Im finnischen Wintersportort Ruka beginnt am Freitag eine nordische Saison mit vielen Fragezeichen aufgrund der Corona Krise. Wir informieren euch vorab, was euch bei den drei Rennen der Langläufer und Kombinierer erwartet.
Hoch im Norden Finnlands
Die Wintersport-Fans werden es wissen: Kuusamo liegt im hohen Norden Finnlands, am südlichen Ende Lapplands nahe des Polarkreises und 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Noch einmal 30 Kilometer nördlich der 15.000-Einwohner-Stadt befindet sich das Wintersport-Zentrum Ruka, wo an diesem Wochenende erneut das Ruka Nordic mit Langläufern, Skispringern und Nordischen Kombinierern stattfindet. Ruka bietet Wintersportbegeisterten mit mehr als 200 Tagen zwischen Oktober und Mai die längste Skisaison in ganz Nordeuropa. Im Ruka Skistadion sind alle drei Sportarten beheimatet – normalerweise optimal für Fans vor Ort, denen den ganzen Tag etwas geboten wird. Für die Langläufer steht diesmal wieder eine Mini-Tour auf dem Programm mit klassischem Sprint, Distanz Klassik und einem Handicaprennen im freien Stil. Bei den Kombinierern stehen sogar drei Gundersen-Wettkämpfe im Rahmen einer Mini-Tour an: am Freitag über fünf Kilometer, die anderen beiden Rennen gehen über eine Distanz von zehn Kilometern mit jeweils einem Sprung von der Großschanze. Der Veranstalter erwartet üblicherweise in jedem Jahr insgesamt rund 20.000 Zuschauer, in diesem Jahr bleibt Fans aufgrund der Corona Pandemie der Zutritt aber verwehrt.
Corona Situation vor Ort
Apropos Corona Pandemie: Die Finnen haben die Pandemie verglichen mit anderen Ländern im Moment recht gut im Griff – mit Ausnahme der Region um Helsinki, wo nun Restaurants und Clubs wieder geschlossen werden. Aber auch im Norden Finnlands gibt es die üblichen Vorschriften wie Abstand halten, Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden und im Nahverkehr sowie Kontaktreduktion. Auch in der Region Nordösterbotten (37.000 m², 410.000 Einwohner), in deren Nordosten Ruka-Kuusamo liegt, steigen die Zahlen seit Beginn der kalten Jahreszeit an – in den letzten zehn Tagen gab es 162 Neuinfektionen, allein 39 gestern. In Kuusamo mit seinen 15.000 Einwohnern gab es zuletzt keine Neuinfektionen und insgesamt während der Pandemie nur elf Fälle. Von Ruka selbst geht also keine Gefahr für die Athleten aus, Infektionsgefahr besteht auf der Reise und dass Athleten das Virus mit nach Ruka bringen könnten.
Ausfälle in den Langlauf Teams
Corona Infektionen gab es inzwischen bei zahlreichen Leistungsportlern, auch im Skilanglauf. Viele Nationen gehen offen mit Infektionen in ihrem Team um, manche Länder halten Informationen über Corona Infektionen aber auch vor der Öffentlichkeit geheim. Ein prominenter Fall ist aktuell Charlotte Kalla, die kurz vor einem abschließenden Trainingslager positiv getestet wurde und deswegen den Weltcup Auftakt in Ruka verpassen wird. Auch im russischen Lager gab es mindestens zwei Corona Infektionen bei Denis Spitsov und Andrey Sobakarev, die dadurch drei Wochen mit dem Training pausieren mussten und noch nicht fit sind. Man hofft, dass Spitsov in Davos zurückkehren kann und spätestens zur Tour de Ski wieder in Topform ist. Formschwach ist auch Sergey Ustiugov nach einer Woche Krankheit im letzten Trainingslager, auch wenn hier keine Corona Infektion bekannt wurde. Aber auch aus anderen Gründen gibt es einige Ausfälle für den Auftakt in Ruka: Viktor Thorn fehlt wegen Rückenproblemen, Calle Halfvarsson und Jens Burman fehlen wegen Formschwäche. Zwar sind Iivo Niskanen (Rückenbeschwerden) und Krista Pärmäkoski (leicht erkrankt) im finnischen Ruka Kader vertreten, über einen Start wird aber erst kurzfristig entschieden, während der zuletzt ebenfalls fragliche Ristomatti Hakola offenbar starten kann. Im norwegischen Team fehlt mit Maiken Caspersen Falla ein großer Name der Sprintszene. Die 30-Jährige hat seit längerem Atemwegsprobleme und ist zu Saisonbeginn noch nicht fit, sie denkt langfristig. Kurzfristig musste der überraschende Sieger von Beitostølen am letzten Wochenende, Mikael Gunnulfsen, erkrankt absagen. Der Klassikspezialist wird ersetzt durch den eigentlich formschwachen Didrik Tønseth.
