Langlauf Weltcup Oslo: Cologna gewinnt seinen ersten 50er – Notz Achter!

Dario Cologna (SUI), Martin Johnsrud Sundby (NOR) (l-r) © Modica/NordicFocus

Das 50 Kilometer lange Massenstartrennen in der freien Technik wurde zu einem Triumph für Dario Cologna, der zum ersten Mal über 50 Kilometer erfolgreich war. Hauchdünn musste sich Martin Johnsrud Sundby geschlagen geben. Maxim Vylegzhanin wurde Dritter. Florian Notz überraschte nach erstklassigem Wettkampf als Achter.

Skiwechsel zur richtigen Zeit

Sjur Roethe (NOR) © Modica/NordicFocus

Die 50 Kilometer am Osloer Holmenkollen verliefen lange Zeit relativ ereignislos: Das Rennen wurde von den Norwegern und Franzosen in der Tempoarbeit bestimmt und Sjur Røthe gelang es im ersten Rennen nach seiner Rheuma-Diagnose und der Tour de Ski, auf der dritten Runde vier Kilometer lang mit einigen Sekunden Vorsprung vor dem Feld herzulaufen und sich quasi im Weltcup zurückzumelden. Johannes Høsflot Klæbo hatte auf der ersten und zweiten Runde die Bonussprints abgeräumt und sich danach immer weiter hinten in der Gruppe eingeordnet. Nach zwölf Kilometern war er aber wirklich erschöpft und hatte Mühe, die Gruppe zu halten. In einer Senke stockte dann plötzlich sein Ski und der Norweger legte eine Bauchlandung hin, so dass er endgültig den Anschluss verlor und im Laufe der Zeit weit zurückfiel. Ungefähr 60 Prozent der Sportler hatte nach der Hälfte der Distanz das erste Mal die Ski gewechselt, eine Runde später zogen einige andere nach. Der entscheidende Skiwechsel war aber die letzte Wechseloption acht Kilometer vor dem Ziel, den vereinzelte Läufer noch einmal nutzten und auf den nächsten Kilometern deutlich besser mit ihrem Material unterwegs waren als die Athleten auf älteren Ski.

Zielfoto entscheidet – Cologna kann es nicht glauben

Martin Johnsrud Sundby (NOR), Dario Cologna (SUI), Maxim Vylegzhanin (RUS), (l-r) © Modica/NordicFocus

In der Spitzengruppe waren Hans Christer Holund und Andrew Musgrave die Läufer, die sich noch einmal zu einem späten Wechsel entschlossen. Schnell hatten sie die Lücke wieder zugelaufen und übernahmen die Tempoarbeit, was dazu führte, dass die Spitzengruppe völlig auseinanderfiel. Es ging in den Endspurt und Dario Cologna führte die Gruppe auf die letzten zwei Kilometer, kurz darauf übernahm auch Maxim Vylegzhanin in seinem ersten Weltcuprennen nach der Sperre die Führung der zu diesem Zeitpunkt noch siebenköpfigen Spitzengruppe. 800 Meter vor dem Ziel attackierte Lokalmatador Martin Johnsrud Sundby am letzten Anstieg vor dem Stadion mit Dario Cologna und Maxim Vylegzhanin auf den Fersen, sowie Sjur Røthe, der sich erstaunlich gut hielt. Innerhalb des Stadions hatte Sundby beim Anstieg über den Schießstand die Innenbahn, aber der Schweizer setzte sich mit kraftvollem Armschüben davor. Die Entscheidung fiel auf der Zielgeraden, als Sundby aus dem Windschatten noch einmal alles mobilisierte, um seinen Vorjahressieg zu wiederholen. Seite an Seite überquerten beide die Ziellinie, wo sie ratlos zur Anzeigetafel blickten: Wer hat gewonnen? Erst nach Minuten der Auswertung des Zielfotos erschien die Eins vor dem Namen des Schweizers und der bessere Zielschritt entschied zu seinen Gunsten, der sich beim Siegerinterview der FIS immer noch unsicher war: „Es ist einfach unglaublich. Ich bin nicht sicher, ob ich gewonnen habe. Nach den Olympischen Spielen habe ich mich hierauf konzentriert. Es ist einfach toll, ein unglaubliches Rennen. Ich wollte hier unbedingt gewinnen, aber Martin war sehr stark und ich musste bis zum Ende kämpfen. Ich bin froh, dass der Zentimeter auf meiner Seite war“, meinte der überglückliche Dario Cologna nach seinem ersten Sieg in einem 50-Kilometer-Rennen im Weltcup oder bei Großereignissen. FIS-Interviewer Jeff Ellis bestätigte ihm noch: „Ja, das ist jetzt offiziell!“ Maxim Vylegzhanin schaffte als Dritter ein gelungenes Comeback gefolgt von Sjur Røthe, der das Podium nur knapp verpasste. Denis Spitsov gelang als Fünfter wieder ein guter Wettkampf vor Hans Christer Holund und Andy Musgrave. Überraschend guter Achter wurde Florian Notz vor Alex Harvey und Robin Duvillard.

