Harald Østberg Amundsen konnte seinen Vorsprung aus dem gestrigen Einzelstart knapp vor den Verfolgern behaupten. Er siegte vor Edvin Anger und Johannes Høsflot Klæbo, der weiter in Gold bleibt. Mika Vermeulen wurde Fünfter und Friedrich Moch Neunter.
Amundsen auf sich allein gestellt
Die vierte Etappe der Tour de Ski 24/25 am Neujahrstag bestand aus einem Verfolgungsrennen basierend auf dem Ergebnis des langen Einzelstarts, bei den die Nettozeit dieser Etappe in die Tour de Ski-Gesamtwertung eingeht. Sprintpunkte oder Bergpunkte gibt es unterwegs diesmal nicht zu verdienen. Wie erwartet musste Harald Østberg Amundsen vorne sein eigenes Ding machen, während sich hinter ihm Gruppen bildeten. Der Norweger baute seinen Vorsprung auf die direkten Verfolger zunächst aus, während sich dahinter Johannes Høsflot Klæbo im Alleingang weiter nach vorne arbeitete und nach fünf Kilometern zu Simen Hegstad Krüger und Andrew Musgrave, die gestern auf dem Podium standen, aufschloss. Zu diesem Zeitpunkt hatte er 15 Sekunden auf den Führenden gutgemacht und übernahm auf der zweiten Runde die Führungsarbeit bei den Verfolgern, um Amundsen näher zu kommen, was Ende der zweiten Runde auch gelang. Klæbo zerlegte seine Dreiergruppe und verkürzte den Abstand auf Amundsen auf 17 Sekunden vor Beginn der letzten Runde – doch auch auf die nächsten Gruppen wurde Amundsens Vorsprung geringer. Im langen Anstieg verlor Klæbo, dessen Ski nicht so viel Grip hatte, wieder deutlich an Boden und Krüger konnte wieder zu ihm aufschließen. Aber bergab in der zweiten Hälfte der Runde nutzte Klæbo wieder seinen auf Fahrt gewachsten Ski, um Amundsen immer näher zu kommen.
Amundsen knapp vorne
Kurz vor dem Stadion wurde Klæbo von Edvin Anger attackiert, dem er nichts entgegenzusetzen hatte. Der Sieg ging dennoch knapp an Harald Østberg Amundsen, der sich mit 2,5 Sekunden Vorsprung vor den beiden Verfolgern behaupten konnte. „Das war das härteste Rennen, das ich je gemacht habe. Ich habe mich am Anfang sehr gut gefühlt und habe versucht, Kräfte für das Ende zu sparen. Aber ich habe gehört, dass die anderen näher kommen. Im langen Anstieg der letzten Runde konnte ich wieder etwas ausbauen, aber in den letzten zwei Kilometern war ich komplett blau. Sie kamen noch nah heran, aber ich bin froh, dass ich der Sieger bin“, sagte er nach dem Rennen. Knapp hinter Anger, der mit der schnellsten Laufzeit heute seinen ersten Weltcupsieg holte, belegte Johannes Høsflot Klæbo Rang drei. In der Gesamtwertung bleibt er dennoch vorne, führt nun aber mit 36 Sekunden vor Anger und 57 Sekunden vor Amundsen. Als Vierter und Fünfter sprinteten Hugo Lapalus und Mika Vermeulen ins Ziel. Simen Hegstad Krüger wurde Sechster. Die zweite Hälfte der am Schluss geteilten Gruppe führte Jan Thomas Jenssen an, der vor Mathis Desloges und Friedrich Moch Siebter wurde. Andreas Fjorden Ree komplettierte die besten Zehn.
Vermeulen sehr guter Fünfter
Nachdem er gestern nicht zufrieden war, konnte Mika Vermeulen heute wieder strahlen. In seiner eigentlich schwächeren Technik, in der er sich aber seit zwei Jahren deutlich verbessert hat, verrichtete er viel Führungsarbeit und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Gruppe um Klæbo noch eingeholt wurde. „Ich habe heute mit diesem fünften Platz mein bisher bestes klassisch Resultat eingestellt, aber es war ein brutal hartes Rennen. In der Früh habe ich mich nicht wirklich frisch gefühlt und dann habe ich mir schon fast Sorgen gemacht. Ich bin aber gut in das Rennen hineingestartet, hatte eine starke Gruppe und wir haben super zusammengearbeitet. Am Schluss hat dann Edvin Anger noch einmal richtig Betrieb gemacht, es ist noch einmal ordentlich nach vorne gegangen und kurz habe ich mir schon gedacht, dass sogar das Podium vielleicht noch möglich ist. Jetzt bin ich heute Fünfter geworden und momentan sogar Vierter in der Gesamtwertung – also fahren wir nach Val di Fiemme, ich freue mich darauf!“, sagte der Ramsauer.
