Marit Bjørgen hat ein einer unglaublichen Aufholjagd den 30 Kilometer-Massenstart im freien Stil gewonnen. Jessie Diggins machte als Zweite viele Punkte im Gesamtweltcup gut. Rang drei ging an Ragnhild Haga knapp vor Charlotte Kalla. Steffi Böhler überzeugte als starke Achte.
Attacke nach acht Kilometern
Es war ein Massenstart, in dem ab Kilometer 8,5, als Jessie Diggins und Charlotte Kalla sich durch ständig hochgehaltenes Tempo absetzen konnten und Ragnhild Haga kurz darauf zu ihnen aufschloss, alles danach aussah, als würde es ein Dreikampf um die Podestplätze werden. Vor allem Jessie Diggins hatte sich sehr viel vorgenommen, um ihre kleine Chance im Kampf um den Gesamtweltcup noch offen zu halten. So investierte sie von Anfang an sehr viel Energien in die Tempoarbeit und holte sich die Punkte bei den Zwischensprints. Besonders auf der ersten großen Runde gegen Ende des Anstiegs am Frognerseteren gab sie noch einmal richtig Gas und hielt auch in der anschließenden Abfahrt das Tempo hoch, so dass sie und Charlotte Kalla eine Lücke reißen konnten. „Ich habe mich sehr gut gefühlt und bin immer so schnell wie möglich gelaufen. Ich hatte eigentlich keine Strategie“, sagte Jessie Diggins später: „Ich habe meine Chance genutzt und Tempo gebolzt. Es hat sich angefühlt, als würde ich die ganzen 30 Kilometer sprinten.“ Bis ins Stadion gelang es Ragnhild Haga, das Loch wieder zuzulaufen. Im weiteren Rennverlauf hielt sie sich jedoch immer im Windschatten von Diggins und Kalla auf, die gut zusammenarbeiteten. Marit Bjørgen schien früh zu den Geschlagenen zu gehören durch einen offenbar schlechten ersten Ski.
Skiwechsel bestmöglich genutzt
Wie gut man seine Option zum Skiwechsel nutzen kann, bewies Marit Bjørgen auf perfekte Art und Weise. Ihren schlechten Ski tauschte sie bei erster Gelegenheit nach 13,3 Kilometern aus und fiel dadurch von zehn auf 25 Sekunden Abstand zurück. Zu Beginn hatte sie allerdings Probleme, ihr neues Material im Anstieg zum Laufen zu bringen, so dass sie überraschend nicht zu Astrid Uhrenholdt Jacobsen, die ebenfalls gewechselt hatte, aufschließen konnte und noch zehn Sekunden mehr auf die Spitze verlor. In den Abfahrten profitierte sie aber deutlich von ihrem frischen Material, so dass sie fünf Kilometer später vor ihrer Teamkollegin an vierter Stelle lag, nachdem die zuvor allein zur Verfolgergruppe aufgeschlossen und dort das Tempo hochgehalten hatte. Nun begann die Aufholjagd von Marit Bjørgen, die zu diesem Zeitpunkt 32 Sekunden hinter den ersten Dreien lag. Sie machte mit Jacobsen in ihrem Windschatten Boden gut und als sie davon erfuhr, steigerte sie ihr Tempo noch weiter und kam der Spitze immer näher.
