Die Siege beim Langlauf Weltcup in Davos gingen im Teamsprint an die Schwedinnen Emma Ribom und Jonna Sundling sowie an die Norweger Pål Golberg und Johannes Høsflot Klæbo. Sowohl Anja Weber und Nadine Fähndrich als auch Janik Riebli und Valerio Grond konnten sich aber über ein Podium freuen, das das deutsche Duo knapp verpasste.
Zeitenchaos im Prolog
Nach Problemen mit der Zeitmessung in Lillehammer lief auch heute in Davos nicht alles rund. In der Qualifikation für den Teamsprint, in der beide Läuferinnen und Läufer eines Duos jeweils nacheinander den Sprintkurs absolvierten, war zum Beispiel Melissa Gal laut Anzeige neun Sekunden schneller als der Rest in der Welt in der Gruppe der ersten Läuferinnen. Das wurde später korrigiert. Einen großen Unterschied machte es bei den Damen aber auch nicht, denn bei 20 startenden Teams qualifizierten sich die besten 15 für das Finale, so dass es keine überraschenden Ausscheider gab. Zwar schickte Norwegen, um Julie Myhre und Ane Appelkvist Stenseth zu schonen, nur Distanzläuferin Astrid Øyre Slind und Kristin Austgulen Fosnæs und Schweden wegen vieler Absagen wegen Training und Erkältungen ein unerfahrenes zweites Team, dennoch reichte es für die großen Nationen aber zum Weiterkommen – so auch für Gimmler/Rydzek, Krehl/Dietze sowie Weber/Fähndrich und M.Kälin/Fischer. Bei Schweden II mit Ingrid Hallquist und Debütantin Ebba Stenman, die noch nie zuvor einen Wettkampf in der Höhe bestritten hat, war es aber richtig knapp als 15. Schwieriger war es mit der Qualifikation bei den Herren, wo 35 Teams um das Finale kämpften. Auch hier hatten die Norweger wegen Zeitmessproblemen nach 800 Metern angeblich schon mehr als eine Sekunde Rückstand – das war aber schon ihre Zielzeit, die dort erst nach manueller Korrektur erschien wie auch bei den Italienern. Zudem tauchten von diesen Nationen schon Zeiten der zweiten Läufer auf, bevor sie überhaupt gelaufen waren. Am Schluss holten sich die Schweizer Riebli/Grond den Sieg im Prolog vor den USA und Norwegen I mit Golberg/Klæbo. Auch Schweiz II qualifizierte sich als Zwölfter für das Finale, was besonders Antonin Savary im Ziel freute, als er sich und Noe Näff noch unter die besten 15 gebracht hatte. Das erste DSV-Duo Sossau/Stölben kam als 13. weiter, während Keck/Kastner knapp scheiterten, als die Spanier Selles Gasch/Pueyo sie um vier Hundertstelsekunden aus dem Finale warfen. Auch beide ÖSV-Duos Benjamin Moser/Christian Steiner und die Weltcupdebütanten Tobias Ganner/Erik Engel schafften es nicht ins Finale wie auch die Briten, Schweden II, das unter der FIS-Flagge startende Duo bestehend aus den Trainingskollegen Andrew Musgrave und Qiang Wang sowie Norwegen II mit Simen Hegstad Krüger und Even Northug.
Schwedinnen dank Sundling nicht zu schlagen
Mit 15 Duos in den Finals – das würde ganz schön eng werden, wie Nadine Fähndrich nach dem Prolog prophezeite. Bis zum Finale um 18 Uhr waren die Temperaturen deutlich unter Null auf -2,6°C gesunken, so dass die Finalisten griffige und schnelle Bedingungen erwarteten – und eine schwer zu fahrende Kurve im Stadion. Dennoch gingen beide Finals ohne einen einzigen Sturz oder Stockbruch über die Bühne, allerdings hatte sich hatte sich in der Kurve wie immer eine Eisplatte gebildet, auf der einige Athletinnen und Athleten ausrutschten, aber nicht stürzten. Das Finale der Damen war lange Zeit eine enge Geschichte, aber in ihrer letzten Runde wurde Jonna Sundling ihrer Favoritenrolle gerecht und attackierte am Anstieg. Dadurch holte sie einen so großen Vorsprung heraus, dass sie einen souveränen Sieg einfahren konnte. „Das hat sehr viel Spaß gemacht, aber die Höhe macht es richtig hart“, stöhnte Emma Ribom, die schon im Prolog ungewöhnlich weit hinten landete. Jonna Sundling war aber so überlegen wie immer in die Saison. „Unser Plan war es, einfach Spaß zu haben!“, sagte sie und kündigte an, den Sieg am Abend mit einem leckeren Essen zu feiern.