Moch glücklicher Neunter
Friedrich Moch zeigte sich auch mit seiner heutigen Leistung und dem Material sehr zufrieden. „Ich bin sehr erleichtert, wie es heute gelaufen ist. Wir hatten unverschämt gute Ski. Lob an die Techniker, nachdem es die ersten zwei Tage nicht so gepasst hat, waren wir heute mit dem besten Material unterwegs. Das hat mir heute sehr geholfen“, sagte der zufriedene Neunte, der die sechste Nettozeit lief und gar nicht mit so einem Ergebnis gerechnet hatte: „Heute Nacht habe ich ziemlich schlecht geschlafen. Ich hatte heute morgen kein gutes Gefühl. Ich war ganz schön fertig, aber als dann der Wettkampf los ging konnte ich mich fokussieren und habe mich auf den Wettkampf konzentriert.“ Über sein Rennen erzählte er: „Wir haben die Spitze ganz gut eingeholt und haben richtig Boden gutgemacht. Schade, dass ich dann ganz am Ende die kleine Lücke aufgehen lassen musste. Aber mit einem Top-10 Platz bin ich heute sehr zufrieden. Die Taktik ist aufgegangen. Am Anfang war ich nicht sicher, da haben sie Aufbruch gemacht, dann waren wir dran, das letzte Mal den Berg hoch hat es mich nochmal gepusht. Da hatte ich richtig Bock. Ich wollte wirklich zu denen vorne aufschließen und dann waren wir auch dran und ja…“ Morgen steht ein weiterer Ruhetag auf dem Programm und dann der zweite Sprint, in dem er sich keinerlei Chancen auf ein Weiterkommen ausrechnet: „Schauen wir mal, es sind noch ein paar Rennen. Es kommt erstmal wieder ein Sprint, das ist nicht meine Lieblingsdisziplin. Aber dann kommt noch ein Skiathlon und die Alpe Cermis, auf diese Wettkämpfe freue ich mich, da will ich nochmal zwei gute Wettkämpfe machen und dann schauen wir, was noch geht“, sagte er im Hinblick auf die Gesamtwertung, in der er nun 14. ist.
Brugger wieder knapp vorbei
Janosch Brugger hat gute Erinnerungen an Wettkämpfe dieser Art, feierte er doch damals in Lillehammer dank der schnellsten Nettozeit seinen ersten und einzigen Weltcupsieg. Heute verpasste er die halbe Olympianorm am zweiten Tag in Folge wieder denkbar knapp als 16, ist aber zuversichtlich: „Ich glaube schon, dass das die WM-Norm war. Die letzten zwei Tage waren so Langlaufrennen wie ich es mir vorstelle. Mit ordentlich Zug, mit geilem Material, mit Sonne bei -8 Grad, das ist ein Traum“, so Brugger, der sich eine Taktik zurecht gelegt hatte: „Ich habe gewusst, dass knapp hinter mir der Poromaa startet. Der hat im Klassischen einen absolut angenehmen Schritt läuft, wo ich mitlaufen kann, wenn ich einen guten Tag habe. Darum war das geplant, dass ich mich möglichst mitziehen lasse und dann hat man eine super Gruppe. Da war Zug drin, aber das Tempo war so, dass ich das gut mitlaufen konnte. Das war top.“ „Das war heute wieder ein positiver Tag. Wir sind gut ins Neue Jahr gestartet. Die Top-Leistung kam heute vom Frie, er hat ein sehr gutes Rennen gemacht. Aber auch Janosch hat mit dem 16. Platz eine absolut starke Leistung gezeigt, er hat eine bessere Tagesleistung gehabt wie der Gewinner Amundsen und hat gezeigt, was in ihm steckt. Von demher können wir da zufrieden weiter fahren“, sagte Herren-Trainer Marc Steur. Albert Kuchler konnte seine Startposition als 32. in etwa behaupten und sich einen Platz nach vorn schieben. „Beim Albert ist die Tendenz steigend, er tut sich noch ein bisschen schwer nach dem Skandinavien-Block und der Weihnachtspause. Da können wir zufrieden sein“, so Steur. Florian Notz büßte dagegen ein paar Plätze ein und wurde 39., während sich Sprinter Anian Sossau als 46. wacker schlug. Auf Instagram schrieb Notz später: „2 Stürze, 1 Stockbruch und einen kaputten Rücken. Aus der Tour de Ski bin ich raus. Ich werde mich jetzt ordentlich ausruhen und dann neu angreifen!“ Peter Schlickenrieder strahlte: „Ein deutlicher Schritt nach vorne. Jetzt geht es darum, auch den Rest des Männer-Teams auf Vordermann zu bringen.“ Jan Stölben entschied sich nach dem Warmlaufen gegen einen Start. Er fühlte sich nicht mehr gut und will nach dem harte Rennen gestern als Sprinter kein Risiko für die weitere Saison eingehen. „Leider hat sich der Jan gestern nach dem Rennen mehrfach übergeben und musste deswegen schweren Herzens nach dem Warmup das Ganze abbrechen. Das tut ihm ein bisschen weh. Er hätte natürlich gerne im Val di Fiemme die neuen Sprintstrecken besichtigt für die Olympischen Spiele, aber es macht so keinen Sinn. Der Körper ist leer. Er muss sich nun wieder aufbauen, ein gutes Training machen, zu Kraft kommen und dann wieder in den Weltcup einsteigen“, meinte der Trainer.
Bester Schweizer auf 30
Der beste Schweizer der letzten Etappen, Jason Rüesch, musste heute wegen Rückenproblemen auf einen Start verzichten. In seiner Abwesenheit belegte Beda Klee, der vor der Tour de Ski krank war, als bester Eidgenosse Rang 30. Beda Klee, im letzten Jahr brillanter Gesamt-Fünfter, ist nach einer Corona-Erkrankung vor Weihnachten nicht in Topform und erklärte im SRF-Interview, er habe „kein gutes Gefühl und keine Kraft“ gehabt und sei auch „technisch nicht schön gelaufen.“ Cyril Fähndrich machte angefeuert von seinen Eltern an der Strecke fünf Plätze gut und wurde 34. Jonas Baumann kam als 53. ins Ziel und die Sprinter Valerio Grond und Janik Riebli als 63. und 70.
=> Ergebnis 15 Kilometer Klassisch Verfolgung Herren
=> Nettozeit der vierten Etappe
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