Katharina Hennig hat bei dieser Tour de Ski als Fünfte das bisher beste Ergebnis einer DSV-Starterin erreicht. Der Gesamtsieg ging an Frida Karlsson, auch wenn es knapper wurde als erwartet. Delphine Claudel feierte im Final Climb ihren ersten Weltcupsieg.
Kontrolliertes Tempo zu Beginn
Die zuvor vereinbarte Zusammenarbeit im gestrigen Massenstart zwischen Frida Karlsson, Kerttu Niskanen und Katharina Hennig sorgte nicht bei allen für Zufriedenheit. Natürlich nicht bei den Norwegerinnen, gegen die man diesen „Pakt“ schloss, aber auch Niskanen kritisierte später vor allem Frida Karlsson, sie habe nicht genug mitgearbeitet. Das war heute aber alles vergessen, man konzentrierte sich auf die schwierige Schlussetappe, auf der zunächst Jessie Diggins, für die diese Tour de Ski absolut nicht nach Wunsch verlief, auf der Stadionrunde die Führung inne hatte. Nach 2,3 Kilometern sicherte sich Tiril Udnes Weng die Bonuspunkte, die aber keinen Einfluss mehr auf die Punktewertung hatten. Auf der Überführungsstrecke kontrollierte Nadine Fähndrich die Geschwindigkeit, aber sobald es am Fuße des Berges breiter wurde, gingen die Favoriten nach vorn.
Karlsson startet zu schnell
Nun folgten die gefürchteten entscheidenden 3,5 Kilometer dieser finalen Etappe: 418 Höhenmeter, zum vierten Mal im Massenstart. Frida Karlsson übernahm das Kommando mit Heidi Weng, die an der Alpe Cermis immer zu den Besten gehörte, an ihren Skienden. Auf den ersten Metern folgten Kerttu Niskanen, Astrid Øyre Slind und auch Jessie Diggins arbeitete sich wieder vor. Im ersten Steilstück mit 26,5% Steigung ging die Schwedin forsch voran, löst sich von Heidi Weng, die die Lücke aber schnell wieder zulief. Kurz darauf lief Delphine Claudel die entstandene Lücke zu gefolgt von Niskanen, Tiril Weng und Margrethe Bergane. Nach etwa 8,5 Kilometern übernahm die Französin die Führung und setzte sich zusammen mit Heidi Weng ab. Frida Karlsson bekam sichtlich immer mehr Probleme, blieb mit dem Stock am Tor hängen, konnte mit dem Duo nicht mitgehen und sah sich dann auch nach hinten um. Schon waren die nächsten Damen hinter ihr und Niskanen und Tiril Weng überholten sie bald. Auch die andren Damen, Jessie Diggins, Sophia Laukli, Rosie Brennan und Margrethe Bergane sowie Patricija Eiduka, Astrid Øyre Slind sowie Teresa Stadlober kamen immer näher und die Schwedin quälte sich Meter für Meter. Im letzten Steilstück mit 28% ging schließlich Diggins vorbei, aber auch die anderen sollten noch folgen während des letzten Kilometers. Auf den letzten 600 Metern wurde es endlich flacher und so manche Athletin hatte sich noch Kräfte aufgespart. Delphine Claudel, die im gesamten Anstieg sehr locker aussah, attackierte und setzte sich von Heidi Weng ab, was den ersten Weltcupsieg in der Karriere der Französin bedeutete. Heidi Weng kam 20 Sekunden später ins Ziel. Perfekt eingeteilt hatte sich auch Sophia Laukli den Anstieg, schon im letzten Jahr hatte sie bewiesen, dass ihr die Alpe Cermis liegt. Diesmal stürmte sie 35 Sekunden hinter der Siegerin als Dritte ins Ziel. Sie gewann den Zielsprint gegen Kerttu Niskanen. Jessie Diggins und Rosie Brennan kamen wenig später zusammen als Fünfte und Sechste ins Ziel. Teresa Stadlober, die junge Margrethe Bergane und überraschend auch Sprinterin Eva Urevc kamen noch vor Tiril Udnes Weng ins Ziel. Bis Frida Karlsson als 15. über die Linie fiel, sollten noch weitere 25 Sekunden vergehen.
Fink 16. vor Hennig als 19.
