Nach der Rückkehr aus Lahti steht bereits wieder der nächste Langlauf-Weltcup vor der Tür. Am Donnerstag wird in Drammen zur Kirche hinauf gesprintet, am Wochenende geht es am Holmenkollen wieder über die langen Distanzen. Für die Kombinierer gibt es dort zwei Gundersen-Wettkämpfe.
Klassiksprint in Drammen
Nach dem Aufeinandertreffen von Langläufern, Nordischen Kombinierern und Skispringern im südfinnischen Lahti zog der Weltcuptross weiter nach Norwegen, wo in der Metropolregion um die Hauptstadt Oslo bei den Langläufern Entscheidungen in Sprint und auf der Langdistanz fallen – in Drammen wie immer klassisch, ebenso wie in diesem Jahr am Holmenkollen. Los geht es am Donnerstag in der Innenstadt der 65.000 Einwohner-Stadt Drammen, wo im Klassiksprint wieder um Weltcuppunkte gekämpft wird. Der Ablauf ist vor Ort immer gleich: Da in Südnorwegen in Fjordnähe kein Naturschnee vorhanden ist, muss einiges an Arbeit geleistet werden. Die Veranstalter haben noch alle Hände voll zu tun. Seit Anfang der Woche ist man mit dem Streckenbau beschäftigt, die produzierten 6000m³ Kunstschnee werden mit 200 LKW ins Zentrum gebracht und auf der Strecke verteilt: Verändert hat sich an der Strecke in den zwei Jahren Corona-Pause aber nichts. Weiterhin ist der charakteristische Anstieg zur Kirche zweimal zu bewältigen mit einem Gesamt-Höhenunterschied von 45 Metern. Los geht es auf dem Marktplatz, dann das erste Mal bergauf und um die Bragernes Kirche herum. Zurück geht es wieder vorbei am Rathaus und der Feuerwehr, dann über den Marktplatz, um den Brunnen mit der Statue Saint Hallvard, bevor es wieder hinauf geht zum Ziel vor den Stufen der Kathedrale.
Klassik-Massenstart am Holmenkollen
Anschließend geht die Reise weiter zum 45 Kilometer entfernten Holmenkollen, wo auch Skispringerinnen, Skispringer und Nordische Kombinierer für ein großes nordisches Wochenende sorgen und das Holmenkollen Skifest sein 130-jähriges Jubiläum feiert und seit 1892 nur achtmal Mal ausfiel: 1898 wegen Schneemangel, 1941-45 wegen des Zweiten Weltkrieges, 2009 wegen Umbauarbeiten und 2021 wegen der Corona Pandemie. Für die Langläufer stehen dort 2022 wieder die „langen Kanten“ auf dem Programm – diesmal aber in klassischer Technik im Gegensatz zu den Olympischen Spielen – zuerst die Damen, dann die Herren. Dank Bonussprints, Skiwechsel-Option und dem Prestige, am Holmenkollen zu gewinnen werden spannende Rennen erwartet. Für die Herren gibt es sechsmal Bonuspunkte abzuräumen, für die Damen besteht viermal die Chance – wenn man zu diesem Zeitpunkt nicht ohnehin schon allein unterwegs ist. Gelaufen wird auf der traditionellen 8,3 Kilometer-Runde, für die Damen dreimal, für die Herren sechsmal. Am Ende laufen die Damen noch einmal die fünf schwierigsten Kilometer zum Frognerseteren, um auf ihre Gesamtdistanz zu kommen. Hauptscharfrichter ist dabei der lange Anstieg bis Kilometer 2,75, der sowohl auf der 8,3 als auch auf der 5 Kilometer-Runde zu bewältigen ist. Im weiteren Verlauf der langen Runde folgen weitere kleinere Anstiege in Stadionnähe. „Das ist eine Tradition, die wir bewahren müssen. Es ist nicht nur der norwegische Nationalsport, sondern es ist etwas Besonderes an den Holmenkollen Zuschauern, das unsere Athleten anspornt“, sagte Stefan Marx, der Chef des Holmenkollen Skifestivals. „Ich denke, die Athleten haben den Holmenkollen genauso sehr vermisst wie die Zuschauer.“
Gänsehaut-Stimmung erwartet
