Katharina Hennig Dritte im Massenstart auf 100. Tour de Ski-Etappe

Astrid Uhrenholdt Jacobsen (NOR), Katharina Hennig (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Katharina Hennig sicherte sich im Massenstart über zehn Kilometer im klassischen Stil ihren ersten Podestplatz im Langlauf Weltcup. Der Sieg ging überraschend an Astrid Uhrenholdt Jacobsen vor Ebba Andersson – Therese Johaug wurde nur Vierte.

Hennig bärenstark

Katharina Hennig (GER), Therese Johaug (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

„Noch drei Etappen. Jetzt gilt es die letzten Kräfte zu mobilisieren, jetzt kommt meine Schokoladendisziplin, der Klassik Massenstart. Da freue ich mich besonders drauf. Ich denke nicht, dass jetzt vordergründig das Ziel ist, Therese Johaug zu schlagen. Die ist natürlich ein absolutes Ausnahmetalent. Das ist vielleicht ein bisschen weit weg im Moment. Wir versuchen immer weiter, die Lücke zu schließen und die Abstände werden auch immer geringer. Mit Geduld und Spucke kriegt man das hin“, meinte Katharina Hennig vor dem Start – ohne zu ahnen, dass es so schnell gehen würde. Die Sächsin war während des gesamten Rennens einer der Aktivposten und immer in vorderster Front zu finden. Zunächst sah jedoch alles nach business as usual aus: Therese Johaug hielt das Tempo hoch und versuchte, am Brink-Anstieg eine Lücke zu reißen mit Ebba Andersson, die sich in der anschließenden Anfahrt zum Omega aber sofort wieder schloss. In der schwierigen Kurve mit Höchstgeschwindigkeit kam die Norwegerin beim Umtreten zu Fall, Katharina Hennig konnte gerade noch ausweichen. Johaug brauchte eine Weile, um sich wieder in die Führungsposition der zu diesem Zeitpunkt siebenköpfigen Gruppe zu bringen und konnte sich während des gesamten Rennens nicht absetzen. Da das Tempo ohne Tempomacherin Johaug etwas langsamer war, wuchs die Gruppe bis Mitte der zweiten Runde auf 19 Damen an. Beim Sprint um Bonussekunden nach sechs Kilometern, den auch schon Jacobsen vor Andersson und Hennig gewann, setzten sich sechs Damen plus Nepryaeva und Maubet Bjornsen ab, die aber immer wieder aus der Spitzengruppe herausfielen und hinter den Top6 hinterherliefen.

