Der Weg der diesjährigen elften Tour de Ski im Rahmen des Langlauf Weltcups führt von der Schweiz über Deutschland bis nach Italien. Auf dem Programm stehen sieben Etappen mit dem gefürchteten Final Climb zur Alpe Cermis.
Naturschnee Fehlanzeige – keine Tour für Sprinter
Bereits zum dritten Mal macht die Tour de Ski im Val Müstair Station und beherbergt in diesem Winter zwei Etappen zum Auftakt der Tour de Ski an Silvester und am Neujahrstag. Die Strecken wurden bereits vor Weihnachten mittels Kunstschnee fertiggestellt. Niederschlag ist bis zum Wochenende nicht zu erwarten, die Temperaturen sind allerdings sehr winterlich immer unter Null, nachts sogar bis in den zweistelligen Minusbereich. Der Sprintkurs auf Etappe eins ist den Sportlern bereits bekannt, die Distanzstrecke dagegen nicht. „Die 2,5 km Schlaufe beginnt mit einem langen Aufstieg, der von Anfang an fordert. Danach wird das offene Gelände optimal genutzt – die Fans können das Geschehen praktisch auf dem ganzen Abschnitt mitverfolgen! Nach einer Abfahrt folgt im Stadion noch einmal ein kurzer Aufstieg, an welchem die stärksten Athletinnen und Athleten die Entscheidung suchen werden“, ist Disziplinenchef Hippolyt Kempf von der Strecke für den Klassik-Massenstart begeistert. Nach einem Ruhetag geht es mit Etappe drei und vier in Oberstdorf weiter, wo auch ohne Naturschnee gute Bedingungen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschen. Eine 2,5 Kilometer-Runde, die für beide Wettkampftage ausreicht, war bereits vor Weihnachten fertig und könnte auf 3,3 Kilometer erweitert werden. Ähnlich ist die Schnee- und Wetterlage in Italien, wo ebenfalls mit Kunstschnee gearbeitet wurde. Dort soll es nächste Woche kälter werden, Niederschlag ist dann auch möglich noch vor den Italien-Etappen. Sprinter sieht man in den Nominierungslisten in diesem Winter aber wenig und der Grund ist ganz einfach: Auf der ersten Etappe wartet der einzige Sprint, der in diesem Jahr auf dem Tour-Programm steht.
Vierter Sweep in Folge?
Seit Jahren dominieren die Norwegerinnen die Tour de Ski. Zwar wird in diesem Jahr Therese Johaug durch ihre Doping-Suspendierung fehlen, dennoch sind die Norwegerinnen wieder die Topfavoritinnen auf das Podium. Wie Norwegen-Trainer Vidar Løfshus vor einigen Tagen sagte, sieht er Krista Pärmäkoski in diesem Jahr als größte Rivalin. Aber kann die Finnin, die sowohl auf der Distanz als auch im Sprint in sehr guter Form ist, den Sprung aufs Podium schaffen und damit den vierten norwegischen Sweep in Folge verhindern? Ein Tour-Sieg wird für die 26-Jährige, die aktuell Dritte im Gesamtweltcup noch vor Marit Bjørgen ist, nicht möglich sein – zu breit aufgestellt sind die Norwegerinnen mit den Topfavoritinnen Heidi Weng und Ingvild Flugstad Østberg. Dahinter ist aber alles möglich für die Finnin und möglicherweise andere Athletinnen, da Marit Bjørgen nicht am Start ist und Astrid Uhrenholdt Jacobsen bisher nicht in Form war. Schwedens Stina Nilsson plant wie Charlotte Kalla nur Teile der Tour. An der Dominanz früherer Jahre einer Justyna Kowalczyk, die als Einzige vier Gesamtsiege, die klar meisten Etappensiege sowie Podestplätze bei der Tour de Ski auf dem Konto hat, wird ohnehin wieder niemand rütteln: Zu groß ist der Vorsprung der Polin in allen Statistiken auf die diesmal startenden Damen und auch sie selbst wird die Tour de Ski erstmals nur vor dem Fernseher verfolgen.
Dominiert Sundby weiter?
Ebenfalls seit mehreren Jahren war die Tour de Ski eine klare Angelegenheit für Martin Johnsrud Sundby. Dreimal war er als Erster oben, durch den übermäßigen Gebrauch seines Asthmamittels wurde ihm allerdings der Sieg 2015 aberkannt. Nun will er allen zeigen, dass er mit der erlaubten Salbutamol-Konzentration nicht nur seine ersten Weltcupsiege nach der Sperre feiern kann wie in Davos und den Gewinn der Mini-Tour in Lillehammer, sondern auch die Tour de Ski 2017. Damit könnte er dann mit dem dritten Gesamtsieg wieder mit Dreifach-Gewinner Dario Cologna gleichziehen. Der erfolgreichste Etappensieger der bisher zehnjährigen Tour-Geschichte wird aber Petter Northug bleiben, der auf den Start verzichtet. Der Norweger ist mit 31 Podiums auch in dieser Hinsicht der Erfolgreichste aller Athleten inklusive Justyna Kowalczyk (28 Podiums). Mit seinem Erfolg 2016 setzte Martin Johnsrud Sundby aber ein klares Zeichen, dass er der zu schlagende Athlet sein wird: Er gewann mit dem größten Vorsprung aller Zeiten und feierte vier Etappensiege – das gelang noch keinem männlichen Athleten zuvor. Wer soll ihn diesmal schlagen? Ex-Tour de Ski-Sieger Alexander Legkov und sein Landsmann Evgeniy Belov, der nach der Sundby-Disqualifikation 2015 Tour-Zweiter war, sind von der Tour ausgeschlossen, gehen aber mit juristischer Hilfe gegen die Suspendierung an. Der Schwede Calle Halfvarsson, der in diesem Winter zeitweise Gelb trug, musste wieder einmal erkrankt absagen. So kommt die größte Konkurrenz Sundbys vermutlich wieder einmal aus Norwegen. Zu nennen sind da Finn Hågen Krogh, Emil Iversen und Didrik Tønseth. Internationale Konkurrenz bekommen die Norweger von Marcus Hellner, Sergey Ustiugov und hoffentlich auch Dario Cologna.
