Beim Langlauf-Weltcup in der Höhe von Davos gab es keine Überraschungen auf dem Siegerpodest. Aus deutschsprachiger Sicht gab es gute Resultate zu vermelden und Sjur Røthe hat endlich eine ärztliche Diagnose bekommen.
Favoritensiege auf 1600 Meter Höhe
Auch in Davos gab es wieder die üblichen Verdächtigen auf dem Podium, besonders ganz oben. Im Sprint feierte Stina Nilsson den vierten Sieg in einem Freistilsprint in Serie, was vorher nur Marit Bjørgen gelang. Wer den Herrensprint gewann, das ist im Moment keinerlei Überraschung bei der beeindruckenden Serie. Johannes Høsflot Klæbo war am Start, also gewann Johannes Høsflot Klæbo! „Der Prolog war sehr schwer und ich hatte eine Menge Laktat in den Beinen. Aber es ist toll, dass es auch in der Höhe so gut funktioniert hat“, sagte er und legte am Sonntag eine Pause ein. Das war die Chance für Maurice Manifcat, der als Skatingspezialist und auch wegen der Davoser Höhe dort schon immer gut zurecht kam und die Gelegenheit nicht verstreichen ließ. „Ich liebe es, hier zu laufen. Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich hier gewonnen habe, aber ich wusste, dass es möglich ist“, freute er sich. Und der Zweitplatzierte Sergey Ustiugov fügte hinzu: „Heute ging es viel besser als gestern. Heute war der erste Tag, an dem Klæbo nicht gewonnen hat, weil er nicht da war und es gab die Chance zu gewinnen.“ Nicht nur der Franzose liebt Davos – auch Ingvild Flugstad Østberg geht es nicht anders, die wie vor einem Jahr das Rennen über zehn Kilometer gewann. „Es ist ein tolles Gefühl zu gewinnen. Davos ist mein Lieblings-Weltcup. Das ist fast der einzige Weltcup, wo ich gewinnen kann. Dafür habe ich das ganze Jahr trainiert!“, meinte sie.
Das große russische Talent
Alexander Bolshunov ist einer der Aufsteiger des Winters – egal ob im Sprint oder Distanz, Klassik oder Skating. Der 20-jährige Russe ist eines der großen Talente im russischen Team. In der Presse wird er schon als der „russische Klæbo“ bezeichnet – wenn er auch nicht ganz auf dem Niveau des Norwegers ist, der zwei Monate älter ist. Immerhin erreichte der Norweger in jedem Weltcuprennen in diesem Winter unter den besten Zehn das Ziel und lief dreimal aufs Podium – für einen so jungen Mann eine beachtliche Leistung. Vor allem in den letzten vier Jahren hat er eine sensationelle Entwicklung genommen. Die Grundlagen hierzu wurden schon ganz früh gelegt. Zwar wurde er im südwestrussischen Podyvotye geboren, einem Dorf unmittelbar an der Grenze zur Ukraine, wuchs aber in einem sibirischen Dorf auf. Wie Trainer Markus Cramer den Medien bestätigte, gäbe es dort nur so schlechte Straßen, dass das Dorf mit Autos nicht zu erreichen wäre. Eine Landschaft, die größtenteils aus Moor besteht. So war der kleine Alexander von Kindesbeinen an zu Fuß oder mit Ski auf weiten Strecken unterwegs, um sich fortzubewegen. Die Basis für einen Ausdauersport war gelegt.
Olympianorm geschafft
Sandra Ringwald ist die erste Athletin, die die Olympianorm des DOSB geknackt hat. Nach ihrem siebten Platz im Sprint fiel ihr sicher ein großer Stein vom Herzen – auch wenn es knapp nicht für das Finale gereicht hat. Nachdem in Ruka und Lillehammer bisher immer im Viertelfinale Schluss war, ist der starke Eindruck, den sie in Viertel- und Halbfinale hinterließ, definitiv ein Lichtblick. Alle anderen sind noch relativ deutlich vom Erreichen der Norm entfernt. Dennoch ist vor allem Lucas Bögl zuversichtlich, dass es nach zweimal Platz 21 in zwei Rennen nun auch bald einmal in die Top15 geht. Auch Hanna Kolb war froh über den Schritt nach vorn, den das Erreichen der Weltcuppunkte für sie bedeutete. Nicole Fessel, die an Davos meist gute Erinnerungen hat, stieg als 24. in ihren Weltcupwinter ein. Ein Platz, der noch nicht das ist, wo sie hin will – aber immerhin ein Einstieg in eine wichtige Saison nach ihrem Erkältungsinfekt vor Saisonbeginn. Für Andreas Katz, der in den letzten Wochen überall viel Lob erntete, obwohl er nach seinem Schulterbruch eigentlich noch nicht wieder ganz fit ist, gab es in Davos einen herben Rückschlag hinzunehmen. Mit Atemproblemen musste er das Tempo unterwegs runterfahren und ging später hart mit sich ins Gericht: „Das war sehr beschämend heute und mit so wenig Kampfgeist am Ende ist man hier völlig fehl am Platz!“ Weltcup-Neuling Max Olex sieht sein Sprint-Debüt sehr reflektiert und meinte unter anderem: „Ich bin bei Weitem nicht zufrieden, aber ich weiß, wo und wie ich Zeit verloren habe… so ist zumindest das positiv zu sehen.“
Tolle Ergebnisse für Österreich und die Schweiz
Ein Wochenende zum Jubeln war es für viele Sportler in Österreich und der Schweiz. Die Gastgeber brachten insgesamt vier Athleten in die Viertelfinals und trumpften am Sonntag dann richtig auf. Zwar verpasste Dario Cologna das Treppchen, aber seine Teamkollegin Nathalie von Siebenthal sorgte ebenfalls mit Platz fünf für ein Topergebnis. Neben Jonas Baumann, der guter Elfter wurde, überraschte Candide Pralong als 18. und auch Curdin Perl und Nadine Fähndrich kamen noch in die Punkte. Im österreichischen Lager war einmal mehr Teresa Stadlober der Grund zur Freude, die sich Platz fünf mit der Schweizerin teilte. Max Hauke kam völlig unerwartet als 15. ins Ziel und auch für Bernhard Tritscher und Dominik Baldauf gab es Punkte.
