Name: Coletta Rydzek
Geburtsdatum: 6. Juni 1997
Geburtsort: Oberstdorf
Wohnort: Oberstdorf
Verein: SC Oberstdorf
Größe: 1,68 Meter
Gewicht: 63kg
Eltern: Michael Rydzek, Marlene Rydzek
Geschwister: Kombinierer Johannes Rydzek (*1991), Simon Rydzek (*1994)
Freund: Simon Jocher, Skirennfahrer vom SC Garmisch-Partenkirchen
Beruf: Langläuferin im Zoll-Ski-Team
Hobbys: Skifahren, Klettern, Tennis, Kino, Unternehmungen mit Freunden
Weltcup-Debüt: 2019 in Drammen (45. Platz im Sprint)
Instagram: Coletta Rydzek
Coletta privat
Coletta kam im Sommer 1997 als drittes Kind ihrer Eltern Michael und Marlene in Oberstdorf zu Welt. Obwohl ihr Vater früher Eishockey-Spieler war, begannen Bruder Johannes und der zwei Jahre später geborene Simon mit der Nordischen Kombination. Während Johannes im Sport erfolgreich wurde, besuchte Simon zwar auch das Skigymnasium Oberstdorf, beendete seine sportliche Karriere aber mit 16, konzentrierte sich auf sein Abitur und studierte später in München Chemie. Nesthäkchen Coletta reizte die Schanze nicht, aber in der Langlaufregion Allgäu stand sie schon als Dreijährige auf den dünnen Brettern. Kein Wunder, beginnen doch die Oberstdorfer Loipen quasi vor der Haustüre. „Meine Brüder waren von Anfang an Vorbilder für mich. Und durch die Großveranstaltungen im Heimatort, wie die Nordische Ski-WM 2005 oder die Tour de Ski, wuchs meine Begeisterung für den Skilanglauf immer weiter“, sagte sie. Die Schanze machte ihr immer etwas Angst: „Als ich ganz klein war, habe ich das Springen mal ausprobiert. Aber ich finde es sehr gruselig, oben auf einer Schanze zu stehen. Wenn man mal in Oberstdorf oben auf dem Turm war – das ist schon sehr, sehr hoch“, sagte sie am Rande der Olympischen Spiele 2022 zu Eurosport. Das Ziel, Profisportlerin zu werden, bestand nicht von klein auf, das entwickelte sich erst im Laufe der Zeit. „Den Punkt, an dem ich gesagt habe, ich will Sportlerin werden, gab es nicht. Ich bin da so in den Skiclub reingerutscht. Das war nur aus Spaß, man hat seine Freunde gesehen. Dann hat man Rennen mitgemacht, es wurde immer erfolgreicher und Richtung Abi wurde es ein bisschen ernster“, erklärte Coletta im November 2024 im „Ski happens“ Podcast von und mit Vinzenz Geiger. „Da war die Hoffnung auf jeden Fall da, dass man das noch länger macht, auch professionell. Aber ob man dann das Quäntchen Glück auch mit der Gesundheit hat, ist dann immer die andere Frage.“ Nach der Schule kam sie dann zum Zoll und sagte sich: „Nun versuchen wir es nochmal richtig!“ Schon zu dieser Zeit war Coletta mit dem alpinen Rennläufer Simon Jocher liiert, genauer gesagt seit Anfang 2016.
Gesundheitliche Probleme prägen erste Profi-Jahre
Gerade dieses Quäntchen Glück mit der Gesundheit hatte Coletta Rydzek aber anfangs nicht, so dass ihre ersten Jahre nach der Schule sehr zäh verliefen und von gesundheitlichen Problemen geprägt wurden. „Die Zeit war nicht so leicht. Neben dem Abitur war ich sehr oft krank, ich habe die Mandeln rausgekriegt und weniger trainiert. Dann ging es wieder, aber dann folgte knapp eineinhalb Jahre lang ein chronisches Ermüdungssyndrom“, sagte sie im Podcast. In der Saison 2017/18 bestritt sie deswegen keinerlei Rennen und konzentrierte sich darauf, wieder gesund zu werden. „Ich war dauermüde, dauerkrank und gerade in der Zeit wusste man nicht, ob es überhaupt nochmal wird. Ich habe gesagt, ich probiere es nochmal und wenn es dann nicht klappt, dann will der Körper vielleicht auch einfach nicht, dann ist vielleicht nicht jeder Körper für Leistungssport geboren.“ Es galt, auch eine Alternative zu haben, einen Plan B: „Da überlegt man sich dann, was man sonst noch machen kann, wenn es mit dem Sport nicht klappt. Vielleicht stehe ich mal irgendwann an einer Grenze oder am Flughafen“, sagte die Zollbeamtin heute. Damals dachte sie aber eher über einen möglichen Studiengang nach: „Ich glaube, für mich wäre es Richtung Tiermedizin gegangen. Das war zumindest ein kleiner Traum.“ Glücklicherweise ging es dann aber gesundheitlich und sportlich aufwärts für die Allgäuerin, die seit vier bis fünf Jahren keine großen Niederschläge mehr gehabt hat. „Das eine Jahr Wettkampfpause mache ich und das nächste Jahr habe ich dann wieder mehr trainiert und war weniger krank und dann bin ich langsam wieder in die Wettkämpfe eingestiegen. Relativ schnell hatte ich dann erste Erfolge im COC und den ersten Weltcupstart. Wenn die Saison dann wieder nicht geklappt hätte, wäre vielleicht für mich der Zeitpunkt zum Aufhören gewesen“, erzählte sie.