Podium für die Schweizerinnen
Lauter war der Jubel jedoch über Platz zwei und drei. Norwegen zeigte sich in ungewöhnlicher Aufstellung überraschend stark und vor allem Astrid Øyre Slind sorgte zeitweise immer wieder für ein hohes Tempo. Im Endspurt setzte sich Kristin Austgulen Fosnæs gegen Nadine Fähndrich durch, die sich aber auch sichtlich mit Anja Weber über das Podium vor heimischem Publikum freute. „Hier in Davos aufs Podest zu laufen ist mega cool, umso mehr im Team“, sagte Nadine Fähndrich bei SRF. Knapp dahinter sprintete Coletta Rydzek über die Linie und belegte mit Laura Gimmler Platz vier vor den Kanadierinnen Liliane Gagnon und Sonjaa Schmidt. Rang sechs ging an Finnland, die mit Jasmi Joensuu und Jasmin Kähärä möglicherweise falsch aufgestellt und mit Joensuu als Schlussläuferin wohl ein besseres Ergebnis hätten einlaufen können. Das zweite Schweizer Team mit Marina Kälin und Lea Fischer kam als 13. ins Ziel.
DSV-Damen auf vier und zehn
Wie auch die Schweizerinnen hielt sich das DSV-Duo immer unter den ersten Fünf auf, am Ende fehlte das letzte Quäntchen, um sich das erhoffte Podium zu holen. Mit im Gepäck waren Bedenken wegen der Höhe nach bisher schlechten Erfahrungen: „Wir sind mit Platz vier auf jeden Fall sehr zufrieden. Wir haben uns gut verkauft, auch wenn es leider knapp nicht fürs Podium gereicht hat, was natürlich immer der Wunsch ist. Wir waren trotzdem vorne dabei und der Platz ist aller Ehren wert. Das Material war super unter den Füßen, da können wir uns nicht beschweren. Für mich war es das erste positive Rennen in Davos, glaube ich“, lachte Coletta Rydzek, die weiter sagte: „Bisher hält ich da meine positive Erfahrung in Grenzen. Deswegen hatte ich sehr viel Respekt vor heute gerade mit der Höhe ist nicht ganz so mein Traum bei Rennen. Aber es hat heute trotzdem gut geklappt, auch wenn ich gerade in den ersten zwei Runden dachte ‚Oje, ich muss ganz schön kämpfen!‘, aber ich habe dann am letzten Berg noch ein bisschen was mobilisieren können. Das freut mich, dass ich drei Runden gut durchgehalten habe und Laura hat auch super Arbeit gemacht. Das was wir uns vorgenommen haben, haben wir umgesetzt. Es ist heute der vierte Platz, aber wir sind trotzdem sehr damit zufrieden.“ Auch ihre Oberstdorfer Teamkollegin blickt guter Dinge auf den Abend zurück und freut sich auf morgen: „Ich bin an sich ganz zufrieden mit heute. Ich hatte gutes Material, habe gute Leistung erbracht und laufe an sich auch immer ganz gerne auf der Höhe, wie ich in den letzten Jahren herausgefunden habe. Das hat auch wieder viel Spaß gemacht, mit der Coletta zu laufen. Ein vierter Platz ist schon eine gute Leistung, aber das macht eben in der Außendarstellung einen Riesen-Unterschied, ob man Dritter oder Vierter ist, aber das Podium hat leider nur drei Plätze und es war sauknapp. Aber so ist es eben manchmal und wir haben auf jeden Fall viel Lust, es demnächst nochmal zusammen zu probieren im Teamsprint und ich denke, ein Podium ist auf jeden Fall möglich, wie wir heute gezeigt haben. Jetzt freue ich mich sehr auf morgen, weil es sich heute gut angefühlt hat und das Material gepasst hat“, sagte Laura Gimmler. Das zweite deutsche Team mit Sofie Krehl und Anna-Maria Dietze, die im Frühjahr ihr Physik-Studium in Boulder im US-Bundesstaat Colorado abschloss, hielt sich immer im Mittelfeld auf und sie wurden schließlich Zehnte. „Tolle Atmosphäre auf gut ausgeleuchteter Strecke. Unsere beiden Damen haben sich wieder wacker geschlagen. Zwei Teams haben sich für die Finalläufe qualifiziert und unter anderem neben den arrivierten Läuferinnen auch die gerade aus dem COC qualifizierte Anna-Maria Dietze. Sie haben ein engagiertes Rennen gezeigt, es waren enge Kämpfe. Die erste Mannschaft mit Laura Gimmler und Coletta Rydzek haben gut mithalten können, es hat dann wieder knapp nicht fürs Podium gereicht mit Platz vier, aber gute Performance und gute Taktik hingelegt. Ähnlich wie Sofie Krehl und Anna-Maria Dietze, die sich in dem Feld behaupten konnten und sicher eine wertvolle Lerneinheit mitgenommen haben für den nächsten Teamsprint in Cogne oder vielleicht als gute Vorbereitung für die Weltmeisterschaft Trondheim“, sagte Teamchef Peter Schlickenrieder.
