Jessie Diggins triumphierte im Massenstart von Ruka über 20 Kilometer in der freien Technik. Victoria Carl und Katharina Hennig boten eine starke Leistung als Fünfte und Sechste vor Teresa Stadlober.
Johaug und Weng setzen sich ab
Rückkehrerin Therese Johaug musste sich heute das erste Mal Kopf an Kopf mit der aktuellen Weltelite messen. Frida Karlsson war allerdings wie in Bruksvallarna im Skatingrennen nicht dabei, da sie nach ihrer Fußverletzung noch nicht genügend in der freien Technik trainiert hat. Therese Johaug hatte das Rennen von Anfang an unter Kontrolle, auf ihre frühen Ausreißversuche, für die sie in der Vergangenheit bekannt war, verzichtete sie bei ihrem Comeback aber noch. Dennoch riss sie in allen Runden in beiden Anstiegen, dem Valkeisenvaara und dem Impilinna, das Feld auseinander, was die Konkurrenz in den Abfahrten aber jeweils wieder korrigieren konnte. Erst in der vorletzten Runde konnten sich Johaug und Heidi Weng von den anderen absetzen und die Verfolgerinnen konnten die Lücke nicht direkt wieder schließen. Es dauerte einige Kilometer, bis Jonna Sundling und Jessie Diggins sich aus der Gruppe lösen konnten und die Amerikanerin führte das Duo im Alleingang wieder an die Norwegerinnen heran.
Diggins erkämpft sich den Sieg
Die letzten drei Kilometer kämpfte also ein Quartett um den Sieg, in dem die Gesamtweltcupsiegerin aber sichtlich angeschlagen wirkte nach ihrer ganzen Führungsarbeit. Therese Johaug ging als Erste in den namenlosen Anstieg zum Stadion hinauf und versuchte, das Tempo hochzuhalten. Aber Weng und Sundling griffen an und schoben sich an ihr vorbei. Dann nutzte auch noch Diggins die kaum vorhandene Lücke zwischen Weng und Sundling links und Johaug auf der rechten Seite und erreichte als Erste das Plateau des Stadions. Obwohl Sundling im Zielsprint alles gab, war Diggins der Sieg nicht mehr zu nehmen. „Das hat so Spaß gemacht. Ich bin so glücklich und merke, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich genieße es einfach nur“, freute sich Jessie Diggins über den Sieg. Zweite wurde die Schwedin gefolgt von Weng, während Johaug, der im letzten Anstieg nach zweijähriger Pause die Wettkampfhärte fehlte, als Vierte leer ausging. Anders als in der Vergangenheit erlebte der Superstar nun, wie frustrierend es ist, wenn sich die Tempoarbeit nicht auszahlt und man vor dem Ziel noch übersprintet wird. „Das ist so frustrierend, wenn man die ganze Zeit arbeitet und kaum dafür belohnt wird. Es ist natürlich leichter, nur im Windschatten mitzulaufen“, sagte sie später.
Carl und Hennig mit starkem Endspurt
Obwohl es für die deutschen Damen zwischenzeitlich nach Positionen um Platz zehn aussah und Victoria Carl, Katharina Hennig und Pia Fink nach vier Runden am Ende der Verfolgergruppe hingen, mobilisierten sie auf der Schlussrunde noch einmal alle Kräfte. Unter Führungsarbeit von Carl bekamen auch Athletinnen wie Ebba Andersson Probleme und nach der letzten Passage des Impilinna lag die Thüringerin an fünfter Stelle vor Nora Sanness, Andersson und Sophia Laukli. Auf dem Weg zum Stadion konnten Hennig und Stadlober sich wieder zu Carl nach vorne arbeiten, so dass sie im Ziel die Plätze fünf bis sieben belegten. „Ich bin super glücklich und happy heute. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mit diesem Rennen hier in Ruka auf Kriegsfuß stand bisher. Das war jetzt mein neuntes Mal hier in Ruka und ich bin diverse Male wirklich gestorben. Letztes Jahr war es besonders schlimm, weil es auch so kalt war. Davon habe ich ein leichtes Trauma, deswegen hatte ich heute sehr sehr großen Respekt vor dem Start, ich war sehr nervös, einfach nur vor dem Schmerz, der mich erwartet“, sagte die überglückliche Katharina Hennig. „Deswegen bin ich nun umso glücklicher, dass es heute so gut lief in meiner schwächeren Technik, dass ich mithalten konnte. Ich habe es erst so richtig geglaubt, als wir in die letzte Runde gegangen sind und ich am langen Anstieg oben noch dran war, dass es was Gutes wird und ich nicht mehr eingehe. Deswegen bin ich jetzt sehr glücklich, wir hatten super Ski und ein tolles Teamergebnis. Endlich das Trauma überwunden!“ Auch Victoria Carl war glücklich mit ihrem Rennen: „Am Freitag habe ich mich nicht über das Ergebnis geärgert, sondern dass ich meine Technik im Wettkampf nicht rüberbringen konnte, was ich vorher im Training immer super gemacht habe. Heute war die Taktik, sich so lange wie möglich zu verstecken, mitzuschwimmen und in der letzten Runde möglichst voll zu powern. Das ist uns glaube ich gut gelungen. Natürlich hätte ich gerne den Anschluss nach ganz vorne gehalten, aber der Antritt kam in einem Moment, wo es mir nicht ganz so gut ging, wo ich mich dann aber wieder gefangen habe. Aber wir sind super zufrieden, dass wir da als Team vorne reinlaufen konnten und um die vorderen Plätze mitkämpfen“, sagte sie.
