Jessie Diggins heißt die Siegerin des Einzelstarts über zehn Kilometer im freien Stil beim Langlauf Weltcup in Falun – trotz anwesender Norwegerinnen. Therese Johaug wurde knapp Zweite, Ebba Andersson wurde Dritte. Mit Victoria Carl und Katharina Hennig kamen zwei Deutsche unter den besten 15.
Johaug diesmal nur Zweite
Dieser Sieg war kein Selbstläufer für Therese Johaug, die sich einer starken Jessie Diggins erwehren musste und schlussendlich knapp geschlagen wurde. Wie schon so oft in dieser Saison zeigt sich Jessie Diggins in der Form ihres Lebens und feierte einen weiteren Sieg – diesmal auch in Anwesenheit der in den Weltcup zurückgekehrten Norwegerinnen. Meistens waren die Abstände zwischen Diggins und Johaug sehr gering, bei der Stadionpassage nach 6,6 Kilometern hatte die Amerikanerin einen Vorsprung von acht Sekunden herausgelaufen, den sie aber auf dem ersten Kilometer mit kleinem Anstieg vor dem eigentlichen Mördarbakken wieder verlor. Auf den letzten Kilometern ging es dann wieder extrem eng zu: An Anstieg des Sprints war die Norwegerin 1,1 Sekunden vorne, im Ziel jubelte dann die Amerikanerin mit 2,1 Sekunden Vorsprung.“Hier auf dieser Strecke ein gutes Rennen zu machen, ist etwas ganz Besonderes. Das fühlt sich noch surreal an. Ich hätte diesen Sieg nie erwartet. Wir haben in den letzten Wochen hart trainiert“, meinte Jessie Diggins und Johaug sagte: „Es war ein enges Rennen. Wenn du gewinnen willst, muss alles passen und heute war nicht mein bester Tag“, so die Norwegerin zum NRK. „Ich werde nach Hause fahren und Technik trainieren und dann klappt das schon bei den Weltmeisterschaften.“ Außerdem sagte sie im Interview, sie sei durch einen Sturz von Frida Karlsson behindert worden und habe dadurch etwas Zeit verloren. Rang drei ging an Ebba Andersson, die in der ersten Rennhälfte fünf Sekunden hinter Johaug und Diggins lag, nach zehn Kilometern betrug ihr Rückstand dann 14 Sekunden. „Das war ganz knapp. In einer Abfahrt bin ich fast gestürzt!“, erzählte die schwer keuchende Andersson im Ziel Jessie Diggins. Aus dem Pulk der Norwegerinnen hinter dem Podium setzte sich überraschend Ragnhild Haga durch, die in den letzten Jahren immer nur an ihren Olympiasieg dachte und deswegen ihrer alten Form hinterherlief. Die Viertplatzierte hatte auf der herausfordernden Strecke, die viele im Laufe des Rennens an die Grenzen brachte, aber schon 40 Sekunden Rückstand auf Diggins und verwies Heidi Weng, Helene Marie Fossesholm und Tiril Udnes Weng knapp auf die nächsten Plätze. Rosie Brennan wurde in ihrer schwächeren Disziplin mit einer Minute Rückstand Achte vor Katerina Razymova, Sadie Maubet Bjornsen, Lotta Weng und Yulia Stupak. Für die Amerikanerin war es nach einem kompletten Re-Start des Körpers im Herbst der erste Weltcupstart seit fast einem Jahr, Stupak kehrte nach ihrer Erkältung zurück ins russische Team.
