadion-Areal

Die Lassalyckan-Arena, in der die Langlaufrennen ausgetragen werden, liegt im Osten der Stadt am Rande der Wälder. Lassalyckan wurde in 2011 fertig gestellt und im unmittelbaren Umfeld können auch Sportarten wie Fußball, Eishockey, Eiskunstkauf, Radsport, Orientierungslauf, Boule und Golf betrieben werden. Außerdem bietet sich das Areal für Spaziergänge, Jogging und Mountainbiking an, außerdem natürlich Skilanglauf. Eine exzellente Kunstschneeanlage sowie die erst im Herbst 2016 auf 4,5 Kilometer ausgebaute Streckenbeleuchtung sorgen für perfektes Langlaufvergnügen. Zwei größere Langlauf-Veranstaltungen finden in Ulricehamn statt, der Västgötaloppet Skidor und der Ulricehamnloppet.

Ein langer Anstieg und eine Haarnadel

Die Strecken in Ulricehamn befinden sich auf etwa 300 Meter Meereshöhe, haben aber dennoch die eine oder andere Schwierigkeit. Scharfrichter ist ein etwa 700 Meter langer Anstieg, der mit Ausnahme bei der Freistilstrecke der Staffel auf jeder Runde zu bezwingen ist. Für die Skater in der Staffel ist der Berg nur etwa 400 Meter lang. Für sie geht es aber ungefähr einen Kilometer nach dem Stadion nach einer langen Abfahrt unmittelbar in eine Haardnadelkurve, bevor es den soeben hinabgefahrenen Anstieg wieder hinauf geht. Der Rest der Runde ist wellig und ohne größere Schwierigkeiten. Für den Ryckåsen, Abfahrt und Anstieg der Strecke von Ulricehman, verpflichteten die Veranstalter die ehemalige Langläuferin und Biathletin Sofia Domeij als zusätzliche Frau am Mikrofon, um tausenden Zuschauern dort richtig einzuheizen, wo vermutlich die Rennen vorentschieden werden.

Kein Schnee im Norden

Letzte Woche wurde begonnen, den Schnee vom Stadion auf der Strecke zu verteilen. Am Ryckåsen wurde übersommerter Schnee verwendet (siehe Bild unten) wie auch an anderen Teilen der Strecke, um eine gute Unterlage zu haben. Im Gegensatz zu Mitteleuropa meint es Frau Holle nämlich zur Zeit nicht gerade gut mit Nordeuropa – in Westschweden ist kein Schnee und auch in den kommenden Tagen ist keiner zu erwarten. Die Temperaturen werden am Wochenende über Null liegen, für Samstag ist ein Sonne-Wolken-Mix vorhergesagt, für Sonntag eher wolkig.

 

Zehn Deutsche auf unbekanntem Terrain

Für den DSV gehen in Schweden insgesamt zehn Athletinnen und Athleten an den Start – jeweils fünf Damen und Herren. Damit sollten die Staffeln für krankheitsbedingte Ausfälle ausreichend abgesichert sein. Für die Einzelrennen ist sicherlich Nicole Fessel das heißeste Eisen, die in dieser Saison schon einige sehr gute Rennen zeigte wie auch Sandra Ringwald, die beim Sprintwochenende in Toblach auftrumpfte. „Mit den Sprints und den Team-Ergebnissen der Damen bin ich sehr zufrieden. Mit diesen Ergebnissen haben wir uns im Damenbereich besser präsentiert, als in den Rennen zuvor. Es ist wünschenswert, auch in den kommenden Entscheidungen bis zur WM daran anzuknüpfen“, blickt Andreas Schlütter auf das Wochenende der Sprinter zurück. Für Denise Herrmann ist der Langlauf-Ausflug mit Erreichen der halben Norm wie geplant wieder beendet, sie soll bei der Biathlon-EM am Start sein. „In Schweden sind nun wieder die Distanzläufer gefragt. Für die Athleten, die nach der Tour de Ski eine Trainingspause eingelegt haben, gilt es, wieder in den Wettkampfmodus zurück zu finden. Der Weltcuport Ulricehamn ist neu im Kalender, die Strecke fast allen Spitzenläufern noch unbekannt. Wir freuen uns darauf und möchten insbesondere in den Staffeln an die guten Leistungen aus La Clusaz im Dezember anknüpfen“, so Schlütter. Sandra Ringwald geht nach dem starken Auftreten in Toblach zuversichtlich in die Rennen in Schweden: „Die Tour de Ski ist nicht optimal verlaufen, ich habe bei den Distanzrennen am Ende immer ein paar Federn gelassen, und von daher war ich sehr zufrieden, als ich am Samstag in Toblach doch gemerkt habe: Jetzt fühlt es sich wieder so an, wie es soll, wenn Du einen guten Lauf hast. Ich bin froh, dass meine Formkurve ansteigt. Jetzt ist es wichtig, diese Entwicklung in den kommenden Wochen bis zur WM zu halten. Die zwei vierten Plätze tun gut, auch, wenn sie etwas undankbar sind. Insgesamt tat es gut, mal wieder bei der Weltspitze anzuklopfen. Das möchten wir in Schweden auf jeden Fall auch wieder mit der Staffel tun“, meinte Sandra und fügte hinzu: „Ulricehamn ist für uns Neuland, aber ich habe gehört, dass die Strecke nicht zu anspruchsvoll sein soll, es gibt zumindest keine krassen Anstiege a la Burgstieg. Hanna Falk hat mir schon erzählt, dass der Vorverkauf sehr gut verlaufen ist, insofern freuen wir uns auf viele Zuschauer und eine gute Stimmung an der Strecke!“

