Name: Nadine Fähndrich
Geburtsdatum: 16. Oktober 1995
Geburtsort: 6103 Schwarzenberg (LU)
Heimat: 6013 Eigenthal (LU)
Wohnort: 6213 Knutwil (LU)
Ausbildung: Kauffrau mit Berufsmaturität
Beruf: Professionelle Langläuferin
Kader: Nationalmannschaft Swiss-Ski
Verein: Skiclub Horw
Größe: 169 cm
Gewicht: 62 kg
Ski: Salomon
Schuhe: Salomon
Stöcke: KV+
Hobbys: Sport, Freunde, Sauna
Familie: Vater Kurt, Mutter Käthy, Bruder Cyril und Lebensgefährte Elvis Fazliu
Instagram: Nadine Fähndrich
Webseite: Nadine Fähndrich
Persönliches
Nadine Fähndrich wurde 1995 in Schwarzenberg bei Luzern geboren, vier Jahre später folgte ihr Bruder Cyril. Die Geschwister wuchsen in Eigenthal, einem Ortsteil von Schwarzenberg, in Sichtweite der Skischule Luzern auf. Eigenthal ist ein Sackgassental oberhalb Kriens LU mit prächtigem Blick auf das Bergmassiv Pilatus und 18 Kilometer Loipen: Natur pur. So standen beide Kinder schon früh auf Ski.Vater Kurt war wie dessen Bruder Markus ebenfalls Langläufer und organisiert seit 1998 den Langis Sprint. Schon als Kindergartenkind wollte Nadine immer zum Rennen mitgenommen werden und sie stand über Jahre immer wieder an der Strecke, um die Läufer anzufeuern. Obwohl sie ihren Vater immer wieder bekniete – mitlaufen durfte sie lange Jahre nicht. „Wenn die U14 die jüngste Kategorie ist, und ich alle Klubs abwimmeln muss, die Jüngere an den Start bringen wollen, konnte ich nicht ausgerechnet bei der eigenen Tochter eine Ausnahme machen“, erklärte Kurt Fähndrich einmal der Luzerner Zeitung über die Anfänge seiner Tochter. Ab der Altersklasse U16 hat sie jede LangisKategorie mindestens einmal gewonnen. Auch Mutter Käty hat eine Beziehung zum Langlauf, sie organisiert mit dem Verein SC Horw jährlich einen Funparcour für Schulen, an dem auch die Klasse von Nadia Steiger teilnahm. Nadia hinterließ einen guten Eindruck auf Ski und Käthy Fähndrich legte ihr nahe, in den Langlauf-Verein zu kommen.
Nadine Fähndrich ist in einer langjährigen Beziehung mit Elvis Fazliu, gemeinsam wohnte das Paar einige Jahre in der Region Basel in Allschwil direkt an der französischen Grenze. Im Sommer 2023 bezogen sie jedoch eine neu erbaute Eigentumswohnung in Knutwil, etwa 40 Kilometer nördlich ihres Heimatortes. In der Fünf-Zimmer-Wohnung ist nun auch endlich Platz für Nadines große Leidenschaft: Das Saunieren, das sie regelmäßig zum Entspannen und Regenerieren nutzt. Schon in ihrem Elternhaus gab es eine eigene Sauna.Dass Nadine Fähndrich eine Weltklasse-Athletin wurde, ist dennoch etwas ungewöhnlich. Nicht wegen Talent, Zielstrebigkeit oder Akribie; das besitzt sie alles. „Aber sie kann gar nicht gut ellbögeln“, sagte Mama Käthy einmal der Schweizer Illustrierte, „sie mag es harmonisch und ist gar nicht so egoistisch, wie es im Spitzensport oft nötig wäre.“ Dass sie an Olympischen Spielen teilnehmen will, weiß Nadine Fähndrich übrigens schon lange. Sie war in der 1. Primarklasse, als sie ihre Lehrerin in diesen Plan einweihte.Bei Nadines Kopfsponsor handelt es sich übrigens nicht um das Bergmassiv ihrer Heimat, wie man meinen könnte, sondern um die Pilatus Flugzeugwerke AG, die einzige Schweizer Firma, welche Flugzeuge entwickelt, baut und auf allen Kontinenten verkauft.
