Verbände beschließen Sanktionen gegen Russland und Belarus - xc-ski.de Langlauf

Verbände beschließen Sanktionen gegen Russland und Belarus

Russische Flagge am Start eines Sprintrennens © Felgenhauer/NordicFocus

Immer mehr Verbände reagieren auf den russischen Einmarsch in die Ukraine mit Ausschlüssen von Wettkämpfen. Neben Russland betreffen die Sanktionen auch Belarus, die offenbar den Krieg unterstützen.

Teilnahme russischer Sportler umstritten

Ist es richtig, Russen auszuschließen? Da kann man geteilter Ansicht sein. Man könnte sagen: Die Athleten können ja nichts dafür, dass Putin den Krieg will. Es ist allerdings auch zu verstehen, wenn Athleten ein merkwürdiges Gefühl haben, jetzt noch gegen Russen anzutreten. Vor allem, wenn es sich bei ihrem Gegenüber um Armeeangehörige handelt. Der größte russische Name im nordischen Sport ist ein gutes Beispiel: Alexander Bolshunov. Der 25-jährige Langläufer ist Angehöriger der Armee im Range eines „Captain“, was in Deutschland dem Rang des Hauptmannes in der Armee bedeuten würde. Nach seiner Rückkehr von den Olympischen Spielen ernannte Vladimir Putin ihn heute vor einer Woche zum „Senior Leutnant“ und befördeterte ihn damit früher als ursprünglich geplant wegen der sportlichen Erfolge. Damit hat er nun nach seiner Beförderung denselben Rang wie Sergey Ustiugov, Denis Spitsov, Alexey Chervotkin, Tatiana Sorina und Alexander Bessmerthnykh, während Alexander Legkov und Vasili Rotchev schon den Major-Grad haben. Die Athleten sind zwar kein aktiver Teil der Armee, unterstehen aber dem Sicherheitsrat, der die Entscheidung zum Krieg traf. Wie denkt Bolshunov über Putins Krieg? Bolshunov, der in dem Dorf Podyvot’e an der Grenze zur Ukraine aufgewachsen ist, wo seine Eltern bis heute leben? Dazu hat sich der zweimalige Gesamtweltcup-Sieger bislang nicht öffentlich geäußert. Zu vermuten ist allerdings, dass er wie alle Russen, die kaum Englisch sprechen und deswegen nur Zugang zu russischen Medien haben, auf Putins Seite steht. Zwei Beispiele aus Lahti: Skispringer Evgeniy Klimov winkt beim Teamspringen demonstrativ mit seinem Handschuh mit russischer Flagge in die Kamera. Eine Geste, die auch in Russland nicht gut ankommt. Dmitry Dubrovsky, Verbandschef der russischen Skispringer und Biathleten, kritisierte Klimovs Verhalten scharf und sagte, dass er und andere Größen im Verband wie Elena Välbe dahinter stehen, dass Siegerehrungen ohne Hymne und Flagge ablaufen. Seit gestern geht ein NRK-Interview mit dem Kombinierer Viacheslav Barkov viral, durch das klar wird, dass russische Sportler wahrscheinlich auch mangels Sprachkenntnissen nur die russische Propaganda kennen. Umso verständlicher, dass viele internationale Sportler für einen Ausschluss plädieren, auch wenn andere der Meinung sind, dass die Athleten doch nichts dafür könnten.
Das NRK-Interview mit Viacheslav Barkov findet ihr hier:

Saisonende für russische und belarussische Biathleten

Während immer mehr ukrainische Sportler zur Verteidigung ihres Landes in den Krieg ziehen und darum ihre Saison vorzeitig für beendet erklärt haben, greifen die verschiedenen Sportverbände zu immer mehr Sanktionen gegen Russland und Belarus. Als erstes reagierte der Biathlonverband IBU, der die Biathleten bei der aktuell stattfindenden Junioren-Weltmeisterschaften in Soldier Hollow, Utah als neutrale Athleten ohne Flagge und Hymne antreten lässt. Diese Möglichkeit hätten die Athleten auch im Weltcup gehabt, womit der russische Biathlonverband aber nicht einverstanden war, so dass sich Russen und auch Belarussen komplett aus dieser Weltcupsaison zurückzogen. Auch, weil man Sicherheitsbedenken hat. Die RBU bezeichnete die IBU-Entscheidung als „ungesetzlich, unnötig und auf jeden Fall unakzeptabel“ und will vor den CAS ziehen.