Für Katharina Hennig lief es nach ihrer Erkältung zu Weihnachten, den anstrengenden sechs Etappen und dem großen Erfolg gestern heute nicht mehr so gut. Vor dem Start meinte sie noch: „Es ist etwas ganz besonders und ein sehr harter Wettkampf, aber auch nicht härter als andere Rennen. Man muss immer bis ans Limit gehen. Es ist ein sehr spezieller Wettkampf, ein ständiges Keulen, es geht nie bergab. Da muss man gucken, was noch im Tank ist.“ Wie auch Stadlober startete sie defensiv in den Final Climb, was Teamchef Schlickenrieder aber noch nicht beunruhigte: „Wichtig ist es, sich einzugrooven und sich auf den Anstieg einzustellen. Nicht überpacen und ihr eigenes Tempo gehen. Hier bei uns im zweiten Steilstück kann sie dann immer noch Gas geben“, sagte Schlickenrieder im ZDF. Als Zehnte ging sie in den Berg, wurde dann aber nach und nach von anderen Athletinnen eingeholt. Auch von Pia Fink, die noch vorsichtiger angegangen war und dann ihren Rhythmus fand. Im zweiten Steilstück ging sie an der Teamkollegin vorbei. „Los, Pia, weiter so! Da holst du dir noch ein paar! Komm, Katha, du schaust wieder besser aus! Lass den Ski fahren“, feuerte Schlickenrieder seine Schützlinge an. Pia Fink gab noch einmal alles und lief sogar fast noch an Frida Karlsson heran, bevor sie unmittelbar hinter ihr als 16. die Linie erreichte. Katharina Hennig belegte elf Sekunden später Position 19. im Massenstart. Laura Gimmler kämpfte sich als 27. durch ihren ersten Final Climb, 15 Sekunden hinter ihr erreichte Lisa Lohmann als 29. das Ziel und löste damit das Ticket für die U23 WM. Kurz darauf belegte Nadine Fähndrich Rang 31.
Karlsson gewinnt Tour de Ski – Hennig Fünfte
Frida Karlsson hat es doch noch geschafft: Trotz ihres Einbruchs reichte es dank ihres großen Vorsprungs noch zum Gesamtsieg bei der ersten Tour de Ski, die die junge Schwedin beenden konnte. Die 21-Jährige rettete 33 Sekunden ihres Vorsprungs ins Ziel, Rang zwei ging an Kerttu Niskanen. Bei der Siegerehrung fehlte die Schwedin, nachdem sie völlig erschöpft im Ziel zusammengebrochen war und sich behandeln lassen musste. Kurz darauf aber Entwarnung: Schwedische Medien berichteten, sie sei wach und ansprechbar. Der schwedische Verband vermeldete: „Frida geht es den Umständen entsprechend gut!“ Tiril Udnes Weng verlor zwar noch Platz zwei an die Finnin, wird mit dem Podium aber mehr als zufrieden sein. Der Podestplatz war jedoch auch nicht gefährdet, der viertplatzierten Rosie Brennan fehlte eine Minute auf Weng. Katharina Hennig schrieb als Fünfte deutsche Langlauf-Geschichte mit dem besten Gesamtresultat einer DSV-Athletin. Peter Schlickenrieder sagte zufrieden: „Toller Abschluss mit fünften Platz, den sie übers Ziel gerettet hat. Man hat gesehen, wie sie fighten musste. Bestes Ergebnis, das die DSV Damen je erreicht haben. Tolle Mannschaftsleistung, das stimmt uns sehr zufrieden.“ Das bisher beste Gesamtresultat einer DSV-Dame hatten sowohl Claudia Nystad 2008 als auch Katrin Zeller 2012 jeweils als Sechste erreicht. Zudem gab es weitere Top10-Platzierung durch Zeller, Nicole Fessel, Denise Herrmann, Evi Sachenbacher-Stehle, Steffi Böhler und Katharina Hennig selbst.