Morbus Bechterew
Sjur Røthe hat Rheuma! Die Ursache der jahrelangen Rückenprobleme ist endlich gefunden. Wie die Untersuchungen der letzten Woche zeigten leidet der 29-Jährige an Spondylitis ankylosans. Die Krankheit ist im Volksmund eher als Morbus Bechterew oder Wirbelsäulen-Rheuma bekannt und ist eine von fast 400 verschiedenen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Am Rande des Davoser Weltcups ging der Norweger damit an die Öffentlichkeit und lieferte damit die Erklärung für die jahrelangen „Rückenprobleme“. Wie häufig und wie schmerzhaft diese gewesen sein müssen, wird erst jetzt mit der Diagnosestellung klar. Erste Symptome treten meist im Kreuzdarmbeingelenk auf und befallen erst anschließend die Wirbelsäule, wo sie sich nach und nach nach oben ausbreiten und die Wirbel versteifen. Manchmal sind auch andere Gelenke von der Erkrankung betroffen, was im Fall des Norwegers aber nicht der Fall zu sein scheint, da immer von Rückenproblemen die Rede war. Morbus Bechterew ist gut im Röntgen oder MRT zu diagnostizieren, die typischen Laborwerte sind nicht immer auffällig. „Es war eine schwierige Zeit“, sagte er gestern im norwegischen Fernsehen. „Ich habe Probleme an einigen Stellen im Rücken, die schmerzen und das behindert mich.“ Schwierig war für ihn in den letzten Jahren vor allem, dass niemand die Ursache der Probleme finden konnte. „Das ist frustrierend. Nun aber Hilfe zu bekommen, bedeutet mir eine Menge, das gibt ein Gefühl von Sicherheit.“ Um die Schmerzen zu lindern, versuchte er sich immer mit erlaubten Medikamenten zu helfen. Die beste Linderung brachte aber immer Bewegung. Ärzte empfehlen Bechterew-Patienten, immer in Bewegung zu bleiben, um die Schmerzen in Grenzen zu halten. Leistungssportliche Aktivitäten sind damit eher nicht gemeint. Dennoch hat Sjur Røthe vor der Diagnosestellung immer versucht, sein Trainingspensum durchzuziehen. „Der Doktor sagt, ich soll mein Leben so weiterführen wie bisher. Dann wird man sehen“, sagte er. Der Norweger ist hart im Nehmen, wie auch Teamkollege Didrik Tønseth beeindruckt erklärte: „Sjur ist ein ganz Harter. Das hat ihn alles lange gequält, aber er ist keiner, der sich viel beschwert. Aber manchmal ist es auch für ihn zu viel.“ Wie es nun mit Sjur Røthe weitergeht, wird man abwarten müssen. In den letzten Monaten sprach er immer wieder von den 50 Kilometern bei den Olympischen Spielen als großem Ziel, die er wegen seines Rückens am liebsten durchschieben würde. Üblicherweise wird der Patient nach einer Bechterew-Diagnose auf ein Basismedikament mit Wirkstoffen wie Sulfasalazin oder Methotrexat eingestellt. Akute Entzündigungen werden mit Cortisonstoß behandelt. Die Therapie müsste bei der WADA angemeldet werden.
Norweger nicht in Form
Nicht nur Sjur Røthe, auch einige andere Läufer haben gesundheitliche Probleme. Kollege Niklas Dyrhaug hat es ebenfalls mit dem Rücken, genaueres ist nicht bekannt. Ihre Teamkollegen Finn Hågen Krogh und Martin Johnsrud Sundby wären am Wochenende wohl lieber zu Hause geblieben. Krogh lief in Davos einmal mehr hinterher, eine Ursache für seine seit dem Höhentraining in Val Senales anhaltende Formschwäche ist trotz ausführlicher Blutuntersuchungen in der letzten Woche noch nicht gefunden. Martin Johnsrud Sundby litt seit der Ankunft in Davos Montag Mittag an Magenproblemen – vermutlich hat er sich bei seinem Sohn angesteckt. Nach zwei Tagen war er auf dem Weg der Besserung und entschied sich am Samstag kurzfristig, seinen Startplatz über die 15 Kilometer doch noch in Anspruch zu nehmen. Mehr als ein 20. Platz mit 1:30 Minuten Rückstand war ihm aber nicht möglich.
Weltcup in Davos – alles auf einen Blick
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