Norwegen: „Russische Sportler unerwünscht“

Da der Internationale Skiverband FIS nach Ansicht vieler wie schon bei der Absage russischer Weltcups zu langsam reagiert, machte der norwegische Skiverband wegen der bevorstehenden Weltcups in Norwegen einen Alleingang. „Russische und belarussische Sportler sind unerwünscht“, heißt es in einer Pressemeldung des Verbandes. Nach dem Willen der Norweger dürfen demnach keine Sportler dieser Nationen für die Weltcups in Drammen und Oslo im Langlauf, den Weltcup der Kombinierer in Oslo sowie die RAW AIR Tour der Skispringerinnen und Skispringer und das Skifliegen in Vikersund einreisen. Skisprung-Renndirektor Sandro Pertile kündigte jedoch am Rande des Skispringens in Lahti in der ARD Gespräche mit dem norwegischen Skiverband an. Russische Langläufer wollen sich mit dem Ausschluss nicht abfinden, sie wollen definitiv nach Norwegen weiterreisen, wie sowohl Markus Cramer als auch Yuriy Borodavko in Interviews sagten. „Wir planen, in Norwegen anzutreten, die Tickets für morgen [Montag] sind gebucht. Was dann passiert… wir werden sehen, wie es weitergeht. Im Moment läuft alles wie geplant“, so Borodavko. Cramer äußerte zudem sein Unverständnis: „Was hat die politische Situation mit dem Sport zu tun? Das ist echt schlimm.“ Norwegen beharrt auf Ausschluss. „Sonst muss die FIS uns den Weltcup entziehen. Das riskieren wir“, so Vegard Ulvang, Vorsitzender des FIS Langlauf-Komitees, über den Entschluss des Norwegischen Verbandes. Die norwegischen Veranstalter haben selbst jedoch keine Handhabe, die russischen Sportler nicht starten zu lassen. Das sagte Stefan Marx, der Chef vom Holmenkollen Skifestival. Die Entscheidung müsste die FIS treffen, dass russische Sportler nicht starten dürfen, oder die norwegischen Behörden. Oder die Russen müssten selbst zurückziehen wie im Biathlon. Inzwischen stellte auch der schwedische Sportminister einen Antrag bei der EU, russische Sportler von allen Wettkämpfen auszuschließen. In Falun steht nach den Norwegen-Weltcups noch ein Weltcup-Wochenende in Schweden auf dem Programm. Besonders schlimm wäre ein Ausschluss von weiteren Wettkämpfen für Natalia Nepryava, die den Gesamtweltcup mit 278 Punkten Vorsprung klar anführt und erstmals die große Kristallkugel gewinnen könnte. Bei den Herren hat Bolshunov keine Chance mehr, zum dritten Mal den Gesamtweltcup zu gewinnen.

FIS weiter gegen Ausschluss

Auch am Montag bleibt die FIS bei ihrem ursprünglichen Entschluss: Der Internationale Skiverband wird keine russischen Sportler von Wettkämpfen ausschließen, bestätigten sie am Mittag in einer E-Mail an NRK: „Der FIS Rat hat ein klares Vorgehen betreffend russischer Athleten in allen FIS-Wettkämpfen. Um faire und inklusive Wettkämpfe zu gewährleisten, sollten Skiverbände und lokale Ausrichter keine Athleten aus Gründen ihres Geschlechts, Rasse, Nationalität oder sexueller Orientierung von Wettkämpfen ausschließen.“ Des Weiteren beruft sich die FIS auf ihre Pressemeldung vom 25. Februar, in der es um die Absage der Weltcups in Russland ging sowie um Siegerehrungen ohne Flagge und Hymne. Die FIS regiert mit ihrer Mail unter anderem auch auf die Aussage von Vegard Ulvang, der wie der Skiverband den Ausschluss der Sportler von den Wettkämpfen in Norwegen gefordert hatte. Auf Nachfrage des NRK, ob es zu Konsequenzen führt, wenn der Norwegische Skiverband Ulvangs Forderung folgt, antwortete die FIS nicht.

Auch Skimarathon reagiert

Schon früh entschied auch der Vasaloppet, dass russische Sportler nicht unter russischer Flagge antreten dürfen. Am Sonntag erteilte die Ski Classics Serie russischen und belarussischen Athleten und Teams ein Startverbot. „Der ungerechte Krieg in der Ukraine macht es uns unmöglich, nicht zu reagieren. Athleten aus Russland und Belarus auszuschließen, ist ein Weg, alle anderen Athleten zu schützen und sie nicht im Starterfeld oder auf dem Podium in schwierige Situationen zu bringen. Auch ist es uns nicht möglich, an den Wettkampforten in der aktuellen Situation für die Sicherheit der russischen und belarussischen Athleten zu garantieren. Aber der wichtigste Grund ist, dass wir – egal wie klein wir sind – gegen das sind, was unserer Meinung nach falsch ist“, heißt es in einer Pressemeldung von David Nilsson, CEO Visma Ski Classics. Zudem stoppt die Wordloppet Serie die Zusammenarbeit mit russischen Rennen und dem Russialoppet. Alle Rennen werden aus dem Kalender genommen. Diese Entscheidung gilt für mindestens diese Saison. „Militärische Aktionen gegen eine andere Nation steht allen Werten entgegen, wofür der Worldloppet steht. Das ist der Grund, warum wir diese Entscheidung treffen mussten. Mit dieser Entscheidung gehen wir auf gleicher Linie wie unser enger Partner, die FIS“, sagte Juha Viljamaa, Worldloppet Präsident. Worldloppet rät von allen Reisen zu Wettkämpfen in Russland ab. 

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