Die deutschen Ziele
Das deutsche Team besteht wie bereits vor Weihnachten angekündigt aus 19 Athleten (wir berichteten). Nach den erfolgreichen letzten Wochen gehen die Sportler von Andreas Schlütter zuversichtlich in das erste Saisonhighlight. Nach dem Weltcup in La Clusaz trainierte das Team noch einige Tage in Davos in mittlerer Höhe, bevor sie sich über die Feiertage weiter an ihren Stützpunkten vorbereiteten. „Bei der Tour de Ski möchten wir an unsere Leistungen aus La Clusaz anknüpfen. Dabei legen wir den Fokus nicht auf das Gesamtklassement, sondern wollen in einzelnen Etappen mit guten Leistungen überzeugen. Vor allem unsere Tour-Debütantinnen Antonia Fräbel, Katharina Hennig und Sofie Krehl sollen die ersten vier Etappen nutzen, um sich im Weltcup zu zeigen und Erfahrungen zu sammeln“, meinte der Sportliche Leiter. Dennoch wollen natürlich auch Nicole Fessel, Steffi Böhler und Sandra Ringwald ein gutes Gesamtergebnis einfahren. Für Steffi Böhler wird es die elfte Teilnahme an der insgesamt elften Tour de Ski sein, von der sie acht beendete – ihr bestes Resultat ist ein achter Platz. Nach den bisherigen Eindrücken des Winters sollten aber auch für Nicole Fessel und Sandra Ringwald ein Top15-Ergebnis drin sein.
Österreicher hoffen auf Stadlober
Die Österreicher setzen alle ihre Hoffnungen auf Teresa Stadlober. Nachdem sie teilweise schon mit guten Ergebnissen in dieser Saison überzeugen konnte, nimmt sie sich nach den Plätze zehn und elf in den letzten Jahren wieder viel vor: „Ein Top-Ten-Ergebnis in der Gesamtwertung ist auf jeden Fall mein großes Ziel“, meinte die Salzburger gegenüber der Presse. Für die Distanzspezialistin geht es darum, im einzigen Sprint der Tour auf der ersten Etappe nicht zu viel Zeit zu verlieren und beim Final Climb wie in den letzten Jahren wieder zu überzeugen. Ähnliche Hoffnungen hat auch Nathalie von Siebenthal nach den Plätzen 15 und 17 in den letzten Jahren. Sie führt das vierköpfige Schweizer Damen-Team an, aus dem Laurien van der Graaff im Sprint ihr Glück versucht. Bei den Herren ist die Frage, wie gut der dreimalige Tour-Sieger Dario Cologna inzwischen in Form ist und ob er schmerzfrei laufen kann. Außerdem rechnet sich bestimmt auch Toni Livers das eine oder andere gute Ergebnis aus.
Vieles LIVE auf Eurosport
Das erste Großereignis für Langläufer und Fans in diesem Winter, die Tour de Ski, wird von Eurosport größtenteils live übertragen. Manchmal steigt Eurosport etwas verspätet ein, beeinflusst durch z.B. die Springen der Vierschanzentournee. ARD und ZDF zeigen Zusammenfassungen. Als Alternative zum Fernsehen bieten sich die verschiedenen Livestreams der Öffentlich-Rechtlichen sowie der Eurosport Player an.
Etappenübersicht Tour de Ski 2017
#1 Val Müstair, SUI: 31. Dezember 2016
12:20 Uhr: Prolog Sprint FT
14:50 Uhr: Finalläufe Sprint FT
#2 Val Müstair, SUI: 1. Januar 2017
13:00 Uhr: 10km KT Massenstart Herren
16:00 Uhr: 5km KT Massenstart Damen
#3 Oberstdorf, GER, 3. Januar 2017
12:15 Uhr: 5+5km Skiathlon Damen
15:15 Uhr: 10+10km Skiathlon Herren
#4 Oberstdorf, GER, 4. Januar 2017
11:30 Uhr: 10km FT Handicap Damen
12:45 Uhr: 15km FT Handicap Herren
#5 Toblach, ITA, 6. Januar 2017
10:45 Uhr: 10km FT Herren
13:00 Uhr: 5km FT Damen
#6 Val di Fiemme, ITA, 7. Januar 2017
14:30 Uhr: 10km KT Massenstart Damen
15:30 Uhr: 15km KT Massenstart Herren
#7 Val di Fiemme, ITA, 8. Januar 2017
11:30 9km FT Damen Final Climb Alpe Cermis
15:30 9km FT Herren Final Climb Alpe Cermis