Wieder ist eine Saison im Langlauf Weltcup Geschichte. Eine Saison, in der der Kampf um die Kristallkugeln bis zum letzten Wochenende spannend blieb. Nach dem alten Punktesystem wäre das nicht der Fall gewesen – aber ist das jetzt gut oder schlecht?
Amundsen gewinnt erstmals Gesamtweltcup
Harald Østberg Amundsen heißt der Sieger des Gesamtweltcups 2023/24 und nicht Johannes Høsflot Klæbo, wie wohl jeder in Abwesenheit der Russen erwartet hätte. Dabei war Amundsen eigentlich zu Saisonbeginn gar nicht für den Weltcup gesetzt, sondern hatte über seinen Gesamtsieg im Scandinavian Cup 2022/23 ein persönliches Startrecht bis Weihnachten. Mit einem Sieg, drei weiteren Podestplätzen und konstanten Punkten nutzte er seine Chance so gut, dass er für den Rest des Winters nicht mehr in Frage stand. Auch die Tour de Ski dominierte er völlig, so dass er danach als absoluter Topfavorit auf den Gewinn des Gesamtweltcups galt. Auch Klæbo, der die Tour de Ski wegen eines schweren grippalen Infekts vor Weihnachten absagen musste und nach Amundsens Sieg 568 Punkte Rückstand hatte, gab seine Hoffnungen auf die große Kristallkugel im Januar offiziell auf. Dennoch wurde es nach Klæbos Siegesserie am Ende noch einmal ganz schön eng zwischen den beiden Norwegern – aber der 25-jährige Amundsen konnte am Schluss jubeln über den Gewinn zweier Kristallkugeln nach dem Tour de Ski-Gesamtsieg, einem Weltcupsieg in Östersund, dem Sieg beim Handicaprennen in Davos, sieben weiteren Podestplätzen und nur zwei Sprintrennen, bei denen er zwischen Platz 20 und 30 landete. Klæbo holte zumindest ungefährdet den Sprintweltcup, nachdem er erst in Übersee die Führung von Valnes übernommen hatte – das dürfte für den ehrgeizigen Ausnahmeläufer aber kein Trost sein. Am Schluss fehlten dem 26-Jährigen 46 Punkte auf seinen jüngeren Landsmann, der 2646 Punkte holte. Ein großes Herz für junge Talente zeigte Amundsen nach seinem Tour de Ski-Sieg, als er die kurze Weltcuppause dazu nutzte, eine Stiftung zu Gunsten junger norwegischer Talente zu gründen, die es immer schwer haben, den Sprung von den Junioren in die Elite zu schaffen. Er aktivierte seine Sponsoren und zusammen mit eigenen Siegprämien lobte er eine Summe für ein Stipendium aus, das einer Athletin und einem Athleten (19 bis 23 Jahre) jährlich dabei helfen soll, den Sprung in den Profisport zu schaffen. Jedes der beiden Talente erhält eine Förderung von 20.000 NOK und einen weiteren Gutschein im Wert von 20.000 NOK, um Ausrüstung zu kaufen.
Zweite große Kugel für Diggins
Noch 100 Punkte mehr hat Jessie Diggins in dieser Wintersaison gesammelt, in der sie zum zweiten Mal in ihrer Karriere Gesamt- und Distanzweltcup gewinnen konnte. Im Vergleich zu 2021 konnte sie ihre Punktzahl jedoch mehr als verdoppeln. Grundlage dazu war wie bei Amundsen der Gesamtsieg der Tour de Ski, der sie scheinbar uneinholbar in Führung brachte. Zudem feierte sie sechs Siege in der Skatingtechnik und fünf weitere Podestplätze. Dem gegenüber stehen ebenfalls sechs Siege und sechs Podiumsplatzierungen von Linn Svahn, der als ihrer größten Konkurrentin um die große Kristallkugel am Ende 175 Punkte fehlten. Das klingt zwar deutlich, liegt aber an Svahns schwarzem Wochenende in Falun, wo das gesamte Team große Materialprobleme hatte. Wie bei den Herren sicherte sich auch hier die Unterlegene immerhin die kleine Kristallkugel im Sprint gegen ihre größte Konkurrentin Kristine Stavås Skistad, die fünf Siege und sechs Podestplätze errang. Bei 13 Sprintrennen in diesem Winter stand die Norwegerin damit unglaubliche elfmal auf dem Podium, wurde einmal Vierte und legte im Goms eine Weltcuppause ein. Das Duell Svahn/Skistad dürfte auch in der Zukunft weiter spannend bleiben…
Kritik an neuem Punktesystem
