Der Massenstart über 31 Kilometer im klassischen Stil am Osloer Holmenkollen endete mit einer Überraschung: Frida Karlsson feierte ihren ersten Weltcupsieg vor Therese Johaug und Ebba Andersson. Katharina Hennig wurde Sechse, Nadine Fähndrich Zehnte und Teresa Stadlober 15. Ingvild Flugstad Østberg muss die Saison vorzeitig beenden.
Saisonende für Østberg
Nachdem es am Dienstag noch hieß, ein Start von Ingvild Flugstad Østberg sei geplant, obwohl sie mit Krücken gesichtet wurde, musste sie am Freitag doch das vorzeitige Saisonende einläuten. Bisher war immer die Rede davon gewesen, die Norwegerin habe schon in Lahti Schmerzen in der Ferse gehabt, was aber vermutlich nur eine Druckstelle vom Schuh aus dem 10 Kilometer-Rennen sei und nichts Ernstes. Nach einer genauen Untersuchung herrscht nun aber Klarheit: Ingvild Flugstad Østberg hat sich die Ferse gebrochen und muss den Fuß nun vier Wochen ruhig stellen. Die Saison ist damit beendet. „Das ist blöd und ungeschickt von mir, eine Kante runterzuspringen um eine Abkürzung zu nehmen“, meinte sie zum Unfallhergang. „Ich werde alles dafür tun, um möglichst schnell und stark zurückzukehren.“
Johaug allein unterwegs
Auch heute prognostizierten norwegische Wetterfrösche immer noch Sonnenschein für den Samstag, aber die Sonne schaffte es nie durch den dichten Holmenkollen Nebel. Viele Zuschauer waren aber trotz Stadionverbots an der Strecke, wo es nur eine Empfehlung gab, auf einen Besuch an der Strecke zu verzichten – mit dabei war aber auch Marit Bjørgen mit Familie. Da wegen Schneemangels nicht die übliche Runde zum Frognerseteren gelaufen wird, liegt der höchste Punkt des Kurses am Bonussprint nach 3,7 Kilometern einer jeden Runde, wo Therese Johaug bei der ersten Passage den Gesamtweltcup nun auch offiziell gewann und sich von den anderen Athletinnen absetzte. Mit der U23-WM in den Beinen gelang es Ebba Andersson diesmal nicht, der Norwegerin zu folgen, nur Heidi Weng und Frida Karlsson versuchten es kurzzeitig. Bewegung kam ins Feld, als drei Schwedinnen und Krista Pärmäkoski nach der dritten Runde zum Skiwechsel abbogen – dem einzig erlaubten seit diesem Jahr, außerdem müssen die Ski neuerdings bereits vor dem Rennen in den Boxen liegen. Mit neuem Material holten die Schwedinnen ihren Rückstand wieder auf und zumindest Ebba Andersson und Frida Karlsson setzten sich noch vor dem nächsten Bonussprint aus der Gruppe ab. Die anderen 16 Athletinnen verzichteten auch vor der letzten Runde auf neues Material – wie auch Therese Johaug.
Erster Weltcupsieg für Frida Karlsson
Das machte sich schnell bemerkbar und die beiden Schwedinnen machten Boden gut auf Johaug und auch Charlotte Kalla löste sich aus dem Feld. 3,3 Kilometer vor dem Ziel machte sich Frida Karlsson allein auf die Verfolgung von Johaug bei einem Abstand von nur noch 15 Sekunden. Auch Johaug hörte vom Schmelzen ihres Vorsprungs und warf wenig später einen besorgten Blick über die Schulter. Am Gratishaugen, einen Kilometer vor dem Ziel, hatte die Schwedin Johaug erreicht, zog vorbei, konnte sich aber nicht absetzen. Über dem Schießstand war Johaug wieder vorne, aber nach der Welle stürmte Frida Karlsson auf und davon und feierte ihren ersten Weltcupsieg vor Therese Johaug, die sich mit ihrer Nachfolgerin mitfreute. „Ich habe mich heute so gut gefühlt, hatte tolle Ski und ich denke, dass ich die Ski gewechselt habe, hat mir den Sieg gebracht. Ich habe mich am Ende noch so stark gefühlt, als ich Therese gejagt habe und hörte, dass ich ihr Zeit abnehme. Am Schluss habe ich dann noch einmal alles gegeben und das hat dann perfekt geklappt“, meinte Frida Karlsson.
