Langlauf Weltcup: Diggins baut mit 24. Sieg Führung in Tour de Ski in Toblach aus

Jessie Diggins (USA) © Modica/NordicFocus

Auch auf der zweiten Etappe der Tour de Ski in Toblach, dem Klassik-Massenstart über 15 Kilometer, heißt die Siegerin wieder Jessie Diggins, die damit ihre Führung in der Gesamtwertung ausbaut. Das deutsche Team platzierte sich außerhalb der besten 15.

Schwieriger Start

Rosie Brennan (USA), Victoria Carl (GER), Lotta Udnes Weng (NOR), (l-r) © Vanzetta/NordicFocus

Die Startaufstellung für den Massenstart auf der zweiten Etappe erfolgte nach dem Ergebnis des Sprints, so dass sich die meisten Distanzläuferinnen erst durch das Feld nach vorne arbeiten mussten. Zudem kam es zu einem Sturz nach etwa 800 Metern, in den offenbar Victoria Carl und Rosie Brennan (32. und 28. nach dem Sprint) verwickelt waren und bei der ersten Zwischenzeit um Platz 50 lagen. Therese Johaug und Astrid Øyre Slind brauchten nur bis zum ersten Anstieg um sich vorzuarbeiten, für Victoria Carl und andere dauerte es bis Anfang der zweiten Runde. Ab der zweiten Runde ab es kurzzeitig immer wieder Lücken im vorderen Feld, aber nie konnte sich jemand dauerhaft absetzen. Während nahezu des gesamten Rennens waren Johaug und Slind für die Tempoarbeit verantwortlich, während sich Kerttu Niskanen sich die Skienden hängte und alle anderen sich immer wieder bemühten, nicht den Kontakt zu halten.

Acht Damen in Spitzengruppe

Kerttu Niskanen (FIN), Jessie Diggins (USA), Astrid Oeyre Slind (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Mit Beginn der letzten Runde gehörten neun Athletinnen zur Spitzengruppe, aber Linn Svahn verlor kurz darauf erneut den Anschluss und ließ sich in die Verfolgergruppe zurückfallen, um Kräfte zu sammeln. Jessie Diggins konnte eine erneute Lücke zum Führungstrio wieder zulaufen und genau einen Kilometer vor dem Ziel war sie erneut im Fokus der Kameras: Die Sprintsiegerin richtete sich auf und schüttelte sich, dann näherte sich die Gruppe zum letzten Mal dem Stadion. Im Anstieg des Sprints griff Diggins die führenden Johaug und Slind an und überholte. Sie zog das Tempo durch und kam als Erste auf die Zielgerade, wo sie sich den zweiten Sieg bei dieser Tour de Ski sicherte. Kerttu Niskanen ersprintete sich Platz zwei und belegt auch in der Tour de Ski nun den zweiten Rang mit 38 Sekunden Rückstand. Platz drei sicherte sich Astrid Øyre Slind vor Heidi Weng. Silje Theodorsen wurde Fünfte vor Therese Johaug, die sich schon im letzten Anstieg geschlagen gab und nicht mehr um die Podestplätze kämpfen konnten. Sie ließ nur Ebba Andersson aus der zum Schluss noch siebenköpfigen Gruppe hinter sich. Sowohl Johaug als auch Andersson erhielten zudem eine gelbe Karte für eine Technikverletzung und gehören zusammen mit einigen Sprintern nun zu denen, die eine zweite gelbe Karte dringend vermeiden müssen, um nicht die Tour de Ski zu verlieren.