Nach der Saison wurde Kritik am vor zwei Jahren eingeführten neuen Punktesystem laut – sowohl in Norwegen als auch in Schweden. Natürlich bleibt es länger spannend, aber ist das der Sinn der Sache, wenn dann am Ende ein absolut dominierender Athlet mit 16 Saisonsiegen trotzdem nicht den Gesamtweltcup gewinnt? Vor zwei Jahren gab es noch 100, 80, 60, 50 und 45 Punkte für die ersten Fünf, nun sind es noch 100, 95, 90, 85 und 80 Punkte. Deutlich wird der Unterschied bei Platz 18, für den es aktuell 46 Punkte gibt und der damit mehr wert ist als Platz fünf in der Vergangenheit. Gesamtweltcupsieger Harald Østberg Amundsen verteidigt sich und seinen Erfolg: „Es wird immer jemanden geben, der Kommentare zu meinem Sieg abgibt und der Saison von Johannes, der bei der Tour de Ski nicht am Start war. Am Saisonende war Klæbo der Beste, am Anfang war ich derjenige, der gewann. Im Durchschnitt gesehen war ich der Beste zwischen November und März. Letztes Jahr war ich es, der vor Weihnachten krank war und die Tour de Ski und viele Rennen verpasste“, sagte er bei langrenn.com. „In den letzten Wochen habe ich nur noch gekämpft, um die Gesamtführung zu verteidigen. Natürlich ist man manchmal erschöpft und würde lieber mal ein Wochenende auslassen. Aber dann denkt man nach und rückt alles in die richtige Perspektive. Man hat so unglaublich viel Glück, zu reisen und den ganzen Winter im Weltcup anzutreten. Das ist das Leben, was ich mir als Kind immer erträumt habe.“ Bei der VG sagte er weiter: „Ich glaube, alle Norweger sind der Meinung, dass ein Podium zu wenig belohnt wird. Es sollte mehr Abstand zwischen Platz eins, zwei und drei geben. Es gibt viel Gutes im aktuellen System, weil die Athleten für ihr Antreten belohnt werden, aber die ersten Plätze sollten auch mehr wertgeschätzt werden. Natürlich werden viele sagen, Klæbo ist der bessere Langläufer, aber auch das Gesundbleiben gehört zum Leben eines Weltklassesportlers.“ Johannes Høsflot Klæbo ist verständlicherweise einer von denen, die das neue Punktesystem in erster Linie kritisieren. „Man wird für die Teilnahme belohnt, nicht für das Podium. Das ist eine Schande“, sagte der 26-Jährige im Interview bei SVT Sport. „Früher wurdest du Erster, Zweiter oder Dritter und wurdest dafür belohnt. Heute kann man Siebter werden und bekommt fast dieselben Punkte wie vorne. Wir werden sehen, ob man das für nächste Saison wieder ändert. Ich wäre für eine Mischung aus dem alten und neuen Punktesystem.“ Auch Ebba Andersson im Gespräch mit dem Expressen findet, dass ein Sieg zu wenig wertgeschätzt wird: „Ich denke, einen Weltcup zu gewinnen, sollte viel mehr wert sein, als Zweite oder Dritte zu werden.“ Wie Team Manager Anders Byström angekündigt hat, hat Schweden eine E-Mail an die FIS geschrieben. „Ich habe eine Mail an Michal Lamplot (Renndirektor FIS) geschrieben mit unseren Wünschen. Wir wollen, dass ein Sieg wieder mehr wert ist wie auch Podestplätze.“ Außerdem kritisierte er Punkte bis Platz 50: „Wenn man schon fürs Antreten Punkte bekommt, ist es nicht mehr viel wert“, sagte er. Laut Byström habe er schnell eine Antwort bekommen von Lamplot: „Er sagte, dass man darüber im Frühjahr sprechen wird. Aber auch, dass man dem neuen System mehr als die zwei Jahre Zeit geben solle. Wir werden ja sehen, ob sich etwas ändert. Aber ich glaube es nicht.“ Am Falun Wochenende gab es ein Meeting mit allen Nationen und alle kritisierten das System – mit Ausnahme derer, die davon profitieren. Man wird sehen, ob die FIS Anpassungen in Angriff nimmt. Die erhofft größeren Starterfelder ergaben sich auf jeden Fall nicht. Auch in dieser Saison bekamen manche Starterinnen automatisch Weltcuppunkte, weil weniger als 50 Damen das Rennen bestreiten wollten. Auch auf die Finisher-Zahlen bei der Tour de Ski wirkten sich die Weltcuppunkte bis Platz 50 nicht positiv aus.
