Der letzte Weltcup vor Weihnachten in Toblach war ein wichtiger Formtest für die Olympischen Spiele. Wer zur Zeit in guter Form ist und wer nicht – das sah man an den beiden Wettkampftagen …
Halbe Norm und gute Ergebnisse
Das deutsche Team konnte in Toblach immer weider überzeugen und positive Akzente setzen. Zu nennen ist da ist erster Linie Nicole Fessel. Die Allgäuerin absolvierte ein sehr gutes Wochenende mit Erreichen der halben Olympianorm. Platz 17 und Platz 14 sind zwei Ergebnisse, mit denen man durchaus zufrieden sein kann – auch wenn etwas mehr möglich gewesen wäre: „Ich bin auf der letzten Runde sehr blau gegangen. Halte das Tempo leider noch nicht durch“, sagte sie uns nach dem Wettkampf am Samstag. Tags darauf lief es schon deutlich besser bis zum Schluss und die Deutsche avancierte zur Leistungsträgerin in ihrer Verfolgergruppe. Gute Eindrücke hinterließ bei den Damen auch Victoria Carl mit zwei Wettkämpfen in den Weltcuppunkten. Lucas Bögl und Andreas Katz zeigten zwei solide Rennen mit Weltcuppunkten und mit guten Akzenten in ihrer großen Gruppe im Verfolger. Nur die fehlende Sprintfähigkeit im Vergleich zur Konkurrenz verhinderte ein Top20-Ergebnis für beide. Florian Notz startete nach längerer Krankheit in seinen Wettkampfwinter und verpasste zweimal die Punkteränge recht knapp. Da ist aber noch Luft nach oben für die nächsten Wochen. Etwas Zählbares im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Korea sprang in Toblach leider nur bei Nicole Fessel heraus. Aber auch die meisten ihrer Teamkolleginnen und Teamkollegen können zuversichtlich Richtung Tour de Ski blicken. Nun heißt es nur noch: Gesund bleiben über Weihnachten…..
Klæbo schreibt Geschichte
Johannes Høsflot Klæbo erlaubte sich im Freistil-Einzelstart seine erste Schwäche in diesem Winter. Nur eine kleine Schwäche, denn ein zehnter Platz ist ganz sicher keine Katastrophe – vor allem für einen erst 21-jährigen Athleten. Am Sonntag war er aber zurück in alter Dominanz und schaffte den historischen siebten Sieg vor Weihnachten und unglaublichen 328 Punkten Vorsprung im Gesamtweltcup. Klæbo äußerte sich vor dem Wochenende gegenüber der norwegischen Presse immer noch in dem Sinne, dass er das gelbe Trikot nur in Vertretung für Sundby tragen würde – der würde es sich schon irgendwann holen. Auch ohne diese Aussage gelesen zu haben, hatte Sergey Ustiugov auf der Pressekonferenz wieder etwas zu reden: „Johannes wirkt so, als wäre er nie müde. Er spielt mit uns wie mit kleinen Kindern. Er war heute wieder in beeindruckender Form.“ Der Russe entpuppte sich selbst als gewiefter Taktiker, als er auf den ersten Kilometern pokerte und sich vom Rennverlauf überraschen ließ: „Mein Ziel war es, nicht zu schnell anzugehen, aber ein konstantes Tempo zu laufen. Ich wollte abwarten, ob ich so nach vorne heranlaufe oder ob ich von hinten eingeholt werde. Insgesamt war es mein Ziel, vorne mitzulaufen und für eine gute Position in der letzten Runde zu kämpfen.“ Im Freistil Einzelstart konnte sich Simen Hegstad Krüger, der Norweger mit dem deutschklingenden Namen, über den ersten Weltcupsieg freuen, der nach seinen Leistungen in dieser Saison ganz sicher keine Überraschung war. Auch in PyeongChang sollte er spätestens jetzt zu den absoluten Medaillenfavoriten über diese Distanz gehören. Mit Andy Musgrave verpasste ein Brite einen historischen Sieg nur um wenige Sekunden. Der 27-jährige Schotte , der zwar im südenglischen Dorset geboren wurde, lebte zwischen seinem fünften und zehnten Lebensjahr mit seiner Familie in Alaska. Dort lernte er den Langlauf lieben und trat nach seiner Rückkehr nach Schottland sofort denm Skiclub seiner Schule bei. Zum Studieren zog er nach Trondheim, um dort bessere Trainingsbedingungen vorzufinden, und ist inzwischen fast ein Norweger. In Korea will er der erste Brite auf dem Podium im Langlauf sein und hat dafür seinen Lebensstil umgekrempelt, wie er nach Lästereien von Petter Northug an diesem Wochenende zugab: „Ja, ich war nicht mehr so oft im Pub wie letztes Jahr noch.“
Gute Form für Favoritinnen
Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren gibt es in der Spitze größtenteils ein ständiges Auf und Ab in den Leistungen. Nach dem für sie schwachen Ergebnis im freien Stil war Marit Bjørgen sehr unsicher, was ihre Form betrifft. Aber nun dürfte sie wieder ruhiger in die Weihnachtspause gehen. Ganz ähnlich äußerte sich Ingvild Flugstad Østberg. Genau anders herum geht die Formkurve von Charlotte Kalla: Überlegene Leistung am Samstag, klares Zurückfallen im Klassik-Verfolger. Laut der aufmerksamen Beobachterin Østberg war schlechter Grip in den Anstiegen die Ursache, die Schwedin selbst äußerte sich nicht dazu. Gegenüber dem schwedischen Fernsehen gab sie aber an, mit zwei guten Ergebnissen zuversichtlich in die Pause zu gehen. Grund zur Sorge besteht also nicht. Um den Sieg im Intervallstart hatte sie aber hart kämpfen müssen gegen Ragnhild Haga, die unterwegs kräftiges Nervenflattern bekam, als sie von den Trainern hörte, dass sie auf Siegkurs liegt – das gab die Norwegerin später zu. Langsam wird sie sich aber an den Gedanken gewöhnen müssen…
Tour de Ski in Gefahr?
