Die Ski Tour 2020 steht unmittelbar bevor, vorher gibt es allerdings noch einen letzten Formtest beim Langlauf Weltcup in Falun mit Sprint- und Distanzrennen. Alle Rennen finden allerdings ohne deutsche Beteiligung statt….
Falun und Dalarna: Alles typisch schwedisch…
Die Region Dalarna wird oft auch Klein-Schweden genannt, weil viele Bilder, die man im Ausland aus Schweden kennt, aus Dalarna stammen: Rote Häuser an glitzernden Seen, Wälder, bunt gekleidete Menschen in Tracht und Midsommar-Feiern. Alles sehr schwedisch, alles sehr Dalarna. Falun liegt in dieser Region, dem Herz von Skandinavien, gut erreichbar aus der Luft und mit der Bahn. Die Menschen dieser Gegend lieben Langlauf, Wettkämpfe, Kultur und Festivals. Skirennen gibt es hier schon seit dem 19. Jahrhundert. Die ersten Svenska Skidspelen wurden bereits 1947 ausgetragen, damals mit nur vier Nationen (Schweden, Norwegen, Finnland und Schweiz). Einige Jahre danach kamen sie nach Falun, wo sie seitdem meistens ausgetragen wurden. Zum Weltcup gehören die Svenska Skidspelen seit 1989. Falun und das nahegelegene Borlänge hat zusammen 100.000 Einwohner und wächst weiter.
57 Sportarten in Lugnet möglich
Lugnet ist das Skistadion mit Schanzenareal und Wettkampfort sommers wie winters. Es liegt nur zwei Kilometer von der Innenstadt Faluns entfernt. Im Schwedischen Sportverband sind 67 Sportarten notiert, 57 davon kann man in Lugnet ausüben. Es gibt viele Wander-, Lauf- und auch Langlaufstrecken. Von dort gibt es einen spektakulären Blick über Falun und den Runn, den zweitgrößten See Dalarnas. Der Mördarbakken, 600 Meter lang mit 65 Metern Höhenunterschied, ist normalerweise immer der Scharfrichter – dieses Jahr wurde wegen des Schneemangels eine flachere Runde präpariert. Der Sprintkurs ist allen bestens bekannt und ist schon seit langem unverändert. Er beinhaltet zwei Anstiege und eine Brücke vor der leicht ansteigenden Zielgeraden. Seit den Weltmeisterschaften 1993 ist der Uhu Bubo das Maskottchen von Lugnet. Dabei handelt es sich um einen Uhu, dessen wissenschaftlicher Name bubo bubo ist. Der Uhu gehört zu den „landschaftlichen Symbolen“ der Region Dalarna.
Geändertes Programm wegen Schneemangel
Auch in Wintersport-Hochburgen wie Falun ist Naturschnee in diesem historisch schlechten Winter kaum zu finden. 26 Schneekanonen mussten den Weltcup sichern, wann immer die Temperaturen im Januar eine Schneeproduktion zuließen. Dennoch konnte nicht mehr als eine 2,5 Kilometer lange Runde präpariert werden, so dass die FIS bereits während des Oberstdorfer Weltcups Änderungen bekanntgab: Die Länge des Distanzrennens im freien Stil musste von 30 und 15 Kilometern auf 15 und 10 Kilometer gekürzt werden, die Rennen werden im Massenstart ausgtragen. Der Sprinttag im klassischen Stil konnte unverändert bleiben. Dem Schneemangel fiel in diesem Jahr auch der gefürchtete Mördarbakken zum Opfer, in Schanzennähe wird nur der Sprintanstieg im Distanzrennen gelaufen, alles andere findet auf den nördlichen Streckenpassagen statt. Der maximale Höhenunterschied beträgt damit nur 37 Meter, sonst hat der lange Mördarbakken fast das doppelte an Höhenmetern.