Erstes Jahr mit Fluor-Verbot
Nach Jahren, in denen das Fluor-Verbot immer wieder verschoben wurde, trat es nun zum letzten Winter endlich in Kraft. Das sorgte vor allem im ersten Saisondrittel immer wieder für Disqualifikationen oder Nicht-Starts. Betroffen waren immer kleine Teams wie zum Beispiel häufig Kasachstan. Aber nicht, weil sie bewusst betrügen wollten, sondern einfach, weil die kleinen Langlauf-Nationen nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, ihr gesamtes Skimaterial und andere Arbeitsmittel in den Wachskabinen wie Bürsten komplett zu ersetzen. Nach dem Bekanntwerden der Probleme kamen andere Nationen wie Finnland zu Hilfe, die die Ski der Kasachen von Grund auf reinigten, um weitere Vorfälle mit erhöhten Fluor-Werten zu vermeiden. Nachdem zu Saisonbeginn im kalten Skandinavien alles wie geschmiert lief, bekamen manche Nationen bei wärmeren und nasseren Bedingungen Materialprobleme wie Finnland oder Schweden, die offenbar noch nicht so viel wie andere Teams mit fluorfreien Wachsen experimentiert hatten. Immer gut dabei war das deutsche Team, was eine wichtige Basis für alle Erfolge des Teams bedeutete.
Premierensieg für Vici Carl
Für Victoria Carl wurde die Saison 2023/24 zum bisher besten Winter ihres Lebens, in dem sie in die absolute Weltspitze vorstieß, während Katharina Hennig wie auch Laura Gimmler durch ihre Corona-Infektionen im Dezember zurückgeworfen wurden, die für Albert Kuchler sogar das frühe Saison-Aus bedeutete. So waren zur Tour de Ski alle Augen in Deutschland auf Vici Carl gerichtet, nachdem sie bei der WM-Generalprobe in Trondheim den ersten Weltcupsieg ihrer Karriere gefeiert hatte – mit beeindruckendem Vorsprung. Bei der Tour sorgte dann ein blöder Sturz, nach dem sie durch die Neuschnee-Bedingungen nicht wieder nach vorne aufschließen konnte, dafür, dass nicht ein noch besseres Resultat als der tolle neunte Gesamtrang heraussprang – Katharina Hennig wurde trotz Corona-Infektion Tour-Elfte. Für die 28-Jährige Victoria Carl stehen am Ende einer exzellenten Saison ein erster Sieg, zwei zweite und ein dritter Platz zu Buche, insgesamt lief sie 17mal unter die besten Zehn. „Mein Ziel war es, aufs Podium zu laufen. In Trondheim zu gewinnen war großartig. Ich hätte vor der Saison nie gedacht, dass der zweite Platz im Gesamtweltcup möglich sein könnte. Du musst dir deiner Stärken bewusst sein. Ich hatte viele Rückschläge zu verkraften und mein Selbstbewusstsein musste erst wachsen“, sagte sie dem MDR. Drei weitere Podestplätze und zehn Top10-Plätze steuerte Katharina Hennig bei, so dass es nun zwei DSV-Damen gibt, die immer ein Wörtchen um Podestplätze und Siege mitreden können. Laura Gimmler entwickelte sich als Sprinterin weiter, wartet aber nach zwei fünften Plätzen weiter auf ihr erstes Einzelpodium, was einer überglücklichen Coletta Rydzek als Sprint-Zweite von Lahti ohne weitere Finalteilnahme aber gelang.