Angriff am Grattishaugen
Zwischenzeitlich waren sich die ersten Drei, die auf einen Skiwechsel im gesamten Rennen verzichteten, einmal kurz nicht mehr einig gewesen: Als sie vom Näherkommen der Norwegerin hörten, arbeiteten sie wieder zusammen und konnten dennoch nicht verhindern, dass 1,5 Kilometer vor dem Ziel die Spitzengruppe aus fünf Damen bestand. Nun schien auch Ragnhild Haga urplötzlich wieder Kräfte zu haben, um vorne Gas zu geben, aber als Marit Bjørgen am Grattishaugen attackierte, konnte niemand mehr ihr Tempo mitgehen. Überglücklich lief sie einmal mehr am Holmenkollen als Siegerin über die Linie und erklärte: „Ich habe gehört vor der letzten 8,3 Kilometer-Runde, dass wir Zeit gutmachen, so habe ich noch mehr Gas geben. Ich musste einfach alles geben und es versuchen. Es ist hier immer ein guter Wettkampf für mich, ich mag es einfach sehr. Hier zu gewinnen ist immer etwas Besonderes. Ich lebe und trainiere hier und die Athmosphäre ist großartig.“ Die Hoffnung hatte die Norwegerin nie ganz aufgegeben: „Als die anderen nicht ihre Ski wechselten, musste ich, dass ich Gas geben musste und dass ich einen Vorteil haben würde vom Frognerseteren runter. Nachdem ich die Gruppe eingeholt habe, habe ich alles aus mir herausgeholt.“ Jessica Diggins setzte auf Höhe der Trainer oberhalb des Schießstands die entscheidende Attacke im Kampf um Platz zwei. Rang drei ging an Ragnhild Haga knapp vor Charlotte Kalla, Astrid Uhrenholdt Jacobsen wurde Fünfte. „Ich bedaure, nicht die Ski gewechselt zu haben. Ich habe gehört, dass Marit immer näher kommt und plötzlich war sie da. Sie ist immer zur Stelle, wenn es drauf ankommt. Sie war wieder unglaublich gut“, sagte Ragnhild Haga. Die Gesamtweltcup-Zweite Ingvild Flugstad Østberg betrieb Schadensbegrenzung und kam mit 1:39 Minuten Rückstand als Sechste ins Ziel noch vor Krista Pärmäkoski, die heute das Tempo vorn schon früh nicht mehr mitgehen konnte. Rang acht ging an Steffi Böhler vor Teresa Stadlober und Ebba Andersson.
Steffi Böhler überzeugt am Berg
Steffi Böhler lieferte vor allem in den Anstiegen eine erstklassige Leistung ab, so dass sie mühelos mit der Verfolgergruppe mithalten konnte und dort die Leistungsträgerin war. Obwohl sie im langen Anstieg zum Frognerseteren auf der letzten Runde eine kleine Schwächephase hatte und nicht mehr mit Teresa Stadlober mitgehen konnte, behielt sie die Österreicherin immer in Sichtweite und war in der Abfahrt schnell wieder dran. Dort konnte sie sich gut erholen, so dass sie im Zielsprint um Platz acht Teresa Stadlober und Ebba Andersson klar hinter sich ließ. Im Gegensatz zur Deutschen hatte die Österreicherin nach 13,3 Kilometern die Ski gewechselt, hatte den Rückstand innerhalb einer Runde aber wieder aufgeholt. Platz neun hinter Steffi Böhler ist für die Österreicherin in der Skatingtechnik ein gutes Ergebnis, für die 37-jährige Deutsche im Freistil-Massenstart definitiv ein sehr gutes – ein gelungener Abschied vom Holmenkollen. „Mir haben heute ganz viele Leute gesagt: Genieß es noch einmal hier zu laufen. Es waren leider nicht ganz so viele Leute da. Aber wir haben uns gut abgewechselt in der Gruppe und es war noch einmal ein gutes Rennen“, sagte sie. Die Schweizerin Nathalie von Siebenthal wurde in ihrer besseren Technik nur 17. noch vor Heidi Weng, die im Gesamtweltcup viele wichtige Punkte einbüßte. Die anderen beiden Deutschen, Sandra Ringwald und Pia Fink, landeten außerhalb der Punkte. Pia Fink verlor nach fünf Kilometern den Kontakt zur großen Gruppe, Sandra Ringwald nach schnellem Beginn kurz darauf im Anstieg zum Frognerseteren ebenfalls. Den Rest des Wettkampfes blieben beide zusammen und Rang 35 ging an Pia Fink, Sandra Ringwald wurde 37.
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=> Abschied vom Holmenkollen: „Alle sagten: Genieß es noch einmal!“