Langlauf Weltcup Falun: Rekordhalter Klæbo feiert 15. Saisonsieg

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo ist der Dominator des Weltcupfinals in Falun, aber auch mit einem Sieg morgen wird er den Gesamtweltcup wohl nicht gewinnen. Iivo Niskanen reagierte fassungslos auf seinen Rückstand. Mika Vermeulen freute sich über einen tollen sechsten Rang klassisch.

15 Saisonsiege und wohl kein Gesamtweltcup

Iivo Niskanen (FIN), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Martin Loewstroem Nyenget (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Die schwedischen Flaggen im Stadion wehten nicht mehr ganz so stark im Wind wie bei den Damen, es schneite jedoch immer weiter. Die Übermacht der schwedischen Nationalflaggen im Stadion war übrigens nicht geplant sondern eine Notlösung, nachdem Diebe sämtliche internationalen Flaggen in der Nacht zum Dienstag stahlen und sich so schnell kein Ersatz besorgen ließ. Vor dem Rennen war klar: Johannes Høsflot Klæbo brauchte heute die „big points“ und Harald Østberg Amundsen müsste schon einen schlechten Tag haben oder sich bei den schwierigen Bedingungen völlig bei der Skiwahl vergreifen. Klaebo tat auch wirklich sein Möglichstes, gab in Runde zwei Vollgas und holte mindestens 18 Sekunden auf die gesamte Konkurrenz heraus. Im Ziel lag er schließlich 22 Sekunden vor Iivo Niskanen. Natürlich ging es dem 26-Jährigen nicht nur um den Sieg im heutigen Rennen sondern auch um den Gesamtweltcup, aber dort liegt er scheinbar aussichtslos zurück, weil er acht Rennen krankheitsbedingt verpasste, darunter die punktereiche Tour de Ski. Harald Østberg Amundsen belegte heute Platz acht und sammelte damit noch 69 Punkte, so dass er vor dem finalen Massenstart noch 112 Punkte vorne liegt. 130 Punkte sind morgen noch zu holen, was für Klæbo durchaus wahrscheinlich ist. Aber Amundsen müsste schon krank ausfallen, damit Klæbo noch die große Kristallkugel holt. „Es war ein hartes Rennen mit all dem Schnee und den Bedingungen und allem, das hat es sehr schwer gemacht. Ich hatte großartige Ski, unsere Wachser haben einen tollen Job gemacht. Es war toll, so ins Ziel zu laufen. Morgen noch ein letztes Rennen bei hoffentlich besserem Wetter. Meine Saison war bisher sehr gut, also werde ich das morgen einfach gut zu Ende bringen“, sagte er. Mit dem heutigen Tag übernahm er einen weiteren Rekord im Langlauf Weltcup: Er hat nun die meisten Podestplätze eines Norwegers in der Weltcupgeschichte geholt.

Niskanen konsterniert

Iivo Niskanen (FIN) und Martin Loewtroem Nyenget (NOR) studieren die Zwischenzeiten © Modica/NordicFocus

Auf der ersten 2,5 Kilometer Runde wechselte sich noch Mitfavorit Iivo Niskanen, der mit der Nummer 46 vor den anderen Favoriten startete, mit Henrik Dønnestad in der Führung ab. Als Klæbo, der letzte Läufer in der Gesetztengruppe, dann das Tempo erhöhte und am Ende der zweiten Runde plötzlich 18 Sekunden vorne lag, wischte Iivo Niskanen im Ziel ungläubig mit dem Finger über den Tablet Computer mit den Zwischenzeiten: Lag der Norweger acht Sekunden vorne oder wirklich 18 Sekunden? Genervt wendete er sich ab – ihm war klar, dass er es seiner Schwester mit dem Sieg nicht würde gleichtun können. Offenbar hatte er die falschen Ski gewählt, wie er nach Ankunft im Ziel FIS Media Koordinatorin Synne Dyrhaug erzählte. Niskanen bedankte sich später im Interview noch bei Teamkollege Emil Liekari, der ihm beim Skitest geholfen hatte. „Ich entschied mich schließlich für das eine Paar und gab ihm das andere“, sagte er. Offensichtlich war es aber die falsche Wahl, denn der 22-Jährige erwischte bessere Ski und wurde damit sehr guter 21. Rang drei ging mit 24 Sekunden Rückstand an Martin Løwstrøm Nyenget, der Didrik Tønseth um drei Zehntelsekunden vom Podium verwies. Hendrik Dønnestad belegte Rang fünf vor Mika Vermeulen, Erik Valnes und Amundsen, der 46 Sekunden langsamer war als Klæbo. Federico Pellegrino wurde starker Neunter in einem Klassik-Einzelstart vor Michal Novak, der nach einer von Krankheiten geplagten Saison noch ein versöhnliches Ende schaffte dank einer schnellen Schlussrunde.