Moch Tour de Ski-Zweiter
Friedrich Moch ist mit seinen 23 Jahren der mit Abstand beste DSV-Läufer im Herren-Team. Das unterstrich er mit starken Leistungen über die gesamte Saison, die er mit einem sensationellen zweiten Gesamtrang bei der Tour de Ski krönte. Nur Harald Østberg Amundsen war am Ende in der Gesamtwertung 1:19 Minuten schneller als der Allgäuer, was aber vor allem an den Bonussekunden wegen der Final- und Viertelfinal-Teilnahme des Norwegers bei den beiden Sprintrennen lag. Neben der Gesamtwertung belegte Moch auf im Massenstart von Val di Fiemme Platz zwei, viermal verpasste er das Podium als Vierter oder Fünfter nur knapp und kam trotz der norwegischen Übermacht elfmal unter die besten Zehn. Für den Rest der arrivierten DSV-Herren verlief es, auch wegen vieler gesundheitlicher Probleme, nicht nach Plan. Dagegen zeigte die neue Generation der Sprinter wie Anian Sossau, Jan Stölben und Marius Kastner, dass man in Zukunft auch dort wieder auf gute Platzierungen hoffen darf.
Carl und Moch: Weltspitze auch im Gesamtweltcup
Mit ihren erstklassigen Ergebnissen legten Carl und Moch auch die Grundlage für ihr tolles Abschneiden im Gesamtweltcup. Als Gesamt-Vierte stellte Victoria Carl die deutsche Bestleistung von Evi Sachenbacher-Stehle mit zwei vierten Plätzen im Gesamtweltcup 2003 und 2006 ein. Im Distanzweltcup, den es erst seit der Saison 2004 gesondert gibt, war noch nie eine Deutsche so gut wie die 28-Jährigen mit ihrem zweiten Rang mit 234 Punkten Abstand auf Jessie Diggins. „Das habe ich noch gar nicht realisiert. Ich glaube, ich brauche auch noch ein bisschen. Ich bin super happy und ohne das komplette Team wäre das nicht möglich gewesen. Ich bin super dankbar“, sagte Victoria Carl. Nach ihren gesundheitlichen Problemen wurde Katharina Hennig noch sehr gute Elfte im Gesamtweltcup wie schon zweimal zuvor – nur 2023 hatte sie als Gesamt-Siebte ein stärkeres Jahr. Friedrich Moch legte mit seinem zweiten Platz bei der Tour de Ski die Grundlage zu seinem sechsten Platz im Gesamtklassement. Zwar konnte er das Gesamt-Podium gegen die übermächtigen Norweger nicht angreifen, wurde aber nach hartem Kampf mit Mika Vermeulen bester Nicht-Norweger und ebenfalls Sechster im Distanzweltcup – in dem Fall knapp hinter dem Österreicher. Besser als der 23-Jährige in diesem Jahr waren deutsche Langläufer selten: In den 2000ern dominierten DSV-Athleten über Jahre, René Sommerfeldt, Axel Teichmann und Tobias Angerer gewannen 2004, 2005, 2006 und 2007 den Gesamtweltcup, Sommerfeldt wurde zudem zweimal Zweiter. Davor beendeten nur Holger Bauroth und Jochen Behle den Gesamtweltcup 1988 und 1990 auf Platz vier – damals aber noch mit deutlich weniger Rennen.
Vermeulen holt erstes Podium
Auch für Mika Vermeulen war es die beste Saison seiner bisherigen Weltcupkarriere. Der Ramsauer mit niederländischen Wurzeln profitierte sicherlich auch von seinem Umzug nach Sjusjøen, wo er beste Trainingsbedingungen vorfand und zusammen mit Norwegern trainieren konnte. Dennoch war er Läufern wie Nyenget zu Saisonbeginn in Ruka bei seinem vierten Platz noch unbekannt: „Der Typ, mit dem ich vorne rausgelaufen bin…“, sagte Nyenget damals im Ziel. Im Laufe der Saison verschaffte sich der 24-Jährige immer mehr Respekt und beendete die Saison als Gesamt-Siebter mit 1286 Punkten, nachdem er 2023 als 88. nur 177 Punkte gesammelt hatte. In Canmore schaffte Vermeulen endlich sein erstes Podium und beim Finale in Falun erreichte er als Sechster sein bestes Klassikergebnis, nachdem er sich in dieser Saison auch Klassisch enorm verbessert hatte – bis zu seinem 18-Lebensjahr war er nämlich noch als Nordischer Kombinierer aktiv. „Der siebente Platz im Gesamtweltcup taugt mir einfach extrem. [Das] krönt eigentlich eine Top-Saison, in der alles so funktioniert hat, wie ich es mir gewünscht habe. Und nächstes Jahr ist dann vielleicht auch noch ein Sieg dabei“, sagte der 24-Jährige. Seiner Teamkollegin Teresa Stadlober blieb das ersehnte Podium diesmal verwehrt. Dreimal verpasste sie im Laufe der Saison das Podium als Vierte nur knapp: „Das ist wohl meine lucky number“, meinte sie in Oslo. Nach gesundheitlichen Problemen zog sie aber ein versöhnliches Saisonfazit: „Mit dem neunten Platz im Distanz- und dem zwölften Platz im Gesamtweltcup war das sicher eine sehr gute Saison für mich. In der ersten Saisonhälfte bin ich heuer nicht gleich in Schwung gekommen. Ich war im Oktober und November häufig krank bzw. verkühlt und die Rennen im Dezember inklusive der Tour de Ski sind dadurch leider etwas zu früh für mich gekommen. Dafür waren die Ergebnisse in der restlichen Saison sehr gut und vor allem in der klassischen Technik konnte ich ganz vorne mitlaufen.“
