Vermeulen, Mika (AUT) – Portrait

Mika Vermeulen (AUT) © Modica/NordicFocus

Name: Mika Vermeulen
Geburtsdatum: 26. Juni 1999
Geburtsort: Ramsau am Dachstein
Wohnort: Lillehammer (seit 2020) und Ramsau
Verein: WSV Ramsau
Familie: Eltern Vincent Vermeulen und Dorien Vermeulen-Hoogwerf, Bruder Moran Vermeulen (*1997), Schwester Marit Vermeulen (*2008)
Sport: bis 2018 Nordische Kombination, dann Skilanglauf
Größe: 175 cm
Gewicht: 65 kg
Ski: Atomic
Schuhe: Atomic
Stöcke: Leki
Hobbys: Radfahren, Hundeschlittenfahren, Reisen, Mountainbike, Laufen
Podcast: Skirious problems (mit Jimmy Clugnet)
Instagram: Mika Vermeulen

Persönliches

Mika Vermeulen (AUT) © Modica/NordicFocus

Mikas Eltern Vincent und Dorien Vermeulen waren selbst erfolgreiche Langläufer und Rollskiläufer, die für ihr Heimatland die Niederlande starteten und schließlich in Ramsau am Dachstein eine neue Heimat fanden, um ihren Sport besser ausüben zu können. Beide führen dort heute eine Physiotherapie-Praxis. In Ramsau wurden auch ihre Söhne Moran und Mika 1997 und 1999 geboren sowie 2008 Tochter Marit. Auperdem gab es auch immer Pflegekinder in der Familie, die ebenfalls sportlich gefördert wurden. Aus Moran wurde ein Radsport-Profi, der seine aktive Karriere 2024 beendete, und Nesthäkchen Marit fuhr zuerst auch Rad und konzentriert sich inzwischen eher aufs Laufen. Dagegen fühlte Mika sich auf den Loipen vor der Haustür wie zu Hause. Schon mit zwei Jahren stand er auf Langlaufski, da die Loipe direkt unter seinem Fenster verlief. Er begann mit der Nordischen Kombination, 2018 wechselte er zum Langlauf. Mika Vermeulen ist Absolvent der Skihauptschule Schladming, wo er 2013 seinen Abschluss machte. Um dem Generalverdacht nach dem Dopingskandal von Seefeld 2019 aus dem Weg zu gehen und Kontakt mit möglicherweise involvierten Betreuern zu vermeiden, entschied er sich, trotz besten Trainingsbedingungen zu Hause nach Lillehammer umzuziehen. Seit dem Winter 2023/24 spricht er zusammen mit seinem Mitbewohner James Clugnet in ihrem englischsprachigen Podcast „Skirious problems“ mit Kollegen aus dem Langlauf. Dort erzählte er im Gespräch mit Gast Teresa Stadlober auch, warum er seine Heimat Ramsau verließ und nach Lillehammer zog: „Ramsau ist so viel schöner, viel besser. Man hat alle Trainingsmöglichkeiten, die man braucht, aber für mich war die Entscheidung ganz einfach: Ich war genervt von den ganzen Dopern und dem ganzen Sch*** in Österreich. Ich wollte einfach nur weg, ich wollte mit diesen Leuten nichts mehr zu tun haben, ich wollte sie nicht mal sehen. Darum bin ich gegangen“, sagte er. „Aber ich bin nicht weggezogen, weil ich dachte, es ist besser in Lillehammer oder sch*** in Ramsau. Das komplette Gegenteil ist der Fall, Ramsau ist der schönste Ort der Welt und ich möchte da eines Tages begraben sein.“ Neben seiner Wintersport-Karriere führt Mika zusammen mit seinem Bruder inzwischen ein Radsportgeschäft „The Garage – bikes&more“ in Ramsau.