Vermeulen zufriedener Sechster

Mika Vermeulen (AUT) © Modica/NordicFocus

Mika Vermeulen ist weiter in exzellenter Form und wurde mit nur 30 Sekunden Rückstand sehr guter Sechster. Ein Ergebnis, mit dem er verständlicherweise sehr zufrieden war. Sein Hauptrennen in Falun ist eigentlich der morgige Massenstart, heute hatte er eine Top15-Platzierung angepeilt. „Das war heute ein tadelloses Rennen. Ich habe mich ganz gut gefühlt und auch das Material war richtig super. Am Ende so einer langen Saison weiß man nicht, wie der Körper auf so ein hartes Rennen wie letzte Woche reagiert, aber es sieht so aus, als hätte ich mich noch einmal sehr gut erholt. Es waren extrem schwierige Verhältnisse und ich glaube, dass ich heute technisch das beste Klassisch-Rennen meiner Karriere gelaufen bin. Der Sechste Platz ist auch mein bisher bestes Ergebnis in dieser Technik und für einen ehemaligen Kombinierer ist das gar nicht so schlecht“, sagte der 24-Jæhrige. Im Gesamtweltcup liegt er an achter Stelle und könnte morgen sogar noch Federico Pellegrino vor ihm angreifen wie auch Andrew Musgrave, der im Distanzweltcup nur einen Punkt vor ihm an Platz sechs liegt. Die ÖSV-Sprinter Michael Föttinger und Benjamin Moser nahmen ebenfalls die zehn Kilometer in Angriff und belegten die Plätze 49 und 72.

Klee von 31 auf 13

Beda Klee (SUI) © Modica/NordicFocus

Eine beeindruckende Leistung zeigte Beda Klee als bester Schweizer. Der Wattwiler lag nach 6,3 Kilometern als drittbester Schweizer noch an 31. Stelle, wurde im Stadion aber von Johannes Høsflot Klæbo aufgelaufen, mit dem er die letzte Runde mitlief. Dadurch konnte er sich noch bis auf Platz 13 nach vorne schieben mit einem Rückstand von 1:01 Minuten. Jonas Baumann wurde sehr guter 20. hinter dem erst 17-jährigen schwedischen Supertalent Alvar Myhlback, der vor der Schlussrunde noch auf Platz acht lag. Cyril Fähndrich wurde 29. und Nicola Wigger 36.

Probleme mit Ski bei weniger Schneefall

Friedrich Moch (GER) © Modica/NordicFocus

Friedrich Moch war mit dem heutigen Rennen nicht ganz zufrieden, nachdem er den Wettkampf als bester Deutscher auf Rang 25 beendete. Der Allgäuer haderte etwas mit dem material, als der Schneefall etwas nachließ, so dass er keinen Grip fand. „Es waren sehr schwierige Bedingungen. Wir sind heute NoWax Ski gelaufen, das ist immer sehr speziell“, sagte er. „Gerade während unseres Wettkampfes kamen dann nicht mehr die ganz so dicken Flocken runter und dann war es doch an manchen Stellen sehr schwer, den Grip zu finden und sauber die Berge hochzukommen und dann war es ein ganz schöner Kampf immer wieder im Wechsel mit in der Spur laufen und dann musste man auch wieder rausgehen, um Stieg zu haben.“ Seiner Meinung nach haben Läufer wie Klæbo Vorteile durch ihre späte Startnummer gehabt: „Ich denke, es hat sich im Laufe der Zeit ein bisschen eingelaufen und es ist am Ende eher ein bisschen schneller geworden als gerade für die ersten Läufer“, sagte der 23-Jährige, der einen Kilometer vor dem Ziel von Iivo Niskanen eingeholt wurde wie auch William Poromaa, der noch eine Minute früher gestartet war. Im Massenstart will Moch noch einmal angreifen: „Auf morgen freue ich schon noch einmal, ein Skatingrennen, ein 20er. Heute bin ich nicht hundertprozentig zufrieden, aber ich habe nochmal die Chance, es besser zu machen.“

