Der Langlauf Weltcup macht nach Stationen in Les Rousses und dem Engadin auf dem Weg zur Nordischen Ski WM Halt im Aostatal in Cogne. Leider bevorzugen auch diesmal wieder viele Läufer das Training und reisen nicht nach Italien.
Unwetter sorgte im Sommer in Cogne für Zerstörungen
Der Langlauf Weltcup kehrt zurück ins Aostatal, der Heimat von Federico Pellegrino und anderen Langläufern. Eigentlich hätten die Athleten diese Woche ins tschechische Nové Mesto na Morave reisen sollen, aber als der Weltcup aus finanziellen Gründen abgesagt wurde, sprang Cogne ein. Als dem italienischen Ort der Weltcup Anfang September zugesprochen wurde, hatte die Region Wochen mit ganz anderen Sorgen hinter sich und dachte nicht an Skilanglauf, denn am ersten Juli hatte gerade eine große Naturkatastrophe für viele Zerstörungen in der Region gesorgt. Gewitter und Starkregen ließen Bäche zu Flüssen anschwellen. Brücken und Straßen wurden mitgerissen, Muren verlegten Wege und Plätze. Über 500 Personen mussten per Hubschrauber aus Cogne evakuiert werden, nachdem der Ort von der Außenwelt abgeschnitten wurde, weil die einzige Zufahrtsstraße zum Ort auf einem Kilometer Länge von den Wassermassen mitgerissen worden war. Dennoch bewarb man sich um die Austragung des ausgefallenen Nove Mesto Weltcups und erhielt schließlich Anfang September den Zuschlag. Innerhalb von fünf Monaten musste nun ein Weltcup auf die Beine gestellt werden, woran man sonst ein ganzes Jahr arbeitet.
Letzter Heimweltcup für Federico Pellegrino
Für Federico Pellegrino, der 40 Kilometer entfernt von Cogne in Nus zu Hause ist, ist das eine große Sache, schließlich ist es sein letzter richtiger Heimweltcup. Der 34-Jährige stellte 2014 bei seinen ersten Olympischen Spielen in Sochi als 23-Jähriger einen Acht-Jahres-Plan auf: 2022 in Peking wollte er eine olympische Medaille gewinnen, denn erst da stand der nächste Freistilsprint auf dem Programm. Dieses Karriereziel erreichte er jedoch schon überraschend 2018 in Pyeong Chang im klassischen Stil und legte 2022 mit einer weiteren Silbermedaille nach. Nun hatte er alles erreicht, was er im Sprint erreichen wollte, und stellte sein Training um: Sein letztes Ziel ist es seitdem, ein guter Allrounder in beiden Techniken zu werden – und eine olympische Medaille zu Hause zu holen bei den Olympischen Spielen 2026 in Milano/Cortina. Aber nicht im Sprint – sein Ziel ist der Klassik-Massenstart über 50 Kilometer. Damit legte er auch das Ende seiner erfolgreichen Laufbahn fest: Federico Pellegrino wird am 21. Februar 2026 sein letztes Rennen als Profisportler bestreiten – in genau 387 Tagen endet also seine Karriere.
Weltcup zum neunten Mal in Cogne
Zum insgesamt neunten Mal macht der Langlauf Weltcup Station in Cogne – zuletzt war das 2019 wenige Tage vor der WM in Seefeld der Fall, wo viele Athleten auf die Rennen verzichteten. Die Gemeinde Cogne liegt auf einer Höhe von etwa 1500 Meter und hat etwa 1370 Einwohner. Das Aostatal (italienisch: Valle d’Aosta, französisch: Vallée d’Aoste) befindet sich im äußersten Nordwesten Italiens im Dreiländereck mit Frankreich und der Schweiz und ist 3263 Quadratkilometer groß und damit die kleinste Region Italiens. Am Ende der langen Eingangsschlucht mündet das Cogne-Tal in ein ausgedehntes Becken am Fuße des Gran Paradiso Massivs mit dem gleichnamigen Nationalpark. Dort am Ende des Tals liegt das kleine Städtchen Cogne, das durch den Erzbergbau an Bedeutung gewann und flächenmäßig die größte Gemeinde im Aostatal ist. Cogne gehört zu den Alpine Pearls, einer 2006 von 18 Tourismusgemeinden gegründeten Kooperation aus den vier Alpenstaaten Deutschland, Österreich, Slowenien und Italien. Zwölf der 18 Tourismusorte liegen in Italien. Sie haben sich Nachhaltigkeit, eine saubere Umwelt, eine schöne Landschaft, die Förderung regionaler Kreisläufe oder etwa die Wahrung regionsspezifischer Charakteristika, wie regionale Identitäten und kulturelle Besonderheiten auf die Fahnen geschrieben. Auch für Solidarität hat der Veranstalter ein Faible – nicht erst seit der verheerenden Flut von 2024. Der Weltcup Cogne möchte die Menschen unterstützen, die Hilfe brauchen und engagiert sich zusammen mit der ‚Italienischen Organisation für den Kampf gegen Neuroblastome‘. Das ist eine Krebserkrankung des Nervensystems, die hauptsächlich Kleinkinder bis zum sechsten Lebensjahr betrifft. Mit etwa zehn Prozent aller kindlichen Krebserkrankungen sind Neuroblastome die zweithäufigsten Tumoren im Kindes- und Jugendalter. Ein Euro des Eintrittspreises spendet der Veranstalter an diese Organisation, die Kooperation begann schon beim letzten Weltcup 2019. Ein Tagesticket kostet 2025 16,50 Euro, ein Drei-Tages-Ticket ist für 31,50 Euro zu haben.
