Trotz Schmerzen brachte Jessie Diggins ihren zweiten Tour de Ski Sieg nach Hause. Heidi Weng stürmte als Massenstart-Zweite hinter Sophia Laukli noch auf den zweiten Gesamtrang vor Kerttu Niskanen. Victoria Carl wurde Gesamt-Neunte und Katharina Hennig Elfte.
Laukli gewinnt Final Climb vor Weng
Das Rennen der Damen entwickelte sich zu einem Duplikat des Rennens der Herren – mit anderen Namen. Allerdings blieb im Anstieg länger eine größere Gruppe zusammen, nachdem im Flachen Teresa Stadlober das Rennen angeführt hatte. Im Anstieg übernahm Heidi Weng das Kommando, die die Tour de Ski schon zweimal gewonnen hatte. Im ersten Steilstück mit 24 Prozent Steigung setzte sich die Norwegerin aus der Gruppe ab, aber Sophia Laukli nahm die Verfolgung auf. Auch ein kleiner Sturz hinderte die Amerikanerin nicht, innerhalb kurzer Zeit wieder an den Skienden von Weng zu sein, während Jessie Diggins erfolglos versuchte, mit den beiden mitzugehen und schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gut aussah. Drei Minuten später hatte Diggins in Kerttu Niskanen eine Weggefährtin gefunden, die aber wenig später vorbeizog und auch Frida Karlsson verlor nun immer mehr Zeit. Vorn lief das Duo dem Sieg an der Alpe Cermis entgegen und wie bei den Herren attackierte auch hier Sophia Laukli auf dem Geradeaus-Stück vor dem Ziel und Heidi Weng konnte nicht mehr kontern. Die 23-Jährige mit amerikanisch-norwegischen Eltern feierte wie zuvor Jules Lapierre ihren ersten Weltcupsieg, nachdem beide im Vorjahr Platz drei belegt hatten. „Ich wollte nicht mit zu hohen Erwartungen in die Etappe starten“, sagte Laukli. „Ich weiß immer noch nicht, ob ich es schon glaube. Ich war sehr nervös. Das werde ich jetzt aber auskosten.“ Heidi Weng kam als Zweite ins Ziel, 17 Sekunden hinter Laukli. Rang drei ging an Vorjahressiegerin Delphine Claudel, die zwar mit 39 Sekunden einen relativ großen Rückstand hatte, aber auf dem letzten Kilometer noch einige Athletinnen einholte. Kerttu Niskanen kam direkt dahinter als Vierte über die Linie vor einer starken Patricija Eiduka. Jessie Diggins quälte sich mit Schmerzen durch die Hämatome nach ihrem Sturz in Davos, bei dem sie sich den Stock in die Hüfte rammte, und völlig erschöpft mit 48 Sekunden Rückstand als Sechste ins Ziel. Krista Pärmäkoski wurde Siebte vor Kristin Austgulen Fosnæs, Katharina Hennig und Frida Karlsson ins Ziel. Pärmäkoski gab später bekannt, dass es definitiv ihre letzte Tour de Ski gewesen sei. „Vielleicht trete ich irgendwann nochmal bei Rampa con i campioni an“, sagte sie. Die Entscheidung hat sie erst im Laufe dieses Tages getroffen. „Ich habe mir vorgenommen, heute noch einmal alles zu geben. Ich wollte es ein letztes Mal genießen.“ Aber so ein Genuss war es dann doch nicht: „Es hat sich nicht gut angefühlt und jede Zelle schmerzt. Aber es ist was fürs Herz.“ Eine Entscheidung über ein Karriereende soll aber noch nicht gefallen sein.
Diggins rettet 31 Sekunden
Mit 44, 49 und 63 Sekunden Vorsprung auf Frida Karlsson, Kerttu Niskanen und Heidi Weng, die auf den Plätzen drei, vier und sechs gelegen hatten, war Jessie Diggins in die letzte Etappe gestartet. Obwohl sie sich schon früh quälen musste und im Ziel minutenlang nicht ansprechbar war, rettete sie 31 Sekunden ihrer Führung in Ziel. Unterwegs war sie immer über den Zwischenstand in der Gesamtwertung informiert. „Dieser Erfolg war für das Team, genau wegen des Teams! Die letzten drei Tage habe ich ziemlich schlimme Schmerzen gehabt wegen meiner geprellten Rippen. Atmen und Doppelstockschub ging nur unter Schmerzen, ich habe schlecht geschlafen und mich unter dem Druck durchgekämpft… und dieses Team zusammen mit meinen Unterstützern zu Hause haben mir auf jede mögliche Weise geholfen, das durchzuhalten. Ich kann nicht genug Danke sagen, aber diesen Tour de Ski Sieg habe ich nur wegen euch geschafft“, schreibt sie auf Instagram. Auf den Plätzen dahinter war der Kampf aber groß und 1,5 Kilometer vor dem Ziel waren die drei Verfolgerinnen virtuell quasi zeitgleich. Am Ende ging Platz zwei mit acht Sekunden Vorsprung an Heidi Weng, Kerttu Niskanen wurde Dritte. „Ich hätte nicht gedacht, dass das heute so gut läuft. Es hätte gar nicht besser gehen können. Das ist wie ein Sieg für mich“, freute sich Heidi Weng über zwei zweite Plätze. „Eigentlich mag ich den Beginn eines Massenstarts, aber heute kam ich in Panik. Ich wollte vorn sein, aber die kamen aus allen Richtungen“, so Weng, die zuerst keine Ahnung hatte, dass es für Gesamtrang zwei gereicht hatte. Nach ihrem Zusammenbruch vor einem Jahr tat sich Frida Karlsson auch diesmal wieder schwer und lag am Schluss 28 Sekunden hinter dem Podium. Sprinterin Jonna Sundling brachte einen erstklassigen fünften Gesamtrang nach Hause wie auch Linn Svahn als Sechste. Krista Pärmäkoski verpasste das Podium in diesem Jahr deutlich als Siebte, Rang acht ging an Patricija Eiduka.
