Bei Schneefall und Wind am Osloer Holmenkollen revanchierte sich das russische Team für die Weltmeisterschaften ohne Goldmedaille und belegte die ersten vier Plätze: Alexander Bolshunov schnappte Maxim Vylegzhanin den Sieg weg, Andrey Larkov wurde Dritter vor Ilia Semikov.
Tempowechsel durch Zwischensprints und Skiwechsel
In einem Starterfeld mit nur 45 Athleten, das auch noch zu einem Drittel aus Norwegern bestand, zeigten sich auf den ersten Kilometern Athleten wie Emil Iversen, Jens Burman, Johannes Høsflot Klæbo und auch Ueli Schnider in den ersten Positionen, bis Alexander Bolshunov und Klæbo vor dem ersten Bonussprint nach drei Kilometern leicht absetzten und der Norweger sich die 15 Punkte holte. Insgesamt konnte man über die russische Nicht-Taktik bei Zwischensprints nur den Kopf schütteln: Bolshunov kämpfte gegen Klæbo um vielleicht wichtige Punkte im Gesamtweltcup, aber auf den ersten drei Runden war immer der Norweger vorn, bis er zurückfiel. Bolshunov musste sich dessen Helfer Iversen und oft auch noch dem eigenen Trainingskollegen Alexey Chervotkin geschlagen geben, der verbissen gegen Bolshunov kämpfte, so dass der nur den Kopf schütteln konnte. Nach 16,6 Kilometern entschied sich Iivo Niskanen aus führender Position zum Skiwechsel, aber die direkte Konkurrenz lief durch. Erst aus dem mittleren und hinteren Teil der Gruppe bogen Athleten wie Alexander Bolshunov, Sjur Røthe, Simen Hegstad Krüger, Hans Christer Holund und Alexander Bessmerthnykh zum Skiwechsel ab. Durch ihr frisches Material holten sie ihre knapp 15 Sekunden Rückstand schnell auf und zeigten sich ganz vorne. Schon vor Ende der dritten Runde wurde durch Sjur Røthe, gefolgt von Iivo Niskanen und Martin Johnsrud Sundby, das Tempo deutlich erhöht, so dass sich niemand traute, einen Stopp zum Skiwechsel einzulegen. Durch das hohe Tempo bekam langsam auch Johannes Høsflot Klæbo seine Probleme, erreichte nur noch als Neunter den Zwischensprint und auch sein Helfer Iversen konnte Bolshunov nicht schlagen, so dass die Punkte-Bilanz zwischen den Russen und Klæbo fast wieder ausgeglichen war. Unmittelbar vor der Linie fuhr Bolshunov in die Spur von Iversen und bremste ihn aus, wofür er später eine Verwarnung für unsportliches Verhalten erhielt.
Russen dominieren letzte Kilometer
Nach vier gelaufenen Runden legte ein Großteil des Feldes einen Boxenstopp ein, Røthe und Krüger waren die einzigen großen Namen, die diesmal verzichteten. Auch diesmal tat sich Iivo Niskanen wieder sichtlich schwer mit erneuertem Material, die Lücke ging auf, als vorne das Tempo durch Krüger und Bolshunov verschärft wurde. 13 Kilometer vor dem Ziel suchte Alexander Bolshunov sein Heil in der Flucht, aber Emil Iversen passte auf und sorgte dafür, dass die wenigen Meter schnell wieder geschlossen wurden. Die Russen übernahmen das Kommando auf dem Weg zum letzten Stadiondurchlauf inklusive Maxim Vylegzhanin, der in seinem letzten Karriererennen noch einmal ein gutes Ergebnis einlaufen wollte. Nach einer Tempoverschärfung im Stadion waren Sjur Røthe, Simen Hegstad Krüger und Ilia Semikov die einzigen Athleten der Spitzengruppe, die die letzten Option des Skiwechsels nutzten. Auf der letzten Runde zeigte sich Alexey Chervotkin in starker Form, nachdem er in Seefeld wegen Magen-Darm-Infekt kurzfristig passen musste, aber 3,5 Kilometer vor dem Ziel war es Ilia Semikov, der versuchte, sich mit frischem Ski aus der Gruppe abzusetzen. Seine erfolglose Attacke konterte Maxim Vylegzhanin und führte vor Semikov und Larkov das Feld an. Nur Harvey, Sundby und Bolshunov konnten dem Tempo des Trios folgen und einen kleinen Vorsprung zu den anderen herauslaufen. Unter Tempoarbeit von Maxim Vylegzhanin ging es in die letzten Anstiege und gefolgt von Larkov und Bolshunov den Grattishaugen hinauf. Das russische Trio konnte sich im Stadion leicht absetzen von Harvey, Semikov und Sundby. Maxim Vylegzhanin machte noch im Stadion einen sehr starken Eindruck auf dem Weg zu seinem allerletzten Sieg – aber Alexander Bolshunov spielte nicht mit und holte sich den prestigeträchtigen Sieg aus dem Windschatten heraus. Andrey Larkov schaffte den Sprung aufs Podium vor Ilia Semikov. Kaum über die Linie wurden die Russen von ihrem jubelnden Team und spritzendem Champagner erwartet und der zweitplatzierte Vylegzhanin wurde am Ende seiner Karriere mehr bejubelt als der heutige Sieger. „2007 bei meinem ersten Start hier wurde ich Siebter und danach habe ich Platz vier, drei und zwei erreicht, so dass ich nun mit dem besten Ergebnis aufhöre“, meinte Vylegzhanin. Bei sehr schweren Bedingungen war die heutige Laufzeit von 2:23 Minuten die längste seit sieben Jahren, als Eldar Rønning knapp vor Dario Cologna gewann. Best-of-the-rest wurde Alex Harvey als Fünfter, der nach dem Weltcupfinale in Kanada seine Ski in die Ecke stellen wird. Rang sechs ging an Lokalmatador Martin Johnsrud Sundby vor Simen Hegstad Krüger und Mikael Gunnulfsen aus der nationalen Gruppe. Skatingspezialist Sjur Røthe wurde nach vielen Kilometern Führungsarbeit Neunter vor Alexey Chervotkin und Emil Iversen. Der völlig erschöpfte Weltmeister Hans Christer Holund hatte in den letzten Anstiege deutliche Koordinationsprobleme, konnte mit der auseinanderbrechenden Spitzengruppe nicht mehr mitgehen und wurde 15.