Neue Strecken für Weltcup 2025
Zwischen der breiten und hellen Wiese von Sant’Orso und den Mischwäldern aus Tannen und Birken gelegen, eignet sich Cogne von allen Gegenden des Aostatals am besten für Skilanglauf. Die langen Loipen schlängeln sich auf einer Strecke von über 80 Kilometern (einige Teilstrecken sind beleuchtet) durch das Tal mit den Gipfeln des Grivola und des Gran Paradiso. Die Strecken, die in diesem Jahr gelaufen werden, entsprechen nur noch teilweise den Strecken von 2019 beim letzten Langlauf Weltcup in Cogne und liegen auf einer Höhe zwischen 1529 und 1577 Meter. Statt mit einem großen Anstieg beginnt der Sprintkurs nun mit einer Abfahrt gefolgt von vier kleineren Anstiegen. Die Distanzrunde für die zehn Kilometer in der freien Technik hat eine Länge von 3,3 Kilometern und nach dem Stadion geht es ebenfalls zunächst 200 Meter (elf Höhenmeter) abwärts. Danach geht es einen Kilometer bis Kilometer 1,4 fast ständig bergauf über 46 Höhenmeter. Nach einer Abfahrt geht es wieder etwa 26 Höhenmeter nach oben zum höchsten Punkt bei 1578 Meter über dem Meer. Der letzte Kilometer verläuft größtenteils abschüssig bis ins Ziel.
Viele Sportler lassen erneut aus
Wie man bei Klæbos Worten im Engadin schon vermuten konnte, lässt der Weltcupführende den Weltcup in Cogne aus. Stattdessen kehrt Harald Østberg Amundsen nach einer Trainingspause ins Team zurück. Somit werden Erik Valnes und Even Northug Norwegens größte Hoffnungen im Sprint sein, mit dabei sind auch Håvard Solås Taugbøl und Ansgar Evensen, die die letzten beiden Plätze im WM-Team bekamen – wer von ihnen aber in Trondheim wirklich startet und wer nur Reserve ist, wird er kurzfristig vor dem Rennen entschieden. Für das Distanzrennen in Cogne sind neben Amundsen auch Andersen, Krüger, Nyenget, Ree und Jenssen gemeldet. Bei den Damen führen Astrid Øyre Slind und Anne Kjersti Kalvå das Team an, in Sprint und Distanz kommt Lotta Udnes Weng zum Einsatz, während die nach kardiologischen Untersuchungen zurückkehrende Hedda Østberg Amundsen und Ane Appelkvist Stenseth nur sprinten. Außerdem bekommen Harviken, Bakkemo und Johnsen eine weitere Chance. Neben Klæbo verzichten auch Kristine Stavås Skistad, Therese Johaug, Mattis Stenshagen und Helene Marie Fossesholm. Auch in Schweden lassen prominente Namen wie William Poromaa, Jonna Sundling, Linn Svahn, Frida Karlsson, Ebba Andersson und Marcus Grate , Moa Ilar und Emma Ribom aus, Johanna Hagström und Calle Halfvarsson bestreiten nur Sprint beziehungsweise Distanz. Für beide Einzelrennen haben sich Edvin Anger, Maja Dahlqvist und Moa Lundgren angekündigt. Auch hier bekommen durch die Absagen Athleten der zweiten Garde eine Chance. Im finnischen Team kehrt Perttu Hyvärinen zurück, der nur einen Weltcupstart in Davos hatte und danach krank wurde. Im finnischen Team sind im Gegensatz zu Norwegen und Schweden alle Stars vertreten. Nur Johanna Matintalo fehlt weiter verletzt. Dabei ist auch Vilma Ryytty, die am Freitag in der Mixed-Staffel eine Abkürzung nahm – offenbar ohne es zu merken. Italien schickt 25 Athleten in die Heimrennen inklusive Rückkehrern und drei Debütanten, die bei der Universiade überzeugten. Francesco De Fabiani ist nach seinen Long Covid Problemen zurück im Team wie auch Cristina Pittin nach vielen gesundheitlichen Problemen. Für Giandomenico Salvadori und Mikael Abram wird es der erste Weltcupstart in dieser Saison. Mit Ausnahme von Nicole Monsorno, die ihre Saison nach einer Schulter-OP beendet hat, gibt es keine Ausfälle für den Heimweltcup mit Ausnahme der U23-Athleten, die nächste Woche ebenfalls zu Hause ihre WM bestreiten zusammen mit den Junioren (Vorbericht folgt am Wochenende).