Mit 20 in den Weltcup
Nadine erhielt 2012 nach einer Medaille bei den Schweizer Junioren-Meisterschaften, mehreren Top10-Platzierungen bei den Youth Olympic Winter Games in Innsbruck und ersten Siegen bei nationalen Junioren-FIS-Rennen als 16-Jährige erstmals einen Kaderplatz bei Swiss-Ski. Damit erhielt sie auch die Chance, sich im kommenden Winter beim European Youth Olympic Festival in Rumänien zu beweisen, wo sie Platz zwölf im Sprint erreichte und in den Distanzrennen zweimal 19. wurde. Auch wenn sie später im Weltcup im Sprint die besten Ergebnisse erzielte, sah sich Nadine nie als reine Sprinterin, sondern als Allrounderin. Bei ihren ersten Junioren-Weltmeisterschaften im Val di Fiemme lief es schon deutlich besser und sie verpasste die Medaille im Sprint und mit der Staffel als jeweils Fünfte nur knapp. Als 19-Jährige lief sie schon national in der Elite um die Medaillen mit und gewann erstmals Silber und Bronze. Kurz darauf wollte es bei der JWM in Almaty nicht laufen und der Sprint endete im Viertelfinale, so dass Platz sechs mit der Staffel ihr bestes Ergebnis blieb. Ende 2015 debütierte die damals 20-Jährige beim Heimweltcup in Davos und sprintete als 22. direkt in die Punkte und auch in den folgenden Wochen schaffte sie es immer ins Viertelfinale. Zu ihrer ersten U23-WM reiste sie als Mitfavoritin nach Rumänien, musste sich dann im Sprintfinale aber Jonna Sundling geschlagen geben.
Zu verkopft im Sprint, die Lockerheit fehlt
Seit der Saison 2016/17 wird Nadine Fähndrich laufend im Weltcup eingesetzt. Als Vierte im Klassik-Massenstart über fünf Kilometer im Rahmen der Tour de Ski verpasste sie ein erstes Distanzpodium nur knapp. Im Sprint sollte es noch länger dauern, bis sie sich in der absoluten Weltspitze festsetzte. Meist fehlte die Lockerheit und das taktische Geschick in den Sprints, so dass oft im Viertelfinale Schluss war. 2017 nahm die Luzernerin an ihrer ersten großen WM in Lahti teil, wo sie als beste Resultate zwei siebte Plätze mit Staffel und im Teamsprint mit Laurien Van der Graaff erreichte, allein nur Platz 24 und 25 in Distanz und Sprint. Zum Saisonende im Québec City sprintete sie erstmals als Fünfte ins Finale, im Jahr darauf beendete sie ihre erste Tour de Ski als 19. Bei der U23-WM im Schweizer Goms verhinderte diesmal Tiril Udnes Weng Fähndrichs Sprint-Sieg, die somit erneut Silber gewann sowie Bronze im Klassik-Einzelstart. Dann stand das große Abenteuer Olympische Spiele in Korea auf dem Programm, wo das Duo Fähndrich/Van der Graaff einen sehr guten vierten Platz ersprintete – wenn auch mit deutlichem Abstand auf Edelmetall. Nachdem sie unmittelbar vor der Nordischen Ski WM in Seefeld in Cogne mit einem zweiten Rang starke Form über zehn Kilometer in der klassischen Technik bewiesen hatte, lief sie auch kurz darauf bei der Weltmeisterschaft über diese Distanz auf einen starken fünften Platz, aber auch in den anderen Rennen landete sie unter den besten Zehn. In der Saison 2019/20 zeigte sich Nadine Fähndrich im Sprint verbessert, kam häufiger ins Finale und holte kurz vor Abbruch der Saison wegen der Corona-Pandemie noch zwei Podestplätze im Sprint.