Brugger starker 30. trotz Startnummernrennen

Janosch Brugger (GER) © Modica/NordicFocus

Mit der frühen Startnummer vier musste Janosch Brugger für viele andere den Schneepflug spielen, dennoch machte der Schwarzwälder ein sehr gutes Rennen mit Rang 30. Damit schaffte er einen versöhnlichen Abschluss bei nur elf Weltcupstarts in diesem Winter nach vielen gesundheitlichen Problemen. „Mit dem Lauf bin ich wirklich zufrieden, schneller hätte ich heute nicht laufen können. Aber man hat schon gemerkt, dass es deutlich schneller wird, wenn man in die zweite Runde kommt. Aber dass es am Ende so viel ausmacht… das ist bitter natürlich“, meinte der 26-Jährige nach dem Startnummernrennen. „Ich war euphorisch, dass es heute zu einer vorderen Platzierung reicht unter den Top 20, aber…. [lacht] Das war ein Satz mit x, das war wieder nix. Nach zweimal sich wieder aufraffen nach Krankheit war es doch irgendwie ein langer Winter, von demher war es vom Gefühl ein versöhnlicher Abschluss, aber vom Ergebnis her natürlich ein bisschen bitter.“

Notz und Bögl weit zurück

Lucas Boegl (GER) © Modica/NordicFocus

Das Fazit des Teamchefs fiel diesmal nicht so positiv aus. „Im Gegensatz zu den Damen waren wir bei den Herren nicht zufrieden. Unser Topmann Friedrich Moch hat bei seinem 25. Rang schon einiges an Rückstand kassiert, er hat sicher den schwierigen Bedingungen Tribut gezollt“, sagte Teamchef Peter Schlickenrieder, der Janosch Brugger ausdrücklich lobte: „Der 30. Platz von Janosch Brugger ist schlechter als er gelaufen ist. Er hat ein gutes Rennen gemacht, aber mit der frühen Startnummer 4 und den teilweise nicht vorhandenen Vorläufern hat er den Schneepflug gespielt. Er hat ein solides Rennen hingelegt, da hätte sicher ein besserer Platz rausgeschaut, wenn er eine bessere Startnummer gehabt hätte.“ Florian Notz, der ebenfalls erst sein elftes Rennen in dieser Saison lief, kam mit 2:16 Minuten Rückstand als 52. ins Ziel. Lucas Bögl wurde nach seiner zweiwöchigen Trainingspause 57. vor dem Schweden William Poromaa und DSV-Sprinter Jan Stölben. Poromaa, der mit einer Verletzung am Daumen aus den 50 Kilometern am Holmenkollen antritt, sagte vor dem Rennen: „Mein Ziel ist es, zu überleben. Ich hoffe, die Wachser machen jetzt einen besseren Job. Ich werde mein Bestes geben und schauen, was rauskommt.“ Damit bestätigte er die bei den Damen vermuteten Materialprobleme, zu denen sich die Läuferinnen nicht geäußert hatten. Zu seinen arrivierten Athleten sagte Schlickenrieder: „Die arrivierten älteren Männer sind logischerweise enttäuscht. Florian Notz hat wieder eine Krankheit überstanden, beim ersten Rennen nach der Krankheit darf man auch nicht zu viel erwarten. Ein junger Jan Stölben, unser Sprinterkönig sozusagen, geht die längeren Distanzen an, aber auch da bei diesen schwierigen Bedingungen und nicht in seiner Paradedisziplin sondern in der klassischen Technik, kann man da auch nicht mehr erwarten. Lucas Bögl – logisch, enttäuschend, da nicht mitlaufen zu können, aber das hat sich in Amerika und Kanada schon angebahnt und die kurze Trainingsphase, die er jetzt nochmal eingeschoben hat nach dem American Birkebeiner reicht logischerweise nicht aus, um wieder zu alter Stärke zurückzufinden. Morgen auf ein Neues, vielleicht schaffen wir es dann auch bei den Herren wieder, ganz vorne mitzulaufen.“

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