Erarbeiteter Erfolg für Hennig

Ebba Andersson (SWE), Astrid Uhrenholdt Jacobsen (NOR), Katharina Hennig (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Die Schlussphase begann mit der Abfahrt ins Omega gefolgt mit dem langen Zorzi-Anstieg, an dem die Trainer die Sportlerinnen noch einmal anfeuerten für den Schlussspurt. Zu Beginn des Anstiegs blieb Ingvild Flugstad Østberg mit dem linken Ski im Schnee hängen und stürzte, so dass Therese Johaug um sie herumlaufen musste. Jacobsen, Andersson und Hennig erhöhten angefeuert von den „Hinter dir gab es einen Sturz! Ihr seid nur noch drei!“-Rufen noch einmal das Tempo und liefen dem Podium entgegen. Johaug konnte zwar noch fast wieder aufschließen, aber kurz vor der Kuppe verließen die Norwegerin die Kräfte und die ersten drei hatten sich endgültig abgesetzt. Katharina Hennig ging als Erste in die Abfahrt zum Stadion, aber Jacobsen überholte außen und die Deutsche lief als Dritte ins Stadion ein. Im Zielsprint musste sich Ebba Andersson der Norwegerin geschlagen geben, Katharina Hennig überquerte laut jubelnd als Dritte die Linie. „Ich kann es noch nicht fassen, ich bin sprachlos. Ich habe die ganze Zeit nicht dran geglaubt, dass ich das schaffen kann, bis zur letzten Runde als ich gemerkt habe, dass ich noch dran bin. Dann habe ich einfach alles aus mir rausgeholt. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, meinte Katharina Hennig völlig überwältigt. „Ich habe meine Familie immer gehört, ich war heute total wach im Rennen . Ich wusste genau, wer wo steht und habe mich von Person zu Person gehangelt und habe die Anfeuerrufe aufgenommen und versucht, sie in Energie umzuwandeln. Mir ist klar, dass das jetzt nicht ständig passiert – aber ich werde das jetzt ganz besonders genießen.“ Auch Peter Schlickenrieder war voll des Lobes für seine Athletin: „Sensationell kann man nicht sagen, das hat sich ja angedeutet. Sie hatte zwei Top10 Ergebnisse und vor allem hatte sie eine sehr aktive Renngestaltung. Jetzt ihr es aufgegangen. Sie hat heute wieder das Renngeschehen bestimmt, sie ist aktiv gelaufen. Da freuen wir uns riesig, den dritten Platz hat sie sich erarbeitet. Das ist ihr nicht in den Schoß gefallen. Das ist jetzt eine Momentaufnahme, wir haben sehr sehr gutes Material gehabt. Das sieht in einem Monat unter Umständen schon wieder anders aus. Dass man die Konstanz wie eine Johaug hinbekommt und dass man als Erste über die Ziellinie geht, das dauert noch 1-2 Jahre.“ Für den Deutschen Skiverband war es das erste Distanz-Podium seit Steffi Böhler in Rybinsk 2015, das auch Siegerin Astrid Jacobsen lobte: „Das ist ein sehr ungewöhnliches Podium, das fand ich überraschend. Ich denke, wir sind eine gute Mischung mit mir als Veteran und Ebba und Katharina die Läuferinnen der Zukunft. Auch ist das Podium für Katharina selbst, ihr Team und den internationalen Langlauf unglaublich wichtig.“ Therese Johaug überquerte mit einigen Sekunden Abstand als Vierte die Linie vor Ingvild Flugstad Østberg. Natalia Nepryaeva wurde Sechste vor Sadie Maubet Bjornsen und Heidi Weng, die im Brink-Anstieg den Anschluss verloren hatte. Rang neun ging an Jonna Sundling vor Tiril Udnes Weng.

Stadlober Elfte, Vici Carl mit Schmerzen nach Sturz

Teresa Stadlober (AUT), Sadie Maubet Bjornsen (USA), Victoria Carl (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Teresa Stadlober gehörte diesmal zur zweiten großen Gruppe, die sich in der zweiten Runde gebildet hatte. Die Ursache war wieder viel Pech: Ein Sturz in der Abfahrt in der ersten Runde verhinderte wieder einen Top10 Platz von Teresa Stadlober. Das Missgeschick passierte am Ende der Abfahrt eingangs einer scharfen Kurve mit hohem Tempo, wo eine andere Läuferin ihre Skier touchierte und sie dadurch wiederum mit ihren Skier zusammen stieß, was ihren Sturz zu Folge hatte und sichtbare Spuren (Schürfwunden am Unterarm) hinterließ. „Ich bin voll motiviert in dieses Rennen gegangen und war bis zum Sturz gut dabei. Dann ging alles so schnell und ich verlor wieder wertvolle Plätze. Danach versuchte ich mich wieder in das Rennen zu bringen und das Beste daraus zu machen. Heute hatte ich mir durchaus einiges zugetraut, beim Massenstart kann halt immer was passieren und das Glück war leider nicht auf meiner Seite. Jetzt gilt es bis Sonntag alle Kräfte bündeln um am Ende noch einen Top10 Platz zu erreichen.“ Im Zielsprint um Platz neun musste sie sich Sundling und Weng geschlagen geben und wurde Elfte. Wie Therese Johaug und Teresa Stadlober war auch Victoria Carl in der Haardnadel in der ersten Runde gestürzt und hatte sich dabei offenbar am linken Arm verletzt. Zwar kämpfte sie sich wieder durchs Feld, konnte die Gruppe von Stadlober aber nicht mehr erreichen. Sie war immer jenseits der Top20 unterwegs und erreichte das Ziel schließlich als 23. Im Ziel fasste sie sich sofort an den linken Arm und brach in Tränen aus. Sprinterin Laurien van der Graaff zeigte von der letzten Startposition im Feld ein erstklassiges Rennen und lief als einzige verbliebene Schweizerin als 27. in die Punkte, die Antonia Fräbel wie auch die Österreicherin Lisa Unterweger als 33. und 37. verpassten.

=> Ergebnis 10km KT Massenstart
=> Tour de Ski nach fünf Etappen

 

 

 

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