Wie geplant: Keine DSV-Athleten am Start
Der Weltcup in Falun findet ohne DSV-Bundestrainer Peter Schlickenrieder und seine Weltcup Athleten statt, die weiterhin in Oberstdorf ein intensives Training absolvieren und dort die WM im nächsten Winter simulieren. Ein interessanter neuer Ansatz, der allerdings schon seit dem Schlickenrieder-Statement beim Weltcup in Oberstdorf bekannt war, Andreas Schlütter, der Sportliche Leiter Langlauf, bestätigte es nun aber noch einmal vor dem Weltcup in Falun und der bevorstehenden Ski Tour: „Die Wettkämpfe in Skandinavien sind für uns Langläufer natürlich immer ganz besondere Highlights im Weltcup-Winter. Allerdings wollen wir mit Blick auf die Heim-WM im nächsten Jahr das Zeitfenster nach dem Nordic Weekend in Oberstdorf für einen zusätzlichen Trainingsblock und die Deutschen Meisterschaften nutzen. Dort haben wir nach dem Umbau zum ersten Mal die Gelegenheit, die zukünftigen WM-Strecken intensiv für Training, Tests und unter Wettkampfbedingungen zu nutzen. Aus diesem Grund müssen wir in diesem Jahr auf eine Teilnahme an den Rennen in Falun und der FIS Ski Tour 2020 in Schweden und Norwegen verzichten.“
Gesundheitliche Probleme und Comebacks
Während Johannes Høsflot Klæbo den Weltcup in Falun und vielleicht auch die Ski Tour nur am Fernseher verfolgen kann, bekommt ein weiteres norwegisches Talent die zweite Chance im Weltcup. Bei ihrem Debüt im Dezember war die 18-jährige Helene Marie Fossesholm mit ihrem 18. Platz höchst unzufrieden, nachdem sie sich mit zwei Podestplätzen beim norwegischen Saison-Auftakt in Beitostølen den Startplatz verdient hatte. Ein weiterer Start in dieser Saison wurde schon im Vorfeld als höchst unwahrscheinlich erachten, weil die Heimweltcups in Drammen und Oslo mit der Junioren-WM in Oberwiesenthal kollidieren. Nun bekommt sie in Falun doch noch ihre zweite Chance, aber Trainer Ole Morton Iversen sagte schon gleich, man sollte die Hoffnungen nicht zu hoch schrauben – sie selbst hat natürlich wieder ihre eigenen hohen Erwartungen nach Edelmetall in Konnerud. Große Hoffnungen hegt auch Frida Karlsson, die wegen ihres Untergewichts vom Verband eine Zwangspause auferlegt bekam und fast die gesamte Saison verpasste. In Schweden war die 20-Jährige die Erste, die in dem seit drei Jahren bestehenden Programm zur Bekämpfung von Essstörungen bei jungen Athletinnen ein Startverbot auferlegt bekam. In Norwegen erwischte es im Laufe der letzten Jahre schon viele junge Athletinnen, Ingvild Flugstad Østberg war im letzten Herbst aber die bisher bei weitem Bekannteste. Frida Karlsson darf nun also wieder angreifen, hinter der Saison ihrer Teamkollegin Stina Nilsson wegen ihrer Stressfraktur weiter ein großes Fragezeichen. „Ja, die Saison könnte vorbei sein“, sagte sie am Wochenende auf einer Sportlerehrung. „Aber ich hoffe, ich kann diese Saison noch wieder antreten.“ Viktor Thorn kehrt nach langer Pause durch eine Rücken-OP im Herbst in den Weltcup zurück. Eine Pause muss auch Emil Iversen einlegen, dessen Blutergebnisse im Gegensatz zu Klæbo bereits vorliegen: „Die Bluttests waren in Ordnung. Ich habe nichts, nur die Batterien meines Körpers waren komplett leer. Ich habe es übertrieben nach meiner Krankheit bei der Tour“, sagte er in der letzten Woche. Sorgen gibt es auch im slowenischen Team, wo Katja Visnar und Janez Lampic am Wochenende leichte Siege im Sprint der slowenischen Meisterschaften einfahren konnten – alle anderen A-Kader-Athleten waren krank oder verletzt, wie zum Beispiel Anamarija Lampic mit Rückenschmerzen. Wer nun von den angeschlagenen Athleten in Falun am Start stehen wird, ist noch nicht bekannt.
Alle Rennen live, Temperaturen über Null
Wie schon erwähnt ist das Wetter in Falun wenig winterlich. Momentan sind zumindest noch die Nächte kalt mit Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt, bis zum Wochenende ändert sich aber auch das: Bei bedecktem Himmel liegen die Temperaturen am Samstag Tag und Nacht über Null, für Sonntag Nachmittag ist sogar Regen angesagt bei auffrischendem Wind. Wegen fehlender Wettkämpfe im Biathlon und der Nordischen Kombination ist im Zeitplan von ARD und Eurosport genügend Zeit, um alle Rennen live zu zeigen. Zwar zeigt die ARD nur fünf Minuten Zusammenfassung vom Sprint, dafür ist das Rennen aber bei Eurosport 1 zu sehen. Die ARD plant, leicht verspätetet in den Herren-Massenstart einzusteigen und später die Damen komplett live zu zeigen. Bei Eurosport 2 gibt es nur die Herren live, die Damen später erst ab 17 Uhr. Für die Schweizer Langlauf-Fans zeigt SRF2 das gesamte Wochenende live, ORF Sport+ verzichtet auf Sprint und Herren-Rennen, zeigt aber die Damen live. Für unterwegs empfiehlt sich der Eurosport Player mit Übertragungen aller Rennen.
Svenska Skidspelen 2020
Das Wettkampfprogramm in Falun findet ihr: HIER