Beim Langlauf Weltcup in Cogne konnte sich Sandra Ringwald endlich ihren ersten Podestplatz sichern. Nach sehr dominanter Leistung verpasste sie den großen Triumph aber hauchdünn. Der Sieg ging an Jessie Diggins, bei den Herren feierten Federico Pellegrino und Francesco de Fabiani einen italienischen Doppelsieg.
15 Meter Vorsprung reichen nicht ganz
Bei Kaiserwetter wurden die Freistilsprints in Cogne auf einer Gleiterstrecke mit langer, aber nicht allzu steiler Abfahrt ausgetragen. Diesmal mussten die Damen die identische und mit 1.650 Metern sehr lange Strecke wie die Herren absolvieren, so dass auch Distanzläufer im schwächer besetzten Starterfeld ihre Chance suchen konnten – die milden Temperaturen und die Höhe von etwa 1.600 Meter machen den recht leichten Kurs deutlich schwerer und einige Athletinnen und Athleten mussten feststellen, dass auch die Regeneration in dieser Höhe länger dauert. Überhaupt keine Probleme in dieser Hinsicht schien Sandra Ringwald zu haben, die ihre Heats scheinbar nach Belieben dominierte und endlich ihr erstes Podium erreichen wollte. Nach ihrer starken Vorstellung und ohne die großen Stars schien aber noch mehr drin zu sein und im Finale lief die Schwarzwälderin sogar 15 Meter Vorsprung vor der Abfahrt heraus. Abwärts lief der Ski ebenfalls gut, aber nach und nach gingen der 28-Jährigen die Kräfte aus und als Jessie Diggins aus dem Verfolgerduo heraus angriff, waren nach dem letzten kleinen Anstieg zu Beginn der Zielgeraden auch die letzten Meter Vorsprung aufgebraucht. Seite an Seite sprinteten beide auf die Ziellinie zu, Sandra Ringwald musste auf den Ausfallschritt verzichten – und verlor mit 11/100 Sekunden. Zum gemeinsamen Jubel mit Diggins, die ihren ersten Sprintsieg feierte, und Johanna Hagström war die gute Laune aber schnell wieder hergestellt. „Heute habe ich es endlich auf das Podium geschafft, das ist einfach großartig für mich. Aber natürlich war ich am Anfang etwas enttäuscht. Ich hörte Jessie rechts neben mir schreien, aber das ist einfach Jessie. Aber ich bin sehr zufrieden mit dem zweiten Platz“, freute sich die Schwarzwälderin. „Nach dem langen Anstieg am Anfang kommt eine gute Passage für mich mit Auf und Ab und viel gleiten, das liegt mir. Es macht Spaß, hier zu laufen in dieser tollen Athmosphäre durch die vielen Zuschauer. Ich freue mich, dass meine Form immer besser wird zu den Weltmeisterschaften. Um Weihnachten herum hatte ich keine gute Zeit und Anfang Januar und es ist schön zu sehen, dass es nun stetig besser wird.“ Für die junge Schwedin Hagström ist der dritte Platz der größte Erfolg in ihrer noch jungen Weltcupkarriere, nachdem sie es letzte Woche in Lahti erstmals ins Halbfinale geschafft hatte. Ane Appelkvist Stenseth verpasste als einzige norwegische Vertreterin im Finale ihr erstes Podium und wurde Vierte vor Sadie Bjornsen. Eva Urevc, die mehrfach in den Qualifikationen die Bestzeiten setzte, schaffte es erstmals durch die Heats ins Finale, wo sie dann nicht mehr genügend Körner zur Verfügung hatte und auf Platz sechs kam.
