Chernousov, Ilia (RUS) – Portrait

Ilia Chernousov (RUS) © Felgenhauer/NordicFocus

 

Name: Ilia Grigoryevich Chernousov
Geburtsdatum: 7. August 1986
Geburtsort: Novosibirsk
Wohnort: S-chanf, Schweiz
Größe: 175 cm
Gewicht: 75 kg
Ski: Rossignol
Schuhe: Rossignol
Sprachen: Russisch, Englisch, einige Brocken Deutsch
Hobbies: Darts, Reisen, Extremsport
Familienstand: verheiratet mit Biathletin Selina Gasparin, Tochter Leila (*27.2.2015)
Twitter: Ilia Chernousov

Sportlicher Werdegang

Als er mit 16 ins Junioren-Team unter Coach Oleg Perevozchik aufgenommen wurde, war Ilia Chernousov klar, dass es nun erst richtig losgeht. Die Trainingsintensität wurde deutlich gesteigert, erste internationale Einsätze standen bevor. Zum Saisonende 2004 bestritt er seinen ersten Continentalcup in Murmansk, Monate später ein weiteres FIS-Rennen. Obwohl er dort noch nicht überzeugen konnte, wurde er als 18-Jähriger erstmals zu den Junioren-Weltmeisterschaften nach Rovaniemi geschickt. Dort belegte er im Skatingrennen Rang 19 und machte erste Bekanntschaft mit Dario Cologna, Maurice Manificat und dem Sieger Petter Northug. Mit der Staffel gewann er die Goldmedaille. Nach dem Staffeltriumph im Vorjahr konnte Chernousov 2006 im slowenischen Kranj auch in einem Einzelrennen über seinen ersten Medaillengewinn jubeln: Silber im Skiathlon. Außerdem holte er Silber mit der Staffel, wurde guter Fünfter im Klassikrennen und stieß im Sprint immerhin ins Viertelfinale vor.

Mit 20 Jahren – nur sechs Jahre nach dem Beginn seiner Skitrainings – hatte Ilia Chernousov es dann bereits geschafft: Beim Weltcupauftakt im schwedischen Gällivare stand er erstmals im russischen Aufgebot und sammelte sofort einige Weltcuppunkte. Seine erste Tour de Ski beendete der Junior als guter 18., bald darauf fuhr er mit der russischen Staffel seinen ersten Weltcupsieg ein. Guter Dinge reiste er mit dem Team zu den beiden Saisonhöhepunkten: Bei den Weltmeisterschaften in Sapporo belegte er Rang 31, wenig später zeigte er sich bei den U23-Weltmeisterschaften sehr erfolgreich. Dort überraschte der Russe als Fünfter im Sprint, gewann Silber im Skatingrennen und verpasste weiteres Edelmetall im Skiathlon nur hauchdünn.

Einen deutlichen Rückschlag erlebte der Dart-Fan im Winter 2007/2008. Nach einigen Kommunikationsschwierigkeiten mit dem damaligen Herren-Trainer Yuri Borodavko verlor er jede Stabilität, was sich zunächst im Klassischen bemerkbar machte. Trotz seiner Formschwäche reichte es zu einer weiteren Silbermedaille bei den U23-Weltmeisterschaften, insgesamt tat er sich aber auch in der Folge schwer, auf gute Ergebnisse zu kommen. Erst Anfang des Jahres 2010 zeigte er sich wieder etwas verbessert, dennoch war sein zweiter Rang beim Heim-Weltcup in Rybinsk als große Überraschung zu werten: Sein erster Podiumsplatz. Einen weiteren ließ er wenige Wochen später beim Weltcup in Lahti als Drittplatzierter folgen.