Anfänge in der Nordischen Kombination

Mika Vermeulen (AUT) © Rauschendorfer/NordicFocus

Mikas Leidenschaft war von klein auf das Langlaufen, ehe er etwas später auch mit dem Skispringen begann. „Meine ersten Trainer waren Reini Walcher und Dagmar Tritscher. Dann wollte ich das Skispringen ausprobieren und habe auch mit Susi begonnen, danach mit dem Percht Geri. Allerdings habe ich dann vorübergehend wieder damit aufgehört, weil es keine Skisprungtrainings mehr gab, und ich bin zwei Jahre gar nicht gesprungen. Aber als ich neun war, war Burki (Burkhard Freytag) recht aktiv und ich habe wieder angefangen. Dann war eigentlich auch schon der Volker Pichler bei uns“, erzählte er 2016 im Ramsau Sport Magazin über seine Anfänge. „Ich wollte springen, weil ich fürs Langlaufen alleine vielleicht etwas zu faul war. Dann wollte ich zwischenzeitig Skifahrer werden, aber das hat doch nicht ganz funktioniert. Also bin ich wieder zum Springen und Laufen zurückgekehrt. Die Kombination ist momentan meine Disziplin, aber ich möchte mir selbst kein Türen schließen und sagen, ich werde sicher kein Langläufer. Ich bin ja noch jung.“ Mit 14 gewann er seinen ersten internationalen Junioren-Wettkampf in Frankreich, ein Jahr später wurde er zum Europäischen Olympischen Jugend Festival (EYOF) im heimischen Tschagguns geschickt, wo er Gold mit dem Team gewann. Es folgten weitere gelegentliche Siege in der Nachwuchskategorie des Alpencups, die er sich vor allem dank seiner exzellenten Laufleistungen sicherte. Bei seiner ersten Junioren-WM 2017 in Soldier Hollow konnte er sich über Team-Gold und Silber im Einzel hinter Arttu Mäkiaho freuen, was einen Fixplatz für den Weltcup bedeutete. „Natürlich ist eine Einzelmedaille etwas Besonderes. Im Weltcup ist mein Ziel ganz klar: Ich will in die Punkteränge kommen“, sagte er damals im Interview mit meinbezirk.at und gab so die Marschrichtung für die nächste Saison vor. Dazu kam es dann aber nicht. Erst im Januar bestritt er erste Wettkampf im Continentalcup und Alpencup und bereitete sich damit auf die nächste Junioren-WM im Schweizer Kandersteeg vor, wo er erneut Gold mit dem Team gewann. Das nächste große Ziel war für ihn die Heim-WM in Seefeld 2019, die er aber nicht mehr als Kombinierer erleben sollte, weil er sich entschied, die Sprungski an den Nagel zu hängen. „Ich denke, es hat mehr Sinn, wenn ich das mache, was ich gut kann. Ich bin zwar davon überzeugt, dass ich auch beim Springen richtig gut werden kann, aber die Frage ist, ob ich deswegen glücklicher einschlafe und wie viel ich investieren muss. Ich habe lange über die Entscheidung nachgedacht und es fühlt sich richtig an“, sagte er zur Kleine Zeitung.

