Im zweiten Teil des McLaren Reports hat die Weltantidoping-Agentur heute neue Ergebnisse der Ermittlungen von Richard McLaren veröffentlicht. Demnach sollen mehr als 1.000 russische Sportler in das staatliche Dopingsystem verwickelt gewesen sein.
Ungeahntes Ausmaß
Auf einer Pressekonferenz in London stellte der Chefermittler der WADA, Richard McLaren heute weitere Ergebnisse seiner Untersuchungen vor. In Teil eins im Juli diesen Jahres hatte er bereits Beweise für eine Manipulation von russischen Dopingproben während der Olympischen Spiele 2014 in Sochi präsentiert. In Teil zwei finden sich nun weitere Indizien und Beweise für ein staatlich gelenktes Dopingsystem, in das nach Erkenntnissen der Ermittler zwischen 2011 und 2015 mehr als 1.000 russische Athleten verwickelt waren. „Das Bild ist noch nicht komplett. Wir hatten nur Zugriff auf einen kleinen Teil der Daten und des Beweismaterials, das möglicherweise existiert“, sagte McLaren. Die Untersuchungskommission hat neben dem Bericht (hier abrufbar: www.wada-ama.org) eine Datenbank (www.ipevidencedisclosurepackage.net) veröffentlicht, in der jedermann eine Übersetzung der gesichteten Dokumente einsehen kann. Namen wurden im Report allerdings nicht genannt und in der Dokumentendatenbank durch einen Nummerncode ersetzt.
Auswirkungen der Ergebnisse
Noch ist die Untersuchungskommission von Richard McLaren nicht am Ende ihrer Ermittlungen angelangt und es wird wohl noch eine Zeit dauern, bis alle Erkenntnisse aufgearbeitet sind. Es liegt nun im Aufgabengebiet des internationalen Olympischen Komitees tätig zu werden und überführte Dopingsünder zu sperren beziehungsweise ihnen ihre Medaillen abzuerkennen. Laut dem Report betrifft dies allein in Sochi zwölf russische Medaillengewinner, davon vier Olympiasieger. IOC-Präsident Thomas Bach hatte zwar vor Veröffentlichung des Berichts angekündigt hart durchzugreifen: „Ich möchte so eine Person niemals wieder bei Olympischen Spielen sehen!“ Gleichzeit hatte der Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin vor voreiligen Schlüssen gewarnt. Bereits vor den Sommerspielen in Rio hatte man sich nach den Erkenntnissen aus Teil eins des McLaren Reports nicht zu einem Komplettausschluss des russischen Teams durchringen können.
Quelle: www.spiegel.de