Erneute Überraschung für und durch Diggins

Jessie Diggins (USA) © Modica/NordicFocus

Der Sieg auf Etappe zwei war erneut eine große Überraschung für Jessie Diggins, für die es der erste Sieg in einem Klassikrennen war. Damit hatte sie selbst nicht mehr gerechnet wie auch gestern mit einem Sprintsieg als 33-Jährige. „Das ist sehr cool. Das hat mich etwa 340 Weltcuprennen gekostet. Deswegen sollte man nie aufgeben. Ich habe so hart an meiner klassischen Technik gearbeitet – mein ganzes Leben schon! Es ist jetzt sehr emotional, es geschafft zu haben. Ich bin so dankbar für das Team, die mir so tolle Ski gegeben haben. Ich hatte im letzten Anstieg noch den Grip, so dass ich Gas gegeben habe und es war einfach magisch, richtig cool. Ich ging mit einem Glücksgefühl in dieses Rennen, ich bin gesund, glücklich und liebe, was ich tue. Wir haben eine geniale Atmosphäre im Team und das gibt heute eine große Party im Truck“, strahlte sie, die ihre Verfolger in der Tour de Ski mit diesen Siegen auf Abstand hält, obwohl es dieses Jahr keine Bonussekunden mehr für ein Podium gibt. Auch DSV-Teamchef Peter Schlickenrieder war mit Diggins als Siegerin sehr zufrieden: „Man hat gesehen, sie war materialmäßig gut, sie ist aber auch ein Fighter vor dem Herrn und sie weiß um ihre Chancen. Wenn sie dabei ist, muss man einfach mit ihr rechnen, sie ist gut im Sprint und eine der besten Allroundläuferinnen. Es freut mich für Jessie, sie investiert sehr viel.“ Diggins liegt nun 38 Sekunden vor Niskanen, Slind und Weng sind schon 1:09 Minuten zurück und dicht gefolgt von Theodorsen und Johaug, die auch die Bergpunkte unterwegs mitnahm. Auch Niskanen hat sich in den nächsten Tagen noch einiges vorgenommen: „Als ich in die Arena kam, hatte ich Slind als Favoritin ausgemacht und hängte mich an ihre Skienden. Ich dachte, ich könnte sie im Zielsprint überholen und mir den Sieg holen. Stattdessen hat Diggins mich auf den letzten 100 Metern rechts überholt. Das war etwas überraschend für mich und endete nicht wie erhofft“, sagte sie bei Viaplay. „Ich denke, ich kann jede Etappe dieser Tour gewinnen und am Ende sehen wir, was das im Gesamtklassement wird. Es gibt noch so viele Rennen und die Situation wird sich bis zum Ende immer wieder ändern.“

Gutes Klassikrennen von Stadlober

Teresa Stadlober (AUT) © Modica/NordicFocus

Teresa Stadlober war auf der zweiten Etappe die beste deutschsprachige Athletin im Rennen und hielt bis zur letzten Runde mit der Spitze mit. Dann musste sie nach einer halbe Runde die Gruppe ziehen lassen, als das Tempo noch höher wurde und sie belegte mit 23 Sekunden Rückstand Platz acht, was Rang zehn in der Gesamtwertung bedeutet. „Von Position 59 bin ich noch nie in ein Rennen gestartet und deswegen hatte ich auch gleich ein paar Zusatzmeter bis zur Startlinie zu bewältigen. Am Anfang war es natürlich ein wenig hektisch, mit vielen Stop-and-go-Phasen. Beim ersten langen Anstieg habe ich dann die Gunst der Stunde genutzt und konnte viele Plätze gutmachen. Das war wichtig, damit ich gleich in der ersten Gruppe mitlaufen konnte. In der vierten Runde habe ich dann allerdings gemerkt, dass bei mir der Stecker gezogen wurde und dann bin ich ab der Hälfte der Schlussrunde leider abgerissen. Trotzdem war das für mich ein sehr gutes Rennen, ich konnte lange mit der Spitze mithalten und bin teilweise auch über meine Verhältnisse gelaufen. Ich habe alles gegeben und mit dem achten Platz bin ich absolut zufrieden. Die Form passt und gerade nach dem enttäuschenden Sprint-Prolog gestern, war das heute ein sehr positives Ergebnis. Jetzt heißt es, sich gut zu erholen und am Dienstag wieder voll anzugreifen“, sagte sie nach dem Rennen. 20 Sekunden nach Stadlober gewann Linn Svahn den Sprint der Verfolgergruppe vor Krista Pärmäkoski, Johanna Matintalo und Moa Ilar. Magdalena Scherz war nach ihrem sehr guten 20. Platz im Sprint wie geplant abgereist. Katharina Brudermann, die dritte Österreicherin in der diesjährigen Tour de Ski, wurde 43. im Massenstart.

Schwieriges Rennen für Carl

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

Für Victoria Carl, die nach dem Ausfall von Katharina Hennig und Coletta Rydzek die einzige Hoffnung auf Podestplätze der deutschen Damen während der Tour de Ski ist, wurde es ein schwerer Tag. Zunächst wurde sie durch den frühen Sturz zurückgeworfen und musste sich von Platz 50 wieder nach vorne kämpfen. Kaum war das geschafft, bekam die Thüringerin Probleme, das Tempo vorne mitzugehen, so dass sie nach zwei Runden 21 Sekunden hinter der Führenden an 15. Stelle lag. Bis zum Ziel wuchs der Rückstand auf 1:26 Minuten an, ihre Position konnte sie aber in der zweiten Rennhälfte als 17. in etwa behaupten. Was sie im Rennen für Probleme bekam, erzählte sie später im ZDF: „Ich glaube, wir waren mit dem Ski nicht ganz so dabei, wir haben mega gekämpft, mein Körpergefühl ist nicht ganz so gut gerade, mir war sehr sehr schlecht im Ziel. Ich habe in der dritten Runde was getrunken, was ich aber auch gebraucht habe, weil die Luft so trocken ist. Es war natürlich besser als gestern, das Gefühl ist besser und jetzt geht es Stück für Stück nach vorne. Ich konzentriere mich jetzt voll auf das lange Skatingrennen. Das ist auch eine Strecke, die mir entgegen kommt und wir wenden jetzt das Feedback an unsere Techniker weitergeben, die werden ihr Möglichstes tun, dass sie den Jungs super Ski unter die Füße schnallen und am Dienstag ist ein neuer Tag.“