Pellegrino triumphiert trotz Stockbruch
Federico Pellegrino ist der große Lokalmatador aus dem Aostatal, der von den Zuschauern deutlich am lautesten angefeuert wurde und auf den der größte Druck lag ohne seinen Dauerrivalen Johannes Høsflot Klæbo. Schon im Viertelfinale, das er letztlich absolut überlegen gewann, musste er lange zittern, ob die Jury Gnade vor Recht ergehen lassen würde. Der Italiener deutete im Ziel sofort ein schlechtes Gewissen an, nachdem Sergey Ustiugov nach Kontakt mit den Ski in der Abfahrt zu Fall gekommen war. Weil Pellegrino eine halbe Skilänge vorn gelegen hatte, entschied sich die Jury offenbar, ihn bei seinem Heimrennen nicht mit der zweiten gelben Karte zu disqualifizieren – insgesamt eine ähnlich knappe Kann-Entscheidung wie in Dresden, wo er Gelb erhielt. Im Finale führte zunächst Lucas Chanavat das Feld an, bis Francesco de Fabiani, ebenfalls ein Lokalmatador, der ganz im Osten der Region Aosta lebt, attackierte und sein Heil als Distanzläufer in der Flucht suchte. Im Getümmel der Attacke brach sich Topfavorit Pellegrino einen Stock und es dauerte sehr lange, bis er in der Schlaufe des neuen Stocks war. Bis dahin hatten sich ‚DeFa‘ und Chanavat leicht abgesetzt, aber Pellegrino lief die Lücke wieder zu. Francesco de Fabiani fehlten als Distanzläufer die erforderlichen Sprintfähigkeiten, um seinen Spurt bis zu Ende durchziehen zu können. Pellegrino nahm in der Zielkurve die Außenbahn und mehr Geschwinigkeit mit, so dass er einen souveränen Sieg feiern konnte. Überraschenderweise konnte De Fabiani dem Franzosen doch noch etwas entgegensetzen, so dass die Italiener nach Auswertung des Zielfotos einen Aosta-Doppelsieg feierten. Simeon Hamilton, wie fast alle Amerikaner bei 8°C und Sonnenschein in kurzen Ärmeln unterwegs, wurde Vierter vor Sondre Turvoll Fossli und Überraschungsmann Marcus Grate. Der noch unbekannte Schwede profitierte sowohl im Viertel- als auch im Halbfinale davon, dass er „den Bradbury machen“ konnte – wie der australische Shorttracker Steven Bradbury einst 2002 in Salt Lake City, der aus dem Nichts Olympia-Sieger wurde, weil im Halbfinale und Finale alle anderen Läufer stürzten.
Gimmler, Fähndrich, Van der Graaff und Hediger im Halbfinale
Wie Sandra Ringwald boten auch Laura Gimmler, sowie die Schweizer Nadine Fähndrich, Laurien van der Graaff und Jovian Hediger eine absolut überzeugende Leistung in ihren Viertelfinals, die sie jeweils dominierten. Im Halbfinale schlug sich dann Laura Gimmler am Besten, die zum ersten Mal in ihrem Leben den Sprung unter die besten Zwölf schaffte. Die Allgäuerin ging mutig mit Eva Urevc mit, aber am Ende verließen sie die Kräfte, so dass sie als Vierte das Ziel erreichte. Am Ende wurde sie starke Siebte und erfüllte nun auch offiziell die WM-Norm. Zum Erreichen des Finals über die Zeit fehlte exakt eine Sekunde, von der ein großer Teil auf den letzten Metern liegen blieb. Die Schweizerinnen Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff belegten die Plätze neun und zehn und auch ihr Landsmann Jovian Hediger wurde Neunter, nachdem er im Halbfinale Opfer eines Massensturzes wurde. Roman Schaad verpasste die besten 30 als 34. wie auch der einzige DSV-Sprinter Max Olex als 46. Bei den Damen verpassten Teresa Stadlober, Nadine Herrmann und Sofie Krehl als 35., 37. und 39. relativ knapp die Viertelfinals.
=> Ergebnis Sprint FT Damen
=> Ergebnis Sprint FT Herren
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