Die Sorgen in Norwegen nehmen kein Ende. Neben den bereits bekannten Namen mit gesundheitlichen Problemen läuft es auch bei Martin Johnsrud Sundby alles andere als gut. Die Ursache dafür sind offenbar nicht nur die Magenprobleme nach dem Lillehammer-Wochenende, die ihm die Ergebnisse in Davos verhagelten. Da das inzwischen endgültig überstanden sein sollte, fuhr er zuversichtlich nach Toblach weiter, um wieder Podestplätze zu erringen. Doch schnell war er wieder auf dem Boden der Tatsachen: Nur die zwölfte Zeit im Freistilrennen und dann auch 15 Sekunden Zeitstrafe wegen eines Frühstarts, mit der der Norweger zunächst gar nicht einverstanden war. Nach Ansicht des Videomaterials konnte er dann auch nichts mehr gegen die Strafe sagen. Von Startplatz 20 fiel dann auch das Verfolgungsrennen nicht so leicht – und am Ende musste er seine Gruppe ziehen lassen. „Ich erkenne meinen Körper nicht wieder“, sagte er am Sonntag. Er kann momentan selbst im Training nicht ein so hartes Tempo anschlagen, wie es müsste. Techniktrainer und Fernseh-Experte Torgeir Bjørn analysiert: „Er läuft eine viel schlechtere Technik als sonst.“ Was der Grund dafür ist, soll nun geklärt werden. Ausführliche Untersuchungen stehen in Oslo auf dem Programm.
Lichtblick und Rückschlag bei Krogh
Finn Hågen Krogh ist auch ein Thema für sich: Am Samstag schien er plötzlich seine Form gefunden zu haben! Der Norweger war vor der Saison auf eigenes Wunsch vom Sprintteam zu den Allroundern gewechselt. Nachdem er bei den Sprintspezialisten ohne viel Training seine Leistung bringen konnte, musste er nun mit einem deutlich erhöhten Trainingspensum zurechtkommen. Nach dem Höhentraining in Italien vor der Saison kam der Mann mit dem Hammer und die Form war weg. Die Ärzte konnten keine Ursache feststellen, so dass das Training reduziert wurde. Mit etwa 30-45 Minuten weniger Pensum als Sundby ist die Form plötzlich wieder da und Krogh wieder vorn dabei – zumindest im Skating-Einzelstart. Der Rückschlag in der Klassik-Verfolgung folgte auf dem Fuße…
Toblach – alles auf einen Blick
* News der Woche:
=> Kalla triumphiert vor fünf Norwegerinnen
=> Erster Sieg für Simen Hegstad Krüger
=> Bjørgen führt Fünffachsieg an
=> Verfolgungssieg an Johannes Høsflot Klæbo
* Ergebnisse und Weltcupstände:
=> Ergebnis 10 Kilometer FT Damen
=> Ergebnis 15 Kilometer FT Herren
=> Ergebnis 10 Kilometer KT Verfolgung Damen
=> Ergebnis 15 Kilometer KT Verfolgung Herren
=> Weltcupstand Damen
=> Weltcupstand Herren
* Statements:
=> Reaktionen aus Toblach: „Ich dachte, ich komme schlecht vom Fleck“
=> Statements des Tages: „Er spielt mit uns wie mit kleinen Kindern!“
* Bildergalerien:
=> Bildergalerie Einzelstart
=> Bilder des Verfolgungsrennens