Nachdem der Sprint-Weltcup 2020 ins benachbarte Konnerud ausweichen musste, um Wettkämpfe ohne Zuschauer zu gewährleisten, und der Sprint 2021 ganz ausfallen musste, haben sich die Veranstalter in Drammen für 2022 etwas ganz Besonderes ausgedacht, um nach Ausbruch des Krieges Unterstützung für die Ukraine zu signalisieren. Der Ausrichter bat schon vor Tagen die vielen Zuschauer im Stadtzentrum in Drammen darum, am Donnerstag mit Ukraine-Flaggen oder in blau-gelber Kleidung zu erscheinen. Das Holmenkollen Skifestival schloss sich dem Wunsch inzwischen an. Ob blau-gelb komplett dominiert oder sich mit den norwegischen Farben mischt, wird sich am Donnerstag zeigen. Ukrainer werden in Norwegen nicht am Start sein, auch wenn 13 Langläufer in der Nähe wären. Die Teilnehmer der Junioren- und U23-WM in Lygna sitzen nun seit Tagen in Sjusjøen fest, wo mit Hilfe des norwegischen Skiverbandes und der norwegischen Bürger, die über 450.000 Kronen gespendet haben, vorübergehend Unterkünfte bezogen haben. Für wie lange – das weiß keiner. „Training hilft nicht. Wir haben nur die Gedanken an zu Hause im Kopf und die wird man nicht los. Wir brauchen zeit, um das zu verkraften“, sagte die 20-jährige Anastasiia Sjabaldina zur VG. „Wir weinen viel zusammen“, so Trainerin Lada Nesterenko. In Sjusjøen schlagen sie nun Tag für Tag die Zeit tot, indem sie unter anderem Einkaufen gehen und sich selbst versorgen, wollen aber so bald wie möglich nach Hause zu ihren Familien. Währenddessen hielt sich das russische Team noch am Osloer Holmenkollen auf, bevor Athleten und Trainer am heutigen Mittwoch Richtung Russland abflogen. Der russische Wachstruck war bis zum Schluss vor Ort, wurde aber in der letzten Nacht Opfer von Vandalismus und wurde mit ukrainischen Flaggen und Beschimpfungen besprüht.
Corona-Ausbruch in Norwegen und Schweden
Nach dem Corona-Ausbruch im norwegischen Sprint-Team musste der Skiverband einige Änderungen vornehmen und Athleten nachnominieren. Weitere Positivfälle wurden nicht bekannt. So bekommen vor allem im Sprint in Drammen viele Athleten eine Chance, die damit trotz nationaler Quote nie gerechnet hätten. In Drammen sind mit Johannes Lønnestad Flaaten und den Zwillingen Alexander und Nikolai Elde Holmboe drei Teilnehmer der Junioren-WM in Lygna dabei, außerdem bekommen Gøran Tefre, Sivert Wiig und Vebjørn Moen eine Chance. Über 50 Kilometer rücken Eirik Mysen, Sondre Ramse und Sjur Røthe, der als Skatingspezialist nicht berücksichtigt worden war, ins Aufgebot. Bei den Damen entschied sich heidi Weng, als den Sprint zu verzichten, um sich auf die 30 Kilometer am Samstag zu konzentrieren. Mathilde Myhrvold und Silje Theodorsen mussten wegen gesundheitlicher Probleme absagen. Für sie rücken Ingrid Andrea Gulbrandsen und Hanne Wilberg Rofstad in Drammen ins Team sowie Anna Svendsen, die zuvor für den Sprint nominiert war, für den Holmenkollen. Ein Corona-Problem gibt es auch im schwedischen Team, wo Marcus Grate selbst seinen Positiv-Test über Instagram bekannt machte. Alle weiteren Athleten werden nun vor der Reise nach Norwegen erneut getestet. Über einen Ersatz für Grate wurde nichts bekannt. Allerdings fällt auch Emma Ribom als enger Kontakt von Grate aus. Neben den bekannten Namen wurden Moa Hansson und George Ersson wegen ihrer Leistungen in Lygna mit einem Startplatz belohnt. Frida Karlsson wurde nahe gelegt, eine Woche Pause zu machen. Diesen Rat nimmt sie an. Außerdem erhält Sofia Henriksson nach längerer Zeit wieder eine Chance im Team und Charlotte Kalla steht nach ihrer Lahti-Pause wieder im Aufgebot. Im finnischen Team bekommt der Junioren-Weltmeister im Sprint von 2021, Niilo Moilanen, eine weitere Chance im Weltcup. Nominierungen aus Österreich und der Schweiz waren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht bekannt.