Gimmler und Sauerbrey zufrieden mit Massenstart

Laura Gimmler (GER) © Modica/NordicFocus

Knapp hinter Carl erreichte Laura Gimmler als gute 19. das Ziel, die als beste Deutsche in der Tour de Ski 16. ist. „Es war auf jeden Fall ein solides Rennen heut für mich, ein anständiges Distanzrennen, das nehme ich mit für die Tour-Gesamtwertung. Das gibt mir nochmal mehr Selbstvertrauen jetzt auch im Distanz und macht Vorfreude und Mut für den Rest“, sagte Laura Gimmler, die an die Gesamtwertung noch nicht viel denkt. „Das ist sehr früh, um das zu sagen, es sind ja gerade mal zwei Wettkämpfe weg. Gestern hat Axel gesagt, es sind noch 90 Kilometer übrig, also steht noch ein bisschen was an. Vor zwei Jahren war ich 16. und würde das natürlich gerne toppen.“ Katherine Sauerbrey war als 23. nur wenige Sekunden langsamer als die Teamkolleginnen und auch Helen Hoffmann und Pia Fink kamen als 26. und 29. noch unter die besten 30. „Ich bin echt zufrieden mit Platz 23. Es war doch nicht so einfach, da ich sehr weit hinten gestartet bin aufgrund des Sprints gestern. Aber ich hab mich nicht stressen lassen und konnte an den Bergen viel aufholen. Ich hatte einen guten Ski“, sagte Katherine Sauerbrey, die hinzufügt: „Ich habe Vici gleich in der ersten Runde stürzen sehen, das tat mir sehr leid, muss ich sagen. Ich glaube, es ging ihr auch nicht ganz so gut. Mal schauen, aber ich weiß das sie sehr viel drauf hat und ich denke, da geht noch einiges.“ Lisa Lohmann belegte Rang 36 und Sprinterin Anna-Maria Dietze wurde 42. Sofie Krehl hatte auf einen weiteren Start verzichtet, um sich „die nächsten harten Distanzrennen, die der Weiterentwicklung der Sprintleistung nicht unbedingt zuträglich sind“ zu ersparen, wie der DSV meldete. Damen-Trainer Per Nilsson sagte nach dem Rennen: „Es war ein hartes Massenstartrennen, bei dem die Distanzläufer von hinten gestartet sind. So war das Ergebnis okay, aber wir hoffen auf mehr. Vicis Sturz zusammen mit Brennan und Weng hat sie zurückgeworfen, das hat natürlich Stress verursacht, aber ich denke, das hat nicht viel am Gesamtergebnis geändert. Es ist wie es ist. Es ist eine lange Tour. Es ist wichtig, die Batterien wieder auszuladen für die nächsten beiden wichtigen Etappen.“

Fähndrich wird 18.

Nadine Faehndrich (SUI) © Modica/NordicFocus

Die beiden Schweizerinnen Nadine Fähndrich und Anja Weber, die gestern ins Finale gesprintet waren, liefen in der ersten Runde noch ganz vorne mit. In der zweiten Runde wurde dann zunächst Fähndrich durchgereicht, nachdem sie gestern noch sagte, die Strecke des Massenstarts würde ihr liegen. Anja Weber konnte sich noch wieder zurück kämpfen, verlor dann aber im Toby-Anstieg, zu Beginn der dritten Runde endgültig den Anschluss. Am Schluss wurde Fähndrich immerhin noch 18. im deutschen Carl-Gimmler-Sandwich. „Es war eine ordentliche Leistung, obwohl die 15 Kilometer wohl die Distanz sind, die ich hier im Programm am wenigsten mag. Ich spürte die Müdigkeit von gestern noch etwas“, sagte Fähndrich nach dem Rennen im Schweizer Fernsehen. Anja Weber kam als 27. ins Ziel, was nun Platz elf und 17 in der Gesamtwertung bedeutet. Marina Kälin überquerte als 32. die Ziellinie, ihre ältere Schwester Nadja wurde 38. und Giuliana Werro 44. Die Sprinterinnen Alina Meier und Lea Fischer belegten die Plätze 52 und 54.

=> Ergebnisse Massenstart Klassik Damen
=> Zwischenstand nach zwei Etappen

 

Tour de Ski zum Nachlesen

=> Großes deutsches Team für 19. Tour de Ski nominiert
=> Alle sieben Etappen der 19. Tour de Ski erstmals komplett in Italien
=> Diese Athleten wurden für die 19. Tour de Ski nominiert
=> Tour de Ski in Toblach beginnt mit Sprintsiegen von Diggins und Klæbo – Fähndrich und Riebli Dritte

 

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