Nach dem Durchbruch in die Weltspitze im Vorwinter lieferte er im Jahr 2010/2011 auch endlich konstant gute Ergebnisse ab, so dass er zu einer wichtigen Stütze im Team neben Legkov und Vylegzhanin wurde. Dazu trug nicht zuletzt sein erster Weltcupsieg bei – auch diesmal bewies er wieder vor heimischem Publikum in Rybinsk, dass man ihn nicht mehr unterschätzen sollte. Nachdem er zu Saisonbeginn im Handicaprennen von Kuusamo schon die zweitschnellste Zeit gelaufen war und die Mini-Tour als Gesamt-Sechster abgeschlossen hatte, schaffte er nach seinem Rybinsk-Triumph auch Ende Februar noch einmal den Sprung auf das Podium: Im Skiathlon bei den Osloer Weltmeisterschaften. Anschließend krönte er sich beim Weltcupfinale in Falun mit dem Prolog-Sieg noch zum König des Mörderbakkens. Nach der Saison bildete er zusammen mit seinen Kollegen Alexander Legkov, Mikhail Devjatiarov und Sergey Novikov eine eigene Trainingsgruppe abseits der Nationalmannschaft. Trainer des Teams ist der ehemalige Schweizer Langläufer Reto Burgermeister.

In den drei Jahren, in denen er mit dem Team Burgermeister trainierte, konnte er sich zunächst kontinuierlich steigern und sich neben vielen Top-Ergebnissen über die Plätze neun und sechs im Gesamtweltcup freuen. 2014 richtete er nach dem siebten Platz bei der Tour de Ski alles auf die Olympischen Spiele im russischen Sochi aus – mit Erfolg! Zwar wurde er nach seinem fünften Platz im Skiathlon überraschend nicht für die Silberstaffel nominiert, im abschließenden Massenstart über 50 Kilometer konnte er sich aber über seinen bisher größten Erfolg freuen: Die olympische Bronzemedaille vor heimischem Publikum hinter seinen Kollegen Alexander Legkov und Maxim Vylegzhanin. Nach seiner Heirat mit Selina Gasparin und dem Umzug in die Schweiz, wo er abseits der russischen Teamkollegen trainiert, ging es mit seinen Leistungen vor allem ab der Saison 2015/16 rapide abwärts: Der Russe entschied sich dadurch, seine Karriere mit gelegentlichen Skimarathonrennen fortzusetzen.

Persönliches

Ilia Chernousov stammt aus Akademgorodok in Sibirien, wo seine Familie noch bis heute lebt. Die in den 50er Jahren gegründete Wissenschaftlerstadt liegt etwa 20 km südlich vom Zentrum Novosibirsks inmitten von Birken- und Pinienwäldern am Ufer des Ob-Stausees. Obwohl seine Heimat landschaftlich gute Voraussetzungen und sogar beleuchtete Loipen für einen frühen Beginn auf Skiern geboten hätte, war Ilia zuerst Turner und begann erst im Alter von 14 Jahren ernsthaft mit dem Langlaufsport. Zwei Jahre vor seinem Schulabschluss trat er dem Sportverein bei, in dem im Winter Langlauf und im Sommer Fußball trainiert wurde. Da dem Schüler das nicht genug war, übte er außerdem auch fleißig mit seinem Bruder, der zwei Jahre älter ist. Mit 16 übernahm Victor Kirgintsev das Training, der sich auch heute noch um ihn kümmert, wenn er zu Hause in Novosibirsk ist. Im Oktober 2011 lernte Ilia seine große Liebe kennen, die Schweizer Biathletin Selina Gasparin. Im Sommer 2014 wurde geheiratet, zunächst standesamtlich in Novosibirsk, dann kirchlich in S-chanf, im Engadin. Dort lebt das Paar gemeinsam mit Hund Luc und Tochter Leila, die im Februar 2015 das Licht der Welt erblickte. Um mehr Zeit für seine Familie zu haben, trainiert Ilia seit 2014 hauptsächlich unter seinem eigenen Trainer Vegard Bitnes, nachdem er sich vorher nach drei Jahren unter Reto Burgermeister von der Trainingsgruppe getrennt hatte.