Steckbrief
Name: Vibeke Westbye Skofterud
Geburtstag: 20. April 1980
Geburtsort: Askim
Wohnort: Mjoendalen
Verein: Slitu IF
Spitzname: Vibi
Größe: 165cm
Gewicht: 62kg
Sprachen: Norwegisch, Englisch
Hobbies: Snowboarden, Wakeboarden, Tauchen, Freunde treffen, Kickboxen
Homepage: www.vibekeskofterud.no
Todestag: 29. Juli 2018 in St.Helena, Hove, Aust-Agder
Früh auf Skiern wie zu Hause
Vibeke Skofterud wurde in Askim geboren und wuchs im Nachbarort Slitu, einer Skimetropole, auf. Die Norwegerin wurde, wie sie selbst sagt, nicht wie viele andere mit Skiern geboren, stand aber schon sehr früh auf den schmalen Brettern. Bereits mit einem Jahr machte sie ihre ersten Skierfahrungen, zwei Jahre später konnte sie bereits eine sieben Kilometer lange Langlaufloipe zusammen mit der Familie bezwingen. Als Zweijährige absolvierte Vibeke ihren ersten Wettkampf. Mit 15 endschied sie sich, die Schule zu wechseln und ins 300 Kilometer westlich gelegene Hovden zu ziehen, wo sie Ausbildung und Training am Skigymnasium in den nächsten sechs Jahren optimal miteinander kombinieren konnte.
Erste Staffel-Medaille und erste Weltcup-Einsätze
Als Juniorin war Vibeke nie die Beste, wie sie selbst sagt, aber „stabile Top5“. Nachdem sie ihren ersten internationalen Einsatz bereits mit 15 Jahren bei der Jugend-Olympiade hatte, reiste sie drei Jahre später zu ihren ersten Junioren-Weltmeisterschaften, wo sie bei ihrem einzigen Start 37. wurde. Schon ein Jahr später lieferte sie mit zwei achten und einem neunten Rang deutlich bessere Ergebnisse ab, außerdem gewann sie Bronze mit der norwegischen Staffel. Bald darauf bekam sie ihre erste Weltcupchance in der nationalen Gruppe am Holmenkollen, wo sie sofort in die Weltcuppunkte sprintete. Dank ihrer überzeugenden Leistungen gehörte sie 2000/2001 bereits fest zum Weltcupteam und lief gelegentlich in die Punkte. Obwohl sie im Januar bei den nationalen Meisterschaften ohne Medaille blieb, überzeugte sie als Vierte und Sechste und wurde für die Weltmeisterschaften in Lahti nominiert, wo sie sich als 16. im Sprint gut in Szene setzte. Zum Abschluss der Saison holte sie sich mit der Bronzemedaille ihr erstes nationales Edelmetall über 30 Kilometer Freistil.
Konstante Ergebnisse in den Top10
In starker Form startete Vibeke Skofterud in den Olympiawinter 2001/02 und holte schon im Dezember die ersten beiden Podestplätze ihrer Laufbahn. So war sie auch aus dem Olympiateam der Norweger nicht wegzudenken, kam dort allerdings über einen achten Rang nicht hinaus. Beim traditionellen Birkebeinerrennen zum Saisonende, das damals zum Weltcup gehörte, schaffte sie als Zweite den Sprung aufs Podium. Ähnlich gut ging es für die Blondine weiter, denn sie lieferte auch in den nächsten Jahren konstant Ergebnisse unter den besten Zehn ab. Belohnt wurde die gute Leistung mit einer Silbermedaille in der Staffel bei den Weltmeisterschaften 2003. Zwei Jahre später wurde es sogar WM-Gold und 2007 komplettierte sie in Sapporo ihren Medaillensatz.