Mentalcoach sorgt für Verbesserung und WM-Silber
Im Dezember 2020 war es dann endlich soweit: Bruder Cyril feiert in Davos sein Weltcupdebüt und die Eltern sind trotz Zuschauerverbot zum Anfeuern da, weil Nadine auf die Idee kam, die Eltern in einem Zimmer mit Balkon direkt an der Strecke einzumieten. Eine Woche später feierte Nadine mit 25 Jahren in Dresden ihren ersten Weltcupsieg und machte sich selbst damit ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk. Auch im Teamsprint war sie mit Laurien Van der Graaff nicht zu schlagen. Bei ihrer zweiten durchgelaufenen Tour de Ski überzeugte sie als Gesamt-Elfte. Um die Sprintresultate zu verbessern, hatte sich die Schweizerin einen Mentalcoach genommen, wie sie 2022 der Schweizer Illustrierte erzählte. Das begann sich nun auszuzahlen, auch wenn es immer wieder Rückschläge gab wie bei der WM in Oberstdorf, wo sie als 33. vorzeitig ausschied. Im Teamsprint feierten Van der Graaff/Fähndrich jedoch gemeinsam die Silbermedaille – die erste Langlauf-Medaille für Schweizer Frauen seit Evi Kratzer 1987. „Die Emotionen des ganzen Teams mitzubekommen, war mega schön“, sagte sie. Ein weiteres Problem sind die Schienbeine, die in Distanzrennen im der freien Technik schmerzen. Einlagesohlen sollen Abhilfe schaffen. Und eine Verbesserung in der Technik. „Meine Skating-Technik ist für die Distanz noch zu wenig ökonomisch“, übte sie gegenüber der Aargauer Zeitung Selbstkritik. Doch Nadine Fähndrich ist sich sicher: Alles nur eine Frage der Zeit. So wie der Sprintsieg.
Erste Siege und taktischer Nachteil
Nach ihrem zweiten Platz im Sprintweltcup hinter Anamarija Lampic im Vorwinter konnte Nadine 2021/22 nur im Davos aufs Podium laufen, oftmals spielte wieder der Kopf nicht mit. Nach Peking reiste sie dennoch als Mitfavoritin auf eine Medaille und erlebte einen weiteren Rückschlag, der sich im Nachhinein positiv auswirken sollte. Früher fehlte es ihr oft an Selbstbewusstsein, sie grübelte, konnte Niederlagen nur schwer abhaken. Doch die Arbeit mit dem Mentaltrainer bringt Erfolg. So kann sie just aus ihrer riesigen Enttäuschung nach dem fünften Sprint-Platz an den Olympischen Spielen 2022 eine Menge Selbstvertrauen ziehen. „Wie ich dort mit dem Druck umgegangen bin, wie ich aufgetreten bin, hat mir gezeigt: Du kannst es ja!“ Auch ihr Trainer Ivan Hudac meinte im Blick: „Die Olympischen Spiele waren eine gute Lebensschule für sie. Eine kleine Sport-Tragödie, die sie rückblickend stabiler gemacht hat.“ Denn mit Beginn der Saison 2022 ging es dann für die Innerschweizerin richtig aufwärts: In Beitostølen, Davos und Val Müstair feierte sie drei Siege in Serie und bei ihrem Silvester-Sieg im Münstertal hat sie möglicherweise auch etwas besonders beflügelt: „Es ist das erste Mal seit sieben Jahren, dass ich Silvester mit meinem Freund Elvis feiern kann.“ Ihre Erfolge kamen für ihre Familie nicht überraschend: „Das, was sie jetzt zeigt, kann sie schon lange. Vielleicht hatte sie nicht immer die Lockerheit, die ich vielleicht ein bisschen mehr habe. Doch das hat sich jetzt gelöst. Jetzt bekommt sie das, was sie verdient“, sagte Bruder Cyril dem Blick. „Was Nadine macht, ist brutal. Ich kenne niemanden, der so hart an sich arbeitet wie sie. Deshalb sei es für mich klar: Irgendwann kommt der Lohn.“ Mit diesen Erfolgen ist Nadine Fähndrich nun die erfolgreichste Schweizer Langläuferin der Geschichte. Die Krönung der Saison mit dem Gewinn der kleinen Kristallkugel verpasste sie um Haaresbreite – weil die Schwedinnen das stärkere Team haben und zusammenarbeiten konnten. Durch ein Bremsmanöver vor der Ziellinie schusterten sie Maja Dahlqvist die noch benötigten Punkte zu und für Nadine Fähndrich endete der Tag zutiefst enttäuscht in Tränen. Zuvor hatte es auch bei der WM in Planica im Sprint wieder nur zu Platz neun statt der erhofften Medaille gereicht. Ein weiteres Ziel hatte sie aber in dieser Saison endlich erreicht: Auch in Freistil-Distanzrennen konnte sie nun unter die besten Zehn laufen – darunter auch bei der WM in Planica.