Pia Fink wird starke Zwölfte
Nora Sanness wurde Achte vor Andersson und Laukli. Pia Fink erreichte 20 Sekunden später als Zwölfte das Ziel, was ebenfalls ein tolles Ergebnis für die Schwäbin ist. „Ich bin wirklich zufrieden mit dem ersten Weltcupwochenende. Mein großes Ziel war, möglichst einen guten Weltcupstart zu haben und ich glaube, das ist mir ganz gut gelungen, vor allem mit heute. Das ist doch immer eine große Erleichterung, wenn man zumindest mal die halbe Quali abhaken kann. Gerade heute war meine Taktik, ein bisschen mein eigenes Rennen zu laufen und mich nicht unbedingt vom Tempo der Führenden verunsichern zu lassen. Gerade mit Therese Johaug wieder, da war mir schon klar, dass das Tempo von Anfang an sehr hoch sein würde. Ich glaube, das ist mir ganz gut gelungen“, freute sich Pia Fink über ihr Rennen. Auch Helen Hoffmann konnte als 22. eine überzeugende Leistung abrufen. Katherine Sauerbrey und Sofie Krehl verloren als 29. und 32. mehr als drei Minuten. Dennoch lobe Teamchef Peter Schlickenrieder das Team und die sehr gute mannschaftliche Leistung: „Die Strecke ist nicht unbedingt Victoria Carl auf den Leib geschneidert, aber sie hat immer wieder die deutsche Truppe rangeführt und sicherlich einen großen Teil dazu beigetragen, dass sie als Fünfte die Katha auf den sechsten Platz sozusagen mitgenommen hat. Auch Pia Fink mit einem zwölften Platz hat ein weiteres Top-Resultat hinzugefügt wie auch Helen Hoffmann als unsere Jüngste hat mit ihrem 22. Platz ein gutes Rennen absolviert. Das ist auf so einer schweren Strecke noch genauso zu nennen Katherine Sauerbrey als 28. und Sofie Krehl, die als 32. knapp an den Top-30 vorbeiläuft. Mannschaftlich ein top Rennen, darauf kann man absolut aufbauen. Das ganze Wochenende haben die Damen gezeigt, dass sie zu den besten Nationen der Welt gehören.“
Stadlober überrascht und zufrieden
Für Teresa Stadlober verlief das Rennen als Siebte besser als erwartet mit besserem Ergebnis als im Klassik-Einzelstart. So kann es weitergehen, meint die Salzburgerin nach ihrem Wettkampf: „Ich habe mich heute sehr auf das Rennen gefreut und habe mich auch gut gefühlt. Ich bin gut in das Rennen gestartet, auch wenn ein Massenstart immer ein wenig hektisch ist, und habe darauf geachtet, mich möglichst weit vorne zu positionieren. Ab der dritten Runde ist das Tempo dann stetig erhöht worden. Ich habe einfach versucht, so lange wie möglich dabei zu bleiben und hatte auch eine starke Gruppe zum Mitlaufen. Jetzt bin ich wirklich sehr zufrieden mit dem siebenten Platz und es ist überraschenderweise sogar ein noch besseres Ergebnis geworden, wie am Freitag im Klassisch-Rennen. Die ersten Wettkämpfe stimmen mich jedenfalls zuversichtlich für nächste Woche, wenn es dann in Lillehammer weitergeht und vor allem der Skiathlon am Sonntag ist für mich ein großes Ziel.“
Fähndrich früh mit Problemen
Zwar ist ein Distanzrennen in der freien Technik ihre schwächste Disziplin, dennoch musste Nadine Fähndrich schon früh im Rennen in den Anstiegen um Anschluss kämpfen. In Runde drei verlor sie dann endgültig den Anschluss nach vorne und erreichte schließlich als 25. mit 2:22 Minuten Rückstand knapp vor Kerttu Niskanen das Ziel. Nadja Kälin und Anja Weber verloren als 37. un 38. noch etwa zwei Minuten mehr als die Teamkollegin.
=> Ergebnis 20 Kilometer Freistil Massenstart
Weltcup Ruka zum Nachlesen
=> Weltcup Saison im Langlauf und Nordischer Kombination startet Freitag im finnischen Ruka
=> Langlauf Weltcup: Frida Karlsson dominiert erstes Rennen in Ruka – Hennig glückliche Vierte
=> Langlauf Weltcup Ruka: Iivo Niskanen feiert zu Hause seinen insgesamt neunten Sieg
=> Langlauf Weltcup Ruka: Hagström und Klæbo erste Sprint-Sieger – Rydzek Sechste
=> Langlauf Weltcup Ruka: Amundsen triumphiert im Massenstart – Vermeulen wird Vierter