Lotta Weng verläuft sich: nur gelbe Karte
Irgendwo in dem engen Gewirr aus verschlungenen Strecken verlor Lotta Udnes Weng den Überblick und landete auf der falschen Runde. Für die Damen war zunächst eine verkürzte blaue Runde ohne großen Anstieg zu laufen, gefolgt von der 7,5 Kilometer langen Doppelrunde, die die Herren zweimal zu laufen hatten. Nach langen Überlegungen gab die Jury ihr nur eine gelbe Karte, so dass sie sich etwa 20 Sekunden hinter ihrer Schwester einrangierte. Insgesamt war Cheftrainer Ole Morten Iversen sehr zufrieden mit dem Trio bestehend aus den Zwillingen und Ragnhild Haga, die sich bei den nationalen Rennen ihren Startplatz verdient hatten: „Das war eine gute Leistung, aber bei der WM könnten auch andere Athletinnen eine Chance kriegen, die heute keine so gute Form hatten. Es ist noch nichts in Stein gemeißelt.“ „Ich dachte zuerst, ich wäre zu kurz gelaufen. Aber ich habe nicht verstanden, was ich falsch gemacht habe. Ich wusste, dass ich in der letzten Runde links abbiegen muss, aber ich habe nicht die richtige Ausfahrt erwischt und bin ich den Sprintkurs geraten“ sagte Lotta Udnes Weng zur VG. Die Norwegerin bemerkte ihren Fehler und drehte um, so dass sie etwa 10-15 Sekunden verlor. „Das ist enttäuschend, man kann nur darüber lachen. Aber ich bin nicht stolt darauf. Ich habe hier schon seit Montag trainiert, so dürfte ich mich eigentlich nicht verlaufen. Ich kann nicht verstehen, wie das möglich ist.“
Nepryaeva nach Sturz im Krankenhaus
Für Natalia Nepryaeva war das Rennen nach etwa acht Kilometern beendet. Die Russin war auf einer Eisplatte zwischen Mörderbakken und den letzten Anstiegen kurz vor dem Ziel ausgerutscht und kämpfte sich mit starken Schmerzen noch die letzten Meter bis zu den Trainern, wo sie von Markus Cramer von der Strecke geführt wurde. Laut MatchTV Experte Alexander Legkov wurde die Athletin ins Krankenhaus gebracht. „Sie hat eine Handverletzung, kann die Finger nicht bewegen und den Verdacht einer Fraktur“, hatte Legkov von Verbandschefin Elena Välbe erfahren. Bis zu ihren Sturz hatte Nepryaeva nicht Bestform gezeigt, aber im Bereich von Stupak gelegen. Gegen 16 Uhr gab Elena Välbe bekannt: „Der Arzt hat mich informiert, dass Nepryaeva sich eine Fraktur des Armes zugezogen hat. Sie warten nun auf einen Arzt, um zu erfahren, ob eine Operation notwendig ist.“ Ihr ‚Ersthelfer‘ äußerte sich ebenfalls gegenüber der Medien: „Sie stürzte im vorletzten Anstieg vor dem Ziel. Es passierte genau dort, wo ich stand. So habe ich mich gleich um sie gekümmert. Sie hatte große Schmerzen, sie hat geschrieen und geweint“, erzählte Markus Cramer dem Aftonbladet. „Es ist zu früh zu sagen, ob sie die WM verpassen wird. Ich weiß noch nicht genau, um welche Art von Fraktur es sich handelt. Aber es sieht nicht gut aus.“ Am Abend wurde bekannt, dass es sich um eine Fraktur des dritten und vierten Mittelhandknochens handelt, wie Yuriy Borodavko erklärte. Nepryaeva wird am Sonntag in Moskau operiert.
Carl und Hennig Top15
Victoria Carl bewies wie schon in der Staffel von Lahti, dass sie nach ihrer Knöchelverletzung von Ruka wieder zurück in alter Form ist. Heute wurde sie als 14. beste Deutsche unmittelbar vor Katharina Hennig, deren Schokoladenseite aber das Klassische ist. Beide kamen mit einem Rückstand von etwa 1:20 Minuten ins Ziel und können mit ihrer Platzierung zufrieden sein wie auch Sofie Krehl als 20. und Pia Fink als 21., was auch ein sehr gutes Mannschaftsergebnis bedeutet. Krehl und Fink rangierten sich direkthinter den großen Namen von Charlotte Kalla und Krista Pärmäkoski ein. Julia Preußger kam als 57. in die Wertung, Antonia Fräbel als 65.
Stadlober nur 30. wegen der Kälte
Für Teresa Stadlober verlief das erste Rennen in Falun absolut enttäuschend und endete nur auf Platz 30. Die Radstädterin kam mit der Kälte bei zweistelligen Minustemperaturen nicht zurecht und konnte dadurch kein richtiges Tempo aufbauen. Die zweite Österreicherin Lisa Unterweger belegte Platz 49. Schweizerinnen waren heute nicht am Start, sie schonen ihre Kräfte für den Sprint am Sonntag.
=> Ergebnis 10 Kilometer FT Einzel
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