Am zweiten Wettkampftag am Osloer Holmenkollen wurden Einzelstarts über zehn Kilometer in der freien Technik ausgetragen, bei dem sich Moa Ilar überraschend den Sieg holte. Victoria Carl lief auch im zweiten Rennen aufs Podium.
Ilar knapp vor Weng
Ein Sieg von Moa Ilar? Damit hat in dieser Saison wohl keiner mehr gerechnet. Auch das bisher fehlende Podium, das sie unbedingt noch erreichen wollte, wie sie gestern vor dem Rennen bei Eurosport sagte, war in dieser Saison immer außer Reichweite. Heute lief sie in ihrer besseren Technik ihr bestes Saisonrennen und feierte ihren zweiten Weltcupsieg nach dem Triumph in Ruka zu Beginn der letzten Saison. Am Ende wurde es aber noch richtig eng: Denn während Moa Ilar als dritte Läuferin der roten Gruppe gestartet war, begann Heidi Weng ihr Rennen erst als eine der letzten Läuferinnen der Gesetztengruppe und holte vom Gratishaugen bis zur Ziellinie noch 5,5 Sekunden auf. So gewann die Schwedin nur noch mit 1,6 Sekunden Vorsprung auf die Norwegerin. „Das fühlt sich großartig an, es ist so lange her. Ich hatte sehr gute Ski und auch der Körper hat sich gut angefühlt. Ich genieße jetzt einfach den Moment und bin so glücklich, wieder auf dem Podium zu stehen. Das ist ein tolles Gefühl“, sagte Moa Ilar. „Zwei Siege und ein dritter Platz, das sind meine Podestplätze bisher. Es wurde mit Heidi am Ende sehr eng, aber das ist nun so toll, es gewonnen zu haben. Die Bedingungen waren sehr schwer heute und man musste sich die Kraft gut einteilen.“
Carl wieder auf dem Podium
Nachdem sie gestern erst verspätet jubeln konnte, lag Victoria Carl diesmal von Anfang an auf Podestkurs. Lange sah es nach Platz zwei aus, aber Heidi Weng war mit höherer Nummer in der zweiten Runde stärker als die Thüringerin. Mit nur zehn Sekunden Rückstand auf die Siegerin sicherte sich die 29-Jährige ihr zweites Podium in Oslo. Damit war sie natürlich mehr als zufrieden: „Ich bin super happy. Die Bedingungen passen einfach. Wir hatten richtig geiles Material. Ich glaube, das war auch das engste Rennen überhaupt im Weltcup dieses Jahr. Ich bin super glücklich, dass ich es heute aus eigener Kraft geschafft habe. Jetzt freue ich mich auf die nächsten Rennen. Es wird noch ein ganz schön taffes Programm mit Tallinn am Mittwoch und dann am Freitag auch gleich wieder in Lahti der Sprint. Wir müssen mal sehen, ob ich das alles so mitnehme. Und dann natürlich zum Abschluss noch den 50er, aber bis dahin ist noch Zeit. Ich nehme jetzt den Schwung mit in die nächsten Weltcups und hoffe, dass das ganze Team so ein bisschen angesteckt wird“, sagte Victoria Carl. „Es ist jetzt eine Woche zu spät. Aber genieße es, auch wenn es ein Kampf war. Ich habe die letzten Kilometer so gefightet, weil ich gehört habe, dass es zu Heidi Weng richtig eng wird. Sie konnte hintenraus noch ein bisschen mehr zulegen als ich, aber ich wusste auch, dass es nach hinten eng ist. Da hieß es nur ‚Kopf aus und alles was geht!'“, sagte sie. Damen-Trainer Per Nilsson meinte: „Heute hat Vici es selbst auf das Podium geschafft. Sie hat wieder ein tolles Rennen gemacht. Es war ein enger Kampf mit Weng um Platz zwei. Wir wussten, dass Vici das letzte Teilstück liegt mit zwei kleinen Anstiegen und viel Flachstücken, aber Weng war noch stärker und hat verdient Platz zwei geholt. Vici ist in guter Form für die letzten Rennen, wo sie ihren zweiten Platz im Gesamtweltcup verteidigen will.“
Johaug doch noch bei Olympia?
Die gestern disqualifizierte Ebba Andersson und Therese Johaug, die Siegerin des Klassikrennens, verpassten das Podium heute um sechs und sieben Sekunden. Nachdem Johaugs Ehemann Nils Jakob Hoff bei der WM schon ins Gespräch brachte, dass seine Frau ja vielleicht doch noch die Olympischen Spiele laufen würde und er versuchen würde, sie dazu zu überreden, kam das Thema auch gestern in der königlichen Loge zur Sprache. Obwohl Johaug eigentlich schnell wieder Mutter werden will, scheint sie einen Start in der kommenden Saison nicht mehr auszuschließen. Auf Nachfrage von Kronprinzessin Mette-Marit antwortete sie mit „Vielleicht“. Heute wirkte sie nach dem schweren Rennen ohne Podium wieder sehr demotiviert, was das Weitermachen betrifft.