Klæbo macht es wie Sundling
Das Finale der Herren verlief dann später genauso erwartungsgemäß wie das der Damen. Bis zum Schluss wechselten sich fünf Duos auf den ersten Plätzen ab, aber als Johannes Høsflot Klæbo dann ernst machte, konnte wie bei Sundling niemand mehr mithalten. Schon in der letzten Kurve drehte er sich nach hinten zu den Verfolgern um, so dass er wusste, dass er auf der Zielgeraden dann ungefährdet jubeln konnte. Für Pål Golberg war dieser Sieg das erste Podium in der Höhe von Davos, wo es bisher nie nach Wunsch für ihn lief und seine Bestleistung mit Platz acht in einem Einzelsprint aus dem Jahr 2011 stammt. „Dieses Rennen am Abend ist toll! Davos war nicht der beste Ort für mich bisher, es war an der Zeit, auf dem Podium zu stehen“, sagte er, während sein Teamkollege schon vier Sprintsiege in Davos feiern konnte: „Ich mag Davos, ich freue mich immer hier zu sein besonders für einen Teamsprint am Abend vor all diesen Zuschauern.“ Klæbo bleibt auch nach dem Wochenende in Davos und verbringt zusammen mit seiner Freundin Pernille Døsvik die Feiertage in der Schweiz.
Schweizer jubeln über Platz zwei
„Teamsprint und Einzelsprint sind die Rennen, die mir liegen. Janik Riebli und ich bilden ein gutes Team. Resultatsmäßig haben wir uns nicht viel vorgenommen. Wir wissen aber, dass es, wenn wir gut laufen und in Form sind, es sehr weit nach vorne reichen kann. Die Ambitionen sind groß“, hatte Valerio Grond vor dem Heim-Weltcup im Interview mit dem SRF gesagt. Damit behielt das Schweizer Duo recht, auch wenn Janik Riebli zuletzt immer wieder Probleme mit der Lunge hatte. Riebli war es auch, der in seiner letzten Runde das Tempo anzog und Valerio Grond eine gute Startposition für die letzten 1500 Meter mitgab. Der Endspurt war aber eine harte Sache gegen Schweden und Italien. Edvin Anger kam jedoch in der letzten Kurve aus dem Rhythmus und verlor an Geschwindigkeit. Er war keine Gefahr mehr für die Schweizer, die als Zweite ins Ziel liefen. Nach dem langersehnten Heimsieg sagte Valerio Grond im Schweizer Fernsehen: „Ein Traum wird wahr!“, jubelte der Lokalmatador aus Davos Monstein. „Ich war schon die ganze Woche angespannt.“ Auch bei Janik Riebli, der schon vor der Siegerehrung immer wieder aufjauchzt, ist die Freude nicht zu übersehen: „Ich habe viele Worte, aber da ist nichts Schlaues dabei. Affengeil!“ Auch gegen Federico Pellegrino sah es schlecht aus für den Schweden, aber mit seinem langen Bein und einem besseren Zielschritt holte sich Anger zusammen mit Johan Häggström noch das Podium vor Pellegrino, der erstmals Elia Barp an seiner Seite hatte. Nach dem Rennen wurde Edvin Anger aber noch in den Juryraum gerufen und wegen einer Behinderung verbal verwarnt. Der Schwede hatte in seiner letzten Runde viele Plätze gutgemacht, aber als es enger wurde, hatte er leichten Kontakt mit einem der Franzosen. Die Franzosen Jules Chappaz und Richard Jouve wurden Fünfte vor ihren Landsmännern Renaud Jay und Remi Bourdin. Noe Näff und Antonin Savary konnten sich als zweites Schweizer Team vom Publikum für Platz neun feiern lassen.
Sossau/Stölben werden Zehnte
Die beiden deutschen Sprinter Anian Sossau und Jan Stölben konnten sich nie im Vorderfeld zeigen und hielten sich quasi das gesamte Rennen im Mittelfeld auf. So wurde es am Ende ein zehnter Platz mit knapp elf Sekunden Rückstand. In einem sehr engen Rennen, in dem es schon schwierig war, sich unter die besten 15 zu schieben, ist aber auch ein zehnter Platz für das junge deutsche Sprint-Duo, die beide erst das zweite Mal in der Höhe von Davos antraten, ein sehr gutes Ergebnis, mit dem man zufrieden sein kann. „Bei den Jungs sind wir ganz knapp daran gescheitert, zwei Teams ins Finale zu bringen. Unser junger Elias Keck hat einen tollen Prolog hingelegt, Marius Kastner ist heute nicht ganz so gut gelaufen wie sein Teampartner. Um lächerliche 0,4 Sekunden hat es nicht gereicht für den Finaleinzug, aber die sind heiß für morgen. Anian Sossau und Jan Stölben haben sich klar für das Finale qualifiziert, konnten aber dort, das muss man ganz klar sagen, kein Mittel finden gegen die Besten. Sie haben mit ihrem zehnten Platz die Top-10 geschafft, aber da liegt noch viel Arbeit vor uns, um in einem so hochkarätigen Feld näher an die Weltelite heranzukommen und dann vielleicht irgendwann um ein Podium mitzukämpfen“, so Schlickenrieder.
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