Nächsten Winter wird der Skilanglauf-Weltcup nicht in Deutschland Station machen. Das war zuletzt vor 24 Jahren der Fall. Zwischenzeitlich stand man sogar mit drei Austragungsorten pro Saison im Kalender.
Finanzielle Gründe für Rückzug
Deutsche Langläufer die bei einem Heim-Weltcup jubelnd ihre Hände in die Höhe reißen und Erfolge vor deutschem Publikum auf den Tribünen feiern, das wird es im Winter 2024/2025 nicht geben. Denn einen deutschen Austragungsort sucht man im Weltcup-Programm vergeblich. Michal Lamplot, FIS Renndirektor für Skilanglauf, erklärte dazu gegenüber xc-ski.de: „Der FIS Langlauf-Weltcup Kalender 2024/2025 ist noch nicht genehmigt worden. Er wird auf der FIS-Frühjahrstagung in Portoroz (SLO) am 8. Mai diskutiert und dann dem FIS-Vorstand zur Genehmigung vorgelegt. Allerdings hat der DSV vor einigen Wochen seine Bewerbung um die Austragung eines Weltcups 2024/2025 offiziell zurückgezogen, aber erklärt, dass man hart daran arbeitet, 2025/2026 wieder dabei zu sein. Nach meinen Informationen ist die Austragung des Langlauf-Weltcups leider aus finanziellen Gründen unmöglich geworden.“ Seitens des DSV beschreibt Stefan Schwarzbach, Vorstand Kommunikation im Deutschen Skiverband, gegenüber xc-ski.de die Lage folgendermaßen: „Der DSV hat für die Saison 2024/2025 keinen Langlauf Weltcup bei der FIS beantragt. Das hängt mit den sehr komplexen TV- und Vermarktungsverträgen zusammen. Darin ist eine bestimmte Anzahl an Veranstaltungen festgeschrieben. Hier haben wir in den vergangenen Jahren unser Soll deutlich übererfüllt, so dass wir zur Durchführung von Weltcups in den ‚kleineren‘ Disziplinen wie Skilanglauf, Nordische Kombination und Skicross nächsten Winter erhebliche Mehrkosten hätten tragen müssen, um diese abzusichern. Wir haben uns dazu entschieden, dieses Geld direkt in den Sport zu investieren und dafür nächste Saison keinen Skilanglauf Weltcup auszurichten.“ Damit steht fest, dass nach zuletzt 23 Wintern mit mindestens einem Langlauf-Weltcup auf deutschem Boden alle Fans bis zur Saison 2025/2026 warten müssen, um ihre Stars wieder vor Ort erleben zu können.
Auswirkungen auf die Skilanglaufszene
„Es ist natürlich schade, dass es in der Saison 2024/2025 keinen FIS Langlauf-Weltcup in Deutschland geben wird. Nicht nur der DSV und seine Organisatoren waren ein großartiger und verlässlicher Partner, sondern auch das deutsche Langlaufteam ist seit einigen Jahren auf einem erfolgreichen Weg. Außerdem gibt es in Deutschland eine sehr starke Skilanglauf-Community. Und nicht zuletzt ist der deutsche TV-Markt sehr wichtig für uns. Ich hoffe, dass der FIS-Langlauf-Weltcup so bald wie möglich nach Deutschland zurückkehrt“, so Lamplot zu den Auswirkungen einer Saison ohne deutschen Langlauf-Weltcup. Aber auch aus sportlicher Sicht hat der Wegfall negative Auswirkungen. So wird es kommenden Winter keine Rennen mit nationaler Gruppe für den DSV geben. Diese ermöglicht zehn zusätzliche Startplätze bei Rennen im eigenen Land. Damit dürfte es für die Langläuferinnen und Langläufer, die sich auf dem Sprung in Richtung Weltcup befinden, schwieriger werden, sich auf der höchsten Stufe im Skilanglauf zu zeigen.
Rückkehr im Winter 2025/2026?
Es bleibt die Hoffnung, dass aus dieser Situation kein Dauerzustand wird. Michal Lamplot zeigt sich zuversichtlich: „Wir bleiben in engem Kontakt mit dem DSV und Andreas Schlütter. Wenn sich der DSV entscheidet, einen FIS Langlauf-Weltcup in der Saison 2025/2026 auszurichten, dann sind die FIS Tour de Ski oder ein Weltcup in Periode III realistisch. Die Rahmenbedingungen für 2025/2026 werden auf der FIS-Frühjahrstagung in Portoroz diskutiert.“ Und auch Stefan Schwarzbach hat gute Nachrichten für alle Skilanglauf-Fans: „Der DSV zieht sich natürlich nicht dauerhaft aus dem Skilanglauf Weltcup zurück. Es bleibt weiter unser Ansatz, in jeder olympischen Disziplin einen Weltcup in Deutschland auszurichten. Deshalb wird es auch 2025/2026 definitiv wieder einen Skilanglauf Weltcup in Deutschland geben. Wo und in welcher Form müssen wir noch diskutieren.“ Dass es jemals wieder drei deutsche Weltcup-Stationen in einer Saison geben wird, so wie es in den Jahren 2002/2003, 2006/2007, 2010/2011 und 2011/2012 der Fall war, dürfte unter den gegebenen Umständen jedoch eher unwahrscheinlich sein.