Pärmäkoski und Gismondi überraschend stark
Hinter der sechstplatzierten Jessie Diggins, der den Gesamtweltcup nun wohl keiner mehr nehmen kann (nur für Carl ist das rechnerisch noch möglich), überraschte Krista Pärmäkoski mit einem starken siebten Rang. Die 34-Jährige leidet seit der WM durch einen Muskelriss des Hüftbeugers an Schmerzen beim Laufen, so dass das heutige Resultat überrascht. Damit ist die Saison aber auch beendet, wie sie schon vor dem Wochenende sagte, die 50 Kilometer von Lahti wären eine zu große Strapaze bei ihrer Verletzung. Von Kerttu Niskanen wird dort auch nicht mehr viel zu erwarten sein, die 36-Jährige wirkt nach der langen Saison müde und konnte gestern im Klassischen und heute als Achte nicht um die Podestplätze mitlaufen. Nach Ilar und Pärmäkoski ist Maria Gismondi definitiv die dritte Überraschung unter den besten Zehn. Die 20-jährige Italienerin aus der Provinz Rom, die 2024 Junioren-Weltmeisterin im Freistil-Massenstart wurde, schraubte mit dem neunten Rang ihre persönliche Bestleistung im Weltcup von 35 auf neun nach oben. Katerina Janatova wurde nach Platz sechs gestern diesmal Zehnte und bestätigte ihre starke Form einmal mehr.
Anja Weber wieder in besten 15
Nachdem sie gestern ihr bestes Distanzergebnis im Weltcup realisierte, legte Anja Weber in der freien Technik noch einmal nach. Die Züricherin ging mit Startnummer elf schnell an und hielt lange die Bestzeiten, büßte aber auf den letzten drei Kilometern noch einige Positionen ein. Nachdem sie nach sieben Kilometern noch auf Rang sechs lag, endete sie so schließlich auf Position 14. Giuliana Werro beendete den Wettkampf als 43. und Marina Kälin wurde 47. Ihre Schwester Nadja hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, musste aber erneut erkrankt auf den Start verzichten.
Hennig mit Weng zusammen unterwegs
Katharina Hennig tat sich in der freien Technik wie gewohnt schwerer und lag meist um Position 20. Auf den letzten 2,5 Kilometer schloss Heidi Weng zu ihr auf, so dass sie bis zum Ziel von der Norwegerin profitieren konnte, so dass es für sie noch zwei Positionen nach vorne ging auf die 19. „Ich habe ja gestern schon gemerkt, dass ich körperlich ein bisschen müde bin und da kommt klassisch Platz elf raus und dann bin ich halt realistisch und weiß, dass Klassisch meine bessere Technik ist, dann kann ich mir ungefähr ausmalen, was im Skating drin ist. Dann hatte ich heute auf der Runde wieder dasselbe Körpergefühl und dann geht es natürlich schwer“, sagte sie im ZDF. Helen Hoffmann kämpfte sich als 33. ins Ziel, das grüne Trikot wird ihr aber bis zum Saisonende nicht mehr zu nehmen sein. Weltcup-Neuling Kim Hager teilte sich das Rennen mit Startnummer eins gut ein und wurde 41. Damit lag sie zum Beispiel weit vor der 19-jährigen Milla Grosberghaugen Andreassen, die als fünfmalige Junioren-Weltmeisterin fast eine Minute hinter ihr landete. „Katha hat am Ende ihr bestes Rennen gemacht, das muss sie mitnehmen in die 50 Kilometer in Lahti. Helen und Kim waren nicht so zufrieden mit dem Ergebnis, es war eine harte Strecke und wenn man die Form nicht halten konnte, ist man etwas enttäuscht. Helen hat eine harte Saison mit vielen Rennen hinter sich, dabei hatte sie viele gute Ergebnisse und jetzt muss sie sich durchkämpfen für das grüne Trikot“, meinte Per Nilsson, der zum Neuling im Team sagte: „Kim ist das erste Mal beim Weltcup. Mit dem Ergebnis ist sie selbst wohl nicht ganz zufrieden, aber wir sind mit ihrer Leistung und ihrer Technik zufrieden. Jeder fängt einmal an, sie wird sich hoffentlich noch weiter verbessern in der Zukunft.“
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