Gatineau war die erste Station der neu erschaffenen Ski Tour Canada mit acht Etappen in zwölf Tagen zum Ende der Saison im Langlauf Weltcup. Im Freistilsprint am Ufer des Ottawa River setzten sich Maiken Caspersen Falla und Sergey Ustiugov durch.
Falla weiter in starker Form
Fünf Grad Minus und eine verschneite Landschaft mit zugefrorenem Ottawa River sorgten für Winterfeeling zum Auftakt der Ski Tour Canada. Auf dem sehr kurvigen Kurs über zwei Runden im Jacques-Cartier-Parc von Gatineau kam es häufig zu Skikontakt und vor allem bei den Damen zu einigen Stürzen. Im Finale mit drei Norwegerinnen, zwei Schwedinnen und einer Amerikanerin lief jedoch alles zivilisiert ab. Zunächst bestimmte über weite Strecken Stina Nilsson mit Jessie Diggins auf den Fersen das Tempo, während die Führende im Sprintweltcup, Maiken Caspersen Falla, dahinter lauerte. Im letzten Anstieg der zweiten Runde mit der engen Linkskurve attackierte sie und schob sich an beiden vorbei. Im Zielsprint setzte sie sich Maiken Caspersen Falla souverän vor Stina Nilsson und Jessie Diggins durch. „Ich habe versucht, meine hohe Geschwindigkeit zu nutzen, um am letzten Anstieg vorbeizugehen“, erklärte Maiken ihre Taktik, die voll aufging. Ingvild Flugstad Østberg hatte wie erwartet nicht mehr viel zu melden im Kampf um den Sieg. Die Norwegerin erreichte zwar nach der dritten Prologzeit das Finale, hatte dort aber zum Saisonende nicht mehr viel zuzusetzen und wurde nur Fünfte noch hinter Heidi Weng. Nur Ida Ingemarsdotter erreichte im Lauf der besten Sechs noch hinter ihr das Ziel. Allerdings konnte das auch Ski Tour-Rivalin Therese Johaug nicht richtig für sich nutzen. Die Weltcupführende machte im Viertelfinale den taktischen Fehler, sich nach dem Start wie sonst auch hinten einzureihen. Als sie in der ersten Rechtskurve versuchte, außen herum zu attackieren, merkte sie schnell, dass es nicht reichen würde: Schon kam die nächste Linkskurve und der Weg war ihr abgeschnitten, so dass sie als Lauf-Fünfte früh scheiterte und mit Rückstand in das erste Distanzrennen in Montréal geht.
Ustiugov bezwingt Jouve und Hamilton
Mit der Johaug-Taktik, von hinten zu kommen, ging auch Sergey Ustiugov in alle seine Heats – teilweise nicht völlig freiwillig durch Stockbruch im Halbfinale. Bei den Herren waren Überholmanöver aber auch gang und gäbe, so dass er mit dieser Taktik kein großes Risiko fuhr. So agierte er auch im Finale abwartend und hielt sich die gesamte erste Runde ganz hinten auf. Erst dann attackierte er erstmals und schob sich Stück für Stück nach vorne. Am letzten Anstieg schlängelte er sich durch die letzten Konkurrenten und ging Seite an Seite mit dem stark laufenden Richard Jouve in die Zielkurve. Im Zielsprint setzte sich der Russe knapp durch gegen den Franzosen. Hauchdünn dahinter belegte Simi Hamilton den dritten Platz. Der Amerikaner hatte auch lange im hinteren Teil der Gruppe gelegen und dann beim Überholen mehrfach zurückziehen müssen, um Stürze zu vermeiden. Ins improvisierte Stadion hinein nahm er mit viel Schwung die Außenbahn und stürmte mit Geschwindigkeitsüberschuss aufs Treppchen. „Es ist eine harte Strecke mit vielen Kurven, die das Rennen schwierig gemacht haben. Aber am Ende war alles gut und ich habe mich sehr stark gefühlt“, sagte der Russe im Siegerinterview in seiner Landessprache. Hinter dem bunt gemischten Podium mussten sich alle drei Norweger geschlagen geben. Vor allem Finn Hågen Krogh war sichtlich enttäuscht über seinen vierten Platz, nachdem er lange Zeit geführt hatte. Rang fünf ging an Ola Vigen Hattestad vor Petter Northug. Topfavorit Federico Pellegrino war im Halbfinale gescheitert, nachdem er wie üblich von hinten nach vorn kommen wollte, es dafür aber auf kurviger Strecke und in einem engen Heat zu eng war. Für Martin Johnsrud Sundby war schon im Viertelfinale Schluss nach einem eigentlich guten Lauf, bei dem er aber im Zielsprint noch mehrere Positionen einbüßte.
