Weltcup Auftakt in Ruka: Wachsprobleme und spannende Wettkämpfe

Charlotte Kalla (SWE) © Modica/NordicFocus

Die Langläufer waren zu Gast in Ruka im Nordosten Finnlands und trafen meist auf schwierige Wachsverhältnisse bei winterliche Bedingungen. Dennoch gab es viele spannende Rennen…

No Wax oder Wachsski?

Laurien Van Der Graaff (SUI) © Modica/NordicFocus

Der Saisonauftakt wurde bestimmt von schwierigen Wachsbedingungen an den ersten beiden Wettkampftagen. Insgesamt herrschte schönstes Winterwetter, mit dem man umgehen musste. Das gelang den Norwegerinnen im Sprint-Prolog gar nicht, wo sie reihenweise die Segel streichen mussten. Auch für den Einzelstart am Samstag gab es keinen optimalen Ski – entweder zu spitz oder mit gutem Stieg. „Entweder man geht ein bisschen auf die spitzere Variante, das war No Wax Ski. Da hat man etwas glatter. Mit dem Wachsski hat man etwas besser Stieg, aber ich hatte oben mit Stollen zu kämpfen.“, so Steffi Böhler und auch Thomas Bing sprach wie viele andere von einer Lotterie: „Heute war es mehr ein Glücksspiel mit dem Ski, wer was wann wo nimmt. Man konnte nicht alles haben heute, darum sind die Abstände auch relativ groß. Ich habe mich für den Wachssski entschieden. Das hat natürlich bedeutet, dass ich hochwärts guten Stieg hatte, aber auch mit dem einen oder anderen Stollen zu kämpfen hatte.“

Klæbo gegen den Rest der Welt

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo war der Mann des Wochenendes. Der 21-Jährige dominierte (fast) nach Belieben, musste allerdings auch eine Schwächeperiode verkraften, die ihn fast den Sieg des Ruka Triples gekostet hätte. Hier kam ihm dann die Taktiererei der anderen zugute und er konnte sich erholen. „Ich habe vor dem Start gedacht, mein eigenes Rennen zu gehen und habe nach drei Runden gemerkt, dass sie sehr schnell von hinten kommen. Ich war sehr müde, mein Beine zittern richtig. Ich war ganz froh, dass wir das Tempo rausgenommen haben und konnte mich etwas erholen“, sagte er. „Klæbo ist noch relativ neu da und bisher blamiert er uns alle, kann man man sagen“, meinte Thomas Bing über ihn. Wie gut er ist – das ist ihm wohl selbst noch nicht bewusst. „Ich habe mich selbst überrascht“, sagte er am Samstag. Das ging ihm aber scheinbar auch schon nach der ersten Etappe so: „Ich hatte keinen Plan am Start. Ich hatte schon nach der Abfahrt fünf Meter Vorsprung, habe ich unterwegs gehört, und dann habe ich einfach weitergemacht“, sagte er zum Beispiel nach dem Sprint, als er offenbar ohne es geplant zu haben mit Leichtigkeit einen Vorsprung herauslief. Martin Johnsrud Sundby gratulierte dem Kollegen schmunzelnd, nachdem seine eigene Aufholjagd nicht von Erfolg gekrönt war, meinte aber auch: „Der Saisonbeginn war ein Auf und Ab für mich. Ich bin nicht so konstant, wie ich es in der Vergangenheit war, aber ich habe auch anders trainiert als in den letzten Jahren.“ Mit dieser Aussage wird klar: Der dreifache Gesamtweltcup-Sieger richtet diesmal alles darauf aus, endlich Olympisches Gold zu gewinnen.

Kalla bezwingt Bjørgen

Marit Bjoergen (NOR), Charlotte Kalla (SWE), Ragnhild Haga (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Bei den Damen war es am Ende das Wochenende der Charlotte Kalla mit zwei starken Distanzrennen. Sie startete mit Platz zwölf im Sprint und ließ Platz zwei und eins folgen. Natürlich ein toller Erfolg, den man gerne wiederholen möchte, aber die Schwedin wünscht sich mehr Konkurrenz: „Viele Athleten brauchen einige Rennen, um reinzukommen. Ich hoffe, in Lillehammer sind auch noch andere in der Lage, mit mir und Marit um den Sieg zu kämpfen.“ Während es bei Marit Bjørgen, die aber sicher ihre Vorbereitung ganz auf den Februar ausgelegt hat, trotz Sieg und Platz zwei im Ruka Triple noch nicht so 100%ig läuft, hatte ihre Teamkollegin Ragnhild Haga allen Grund zum Jubeln: Die schnellste Laufzeit der Abschlussetappe brachte ihr das erste Podium bei einer Tour ein.

