In diesem Winter besteht die Tour de Ski aus sechs Etappen in drei Ländern. Viele Athleten werden sie aber voraussichtlich wegen der Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele nicht beenden.
Auftakt in der Lenzerheide
In diesem Jahr startet die Tour de Ski wieder in der Lenzerheide. Los geht es am Dienstag, den 28. Dezember, mit einem Freistilsprint. Danach werden schon wie angekündigt einige Athleten die Tour de Ski verlassen, weitere werden nach der zweiten Etappe, einem Einzelstart über zehn und 15 Kilometer im klassischen Stil, das Handtuch werfen und dann in der Höhe verbleiben. Will man bis zu den Olympischen Spielen Höhenluft genießen, um sich bestmöglich auf Peking vorzubereiten, ist Lenzerheide nämlich die perfekte Möglichkeit, noch einmal ein paar Wettkämpfe mitzunehmen vor der langen Trainingsphase: Lenzerheide hat etwa 2700 Einwohner und liegt auf etwa 1500 Meter über dem Meer. Anders als es der deutsche Name vermuten lassen würde, liegt Lenzerheide (rätoromanisch: Lai) im romanischen Teil der Schweiz sehr zentral in Graubünden, dem südöstlichsten Kanton der Schweiz. Seit Jahren wechselt die Lenzerheide sich mit Val Müstair mit den Auftaktetappen der Tour de Ski ab. In der Schweiz sind trotz der Corona Situation Zuschauer erlaubt (3G, in Innenräumen 2G). Tickets kann man noch ab 20 CHF auf der Webseite tourdeskilenzerheide.ch buchen.
Keine Zuschauer bei Etappe drei und vier
Anders sieht es bei den beiden Etappen in Oberstdorf aus, wo leider wieder keine Zuschauer erlaubt sind. Die Strecken sind allen Athleten noch von der Nordischen Ski-WM im letzten Winter bestens bekannt. Der 9500 Einwohner-Ort im Allgäu hat in den Tagen zuvor bereits die Skisprung-Welt mit der Auftaktveranstaltung der Vierschanzentournee beherbergt. Kaum sind die Skispringer und ihr Tross nach Garmisch-Partenkirchen weitergereist, erreichen die Langläufer den bayerischen Ort, wo nach einem wettkampffreien Tag die Tour de Ski am Silvestertag mit einem Massenstart über zehn und 15 Kilometer in der freien Technik fortgesetzt wird. Nach dem Jahreswechsel gibt es die zweite Chance für die noch im Rennen verbliebenen Sprinter und die Allrounder, die ebenfalls gut sprinten können: Diesmal wird im klassischen Stil um den Sprintsieg gekämpft.
Entscheidung im Fleimstal an der Alpe Cermis
Anschließend stehen nach einem weiteren rennfreien Tag noch zwei Etappen in Italien an, die allen bereits aus den vergangenen Jahren bekannt sind: Nach dem Massenstartrennen am 03. Januar in Lago di Tesero, wo wie in jedem Jahr zehn und 15 Kilometer im klassischen Stil zu absolvieren sind, erklimmen die Läuferinnen und Läufer am 04. Januar bei der Schlussetappe die legendäre Alpe Cermis. Das gesamte Fleimstal ist 28 Kilometer lang und die Langlaufstrecken in Lago di Tesero werden auch der Austragungsort für die Olympischen Spiele 2026 sein. Vom Langlauf Stadion in Tesero bis zum Einstieg in die Alpe Cermis sind es etwa vier Kilometer, danach folgt für die, die dann noch am Start sind, die Entscheidung um den Sieg und die vorderen Plätze bei der Tour de Ski. Neben der “Rampa con I Campioni”für die Tapfersten, die den Spitzensportlern nacheifern möchten, findet in diesem Jahr auch wieder das sonst übliche Rahmenprogramm vor Ort statt – und Zuschauer sind wieder erlaubt!
546.000 CHF Preisgeld werden verteilt
Neben Ruhm und Ehre lohnt es sich auch finanziell für die Sportler, die Tour de Ski durchzustehen. Insgesamt werden während der sechs Wettkampftage 546.000 Schweizer Franken Preisgeld ausgeschüttet. Platz eins in der Gesamtwertung der Tour de Ski bringt dem Sieger 55.000 CHF Preisgeld ein, zusätzlich gibt es Bonifikationen für die einzelnen Etappen. Auch der 20. der Tour de Ski kann sich noch über ein kleines Preisgeld von 500 Franken freuen. Täglich gibt es im Ziel 3000, 2000 und 1000 CHF für die Damen und Herren auf dem Podium zu verdienen. Für die ersten Drei der Punktewertung nach sechs Etappen gibt es 6000, 4000 und 2000 CHF und der Führende der Tour de Ski-Gesamtwertung erhält täglich 1000 Schweizer Franken für das Tragen des Führungstrikots.