Karlssons erste Worte nach Kollaps
Später gab Frida Karlsson dem Expressen ein Interview: „Ich habe mich wie eine Ratte gefühlt. Ich habe mich echt nicht gut gefühlt. Ich kann mich an nicht viel erinnern. Aber mit etwas Blaubeersuppe habe ich mich wieder erholt“, sagte sie und beschreibt weiter: „Ich habe meine Arme und Beine nicht mehr gespürt, fühle mich jetzt aber viel besser. Das war sehr beängstigend, aber nun bin ich zurück. Es ist ein Sieg. Sie haben mir gesagt, dass ich gewonnen habe, auch wenn ich nicht an der Siegerehrung teilnehmen konnte. Aber es ist ein großer Erfolg.“ Dieser Kollaps war nicht der erste für Frida Karlsson, ähnlich wie Jessie Diggins geht sie oft über die Grenze. „Ich hatte das schon mal, aber das ist immer fürchterlich. Ich habe es mit der Angst zu tun bekommen. An die letzten 100 Meter vor dem Ziel kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nicht, was da passiert ist. Ich habe mich gestern im Ziel schon etwas benommen gefühlt“, so Karlsson, deren erster Gedanke der Siegerehrung galt: „Als ich wieder zu mir kam, fragte ich direkt „Wann ist die Siegerehrung?“, aber es hätte merkwürdig ausgesehen, wenn sie mich auf der Bahre hingetragen hätten.“ Per Nilsson, der neben seinem Job als deutschem Damen-Trainer auch weiterhin Karlssons Privattrainer ist, sagte: „Sie war immer bei Bewusstsein, aber komplett leer. Ich habe mit ihr selbst noch nicht gesprochen, aber es ist schlimm, sie so zu sehen, auch mental. Es war wahrscheinlich eine Kombination aus alles, es war ein harter Tag“, so Nilsson. „Manchmal fragt man sich, ob es das wert ist, aber sie sieht die Grenze nicht. Wenn sie erschöpft ist, macht sie einfach weiter. Ich hoffe, es geht ihr gut. Das ist eine Qualität, die sie hat, aber auf einem Kur wie diesem, wo es keine Erholung gibt, wird es… es ist das erste Mal, dass sie hier gelaufen ist, so wird sie daraus lernen können. Sie wird nächste Woche mehr Erholung als geplant bekommen. Das ist sehr wichtig. Der größte Fehler, den man nun machen kann, ist zu früh wieder zu starten. Also ein paar Tage Pause, dann leichtes Training.“
Hennig kränkelnd und zufrieden
Obwohl sie sich nicht ganz gesund fühlte, stellte sich die Sächsin noch einmal der Herausforderung und belohnte sich mit einer tollen Tour de Ski. Nach dem Rennen sagte sie im ZDF: „Jetzt ist es schön, vorhin war es nicht schön. Ich bin froh, heute an den Start gegangen zu sein. Ich hatte gestern das Gefühl etwas krank zu werden. Gut, dass ich gestern an den Start gegangen bin und ich bin froh, Platz fünf abgesichert zu haben. Ich hoffe, es haut mich jetzt nicht voll auf die Bretter und ich kann mich gut erholen. Wenn heute ein Trainingstag gewesen wäre, hätte ich heute nicht trainiert“, so Hennig, die weiter erzählt: „Wenn man mir vor eineinhalb Wochen gesagt hätte, dass ich hier als Fünfte stehe mit einem Weltcupsieg, hätte ich das nach der Erkältung zu Weihnachten nicht gedacht. Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich das durchgezogen habe trotz Krankheitsgefühl. Das hat sicher viel Kraft gekostet, aber die WM ist ja erst Ende Februar. Da kann ich nochmal in Ruhe aufbauen im Training.“
Stadlober als Siebte wie gewohnt stark – Neunte Gesamt
Teresa Stadlober ging zunächst vorsichtig in den Final Climb, steigerte sich dann aber nach und nach und sammelte eine Athletin nach der anderen ein. Im flacheren Abschnitt vor dem Ziel stürmte sie an Frida Karlsson vorbei, die sie im Ziel mehr als eine halbe Minute hinter sich ließ. In der Gesamtwertung bedeutete das nach vier Top7-Plätzen Rang neun. „Das war heute noch einmal ein super Finish und mit diesem siebenten Platz bin ich auf jeden Fall sehr glücklich. Bei den Distanzrennen der Tour vier Mal unter die Top-7 gekommen zu sein, ist für mich, nach diesem doch etwas schwierigen Saisonstart, richtig gut. Ich bin wirklich sehr happy und dass es für mich so gut laufen wird, hätte ich mir vor der Tour nie gedacht“, freute sich die Salzburgerin. „Auch der neunte Platz in der Gesamtwertung ist einfach cool und das stimmt mich auf jeden Fall zuversichtlich für die WM. Jetzt werde ich erst einmal ein paar Tage die Füße hochlegen und mich gut erholen. Die Sprintrennen in Livigno werde ich definitiv auslassen und danach möchte ich wieder in den Weltcup einsteigen. Ich muss mich auch beim gesamten Team bedanken, denn es war für uns alle eine richtig harte Tour. Die Betreuer haben von früh bis spät gearbeitet, ich hatte super Material und nur so können solche guten Ergebnisse zustande kommen. Die Tour de Ski ist immer eine Teamleistung und es war für uns alle eine mega Zeit.