Skiwechsel entscheidet das Rennen
Der Norwegerin haben heute 45 Sekunden Vorsprung nach drei Runden nicht gereicht, nachdem sie 2019 mit 1:45 Minuten Vorsprung gewonnen hatte und 2016 vor ihrer Sperre sogar mit 3:45 Minuten. „Ich hatte einen guten Tag, weil mein Körper und meine Ski sich gut angefühlt haben. So hatte ich fast eine Minute Vorsprung, aber meine Ski ließen am Ende nach. Aber das gehört natürlich dazu. Ich habe mich sehr stark gefühlt, aber Frida und das schwedische Team haben heute die richtige Entscheidung getroffen, die Ski zu wechseln im Gegensatz zu uns, aber auch das gehört dazu“, meinte Johaug auf der Pressekonferenz. Im norwegischen Fernsehen klang das etwas anders: „Keiner der Betreuer sagte mir, dass die Schwedinnen die Ski gewechselt hatten, obwohl viele Betreuer an der Strecke standen. Ich habe nie den Rat bekommen, die Ski zu wechseln. Ich habe doch hinten keine Augen!“, meinte Johaug, die von kollektivem Versagen sprach. Rang drei ging an Ebba Andersson, für die nach zwei Starts bei der U23-WM am Dienstag und Donnerstag heute nicht mehr möglich war. Charlotte Kalla erreichte als Vierte knapp vor der Gruppe das Ziel, was ihr bestes Saisonergebnis bedeutete. Natalia Nepryaeva gewann den Sprint der noch zwölfköpfigen Gruppe vor Katharina Hennig, die als Sechste ihr zweitbestes Saisonresultat realisierte. Kerttu Niskanen wurde Siebte vor Anamarija Lampic, Anne Kyllönen und Nadine Fähndrich.
Bundestrainer konsterniert
Skiwechsel oder nicht? Das ist meist eine spontane Entscheidung, manchmal spräche man sich aber auch in der Gruppe ab, wie Katharina Hennig vor dem Rennen erklärte. Dennoch war Bundestrainer Peter Schlickenrieder ziemlich verwirrt, als die Sächsin nicht abbog. „Die Taktik wäre eigentlich gewesen, jetzt die Ski zu wechseln“, so Schlickenrieder. „Ich glaube, sie hat sich nicht getraut, weil die anderen auch nicht gewechselt haben. Aber ich glaube, das Risiko muss man einfach gehen, wenn man eine Chance haben will.“ Die 23-Jährige zeigte ein sehr gutes Rennen und hielt sich immer auf den ersten Positionen der Gruppe auf. Mit ihrem sechsten Platz war sie sehr zufrieden. „Das ist so eine ganz spontane Entscheidung und es hatten nur die Schwedinnen gewechselt, die in dem Moment hinter mir waren. Ich bin nur der vor mir hinterhergelaufen.“ Schlickenrieder würde bei ihr aber gerne noch etwas mehr Abgezocktheit sehen, lobte aber dennoch ihr starkes Rennen: „Der Rennverlauf war super spannend. Da sieht, man wenn man risikovoll rangeht und dann wechselt, wenn sich keiner traut, wird man belohnt. Ich würde sagen, Katha war zu wenig abgezockt, sie hätte mehr Risiko gehen sollen. Aber sie hat ein tolles Rennen gemacht, aber ein bisschen ausgebuffter könnte man noch sein, auch wenn es mal nach hinten losgeht.“
Fähndrich Zehnte, Stadlober 15.
Nadine Fähndrich wurde bei ihrem ersten Start am Holmenkollen erstklassige Zehnte, noch vor Teresa Stadlober, die im Zielsprint einigen Athletinnen den Vortritt lassen musste und 15. wurde. „Durch die lange Saison merke immer mehr und heute speziell, dass mir die drei Monate spezifisches Training im klassischen Bereich doch fehlen um den letzten Punch noch herausholen zu können. Bis zu dem Stockbruch am Ende der ersten Runde befand ich mich gut im Rennen, danach versuchte ich mich wieder einzugliedern. Die letzten drei Kilometer lief ich fast nur mehr aus den Armen und nicht aus den Beinen heraus. Mit dem Ergebnis muss ich zufrieden sein, denn wie man heute gesehen hat, ist die Dichte jener sehr groß, welche einen Top Ten Platz erreichen können. Jetzt gilt es nochmals alle Kräfte für das Weltcupfinale in Kanada zu mobilisieren“, meinte die Österreicherin. Pia Fink und Nadine Herrmann verloren in der ersten Runde den Anschluss und landeten am Ende weit außerhalb der Punkte: Pia Fink wurde mit sechs Minuten Rückstand 41. und Nadine Herrmann mit neun Minuten Rückstand 45. bei nur 49 Starterinnen.
=> Ergebnis 31 Kilometer KT Massenstart