Corona Angst: Schweden mit verkleinertem Team
In vielen Ländern sind die Bedenken wegen der Reise zu so vielen verschiedenen Weltcuporten während der Corona Pandemie groß. Da Johannes Høsflot Klæbo schon zu Hause in Norwegen Angst vor Ansteckung hat und das nun noch verstärkt wird, da die Auslandsreisen beginnen, sieht er selbst sich nicht als Anwärter auf die große Kristallkugel. Seine Ängste erklärt er so: „Wir wissen einfach zu wenig über die Spätfolgen. Wenn man hört, dass manche Menschen ihren Geruchssinn immer noch nicht zurück haben, beeinflusst das den Körper. Man weiß wenig über Langzeitschäden, aber man weißt, dass das Virus die Lunge angreift und als Langläufer bin ich auf meine Lungenkapazität angewiesen.“ Ähnliche Bedenken hat auch das schwedische Team, deren Verantwortliche sogar überlegt haben, gar keine Athleten nach Ruka zu schicken. Schließlich entschied man sich, nur ein kleineres Team mit acht Damen und fünf Herren zu entsenden, so dass sieben Startplätze ungenutzt bleiben. Die Entscheidung traf das Team in Zusammenarbeit mit Teamarzt Per Andersson: „Es ist eine sehr schwierige Entscheidung, ob wir ein Team schicken oder nicht. Welche medizinischen Risiken sind wir bereit, in Kauf zu nehmen?“ Anfang der Woche fiel dann die Entscheidung: „Wir möchten Verantwortlichkeit zeigen in der Pandemie. Nach einer Empfehlung unseres Teamarztes haben wir entschieden, mit weniger Athleten zu reisen, weniger Teamverantwortliche und weniger Servicepersonal als sonst. Es ist eine schwierige Situation, aber wir sind froh, doch noch ein Team schicken zu können, indem wir das Infektionsrisiko reduzieren“, sagte Teammanager Anders Byström.
Sieben Schweizer und zwei Österreicherinnen
Das Schweizer Langlauf Team geht mit der kompletten Nationalmannschaft an den Start sowie vier A-Kader Athleten: Insgesamt also mit zwei Damen und fünf Herren. Zumindest für die drei Nationalkader Athleten Nadine Fähndrich, Laurien van der Graaff und Dario Cologna ist die WM in diesem Jahr das große Ziel, Jonas Baumann, Beda Klee, Jovian Hediger und Jason Rüesch komplettieren das Aufgebot für Ruka. Rüesch musste zeitweise alternativ trainieren nach dem Bruch eines Daumens und der OP im September. Immer noch nicht startberechtigt ist Selina Gasparins russischer Ehemann Ilya Chernousov, der nach wie vor auf seine Einbürgerung wartet. Das ÖSV Team in Ruka bilden die beiden Damen Teresa Stadlober und Lisa Unterweger, nachdem Bernhard Tritscher nach dem letzten Winter seinen Rücktritt erklärt hatte.