Fink nach Verletzung starke Gesamt-15.
Auch Pia Fink sagte nach dem Rennen, dass mehr erreicht hat, als sie gedacht hätte – vor allem wegen ihrer schmerzhaften Entzündung der Fußsehnen (Plantarfasziitis), wegen der sie den Weltcup in Ruka abbrechen und eine Pause einlegen musste. „Mit der heutigen Etappe bin ich echt sehr zufrieden. Ich war gestern schon sehr kaputt und mir gar nicht mehr sicher, wie viel Kraft ich überhaupt noch übrig habe und hätte deswegen gar nicht so ein Ergebnis erwartet. Drum freue ich mich jetzt umso mehr und auch mit dem 15. Platz in der Gesamtwertung habe ich mein Ziel mehr als erreicht“, freute sich Pia Fink und sagt weiter: „Mit der ganzen Tour bin ich schon sehr zufrieden, gerade mit meiner Verletzungspause im Dezember konnte ich es gar nicht so einschätzen, wie gut ich nun durchkomme und wie mein Fuß das mitmacht. Zuerst habe ich geschaut von Tag zu Tag, ob ich irgendwas spüre oder wie es geht. Von daher bin ich sehr zufrieden. Ich glaube, so gut habe ich noch nie eine Tour abgeschlossen und jetzt freue ich mich auf ein paar ruhigere Tage und dann auf die nächsten Wettkämpfe.“
Gimmler 16.: „Wie erwartet verschlechtert“
Laura Gimmler beendete ihre erste Tour de Ski, worauf sie sich sehr gefreut hatte. Auch wenn davor noch der Final Climb kam, der der Oberstdorferin nicht unbedingt entgegen kommt. Dennoch blickt sie positiv auf die letzten Tage zurück. „Ich bin sehr als glücklich mit meiner Tour de Ski, meiner ersten Tour de Ski, die ich ins Ziel gelaufen bin. Habe nun den 16. Platz in der Gesamtwertung, auch wenn ich mich heute in der ultraharten Bergetappe ein paar Plätze verschlechtert habe. Das habe ich auch so erwartet, weil Skating nur bergauf nicht unbedingt meine allergrößte Stärke ist“, sagte Laura Gimmler. „Aber im Großen und Ganzen bin ich mit Platz 16 sehr zufrieden. Ich habe meine Erwartungen definitiv übertroffen und muss sagen, so konstant gute Ergebnisse über die ganze Tour hinweg, egal ob Sprint, Distanz klassisch oder Skating, macht mich sehr stolz. Ich war fast immer Top15 und auch mal Top10, dann noch der Sieg im Prolog neulich – ich denke, die Form stimmt und macht richtig Lust auf den weiteren Winter.“
Lohmann löst U23-Ticket
Lisa Lohmann gelang es mit Rang 29 und als 34. in der Tour de Ski, „endlich“ das Ticket für die U23-WM zu lösen, was das nächste große Ziel für die Thüringerin ist. „Es ist meine zweite Tour, die ich zu Ende gelaufen bin. Also auch zum zweiten Mal den Final Climb und ich bin echt froh, dass ich es gemacht habe. Gestern war ich ein bisschen unschlüssig, ob ich laufen soll oder nicht, aber im Endeffekt war es genau die richtige Entscheidung. Mit dem 29. Platz habe ich auch meine U23-Quali endlich in der Tasche, was ich eigentlich schon viel eher schaffen wollte. Aber das hat mir dann doch ein paar Probleme bereitet. Ich bin mega zufrieden mit dem Rennen heute. Mit Val Müstair war ich nicht ganz zufrieden, beim Verfolger hatte ich schon mehr erhofft, dann kam dort der blöde Sturz hinzu. Dann war das Rennen gelaufen. Alles in allem waren das solide Rennen mit Luft nach oben, aber ich hoffe, das das Glück zumindest zur U23 WM dann auf meiner Seite ist und ich dann dort gut beziehungsweise sehr gute Ergebnisse erlaufen kann. Da liegt jetzt mein Fokus drauf“, sagte sie.
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