Hennig überraschte Neunte am Final Climb
Von ihrem neunten Platz an der ungeliebten Alpe Cermis zeigte sich Katharina Hennig sehr überrascht. „Es ging heute leichter als erwartet. Ich bin gerade selbst etwas überrascht von mir, weil es hier hoch natürlich nicht meine Paradedisziplin ist. Ich bin eher ein muskulöser Typ, darum gehe ich das eher mit Vorsicht an. Darum bin ich sehr sehr glücklich, heute Neunte geworden zu sein. Das ist für mich richtig viel wert und ich wundere mich auch, dass ich mich heute noch so gut gefühlt habe“, freute sie sich. „Ich glaube, ich komme langsam wieder in Schwung. Es war schwer, in die Tour reinzukommen, für mich waren die letzten Tage nicht leicht, weil es ist bitter, wenn man so eine Krankheit erwischt und jede Krankheit ist anders und diesmal hat es ein bisschen länger gedauert. Umso glücklicher war ich, dass wir als Team so performt haben, da ist es nicht so aufgefallen.“ In der Gesamtwertung bedeutete das einen sehr guten elften Rang nach ihrer Corona Infektion. Dann richtete sie noch einige Worte an Teamkollege Friedrich Moch: „Lieber Frie, Hut ab, Chapeau! Das ist ein Karrrieretraum, den er sich hier erfüllt hat. Das schafft nicht jeder und es ist sehr lange her, dass das ein Deutscher Langläufer geschafft hat. Darum Hut ab und Danke ans gesamte Team, denn das haben wir zusammen geschafft!“
Carl wird Gesamt-Neunte
Victoria Carl beendete die Tour de Ski auf einen versöhnlichen neunten Rang. Nach dem Zeitverlust durch Sturz und Stollenbildung in Davos musste sie sich nun erstmals den Final Climb hinaufquälen, der ihr wie erwartet wegen ihrer Größe und höherem Gewicht nicht entgegenkam, so dass sie den Massenstart aber immerhin als 14. mit 1:52 Minuten Rückstand beendete. „Mir ging es tatsächlich sehr gut. Es war am Anfang ein bisschen hektisch im Stadion, aber Gott sei Dank auf der Fläche haben wir alle keinen wirklichen Druck gemacht und es hat keine angesetzt zum Überholen, weil sehr wenig Platz war. Und dann kam da der Final Climb“, meinte Victoria Carl und erzählte weiter: „Er war sehr hart für mich, vor allem die Bedingungen waren sehr langsam, aber ich habe mich dann am Ende im 1-1 noch einmal gut berappelt und konnte meine Stärken dann doch nochmal ausspielen.“ Auf einen Gesamtsieg und vielleicht auch ein Podium sollte man bei Victoria Carl in der Zukunft nicht hoffen, das ist ihr nach dieser ersten kompletten Tour klar: „Ich nehme aus dieser Tour auf jeden Fall mit, dass man von Rennen zu Rennen denken muss und das vor allem für mich jedes einzelne Rennen zählt und dass ich nie auf den Gesamtsieg gehen werde.“ Nun ist für die Thüringerin erstmal Erholung vor dem Heimweltcup angesagt: „Ich werde in meine Stamm-Physio gehen, gut essen und die Beine hochlegen.“ Lisa Lohmann beendete die Tour de Ski mit einem 26. Rang bergauf und wurde insgesamt 23.
Stadlober: „Leider nicht mein Tag“
Nachdem sie als Erste in den Schlussanstieg gegangen war, musste Teresa Stadlober schnell feststellen, dass es einfach nicht ihr Tag war. Nach und nach wurde sie von zwölf Athletinnen überholt, was Platz 13 am Final Climb bedeutete mit 1:41 Minuten Rückstand. Das war auch ihr Endrang in der Gesamtwertung. „Das war heute leider nicht mein Tag und wirklich ein zaches Rennen“, sagte sie später. „Ich hatte super Material und habe dadurch das Feld zu Beginn sogar relativ locker anführen können. Am Berg habe ich aber vom ersten Meter gekämpft und mir auch technisch sehr schwergetan. Im Moment ist das natürlich ein wenig schade, weil ich in der Gesamtwertung ein paar Plätze verloren habe, aber die anderen waren heute einfach besser. Jetzt werde ich mich erst einmal gut erholen und anschließend auf Oberhof vorbereiten. Das gesamte Service- und Betreuerteam hat während der Tour eine super Arbeit geleistet und dafür möchte ich mich auch sehr bedanken.“ Die beiden Schweizerinnen mussten in ihrem ersten Final Climb hart kämpfen. Nadja Kälin und Désirée Steiner büßten als 24. und 25. knapp dreieinhalb Minuten auf die Siegerin ein. Désirée Steiner verpasste im Gesamtklassement die Top 20 um vier Sekunden, Nadja Kälin wurde 24.
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