Die Weltcupwoche in Schweden in Stockholm und Falun stand ganz im Zeichen norwegischer und russischer Siege. Aber auch die Deutschen überzeugten mit guten Leistungen, während die FIS das Doppelstockschieben nicht verhindern konnte.
Ein Satz mit X…
…das war wohl nix! Veranstalter in Stockholm und die FIS hatten es sich so gut vorgestellt: Wir bauen eine neue Strecke, die schwieriger ist. Eine teilweise sehr enge Passage mit Kurven und einem neuen Anstieg erwartete die Sportler, Überholen war da schwierig. Der Umbau brachte aber nicht den erhofften Erfolg. Es sollte damit verhindert werden, dass die Sprintstrecke im Doppelstockschub durchgeschoben wird. Das hat nun definitiv nicht geklappt: 17 schiebende Herren im Viertelfinale und sogar eine Dame, neun Schieber im Halbfinale und fünf im Finale – klar, dass der Sieg dann auch an einen dieser Athleten ging. Allerdings mit Nikita Kriukov an einen, der das Doppelstockschieben in Klassikrennen kürzlich noch als „Perversion des Skilanglaufs“ bezeichnet hatte. Scheinbar warf er inzwischen seine moralischen Bedenken beiseite und meinte nach seinem Erfolg lapidar: „Wenn die Entwicklung so ist, muss man sich wohl anpassen.“
Russische Siegesserie in Schweden
Mit seinem Erfolg im Sprint in Stockholm läutete Nikita Kriukov eine russische Siegesserie ein, die vor der schwedischen Weltcupwoche wohl niemand erwartet hat. Kriukov gewinnt den Sprint, im Klassik-Einzelstart lassen Vylegzhanin und Bessmertnykh einen Doppelsieg folgen und Sergey Ustiugov triumphiert im Massenstart. Insgesamt ein Wochenende nach Maß für die Russen, wenn auch mit Ustiugov wieder mal ein Sportler von außerhalb der Nationalmannschaft aus dem Burgermeister/Knauthe-Team erfolgreich war. Vor einem Jahr noch in dieser Trainingsgruppe war Alexander Legkov, der inzwischen unter Trainer Markus Cramer zusammen mit Sergey Turyshev eine eigene kleine Trainingsgruppe bildet. Für Legkov lief es zunächst nicht so gut in Falun: Im klassischen Stil verlor er plötzlich auf dem Rückweg ins Stadion enorm viel Zeit. Ein Einbruch? Nein, später wurde bekannt, dass er in einem der kleinen Anstiege in Stadionnähe einen Skibruch erlitt. Ohne Sturz oder gegnerische Einwirkung brach bei dem Russen die Bindungsplatte und er balancierte einbeinig die Abfahrten hinunter zum Stadion, bis er schließlich einen Ersatzski bekam. Ohne dieses Problem wäre viel mehr möglich gewesen als Platz 25. mit einer Minute Rückstand. Dass die Form stimmt, konnte er tags darauf mit Platz sieben beweisen.
Norwegische Favoritensiege bei den Damen
Bei den Damen blieb alles beim Alten: Maiken Caspersen Falla war einmal mehr im Klassiksprint völlig überlegen und unschlagbar. In Falun setzte sich zweimal Therese Johaug durch, doch ihre Vorsprünge sind nicht mehr so groß wie noch zu Saisonbeginn. Dennoch feierte die Norwegerin ihren 14. Saisonsieg und egalisierte damit die Marke von Bente Skari – nun ist sie nur noch drei Siege von Marit Bjørgens Bestwert pro Saison entfernt. Bei einem Johaug-geeigneten Rennen in Lahti und mehreren Distanzrennen in Kanada sollte das in diesem Winter noch zu schaffen sein. Die Norwegerin hat allerdings auch angekündigt, wegen der Enge im Gesamtweltcup nun alle Rennen bestreiten zu wollen – also auch den Sprint in Lahti. Ingvild Flugstad Østberg ist Therese Johaug mit nur rund 200 Punkten Abstand trotz ihres Einbruchs im Massenstart noch erstaunlich dicht auf den Fersen. Die Kanada-Tour sollte mit drei Sprints und den dazugehörigen Bonussekunden auf Østberg zugeschnitten sein. Doch auch in Norwegen war in den letzten Tagen nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Einerseits war Ingvild Flugstad Østberg mit ihrer Leistung am Sonntag natürlich alles andere als zufrieden. Aber auch Astrid Uhrenholdt Jacobsen haderte mit einem verpassten Podium im Einzelstartrennen. Nur 0,4 Sekunden fehlten zum dritten Platz, da sind verlorene Sekunden, als ihr die Schwedin Maria Nordström in der Abfahrt im Weg stand, umso ärgerlicher.
Winter in Schweden
Das Wetter in Schweden war dann tatsächlich besser, als die Meteorologen es noch zu Wochenbeginn prophezeiht hatten. Zwar regnete es in Stockholm noch leicht, in Falun setzte aber schon Mittwoch Mittag Schneefall ein, der auch in den kommenden Tagen immer wieder etwas Neuschnee brachte und für Winterfeeling sorgte. Sehr zur Freude der Sportler, wie Steffi Böhler erklärte: „Wir haben uns gewünscht, mal wieder auf Naturschnee zu laufen, weil dieses weiße Band in grün oder grau – das ist auf Dauer einfach nichts.“
Starke Ergebnisse von Böhler, Dobler und Eisenlauer
Sprintspezialist Sebastian Eisenlauer wird immer mehr zum Allrounder. In Falun lieferte der Allgäuer zwei erstklassige Distanzergebnisse ab, die wohl kaum jemand von ihm erwartet hätte. „Ich habe schon immer geschaut, dass ich mich distanzmäßig Stück für Stück weiterentwickle, aber dass ich so weit bin, hätte ich nicht gedacht. Ich freu mich umso mehr, dass das so gut aufgegangen ist“, meinte er selbst überrascht am Samstag und legte im Massenstart als erster Läufer der zweiten Gruppe noch einen drauf. Ebenfalls mit positivem Gefühl kann Steffi Böhler auf das Wochenende zurückblicken: Platz zehn und elf können sich durchaus sehen lassen, wenn Top10 das persönliche Ziel war. Dennoch blieb die Schwarzwälderin nach Platz zehn selbstkritisch: „Einstellig wäre schöner gewesen…“ Jonas Dobler tat sich wie viele andere Athleten, darunter Martin Johnsrud Sundby und Petter Northug, nach dem anstrengenden 50er am Holmenkollen noch schwer, im Massenstart konnte er dann plötzlich wieder in der Weltspitze mitmischen. „Gestern war noch gar nichts los bei mir und deswegen bin ich erleichtert, dass ich wieder mitschwimmen kann mit den Großen“, freute er sich, auch wenn am Ende die Kräfte fehlten, um noch um Positionen zu kämpfen.
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