Nordische Kombination: Dreikampf um den Gesamtweltcup
Für die Nordischen Kombinierer geht es am Wochenende in zwei Einzelweltcups weiter. Mit dem Sieg von Jarl Magnus Riiber am vergangenen Sonntag in Lahti ist der Kampf um den Gesamtweltcup eröffnet. Die derzeit führenden drei Athleten standen am Sonntag gemeinsam auf dem Treppchen – was Riiber auf Instagram mit „Sieht aus, als würde es ein guter Kampf um den Gesamtsieg im Weltcup werden! Game on!“ an Vinzenz Geiger und Johannes Lamparter gerichtet kommentierte. In der Tat liegt Lamparter bei noch vier ausstehenden Einzelwettkämpfen nur 107 Punkte vor dem Norweger, der sich in Lahti in bestechender Form präsentierte. Auch Geiger als derzeit Drittplatzierter liegt bei 234 Punkten Rückstand auf Lamparter noch im Rennen. Am Holmenkollen bestreiten die Kombinierer zwei Gundersen-Wettkämpfe mit jeweils einem Sprung und zehn Kilometern Langlaufrennen. Der DSV schickt seinen bewährten Weltcupkader ins Rennen. Dies sind neben Geiger auch Johannes Rydzek, Julian Schmid, Eric Frenzel, Terence Weber, Manuel Faißt und Fabian Rießle.
Viel Sonne in Norwegen, aber wenig live
Der Sprint in Drammen wird live von Eurosport1 und SRF2 übertragen und als kurze Zusammenfassung im ZDF gezeigt sowie mit späterem Einstieg bei ORF Sport+. Am Wochenende am Holmenkollen gibt es nur wenig live im Free TV zu sehen, was an anderem Sport und vor allem am Beginn der Paralympics liegt. Die Langläufer über 30 und 50 Kilometer gibt es nur bei Eurosport 2 und im Eurosport Player zu sehen sowie bei ORF Sport+. Das Skispringen der Kombinierer wird auf Euro1 beziehungsweise Euro2 gezeigt, der Lauf auch beim ZDF und ORF1. Was das Wetter betrifft, kommen im Vergleich zu den letzten Wochen beinahe schon Frühlingsgefühle aus. Naturschnee hat die norwegische Hauptstadt zwar nicht viel zu bieten bei etwa fünf Grad plus, die auch die Langläufer morgen in Drammen bei strahlendem Sonnenschein erwarten. Am Holmenkollen über der Stadt liegen die Temperaturen am Wochenende bei etwa 0°C und Sonne-Wolken-Mix. Die Strecken sind natürlich bestens präpariert.
Zeitplan Langlauf
Donnerstag, 03. März 2022
10:00 Uhr: Sprint KT Damen und Herren Prolog
12:30 Uhr: Sprint KT Damen und Herren Finalläufe
Samstag, 05. März 2022
10:00 Uhr: 30 Kilometer KT Massenstart Damen
Sonntag, 06. März 2022
12:00 Uhr: 50 Kilometer KT Massenstart Herren
Zeitplan Nordische Kombination
Freitag, 04. März 2022
10:15 Uhr Provisorischer Wettkampfsprung HS 134
Samstag, 05. März 2022
09:00 Uhr Wertungsdurchgang HS 134
14:30 Uhr Individual Gundersen 10 km
Sonntag, 06. März 2022
09:30 Uhr Wertungsdurchgang HS 134
15:00 Uhr Individual Gundersen 10 km