Erste Erfolge auf der Weltbühne
Colettas internationale Karriere begann schon sehr jung, mit 14 hatte sie bereits ihren ersten Start außerhalb Deutschlands bei einem Junioren-Rennen in Slowenien, wo sie auf die gleichaltrigen Antonia Fräbel, Katherine Sauerbrey und Biathletin Vanessa Voigt traf. Bei den Deutschen Meisterschaften 2016 sprintete sie bereits als 18-Jährige auf Platz neun und kam wenig später bei ihrer ersten Junioren-WM auf Platz 15. Ein Jahr später gewann sie ihre ersten Medaille als Sprint-Dritte in Soldier Hollow, bevor die lange Wettkampfpause und damit der Rückschlag folgte. Mit 21 Jahr durfte sie als Belohnung für die Leistungen im Continentalcup erstmals in Drammen im Weltcup mitsprinten. Beim Heimweltcup am Dresdner Elbufer Anfang 2020 sorgte sie richtig für Aufsehen, als sie im Rahmenprogramm des Weltcups beim 100 Meter-Sprint auf Platz zwei landete. Tags darauf qualifizierte sie sich bei ihrem zweiten Weltcupstart erstmals für die besten 30 und konnte sich am Schluss über Platz 15 freuen. Ein ähnliches Resultat gelang ihr bei ihrer ersten U23-WM vor Heimpublikum in Oberwiesenthal, wo sie 16. wurde. Ihre erste Qualifikation für ein Halbfinale gelang ihr im Dezember 2020 wieder in Dresden auf dem flachen Kurs an der Elbe mit Rang zehn. Nach diesem Top 10-Ergebnis wurde sie als Ersatzläuferin für die Nordische Ski-WM in Oberstdorf nominiert, erhielt auf ihren Heimstrecken dann aber doch keinen Einsatz. Lange Zeit war die Bayerin in der freien Technik deutlich stärker, am Neujahrstag 2022 im Rahmen der Tour de Ski kam sie aber endlich auch in der klassischen Technik in ein Halbfinale – ausgerechnet auf ihren Heimstrecken in Oberstdorf. Wenige Tage zuvor hatte sie in der Lenzerheide ihr erstes Finale erreicht. Bei dieser Tour de Ski im Winter 2021/22 begann sie auch, gelegentlich Distanzrennen zu laufen, auch wenn die Allgäuerin diese Rennen wegen der meist am Tag darauf folgenden Sprints oft auslässt. Dennoch wurden mit der Zeit wurden auch die Ergebnisse in den gelegentlichen Distanzrennen solider, was auch der Sprinterin Coletta Rydzek half, um im Sprint über vier Läufe das Niveau zu halten und die Grundlagenausdauer zu verbessern. Mit ihren Sprintleistungen hatte sich die inzwischen 24-Jährige für ihre erstes Olympischen Spiele in Peking qualifiziert, wo sie allerdings mit der schweren Strecke in der Höhenlage auf dem langsamen chinesischen Schnee überfordert war und im Prolog scheiterte.
Lahti entwickelt sich zum Lieblingsweltcup
„Lahti war schon immer ein guter Fleck für uns Rydzeks“, meint Coletta Rydzek und bezieht damit auch ihren Bruder Johannes mit ein, der 2017 in Lahti vierfacher Weltmeister geworden war. Auch ihr selbst liegt die Strecke, wie sie in in den Jahren 2023 bis 2025 eindrucksvoll bewies. Immer gab es für die Oberstdorferin einen Grund zum Jubeln: 2023 stürmte sie im Teamsprint zusammen mit Laura Gimmler das erste Mal auf ein Weltcup-Podium, ein Jahr später gelang es ihr zum ersten Mal im Einzelsprint. Ihre Trainer waren überzeugt davon, dass Coletta aufs Podium laufen kann – Coletta selbst aber zweifelte vor dem Finale. „Es war ein cooler Tag, ein Tag, an dem einfach alles funktioniert hat“, blickt sie heute darauf zurück. Den großen Coup landete sie schließlich 2025, als niemand sie aufhalten konnte und sie vor den Augen ihres Bruders ihren ersten Weltcupsieg feiern konnte. Laura Gimmler freute sich, nun mit einer Weltcupsiegerin das Zimmer zu teilen – und einen Tag später jubelten beide gemeinsam im Teamsprint. „Mir liegt die Zielgerade in Lahti relativ gut. Und Ende der Saison läuft es bei mir auch noch einen Ticken besser“, sagte sie im Podcast. Insgesamt haben sie auch die Erfolge des gesamten Teams einen großen Schritt weiter gebracht: „Die Erfolge von der Vici und der Katha oder dass die Staffeln bei Olympia und WM so stark waren, hat auch jedem Einzelnen viel Selbstvertrauen gegeben und dass der Per [Nilsson] zu uns nach Oberstdorf gekommen ist, ist auch gerade für mich ein großer Benefit. Er bringt die Ruhe rein, hat ganz andere Ansätze und geht viele Dinge mit einer gewissen Leichtigkeit an“, erzählte sie. Nicht zuletzt dank seiner Unterstützung erreichte sie alle ihre Ziele für die Saison 24/25, bessere Prolog-Zeiten und ein Top 10-Platz im Sprintweltcup. Mit einer Ausnahme, wo sie im Engadin als 31. die Qualifikation knapp verpasste, beendete sie jeden Prolog unter den besten 18, wurde starke Vierte im Sprintweltcup und wurde bei der WM in Trondheim trotz vorangegangener Erkältung gute Achte. Wenn sie und ihr langjähriger Partner Simon Jocher bis dahin noch nicht an die Familienplanung denken, hat sie sicherlich noch die Nordische Ski WM 2029 im Auge, die ausgerechnet in Lahti ausgetragen werden, wo sie inzwischen vier ihrer fünf Podestplätze holte: Zwei im Einzelsprint und drei im Teamsprint.