Titelverteidigung von Bolshunov und Diggins?
Klare Favoriten zu benennen ist in dieser Saison schwieriger denn je, da niemand weiß, wer das Ziel an der Alpe Cermis in dieser olympischen Saison erreichen wird. Vor vier Jahren vor den Olympischen Spielen in PyeongChang, als Heidi Weng und Dario Cologna triumphierten, beendeten 32 Damen und 43 Herren die siebte und letzte Etappe der Tour de Ski – gestartet waren damals 71 Damen und 94 Herren. Stellen sich keine erneuten gesundheitlichen Probleme ein, ist definitiv Alexander Bolshunov der Favorit auf den erneuten Tour de Ski-Erfolg, bei der er sich schon in den letzten zwei Wintern den Sieg holte wie auch den Gesamtweltcup. Seine größten Konkurrenten kommen sicher wieder aus dem eigenen Land – und aus Norwegen, sollten Krüger, Tønseth & Co. die sechs Etappen beenden. Ob Maurice Manificat wie 2021 einen Podestplatz erringen kann, ist nach seiner langwierigen Verletzung aus dem Sommer fraglich. Aber auch seine jungen Landsleute werden jedes Jahr stärker und könnten durchaus in den Kampf ums Podium eingreifen. Bei den Damen könnte sich Jessie Diggins ihren zweiten Gesamtsieg holen, aber zu den Plänen des amerikanischen Teams um Diggins und Brennan ist öffentlich nichts bekannt. Wenn sie die Tour de Ski beenden, wird ihre größte Konkurrenz wohl aus Russland, Norwegen und Schweden kommen. Heidi Weng konnte in der Vergangenheit bereits mit der Tour de Ski-Trophäe jubeln, ihre Cousine Tiril Udnes Weng wurde einmal Gesamt-Zehnte und auch deren Zwillingsschwester Lotta Udnes Weng hat schon einmal fast die gesamte Tour de Ski mit Ausnahme des Schlussanstiegs absolviert. Neuland ist die Tour de Ski allerdings für die 20-jährige Helene Marie Fossesholm. Auch Frida Karlsson kennt den Final Climb bisher nur aus Erzählungen, nachdem sie letztes Jahr vorher aufgeben musste. Teamkollegin Ebba Andersson ist der Final Climb aber umso besser bekannt – sie feierte dort vor einem Jahr ihren ersten Weltcupsieg. Im russischen Team schafften sowohl Natalia Nepryaeva (2019) als auch Yulia Stupak (2021) schon den Sprung auf das Tour-Podium. Aber diese Saison? Stupak absolviert ein spezielles Trainingsprogramm für die Olympischen Spiele und Nepryaeva scheint nicht in bester Form zu sein. „Zu schwer“ heißt es immer wieder von Elena Välbe und Yuri Borodavko: „Sie schleppt zu viele Muskeln mit sich herum.“ Lassen wir uns also überraschen, was uns während der Tour de Ski alles erwarten wird!
=> Weltcupstand Damen vor Tour de Ski
=> Weltcupstand Herren vor Tour de Ski
Was ist möglich für GER, SUI und AUT?