Rückschläge und großer Kampfesgeist
Die Saison 2007/08 begann zunächst genauso verheißungsvoll wie die Jahre zuvor: Drei Podestplätze im November und Dezember waren die Ausbeute. Anfang Februar musste Vibeke dann aber ihre Saison wegen Essstörungen vorzeitig beenden. Das Ende vom Lied war dann der Rauswurf aus der Nationalmannschaft. Nach einem harten Jahr kämpfte sie sich mit der Unterstützung ihres langjährigen Trainers Steinar Mundal auch ohne Zugehörigkeit zur Nationalmannschaft zu einigen Weltcupstarts und letztlich sogar zu den Olympischen Spielen. In Vancouver feierte sie mit dem Olympiasieg in der Staffel ihren größten Erfolg nach zwei schwierigen Wintern. Vibeke war inzwischen ganz die Alte und gehörte im Winter 2010/2011 wieder zu den besten Langläuferinnen der Welt. Die Saison krönte sie mit einer erneuten Goldmedaille mit der Staffel bei der Heim-WM in Oslo und kam dort zwei weitere Male unter die besten Zehn.
Starker Saisonbeginn und gesundheitliche Probleme
Fast noch besser begann die Saison 2011/12, wo sie zu Anfang des Winters immer wieder den Sprung aufs Podium schaffte. Die Norwegerin wurde als eine der Topfavoritinnen auf ein Tour de Ski-Podium gehandelt, die sie dann aber krankheitsbedingt absagen musste. Im weiteren Saisonverlauf kam sie zwar nicht mehr aufs Podium, lief aber bei allen Starts in Distanzrennen unter die besten Zehn und entschied außerdem den prestigeträchtigen Vasalauf für sich. Eine Woche später beim 30er am Holmenkollen musste sie dann aber wegen einer in Schweden zugezogenen Ellenbogenentzündung passen.
Skofterud spielt wieder Fußball
Nach dem Saisonende absolvierte Vibeke Skofterud ein Probetraining im Fußballverein von Konnerud, der in der dritten Damen-Liga spielt. Trainer Harald Ramsfjell war so begeistert von ihrer Leistung, dass er ihr während des Sommers einen Platz im Team in Aussicht stellte. „Ich sehe es sofort, ob ich einen Fußballspieler vor mir habe oder nicht. Vibeke ist ein Talent“, meinte der Trainer gegenüber der Drammener Lokalzeitung. Skofterud hatte schon in ihrer Jugend in Askim begeistert Fußball gespielt, inzwischen aber nach ihrer Spezialisierung auf den Langlauf seit 15 Jahren nicht mehr professionell trainiert.
Verkorkste Saison und frühes Ende
Nachdem sie sich voller Elan ins Fußballtraining gestürzt hatte, begann auch die Saisonvorbereitung für den Langlauf-Winter. Schon im August bemerkte die Norwegerin, dass sie sich körperlich und geustig erschöpft fühlte. So kam es, wie es kommen musste: Zwar zeigte sie zu Saisonbeginn einige gute Rennen, fand aber nicht zu alter Form. „Sie lief die gesamte Saison mit einer Handbremse“, erklärte Trainer Egil Kristiansen im Januar, als sie den Winter vorzeitig beendete.
Soziales Engagement
Seit April 2011 unterstützt Vibeke aktiv den Schutz von Löwen und besuchte dazu auch als Freiwillige für einige Wochen eine Löwen-Aufzuchtstation in Zimbabwe. Für dieses Projekt versteigerte sie ihre Goldjacke von der WM-Staffel, was etwa 7000 US$ einbrachte.
Früher Tod mit Jetski
Nach ihrem Karriereende 2014, für das sie gesundheitliche Gründe angab, zog sich die Norwegerin ins Privatleben mit ihrer Lebensgefährtin Marit Stenshorne zurück, arbeitete als Kommentatorin bei Eurosport, gab Skikurse und war als Trainerin tätig. Am Abend des 29. Juli 2018 war sie allein mit einem Jetski in der Nähe ihres Urlaubsortes St.Helena an der Südostküste Norwegens unterwegs, als sie vermutlich wegen schlechter Sicht in zu hohem Tempo zu nahe am Ufer fuhr und dabei die Felsen in Ufernähe übersah. Sie erlag ihren schweren Verletzungen und konnte am nächsten Tag nur noch tot geborgen werden.