Bärenstarker Florian Notz in den Top10!

Iivo Niskanen (FIN), Johan Hoel (NOR), Jonas Dobler (GER), Florian Notz (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Das deutsche Trio bestehend aus Lucas Bögl, Jonas Dobler und Florian Notz, der sich wegen vieler Krankheiten zu Saisonbeginn nicht für die Olympischen Spiele qualifizieren konnte, hielt auf den ersten beiden Runden zunächst gemeinsam in guten Positionen in der Spitzengruppe mit. Auf der dritten Runde bekam Lucas Bögl immer mehr Probleme, fiel zurück und lag schon bei der nächsten Stadionpassage zwei Minuten hinten. Eine weitere Runde kämpfte sich der 27-Jährige noch durch, bis er das Rennen nach 33,3 Kilometern mit vier Minuten Rückstand an 54. Stelle aufgab – seine Teamkollegen lagen zu diesem Zeitpunkt erstklassig positioniert auf Rang zwölf und 13. „Ich bestreite seit 22 Jahren Langlaufrennen und musste bis zum heutigen Tage nur eines aufgeben… heute war das zweite – und hoffentlich das letzte. Das ist eines der schlimmsten Gefühle, aber wegen Krämpfen war ich nicht in der Lage, heute bei dieser großartigen Stimmung beim Holmenkollen Skifestival das Rennen zu beenden“, erklärte Lucas Bögl später. Auf der folgenden Runde geriet auch Jonas Dobler im langen Anstieg nach dem Stadion in Schwierigkeiten und hielt sich am Ende der Gruppe auf. Aber der Bayer hielt sich zunächst in der Gruppe, bis er das Tempo der Gruppe kurz vor dem Stadion nicht mehr mitgehen konnte. Beide DSV-Athleten entschieden sich kurz vor Rennende noch einmal zu einem Skiwechsel und Florian Notz konnte mit frischem Material den Rückstand durch den Skiwechsel und den Postabgang vorn fast wieder gutmachen und bis auf zehn Sekunden heranlaufen. Zwei Kilometer vor dem Ziel lag er sensationell an achter Stelle, kurz darauf drehte er sich im Anstieg nach hinten um, doch seine Verfolger hatten auch keine Kräfte mehr, so dass er dieses erstklassige Resultat ins Ziel bringen konnte. „Der 50er war für mich schon immer das größte Rennen, vor allem hier am Holmenkollen. Ich war schon enttäuscht, dass ich es nicht zu Olympia geschafft habe, deswegen habe ich mich jetzt speziell hierauf vorbereitet. Aber dass es dann gleich so weit vor geht, damit habe ich nicht gerechnet. Umso schöner ist es, das ich da mitlaufen konnte“, meinte er und erzählte weiter: „Es wäre wohl sogar möglich gewesen, vorn ranzulaufen, aber ich habe in der letzen Runde meinen Ski verloren und wenn das nicht passiert wäre und ich nicht hätte umdrehen müssen, dann wäre ich vielleicht näher dran gewesen. Aber ich denke, für die nächste Jahren sollte es schon möglich sein.“ Jonas Dobler half der letzte Skiwechsel nicht mehr weiter, er verlor Sekunde um Sekunde, wurde mit 1:50 Minuten Rückstand aber dennoch guter 20. noch vor Maurice Manificat. „Wahnsinn, der 50er am Holmenkollen! Fast 2000 Höhenmeter und tausende Zuschauer überall an der Strecke! Mir gelang ein gutes Rennen, ich konnte lange in der Spitzengruppe mithalten und bin deshalb zufrieden mit meinem 20. Platz heute!“, freute er sich später. Der einzige Österreicher Bernhard Tritscher hatte nach einer bärenstarken ersten Rennhälfte auf der vierten Runde den Anschluss verloren und kam als 45. ins Ziel. Toni Livers als zweiter Schweizer verpasste die Punkte als 33.

 

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