Für deutschsprachige Athleten sind Ergebnisse nahe des Podiums nach sechs Etappen wohl eher nicht zu erwarten. DSV-Teamchef Peter Schlickenrieder mahnt, auf den ersten Etappen keine Wunderdinge zu erwarten: „Allesamt haben viele Trainingskilometer aus den letzten Wochen in den Beinen. Daher könnte der Einstieg etwas schwerer fallen.“ Er rechnet damit, dass im Val di Fiemme aber wieder sehr gute Ergebnisse möglich sind. Besonders Katharina Hennig, die allerdings vor Weihnachten wie auch Jonas Dobler erkältet war, liebt die Strecken des Klassik-Massenstarts in Tesero, wo sie 2020 als Dritte erstmals aufs Podium lief und 2021 als Zweite noch einen draufsetzte. Auch der einzigen ÖSV-Starterin bei der Tour, Teresa Stadlober, liegt die Tour de Ski generell und sie war in den letzten Jahren immer wieder sehr weit vorne in der Endabrechnung vertreten. Dieses Jahr wird das aber wohl nicht so sein, wie sie selbst sagte. Sie hat sich das Ziel gesetzt, in einzelnen Etappen Akzente zu setzen und zwischendurch Kräfte zu sparen. Im Schweizer Team sind die Augen vornehmlich auf Dario Cologna bei seiner letzten Tour de Ski in seiner erfolgreichen Karriere gerichtet. Aber passt die Form bei dem dreimaligen Tour de Ski-Sieger, um erneut um die vorderen Plätze mitzureden? Auch für Laurien van der Graaff wird es die letzte Tour de Ski ihrer sportlichen Laufbahn sein und da sie ihre erste Alpe Cermis „gar nicht so schwer“ fand, ist es zumindest nicht ausgeschlossen, dass sie auch diesmal alle sechs Etappen bestreitet. Allerdings muss man bei ihr auch immer an ihre Long Covid-Beschwerden denken, die vor allem zu Saisonbeginn noch Rennen zunichte machten, wenn plötzlich die Erschöpfung kam. Ihre Teamkollegin Nadine Fähndrich hat als bestes Tour de Ski-Ergebnis einen elften Gesamtrang zu Buche stehen. Momentan ist bei ihr kein vorzeitiger Ausstieg geplant, allerdings fing sie sich vor Weihnachten eine Erkältung ein, die sie zur Absage von Dresden, einem ihrer Lieblingsweltcups, zwang. Wie ihre Form ist, wird sich vermutlich schon beim Freistilsprint in der Lenzerheide zum Auftakt zeigen.
Unterschiedliche Bedingungen im Laufe der Tour
Trifft die aktuelle Vorhersage ein, erwartet die Sportler gleich bei der ersten Etappe ein Wetter-Mix: Leichter Schneefall im Prolog bei -1°C, in den Heats dann aber Schneeregen oder Regen bei Temperaturen bis zu 3°C. Ähnlich ist die Lage am Mittwoch bei den Einzelstarts: Morgens Neuschnee bei Minustemperaturen, ab Mittag steigen die Temperaturen bis auf 3°C zur Rennzeit, wo Regen zu erwarten ist. Für Oberstdorf und das Val di Fiemme kann man noch keine detaillierten Vorhersagen treffen. Im Allgäu wird es aber definitiv wärmer und sonniger bei Temperaturen deutlich im Plusbereich. Im Fleimstal werden die Temperaturen laut aktueller Vorhersage leicht im Plusbereich liegen – aber bis in einer Woche kann sich viel ändern…
Tour de Ski im TV
Die Tour de Ski wird an fünf von sechs Tagen live bei Eurosport übertragen. Etappe zwei wird auf Eurosport2 gezeigt. Für unterwegs bietet sich der Eurosport Player an, wo es auch den Prolog der Sprintetappen zu sehen gibt. Anders als sonst üblich berichtet das ZDF live von den Langlauf-Rennen in Oberstdorf und steigt leicht verspätet in Val di Fiemme ein, während die ARD aus der Lenzerheide im TV nur Zusammenfassungen im Rahmen der Skisprung-Übertragungen bietet. SRF2 bietet fast die ganze Tour de Ski live an, lediglich bei Etappe zwei muss man für den Anfang des Damenrennens auf SRF Info ausweichen. In Österreich muss man etwas flexibel sein, ORF1 und ORFSport+ wechseln sich mit der Übertragung ab. Teilweise werden die Rennen live übertragen, an manchen Tagen werden aber auch nur Zusammenfassungen gezeigt, wenn die anderen Sportarten Priorität haben.
Zeitplan Tour de Ski
Dienstag, 28. Dezember 2021 Lenzerheide (SUI)
11:30 Uhr: Prolog Sprint FT Damen und Herren
14:00 Uhr: Finalläufe Sprint FT Damen und Herren
Mittwoch, 29. Dezember 2021 Lenzerheide (SUI)
13:30 Uhr: 10km KT Damen
15:00 Uhr: 15km KT Herren
Freitag, 31. Dezember 2021 Oberstdorf (GER)
12:55 Uhr: 15km FT Massenstart Herren
15:25 Uhr: 10km FT Massenstart Damen
Samstag, 01. Januar 2022 Oberstdorf (GER)
09:30 Uhr: Prolog Sprint KT Damen und Herren
12:00 Uhr: Finalläufe Sprint KT Damen und Herren
Montag, 03. Januar 2022 Val di Fiemme (ITA)
12:40 Uhr: 10km KT Massenstart Damen
14:50 Uhr: 15km KT Massenstart Herren
Dienstag, 04. Januar 2022 Val di Fiemme (ITA)
11:30 Uhr: 9km FT Damen Massenstart (Final Climb)
15:25 Uhr: 9km FT Herren Massenstart (Final Climb)