Nordische Kombination: Bislang keine coronabedingten Ausfälle
Im Lager der Nordischen Kombination wurden bislang noch keine coronabedingten Ausfälle bekannt. So reisten die meisten Teams Mitte der Woche an. Wie das deutsche Team (wir berichteten), umfasst auch das österreichische Team acht Athleten. Cheftrainer Christoph Eugen nominierte mit Ausnahme von Bernhard Gruber, der nach überstandener Herzoperation im Aufbautraining ist, die gesamte erste Trainingsgruppe. Neben Franz-Josef Rehrl, Martin Fritz, Lukas Klapfer, Philipp Orter, Thomas Jöbstl, Lukas Greiderer und Johannes Lamparter ist auch Mario Seidl wieder im Team. Der Salzburger kehrt damit nach über einem Jahr Pause nach Kreuzbandriss wieder in den Weltcup zurück. Bei den Norwegern verzichtet Espen Bjoernstad auf einen Start, allerdings aus erfreulichen Gründen. Er erwartet in den nächsten Tagen die Geburt seines ersten Kindes. Ansonsten treten die Nordmänner in voller Stärke an. Neben Überflieger Jarl Magnus Riiber stehen auch sein Bruder Harald, Jens und Einar Oftebro, Joergen Graabak, Magnus Krog und Espen Andersen sowie Andreas Skoglund am Start. Die Finnen werden angeführt von Ilkka Herola und Eero Hirvonen. In der Weltcupmannschaft stehen außerdem Arttu Mäkiaho, Leevi Mutru, Wille Karhumaa und Perttu Reponen. Ergänzt wird das Team durch die nationale Gruppe mit Atte Kettunen, Otto Niittykoski, Waltteri Karhumaa und Olli Salmela. Bei den Franzosen steht ein weiterer Umbruch an. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Laurent Mühlethaler führt Antoine Gerard mit Matteo Baud und Gael Blondeau zwei junge Athleten ins Feld, die letzten Winter bei der Junioren-WM überzeugten. Ergänzt werden sie vom erst siebzehnjährigen Marco Heinis.
Winterliche Verhältnisse
Wie man an dem Video der DSV Langläufer sieht, ist pünktlich zum Saisonbeginn der Winter im Nordosten Finnlands eingekehrt. Präpariert wurde die Strecke dank Schneereserven aus dem letzten Jahr, da das Wetter zu dem Zeitpunkt noch nicht mitspielte, um viel Schnee zu produzieren. Da aber vor allem am Donnerstag noch einige Zentimeter Neuschnee vorhergesagt sind, wird sich der Altschnee auch mit etwas Neuschnee vermischen. Die Landschaft ist inzwischen in winterliches Weiß gekleidet, so dass schon zum Weltcup Auftakt Winterfeeling aufkommt. Laut aktueller Vorhersage sind an den drei Wettkampftagen keine weiteren Schneefälle zu erwarten. Die Temperaturen sollen konstant leicht unter Null liegen bei bedecktem Himmel.
Fast alles live auf Eurosport
Nahezu alle Wettkämpfe an diesem ersten Weltcup Wochenende werden in kompletter Länge live bei Eurosport gezeigt (Ausnahme: Das Springen der Kombinierer am Samstag). Zusätzlich plant das ZDF Samstag und Sonntag teilweise Live-Übertragungen wie das Handicaprennen der Damen zum Abschluss der Mini-Tour und die Langlaufrennen der Kombinierer oder Zusammenfassungen der anderen Wettkämpfe. Wer in Österreich oder der Schweiz wohnt, kann sich die Rennen größtenteils live auf ORF Sport+ und SRF2 ansehen, lediglich das Klassikrennen der Damen wird in Österreich nur gestreamt. Für unterwegs empfiehlt sich der Eurosport Player, um immer bestens informiert zu sein.
Programm in Ruka
=> Wettkampfprogramm der Langläufer
=> Wettkampfprogramm der Nordischen Kombinierer