Herzprobleme und Geschwister-Training
So könnte es weitergehen… ging es aber nicht. Herzprobleme ruinierten die Saison der 28-Jährigen. Die Beschwerden begannen im Dezember. Wenn sie zehn bis 15 Minuten den Puls über 180 brachte, kam es in ihrem Herz zu einer Tachykardie, das bedeutet, dass ihr Puls bis auf 280 hochschnellte. „Am Anfang waren das nur so 15 Sekunden und dann normalisierte sich das wieder. Aber es wurde schlimmer und in Kanada, als ich aufgeben musste, war das bis fünf Minuten so“, erklärte sie nach der Saison gegenüber 20 Minuten. Weil sie Schmerzen in den Schultern hatte und keine Luft bekam, ging man zuerst von Lungenproblemen aus. Das konnte aber nicht bestätigt werden. „Das machte etwas Angst, weil ich nicht wusste, was der Grund ist. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, damit es weggeht“, erklärt die Luzernerin. Nach Rückkehr nach Europa begann erneut die Diagnostik und es wurden gutartige Herzrhythmusstörungen festgestellt. „Auf der einen Seite wars ein Schock, auf der anderen Seite hatte ich viele Leute um mich herum, die mich gut aufklärten. Sie zeigten auf, dass es nichts Dramatisches ist. So war ich relativ gelassen.“ Mit Hilfe einer Katheterablation, einem minimalinvasivem Eingriff, wurde das Problem behoben. Dabei werden mit einem feinen Elektrodenkatheter krankhafte Erregungsherde oder Leitungsbahnen durch Hitze, Kälte oder Elektroporation zerstört. Nach der Behandlung hatte sie keinerlei Beschwerden mehr, aber „ich musste wieder Vertrauen fassen. Am Anfang war ich sehr sensibel, da nahm ich jeden Druck im Brustbereich wahr. Ich musste Intervallwettkämpfe machen, um das Vertrauen zurückzugewinnen.“ Nach der Saison entschieden sich die Fähndrich-Geschwister, die immer gerne zusammen trainiert hatten, neue Wege zu gehen. Sie entschieden sich gegen eine Zusammenarbeit mit dem neuen Nationaltrainer Erik Bråten Guidon und seiner Frau Karoline und gingen stattdessen eine Kooperation mit ihrem ehemaligen Nationaltrainer Ivan Hudac ein. „Im Wissen, dass in den nächsten zwei Jahren sowohl Weltmeisterschaften wie auch Olympische Spiele auf dem Programm stehen, ist Kontinuität in meinem Trainingsplan wichtig für mich. Ich habe bereits zusammen mit Ivan Hudac einen kompletten Plan über die Olympischen Spiele hinaus festgelegt. Ich bin auf einem guten Weg und möchte diesen Weg mit ihm gemeinsam weitergehen“, sagte sie bei langrenn.com. Zusammen mit Bruder Cyril fühlt sie sich wohl: „Davon können wir mega profitieren. Es ist schön, jemanden dabeizuhaben, der einem so nahe ist. Mit ihm rede ich auch über Sachen, die ich halt nur mit der Familie oder meinem Freund bespreche“, sagte sie der Schweizer Illustrierte.