ÖSV ohne Stadlober, aber mit neuen Gesichtern
Nach den starken Auftritten im Rahmen des Weltcups im Engadin kommt es mannschaftlich zu Veränderungen. Bei den Damen wird Teresa Stadlober auf einen Start in Cogne verzichten und eine seit längerem geplante Trainingsphase einlegen. Die Salzburgerin absolviert einen Trainingsblock im Engadin und wird dann in Falun wieder zum Weltcup-Team stoßen. Katharina Brudermann wird in Italien über die 10 Kilometer im Einsatz sein und erhält zudem Verstärkung von Lisa Achleitner. Die Tirolerin überzeugte zuletzt mit guten Leistungen beim FESA-Cup in Falcade und den Österreichischen Meisterschaften in Saalfelden und wird in Cogne ihr Weltcup-Debüt geben. Die 28-Jährige wird sowohl über die zehn Kilometer als auch im Teamsprint an den Start gehen. Dort wird sie gemeinsam mit Magdalena Scherz laufen, die Österreich auch im Einzelsprint vertreten wird. Bei den Herren ist Mika Vermeulen mit von der Partie und wird in Italien das Distanzrennen am Sonntag bestreiten. Ebenfalls über die zehn Kilometer im Einsatz ist Alexander Brandner. Der ehemalige Kombinierer überzeugte zuletzt ebenfalls mit guten Leistungen und wird am Wochenende auch erstmals im Weltcup an den Start gehen. Beim Teamsprint am Freitag wird Österreich durch Michael Föttinger und Lukas Mrkonjic vertreten sein. Beide sind zudem am Samstag im Einzelsprint am Start. Benjamin Moser wird ebenfalls nach Cogne reisen, ob und wann ein Renneinsatz in Italien möglich sein wird, wird allerdings erst vor Ort entschieden. Der 27-Jährige spürt seine Wadenverletzung vor allem noch in der klassischen Technik und will im Vorfeld der WM in Trondheim definitiv kein Risiko eingehen.
Sonne und Schnee in Cogne
Ein plötzlicher Abfall der Temperaturen Mitte Januar sorgte dafür, dass die Veranstalter die Weltcupstrecken fertigstellen konnten. Dann war es innerhalb von 48 Stunden möglich, genug Schnee zu produzieren mit dem neuen Schneeerzeugungssystem, nachdem das alte im Sommer bei der Flut zerstört worden war. Das Wetter in Cogne wird während des Weltcups wechselhaft sein. Am Freitag soll sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt die Sonne zeigen, am Samstag könnte aber bei -3°C Schneefall den Klassiksprint beeinträchtigen. Für den Sonntag ist aktuell wieder Sonne angekündigt bei vormittags Temperaturen leicht unter Null, nachmittags leicht darüber. Zur Zeit sind im Tal 40 Zentimeter Schnee vorhanden, auf dem Gran Paradiso die doppelte Menge.
Wenig Langlauf live im TV
Um den Langlauf Weltcup in Cogne zu sehen, muss man wieder etwas flexibel sein. Eurosport1 zeigt nur den Teamsprint am Freitag live im Fernsehen, die anderen beiden Tage braucht man wieder Discovery+, um Eurosport zu schauen, denn in den Einzelsprint steigt Euro1 verspätet ein wie auch in den Einzelstart der Damen. Die ARD zeigt meistens Zusammenfassungen, den Einzelsprint gibt es zusätzlich in voller Länge im Livestream zu sehen. Wohnt man in der Schweiz, kann man den Teamsprint live bei SRF2 verfolgen, in den Einzelsprint steigt aber auch der Schweizer Sender verspätet ein nach dem Heimweltcup der Skicrosser. Am Sonntag wird nur das erste Rennen im Schweizer Fernsehen gesendet. Im ORF werden nur die Einzelstarts am Sonntag im TV gezeigt, die Herren bei ORF Sport+, die Damen bei ORF1.
Zeitplan Weltcup Cogne
Freitag, 31. Januar 2025
12:20 Uhr: Teamsprint Klassik Prolog
13:20 Uhr: Teamsprint Klassik Finale
Samstag, 01. Februar 2025
10:30 Uhr: Klassiksprint Prolog
13:00 Uhr: Klassiksprint Finalläufe
Sonntag, 02. Februar 2025
10:00 Uhr: Einzelstart Freistil Herren
13:00 Uhr: Einzelstart Freistil Damen