Junge Russen im Aufschwung

Alexander Bolshunov (RUS) © Modica/NordicFocus

Während über sechs Athleten noch das Damoklesschwert schwebt, starten einige russische Teamkollegen nun richtig durch. Neben den bereits aus dem letzten Jahren bekannten Alexey Chervotkin (22) und Yulia Belorukova (22), die im Sprint ihr erstes Podium holte, überzeugten schon in den Vorbereitungsrennen die ebenfalls 22-jährige Natalia Nepryaeva sowie der erst 20-jährige Alexander Bolshunov. Beide setzten ihre starken Leistungen auch in Ruka fort, Bolshunov schaffte sogar in der Mini-Tour den Sprung aufs Podium. Ob sie diese Ergebnisse konstant bringen können, wird die Zeit zeigen. Auf jeden Fall sind alle Vier hoffnungsvolle Talente hinter dem ebenfalls noch jungen Sergey Ustiugov (25) .

Guter Start für DSV

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

Aus deutscher Sicht gab es in Ruka einige hoffnungsvolle Leistungen, auch wenn die angestrebte Olympiaqualifkation ausblieb. Immerhin waren Sandra Ringwald und zweimal Victoria Carl mit Top20-Ergebnissen nah dran an der halben Norm, auch wenn mehr möglich gewesen wäre. „Am Anfang hat alles gepasst und am Ende über die Kuppe bei dem steilen langen Berg haben mir ein paar Körner gefehlt und da konnte ich so gar nicht mehr drüberziehen. Das ärgert mich gerade immer noch ziemlich und gewaltig, weil da habe ich alles verloren. Das hätte hintenraus noch etwas werden können“, meinte zumindest Sandra Ringwald ärgerlich. Vici Carl startete stark in den Winter, haderte aber mit den schwierigen Schneeverhältnissen. Einen ebenfalls positiven Eindruck hinterließ Katharina Hennig im Sprint, wo sie erstmals in ihrer Karriere ein Viertelfinale erreicht hatte – ein Ziel, dass sie sich im Sommer gesetzt und direkt erreicht hatte. Darauf kann man aufbauen! Bei den Herren zeigte der Langzeitverletzte Andreas Katz die beste Form, nachdem er sich nach einem Jahr Zwangspause langsam wieder aufgebaut hatte, aber dem nach eigener Einschätzung mit seiner Schulter bei harten Einheiten erst bei rund 70% ist. Auch das macht Hoffnung auf mehr für den weiteren Saisonverlauf. Die übrigen DSV-Herren taten sich schwer mit dem Schnee und dem Material und werden hoffentlich auf dem Weg nach Korea ihre Form finden.

Stadlober und Hediger in Olympiaform

Teresa Stadlober (AUT) © Modica/NordicFocus

Auch beim Team Österreich und der Schweiz gab es einige Erfolge und Lichtblicke zu vermelden. Der Salzburgerin Teresa Stadlober gelang trotz einer Knöchelverletzung im Herbst mit Platz fünf und sechs ein mehr als gelungener Saisonauftakt. Mit Jovian Hediger löste der erste Schweizer das Olympiaticket. Der Romand kam im Viertelfinale als Zweiter ins Ziel. Im Halbfinale war dann der Tank des Schweizers leer. Dennoch reichte die Halbfinalteilnahme, die Forderungen von Swiss-Ski zu erfüllen (Top15). Bei dem eigentlichen Zugpferd Dario Cologna lief es in der klassischen Technik nicht gut, im freien Stil aber umso besser. Zu seinem Leidwesen wurde kurz vor seinem Zusammenschluss mit der Spitzengruppe das Tempo erhöht, so dass er sich mit Platz 17 begnügen musste. Dennoch qualifizierte er sich mit der Laufzeit der Schlussetappe bereits für die Olympischen Spiele wie auch seine Teamkollegen Jonas Baumann, Roman Furger und Nathalie von Siebenthal. 

 

Ruka Triple – alles auf einen Blick

* News der Woche:
=> Nilsson und Klæbo feiern Siege im Klassiksprint
=> Bjørgen gewinnt über zehn Kilometer klassisch
=> Klæbo auch über 15 Kilometer erfolgreich
=> Charlotte Kalla gewinnt Ruka Triple vor Bjørgen
=> Klæbo knapper Sieger beim Ruka Triple

* Ergebnisse und Weltcupstände:
=> Ergebnis Sprint KT Damen
=> Ergebnis Sprint KT Herren
=> Ergebnis 10 Kilometer KT Damen
=> Ergebnis 15 Kilometer KT Herren
=> Ergebnis 10 Kilometer FT Handicap Damen
=> Ergebnis 15 Kilometer FT Handicap Herren

=> Weltcupstand Damen
=> Weltcupstand Herren

* Statements:
=> Stimmen zum Sprint: „Ich liebe Schneefall, wenn es hektisch wird!“
=> Stimmen zum Einzelstart: „Bin mit Kleber gelaufen, Vici mit einem Teppich“
=> Stimmen zur Schlussetappe: „Ich kann es mit den weltbesten Läufern aufnehmen!“

* Bildergalerien:
=> Bildergalerie Klassiksprint
=> Bildergalerie Einzelstart
=> Bildergalerie Handicaprennen