Langlauf Weltcup Drammen/Oslo: Klare Siege in norwegischer Weltcup-Woche

Nadine Gärtner

vor 8 Jahren

Krista Parmakoski (FIN), Marit Bjoergen (NOR), Kerttu Niskanen (FIN), (l-r) © NordicFocus

Beim Langlauf Weltcup in Drammen meldete sich Eirik Brandsdal nach zwei Jahren auf dem obersten Treppchen zurück, Stina Nilsson machte viel Boden im Sprintweltcup gut und auf den langen Distanzen wurden Marit Bjørgen und Martin Johnsrud Sundby ihrer Favoritenrolle gerecht.

Sundby gewinnt Gesamtweltcup

Martin Johnsrud Sundby (NOR) © NordicFocus

Schon vor dem Rennen am Holmenkollen war klar: Martin Johnsrud Sundby wird zum dritten Mal in seinem Leben die große Kristallkugel für den Gesamtweltcup bekommen – eigentlich zum vierten Mal, aber 2015 wurde ihm ja wegen zu hoher Salbutamol-Werte aberkannt. Sein Kontrahent Sergey Ustiugov gehört nicht zu den wenigen Russen, die nach Kanada geschickt werden. Ustiugov wollte seine Saison am Holmenkollen beenden und auf weitere Punkte im Gesamtweltcup verzichten. Mit 450 Punkten Abstand ist das Ergebnis inzwischen auch offiziell bei noch 350 möglichen Punkten in Kanada. Nach dem vorzeitigen Gewinn der Kugel würde auch Martin Johnsrud Sundby gerne auf die Reise nach Quebec verzichten und stattdessen den Birkebeiner bestreiten – da macht ihm die FIS aber einen Strich durch die Rechnung. Offenbar will man den Gesamtweltcupsieger bei den letzten Rennen am Start haben und droht ihm an, ihm sonst seine Boni zu streichen, was einen Wert von ungefähr 60.000 Euro entsprechen würde.

Nilsson nach Sieg verwarnt

Hanna Falk (SWE), Stina Nilsson (SWE), Krista Parmakoski (FIN), (l-r) © Rauschendorfer/NordicFocus

Überraschend konnte Stina Nilsson im Sprintweltcup 100 Punkt gutmachen auf Maiken Caspersen Falla, die für sie selbst unerklärlicherweise patzte und ausschied. Damit ist die Schwedin nun noch im Rennen um die kleine Kristallkugel, auch wenn sie selbst wenig Hoffnung hat. Die Norwegerin müsste schon wieder einen kompletten Aussetzer haben und leer ausgehen (oder krank werden) – dann würde ein Sieg der Schwedin zum Triumph reichen bei 42 Punkten Abstand vor dem letzten Rennen. Stina Nilssons Erfolg in Schweden hatte allerdings auch einen kleinen Beigeschmack: Nach ihrem Sieg erhielt sie von der Jury noch eine Verwarnung, weil sie sich nicht korrekt an die kurzfristig eingerichteten Technikzonen gehalten hatte. Eine Disqualifikation erschien der Jury deswegen aber zu hart. Zwar schob in Drammen 2017 wegen der Regeländerung niemand mit Skatingski oder Klassikski komplett durch, in den Technikzonen sollte aber definitiv diagonal gelaufen werden und nicht geschoben. Möglicherweise war es da wegen der kurzfristigen Umsetzen bei einigen Athleten aber auch zu Missverständnissen gekommen – wie bei Stina Nilsson, die schon zehn Meter vor Ende der Zonen auf das diagonale Laufen verzichtete und zum Doppelstockschieben überging.

Norwegisch-finnischer Jubel

Iivo Niskanen (FIN), Martin Johnsrud Sundby (NOR), (l-r) © NordicFocus

Marit Bjørgen war in Oslo eine Klasse für sich, auch wenn sie die nötige Motivation nach einigen entspannten Tagen mit Sohn Marius erst finden musste. Auch im Ziel hielt sie sofort nach dem Kleinen Ausschau, konnte ihn aber nicht entdecken. Vor heimischem Publikum hatte sie in den zwei Stunden zuvor ein Feuerwerk abgebrannt und den anderen Athletinnen keine Chance gelassen. Die Finninnen waren mehr als zufrieden mit ihren Resultaten und jubelten zu dritt. Tags zuvor hatte schon Iivo Niskanen einen zweiten Platz gefeiert nach perfektem Teamwork mit Martin Johnsrud Sundby, der später erklärte: „Als Iivo sich absetzen konnte [durch Sundbys Skiwechsel] und ich zurückkam, haben wir gut zusammengearbeitet. Ich habe ihn überzeugt, mit mir zusammen in Runde vier die Ski zu wechseln. Er wollte in Runde drei wechseln, aber ich sagte ihm, ich würde führen, so dass wir uns zusammen absetzen.“ Im Ziel jubelten beide in schönster Harmonie.

Steffi Böhler mit gutem Rennen

Die deutschen Leistungen sind schnell überschaubar aufgrund der wenigen Starter. Das beste Ergebnis lieferte Steffi Böhler ab, die sich beim Skiwechsel verpokerte und dennoch gute Elfte wurde. Mehr war ganz auf sich allein gestellt nicht drin: „Ich bin zufrieden, dass mein Körper nach all den Rennen noch zu so einer Leistung fähig ist. Es wäre schön gewesen, wenn noch ein paar mehr Deutsche am Start gewesen wären, so dass wir hätten zusammenarbeiten können. Aber vielleicht machen wir das im nächsten 30er.“ In Drammen feierte Junioren-Weltmeister Janosch Brugger sein Weltcupdebüt, das erwartungsgemäß im Prolog endete. Außerdem konnten sich Thomas Wick und Theresa Eichhorn über Weltcuppunkte freuen. Die Österreicherin Teresa Stadlober erreichte „immerhin das beste Ergebnis am Holmenkollen“ mit Platz 14. Die Schweizerin Nathalie von Siebenthal hatte noch etwas gutzumachen nach ihrem späten Einbruch bei den Weltmeisterschaften in ihrer Paradetechnik, was ihr mit Platz zwölf im Klassischen am Holmenkollen auch recht gut gelang. Ihre Teamkolleginnen Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff konnten sich vor der Reise nach Kanada über Top15-Ergebnisse im Sprint freuen.

Liechtensteiner zieht Schlussstrich

Philipp Haelg (LIE) in seinem letzten Weltcuprennen © NordicFocus

Nachdem sich in der Woche zuvor schon Lukas Bauer aus dem Weltcup zurückgezogen hatte und nach seinem letzten WM-Rennen erklärt hatte, er wolle nun nicht mehr im Weltcup starten und seine Karriere mit gelegentlichen Skimarathonrennen beenden, machte es am Holmenkollen ein Athlet etwas offensiver: Wer den 50er am Samstag im Eurosport Player gesehen hat, wird sich gewundert haben, dass sich auf den ersten Kilometern ein unbekanntes Gesicht ganz vorn gezeigt hat: Der Liechtensteiner Philipp Hälg. Es war ein Abschied, das Ende seiner noch jungen Weltcupkarriere. Der 25-Jährige hatte sich schon nach der Tour de Ski zum Aufhören zum Saisonende entschieden und machte es nach den 15 Kilometern in Lahti publik. Er wollte sich mit einer guten letzten Saison verabschieden und sich dann neu orientieren. Weltcuppunkte erreichte er in diesem Winter allerdings nie – sein bestes Resultat war Platz 30 bei der WM.