Wechsel zum Langlauf und nach Norwegen

Mika Vermeulen (AUT) © Modica/NordicFocus

Nachdem er zuvor nur vereinzelt Langlaufrennen bestritten hatte, bereitete er sich 2018/19 in seinem ersten Winter als Langläufer in erster Linie auf seine dritte Junioren-WM in Lahti, die erste als Langläufer, vor. Als Achter im Freistil-Einzelstart realisierte er dort sein bestes Ergebnis und wurde mit einem Start bei der Heim-WM in Seefeld, die durch den Dopingskandal überschattet wurde, über 50 Kilometer belohnt. Im folgenden Winter wurde er noch nicht im Weltcup eingesetzt, bestritt stattdessen den La Venosta Skimarathon und bereitete sich auf die U23-WM vor, vor er 19. und 21. sowie Neunter mit der ÖSV-Staffel wurde. Im August 2020 wanderte er zusammen mit seinem Alaska Husky nach Lillehammer aus – laut seiner Aussage damals, „um mit Weltklasse-Athleten zu trainieren“. Dass der eigentliche Grund für den Umzug ein anderer war, verriet er erst Jahre später in seinem Podcast. Der Kronen Zeitung sagte er damals: „Was mir hier imponiert, ist die Mentalität! Hier leben Sportler, die im Jahr über 1000 Stunden trainieren. Hier wird mehr und härter trainiert – es gibt keine Gnade! Für Jammerei ist kein Platz. Alles wird dem Sport untergeordnet.“ Jammerei gibt es bei Mika Vermeulen höchstens über den ständigen Regen in Norwegen, bei dem er gar nicht gerne trainiert. Dennoch ist sein Training in Norwegen viel professioneller geworden. „Wenn ich nicht trainiere, dann ist Regeneration angesagt. Alles andere gibt es nicht. Seit ich in Lillehammer bin, habe ich keinen Schluck Alkohol getrunken, achte auf die Ernährung. Als Spitzensportler musst du wie ein Spitzensportler leben. Am Ende der Karriere will ich in den Spiegel schauen und wissen, dass ich alles für den Erfolg getan habe. Aber noch bin ich jung. Das beste Langlauf-Alter kommt mit 26 oder 27 Jahren.“

Sprung in die Weltspitze

Mika Vermeulen (AUT) © Modica/NordicFocus

Im Dezember 2020 debütierte er in Davos im Weltcup und beendete seine erste Tour de Ski als 40. mit Platz 22 an der Alpe Cermis als bestem Einzelresultat. Anschließend lief er bei der U23-WM in Vuokatti in seinem besten Rennen auf Platz zehn und wurde in drei Rennen bei der Nordischen Ski WM in Oberstdorf eingesetzt, wo er im Teamsprint zusammen mit Benjamin Moser das Finale nur knapp verpasste. Im olympischen Winter zeigte er sich auch in der klassischen Technik in verbesserter Form, so dass er sich in Peking über Platz 16 im Skiathlon und Platz 23 im Klassikrennen freuen konnte. Wenig später rundete er die Saison als Klassik-Fünfter bei der U23 WM in Lygna ab. Sein bestes Saisonergebnis 2023 realisierte der Steirer ausgerechnet bei der WM in Planica als 19. über 50 Kilometer Klassisch, nach dem Winter zog er sich zum ersten Mal in seiner Karriere für ein paar Wochen zurück, regenerierte und reflektierte. „Ich habe immer ein großes Gosch‘n gehabt und gesagt, ich will Großes und kein Statist sein. Aber ehrlich gesagt: Ich war ein Statist. Ich habe mich nicht wie ein Sieger verhalten“, sagte er zu Kleine Zeitung. Er kam zu dem Schluss, härter und besser arbeiten zu müssen und sich nicht mehr ablenken zu lassen. „Ich habe für österreichische Verhältnisse hart trainiert. Aber mit österreichischen Verhältnissen erreicht man im Weltcup nichts.“ Er trainierte härter denn je, ganz auf sich allein gestellt. Allerdings besteht immer Kontakt zum neuen ÖSV-Kadertrainer Falk Göpfert: „Das Verhältnis ist sehr gut, aber ich bin für mich selbst verantwortlich.“ Als Athlet kümmert er sich intensiv um die Trainingssteuerung, stimmt sich aber eng mit seinem Vater Vincent, der ihn seit der Kindheit trainiert, ab. „Ich habe ihm zu Beginn des Trainings meinen Plan gezeigt und er sagte: Das ist ähnlich wie vor Peking. Wenn du so gut sein willst wie in Peking, dann reicht das. Wenn nicht, musst du mehr machen.“ Das zahlte sich aus, so dass der 24-Jährige schon beim Weltcup Auftakt das Podium nur knapp verpasste und er weitere Top10-Ergebnisse folgen ließ. In Canmore reichte es dann endlich zum viel umjubelten ersten Podium für den Österreicher, der bis zum letzten Saisonrennen mit Friedrich Moch um die Position des besten Nicht-Norwegers im Gesamtweltcup kämpfte und sich am Ende als Siebter knapp geschlagen geben musste. Im Distanzweltcup lag der Steirer jedoch als Fünfter vor dem Deutschen.