Freud und Leid bei Fähndrich-Geschwistern
Im Schweizer Team machten die Fähndrich-Geschwister von sich reden. Cyril Fähndrich lief im Massenstart im Val di Fiemme völlig überraschend aufs Podium und konnte seinen Erfolg selbst nicht fassen. Seine Schwester Nadine konnte nicht an die Leistungen vor Vorsaison anknüpfen, wo sie die kleine Kristallkugel im Sprint nur durch schwedische Teamtaktik verpasst hatte. Wie erst zum Saisonende bekannt wurde, lag vor allem die Verschlechterung in Distanzrennen an ungefährlichen Herzrhythmusstörungen, die aber ihre Leistungsfähigkeit als Profisportlerin einschränkten. Nach einer Katheterablation am Herzen meldete sie sich nach nur einer Woche Pause im Weltcup zurück. Trotz ihrer Probleme kann sie auf einen Podestplatz im Massenstart und neun weitere Top10-Plätze im Sprint zurückblicken und in der nächsten Saison wieder voll angreifen. Auch Désirée Steiner und Alina Meier verbesserten ihre Sprintfähigkeiten und kamen zwei- beziehungsweise viermal ins Halbfinale. Das gehört bei Valerio Grond und Janik Riebli inzwischen schon zum Standard-Repertoire. Nachdem Riebli letztes Jahr sein erstes Podium erreichte, zog Grond im März in Lahti nach, so dass beide beim WM-Sprint in Trondheim in ihrer bevorzugten Technik zu den Medaillenkandidaten zu zählen sind. Eine beeindruckende Saison hat auch Beda Klee hinter sich, der seine Bestleistung im Laufe des Winters immer wieder verbesserte bis auf Platz sechs und am Ende erstklassiger 13. im Gesamtweltcup wurde. Grundlage dafür war vor allem sein fünfter Gesamtrang bei der Tour de Ski, wo der 27-Jährige nur 35 Sekunden hinter dem Podium landete.
Doch noch WM-Chance für Iversen?
Letztes Jahr sicherte sich Helen Hoffmann mit ihrem Gesamtsieg im Alpencup das Startrecht für das erste Saisondrittel im Langlauf Weltcup – diesmal wurde sie Zweite hinter Marina Kälin, bei den Herren sicherte sich Rémi Bourdin, zusammen mit Elia Barp einer der Aufsteiger der Saison, den Fixplatz. Dieser Fixplatz über den Scandinavian Cup war auch im hart umkämpften norwegischen Team der Plan von Mattis Stenshagen, der lange klar in Führung lag. Dann nutzte der 27-Jährige aber zu viele Startchancen im Weltcup, so dass Emil Iversen ihm den Platz in Abwesenheit noch wegschnappte. Nun hat also der 32-Jährige dank seiner Weltcupstarts vor Weihnachten doch noch die Chance, sich für das Team bei der Heim-WM zu empfehlen, sein letztes erklärtes großes Ziel. Wer hätte das noch gedacht? Seit seinem WM-Titel am grünen Tisch 2021 in Oberstdorf hat man von Iversen nicht mehr viel gehört. Klæbo hatte damals im Zielsprint Bolshunov zu Fall gebracht und der Russe lief nach Stockbruch nur als Dritter hinter Klæbo und Iversen ins Ziel ein – Klæbo wurde später wegen Behinderung disqualifiziert, Iversen erbte Gold und kam damit überhaupt nicht zurecht. Die Form war lange weg wie auch die Motivation. Nun will er es aber noch einmal wissen und sich mit dem Scan-Cup Sieg noch einmal ins Gespräch bringen. Aber wird die Form im nächsten Winter gegen die anderen starken Norweger reichen? So lange es noch Schnee gibt, will er den auf jeden Fall zum Trainieren nutzen, auch wenn er bei der NM merkte, dass „der Tank jetzt völlig leer ist“. „Ich habe nicht mehr viel Zeit in meiner Langlauf Karriere übrig und werde in meinem letzten Jahr alles geben. Ich bin hochmotiviert und man wird sehen, ob ich in Granåsen mit um die Medaillen kämpfen kann“, sagte er und gab zu, dass über sein Karriereende noch nicht völlig entschieden ist: „Wenn ich Gold gewinne, höre ich sofort auf. Gewinne ich eine Medaille, werde ich wohl noch ein Jahr dranhängen. Wenn alles in die Hose geht, werde ich wohl aufhören. Wir werden sehen.“ Bei den Damen sicherte sich Silje Theodorsen den Fixplatz bis Weihnachten.