Das DSV-Team im Überblick

– Stefanie Böhler (SC Ibach)
– Victoria Carl (SC Motor Zella Mehlis)
– Nicole Fessel (SC 1906 Oberstdorf)
– Katharina Hennig (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal)
– Sandra Ringwald (Skiteam Schonach-Rohrhardsberg)

– Thomas Bing (Rhöner WSV)
– Lucas Bögl (SC Gaißach)
– Valentin Mättig (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal)
– Florian Notz (TSV/SZ Böhringen Römerstein)
– Tim Tscharnke (SV Biberau)

Northug, Nilsson und Heikkinen fehlen

International gesehen ist in Schweden (fast) alles dabei, was Rang und Namen hat. Eigentlich fehlt nur nach wie vor Petter Northug mit einem großen Namen bei den Herren, der allerdings keine Bedenken im Hinblick auf die Weltmeisterschaften geäußert hat. Für die Schweiz sollen Dario Cologna und Nathalie von Siebenthal in erster Linie die Kohlen aus dem Feuer holen. Die Gastgeber hoffen auf die Rückkehr von Calle Halfvarsson, der bisher nur zwei Weltcups betritt, dort aber dreimal aufs Treppchen lief. Dafür müssen sie auf Stina Nilsson verzichten, die sich nach der Tour de Ski trotz Heimpublikum noch eine Pause gönnt. In Norwegen kehren unter anderem Marit Bjørgen und Finn Hågen Krogh nach Pause beziehungsweise Ausstieg bei der Tour zurück ins Aufgebot, außerdem sind nach kurzer Regenerationsphase Heidi Weng, Ingvild Flugstad Østberg und Martin Johnsrud Sundby wieder dabei. Die Finnen reisen ohne Matti Heikkinen nach Schweden.

Langlauf live? Mangelware!

Live-Sport gibt es am Samstag auf Eurosport 2 erst ab 13 Uhr, wo eine Zusammenfassung der Damen vor dem Liverennen der Herren geplant ist. Auch bei den Staffeln ist man auf den Eurosport Player angewiesen – was Jochen Behle und Marc Rohde zu sagen haben, erfährt man dort aber nicht live: Vom Sonntag sind gar keine Livesendungen geplant (nur umkommentiert), erst am späten Abend gibt es auf Eurosport 2 Zusammenfassungen. Der Grund dafür sind in erster Linie die Australian Open im Tennis. Die zweite Alternative in Deutschland ist an diesem Wochenende das ZDF, das aber noch weniger zeigt: Es ist eine zehnminütige Zusammenfassung vom Einzelrennen der Damen geplant und von den Herren je nach Ergebnis maximal wenige Minuten. Auch von den Staffeln wird es eher keine Bilder geben.

Das Programm von Ulricehamn

Samstag, 21. Januar 2017
10:30 Uhr: 10 km FT Damen
14:00 Uhr: 15 km FT Herren

Sonntag, 22. Januar 2017
11:30 Uhr: 4×5 km Staffel Damen
13:00 Uhr: 4×7.5 km Staffel Herren