Schnider, Wick und Baumann in den Punkten
Schon nach den ersten Kilometern wurde klar, dass es für die drei deutschsprachigen Sportler heute nicht um Platzierungen innerhalb der Top-Gruppe geht. Auch Ueli Schnider musste sich nach der ersten Tempoverschärfung weiter hinten einreihen, „im hinteren Drittel“, wo auch Thomas Wick unterwegs war. Mit dem Ski war der Thüringer auf Nachfrage des Bundestrainers auf der ersten Runde jedoch zufrieden. „Der Ski passt perfekt, darum gibt es nur eine Regel: Wenn die Gruppe wechselt, wechseln, aber nach der ersten Runde wird noch nichts passieren“, so Peter Schlickenrieder. Nachdem sich Thomas Wick im Laufe der zweiten Runde weiter nach vorne arbeitete und sich vor dem möglichen Skiwechsel sogar in vorderster Front zeigte, fiel er danach im Anstieg wieder ins hintere Drittel zurück und musste um Anschluss an die mehr als 30 Läufer starke Gruppe kämpfen. Gegen Ende der dritten Runde konnte er das Tempo nicht mehr mitgehen, blieb aber in Sichtweite der Gruppe, wo auch Jonas Baumann und Ueli Schnider ihre Probleme bekamen. Sowohl dem Thüringer als auch dem ebenfalls zurückgefallenen Baumann gelang es jedoch, nach einigen Kilometern die Lücke wieder zu schließen. „Ich könnte mir vorstellen, dass er versucht durchzulaufen“, meinte Schlickenrieder. „Er hat einen sehr schnellen Ski, er fährt das, was er am langen Anstieg verliert, immer fast wieder zu in der Abfahrt. Das ist natürlich entscheidend, weil die, die vorne Ski gewechselt haben, machen enorm viel Druck, das heißt, die haben vielleicht noch schnellere Ski und etwas mehr Stieg. Am Ende sind wir gescheiter, aber ich glaube, im Moment hat er alles richtig gemacht, wenn er den Anschluss hält und versucht, immer wieder hinzufahren. Das ist eine schwierige Entscheidung, ob man wechselt oder mit seinem Topski wie jetzt der Thommy durchfährt.“ Als Thomas Wick nach vier absolvierten Runden den Skiwechsel ausließ, trennten sich die Wege des Deutschen und der beiden Schweizer vorübergehend. Zuerst Baumann, dann aber auch Wick und Schnider, konnte das Tempo der Hauptgruppe nach 35 Kilometern endgültig nicht mehr mitgehen. Zehn Kilometer vor Schluss lagen sie zwischen Platz 29 und 33, Baumann allerdings schon 20 Sekunden hinter den beiden anderen. Bis ins Stadion konnte der Schweizer wieder an die Gruppe des Deutschen heranlaufen und beide blieben bis zum Schluss zusammen. Im Ziel konnte sich Ueli Schnider über einen guten 23. Platz freuen, 20 Sekunden später erreichten Thomas Wick und Jonas Baumann als 27. und 30. das Ziel. „Thommy hat im Endeffekt ein gutes Rennen absolviert, er hat ja schon zu kämpfen gehabt im Anstieg zum höchsten Punkt. Gerade in den ersten Runden ist er immer wieder herangelaufen, weil wir sehr gutes Material wieder gehabt haben“, lobte der Bundestrainer. „Er hat vielleicht durch seinen guten Ski ein bisschen spät gewechselt, aber summa summarum denke ich, in diesem Bereich Top30, da können wir zufrieden sein und drauf aufbauen. Wir sind stabil, wo wir sind und müssen nun deutliche Schritte nach vorne machen.“ Thomas Wick selbst hatte sich etwas mehr erhofft: „Ich habe mir schon mehr vorgenommen, ich habe ein Top20-Resultat angepeilt. Die letzten Wochen waren jetzt für mich persönlich ein bisschen hart, auch emotional, nachdem ich nicht bei der WM gelaufen bin. Ich hatte mich auch noch auf einen eventuellen Einsatz, auf den 15er dort, vorbereitet. Dadurch war es dann nicht so eine klare Vorbereitung oder noch einmal extremer Umfang, den ich hier auf den 50er gemacht habe. Ich wollte hier ein gutes Rennen machen für mich persönlich und ich hatte Ende vierte/Anfang fünfte Runde einen kleinen Hänger, aber ich habe mich dann noch einmal ganz gut gefangen und ich denke, ich habe das ganz gut nach Hause gebracht. „
=> Ergebnis 50 km Massenstart KT Herren