Bisher fünf Rücktritte im Langlauf
Nach jeder Saison heißt es wieder Abschied nehmen von einigen Sportlern, die ihre Karriere beenden. Bisher sind im Langlauf fünf Rücktritte bekannt. Schon am Holmenkollen beendete der 37-jährige Maurice Manificat seine lange und erfolgreiche Karriere, in der er vier olympische Medaillen im Team gewann. 2015 wurde er Vize-Weltmeister in Falun und holte 2015, 2019 und 2021 dreimal Staffel-Bronze. Er feierte sieben Weltcupsiege und lief zudem viermal in Handicaprennen die schnellste Nettozeit. Seine beste Tour de Ski lief er 2021, wo er Gesamt-Zweiter wurde. Das US Ski Team muss in Zukunft auf den 32-jährigen Scott Patterson verzichten, der als bestes Resultat Platz acht bei den Olympischen Spielen in Peking einlief. Im Weltcup erreichte er 2022 in Falun Platz sieben und den Sieg mit der Mixed-Staffel. Im italienischen Team erklärte Federica Sanfilippo nun auch ihren Rücktritt im Langlauf. 2023 hatte sie sich mit der Biathlon-Führung überworfen und suchte danach ihre Chance im Langlauf, wo sie im letzten Winter auch an der WM in Planica teilnahm. Im Weltcup kam die 33-Jährige fünfmal in Sprints ins Viertelfinale. Ihr Landsmann Mattia Armellini verabschiedete sich mit 26 Jahren und einer Bronzemedaille im Sprint bei den italienischen Meisterschaften in der letzten Woche vom Langlaufsport. An Weltcupsprints nahm er nur zweimal teil: 2019 und 2020. Ebenfalls nach einem Medaillengewinn bei nationalen Meisterschaften erklärte der Schwede Viktor Brännmark seinen Rücktritt. Der 31-Jährige wurde sporadisch für Weltcups nominiert, kam aber nur dreimal unter die besten 30, darunter zweimal am Holmenkollen.
Langlauf Weltcups im Überblick
Zu den einzelnen Weltcup Wochenenden kommt ihr hier: Verlinkt ist jeweils das letzte Rennen eines Weltcups, durch das ihr auf die anderen News zugreifen könnt:
=> Langlauf Weltcup Ruka (FIN)
=> Langlauf Weltcup Gällivare (SWE)
=> Langlauf Weltcup Östersund (SWE)
=> Langlauf Weltcup Trondheim (NOR)
=> Tour de Ski 2023/24
=> Langlauf Weltcup Oberhof (GER)
=> Langlauf Weltcup Goms (SUI)
=> Langlauf Weltcup Canmore (CAN)
=> Langlauf Weltcup Minneapolis (USA)
=> Langlauf Weltcup Lahti (FIN)
=> Langlauf Weltcup Oslo (NOR)
=> Langlauf Weltcup Drammen (NOR)
=> Langlauf Weltcup Falun (SWE)
Zum Punktesystem. Verständlich, dass das neue System mit 100, 95, 90, 85, 80… Kritik hervorruft, denn es ist zu eng gestaffelt. Allerdings war das System davor mit 100, 80, 60, 50, 45.. eben auch zu „elitär“. Bei der FIS scheint es nur Extreme zu geben. Warum nicht z.B. so: 100, 90, 80, 70, 60…? Man muss nicht wieder mehr als zwei Jahre warten, um zu sehen, ob das jetzige System sich bewährt. Es hat sich ja nicht bewährt.