Blockadetechnik im Viertelfinale
Dass die deutschen Damen sich Gedanken um eine Taktik gemacht haben, war nicht zu übersehen. Je zwei Athletinnen entschieden sich für die ersten beiden Heats, jeweils eine für Lauf drei und vier – nur Nicole Fessel schaffte den Sprung unter die besten 30 knapp nicht. Auf dem kurvigen Kurs, auf dem sich Überholen speziell für die Damen als sehr schwierig herausstellte, war von vorn Laufen die Parole. Vor allem Victoria Carl und Hanna Kolb setzten diese Taktik perfekt um und liefen die erste Runde im Viertelfinale mit der frischgebackenen U23-Weltmeisterin in der Führungsposition komplett von vorn – oft sogar zu zweit nebeneinander, so dass niemand vorbei konnte. Auf der zweiten Runde mussten sie dann die favorisierten Østberg und Diggins passieren lassen, hielten sich aber bis zum Ziel auf Platz drei und vier. Für Hanna Kolb reichte es damit ins Halbfinale, Vici Carl verlor ihren Halbfinalplatz über die Lucky Loser Regelung noch im letzten Heat. Diese Taktik konnten Denise Herrmann und Steffi Böhler im zweiten Lauf nicht durchziehen, da Steffi sich von Anfang an um Anschluss mühte und auch Denise nie über eine Mittelfeldposition hinauskam. Zum Teil auch deswegen, weil sie im Rennen bei Überholversuchen immer wieder leichten Kontakt mit Sophie Caldwell hatte, die später auch zu Fall kam. Sandra Ringwald lieferte ein souveränes Viertelfinale ab und zog gemeinsam mit Stina Nilsson in die nächste Runde ein. Die Schwedin bremste schon Meter vor dem Ziel durch Schneepflug kräftig ab, ohne allerdings jemanden hinter ihr zu behindern. Grund für dieses Manöver war wohl, dass sie nicht gewinnen wollte, um ins zweite Halbfinale zu rutschen. Lucia Anger beendet ihr Viertelfinale als Sechste, nachdem sie lange in der Gruppenmitte gelaufen war. Als sie dann zurückfiel, versuchte sie mehrfach, sich wieder vorzuarbeiten, was aber durch die Streckenführung nicht gelang. Im Sprint der Herren waren drei Deutsche vertreten und erwartungsgemäß mussten Jonas Dobler und Andi Katz früh die Segel streichen. Sebastian Eisenlauer war so die einzige deutsche Hoffnung in den Heats und obwohl er zwischenzeitlich innerhalb der Gruppe zurückgefallen war, gab der Allgäuer nie auf. Immer weiter arbeitete er sich vor, stach innen in die Zielkurve hinein und wurde Zweiter im Zielsprint.
Drei Deutsche im Halbfinale
Mit Sebastian Eisenlauer, Hanna Kolb und Sandra Ringwald hatten es also drei Deutsche unter die besten Zwölf geschafft. Den besten Eindruck des Trios im Halbfinale hinterließ Hanna Kolb. Die Hoffnungen der Buchenbergerin wurden aber in guter Position liegend jäh zerstört, als sie zusammen mit Krista Pärmäkoski zu Boden ging, nachdem sich in der Linkskurve nach dem letzten Anstieg die Ski verhakt hatten. Als Behinderung einer Athletin wurde die Aktion glücklicherweise nicht gewertet (Hanna Kolb gelb vorbelastet), beide gingen straffrei aus. Sandra Ringwald geriet in ihrem Halbfinale etwas ins Hintertreffen und als sie sich bemühte, wieder etwas weiter nach vorn zu kommen, scheiterte sie und musste hinter Ingvild Flugstad Østberg Tempo rausnehmen. Sebastian Eisenlauer hielt sich auf der ersten Runde noch im vorderen Teil der Gruppe auf, wurde dann aber nach und nach durchgereicht. Zu Beginn von Runde zwei lag er bereits ganz hinten und konnte das Tempo nicht mehr mitgehen. „Freud und Leid… Mit Platz 12, 10 und 9 sind wir zufrieden, aber es hätte auch besser ausgehen können!“, resümierte Sandra nach dem Rennen. Auch Trainer Janko Neuber war nicht ganz mit seinen Athleten zufrieden: „Die vorderen Plätze sind natürlich gut. Auch, dass sechs der sieben Damen den Prolog überstanden haben. Aber wir wollen mehr, wollen die Weltspitze und damit die Podestplätze angreifen“, sagte Neuber. Das Zurückfallen von Sebastian Eisenlauer fand er dagegen weniger tragisch: „Er hatte ja zuletzt wegen einer Erkältung pausiert. Insofern war das Halbfinale schon ein Erfolg.“
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